Nucades hat geschrieben: ↑Mi 26. Nov 2025, 17:32
... aber hat das Pferd einen eigenen Humor oder wiederholt es Verhalten, weil dieses positive Reaktionen beim Menschen auslöst?
crinblanc hat geschrieben: ↑Do 27. Nov 2025, 08:55
was mir gestern noch durch den Kopf ging- vielleicht müßte man auch erst mal definieren, was "Humor" ist/sein sollte?
Nun, eine der möglichen Definitionen lautet wohl: "Humor ist, wenn man trotzdem lacht."
Erheblich gravierender auch an einer Stelle des von Romy verlinkten Artikels "Wild laughs: Ontogenesis and phylogenesis of humour" von Maria Elide Vanutelli, Moritz M. Daum und Mirella Manfredi, Punkt 6.3:
Nonetheless, as already highlighted by the Relief Theory [54], [55], it is well known that people can also display humour as a coping mechanism in high-stress situations [56], [57]. This type of humour has been observed especially in studies on survivors of extreme adversity, such as concentration camps. In these contexts, the use of humour through jokes about oppressors and the difficulties suffered is a valuable tool to maintain cohesion among the group and to maintain high self-respect, individual well-being, and hope, enabling individuals to survive in extreme circumstances [58], [59], [60]. This is a complex kind of humour, which, by involving incongruity and multiple interpretations, provides a way for the individual to change perspective on a stressful situation, reevaluating it from a less threatening point of view by allowing the person to think more broadly and creatively about problem-solving [61].
Im erweiterten und alltäglicheren Sinne bedeutet das unter anderem, daß jemand, der den Schaden hat, zwar für den Spott nicht zu sorgen braucht, wohl aber mitlachen kann
— wenn er denn Humor hat.
Ob allerdings Pferde unter üblen Lebensbedingungen, in freier Wildbahn oder bei schlechter Haltung, ihr psychologisches Durchhaltevermögen mit Humor stärken können, und wie man so etwas gegebenenfalls erkennen könnte, das weiß ich nicht. Bei dem, was manche Pferde aushalten müssen, scheint mir ein Irgendwas dieser Art recht wahrscheinlich
— aber das muß nicht unbedingt Humor sein. Mahatma Ghandi und Nelson Mandela sind ebenfalls anders vorgegangen.
Die bisherige Diskussion behandelt jedoch weniger die Frage dissoziativer Techniken oder Reflexe zur psychologischen Selbsterhaltung. Es geht wohl eher um die Frage, ob Pferde Spiele treiben, auch neckische, und dabei ihren Spaß haben (anstatt bloß dem Menschen gefallen zu wollen).
Und hier ist meine Antwort ein klares "Ja", wo ich bei Schaden-Spott-Humor über ein ebenso eindeutiges "Keine Ahnung" nicht hinausgehen würde.
Wenn beispielsweise Charm beim Grasen systematisch am Rand der Flächen entlangschrappt, die wir beweiden dürfen, wenn ich dann irgendwann keine Lust mehr habe, ihn zu überwachen wie Milch auf dem Feuer und energisch werde, wenn er daraufhin Richtung Feldmitte wegspringt oder -läuft und mich aus vielleicht zehn Metern Entfernung über die Schulter mit seinen "Äätsch–nä-nä-nääre"–Augen ansieht, dann ist das eindeutig Spiel und Spaß und Schabernack, nicht aber Schaden-Spott-Humor.
Zum besseren Verständnis muß ich hinzufügen, daß ich seit vielen Jahren meine Pferde täglich stundenlang frei weiden lasse, weder angebunden noch eingezäunt, daß sie also ebensogut auch weglaufen könnten (was sie aber glücklicherweise nicht tun), und daß ich Charm erst seit neun Monaten habe.
Auch rate ich selbstverständlich in aller Form davon ab, diese meine Vorgehensweise nachzuahmen, weil das nämlich viel zu gefährlich ist:
Pferde haben nicht die Kampf-Option, die bei Eseln, Hunden, Katzen, Menschen, Hühnern etc. gang und gäbe ist. Sie sind also durch Jahrmillionen der Auslese darauf programmiert, im Zweifelsfalle wegzurennen — der letzte wird gefressen, und seine trägen Gene pflanzen sich auf die Dauer nicht fort.
Pferde also immer schön sichern!
Ich selbst bin zwar in Wirklichkeit ein alter Mann, aber meine Pferde sehen in mir wohl eher eine hinreichend kompetente Leitstute, deren Nähe bei Gefahr sehr viel wirksamer ist, als es das Heil in der Flucht wäre — und das hat sich bisher auch stets bewahrheitet, gewissermaßen wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Zur eigentlichen Frage fällt mir also, wie so oft, eigentlich nichts Genaues ein.
Um mich aus dieser Verlegenheit zu retten, wünsche ich Euch allen frohe
— auch spaßige, und natürlich möglichst schadenfreie
— Festtage zum Jahresende!