Reiten als Grundrecht des Pferdes

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Equester
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Equester »

So, ich wollte eigentlich nichts mehr zu dem Thema schreiben, weil es mich schlicht und ergreifend ärgert. Mich ärgert nicht die Aussage, dass Pferde im Gelände geritten werden müssen, mich ärgert der Absolutismus, der dahinter steht. Mich ärgert auch die gewollte Provokation in der Form wie sie hier von Piebald bewußt gestaltet und von der Moderation als sehr gut empfunden wird. Im Gegenzug werden jedoch die Leute, die sich - aus welchen Gründen auch immer - angegriffen und beleidigt fühlen und auch noch den Mut haben, dies öffentlich Kund zu tun, im besten Fall nicht wahrgenommen oder mit Unverständnis vielfach beglückt. Wie kann man sich nur angegriffen fühlen.... *empörtguck* . Ich finde, eine ausgewogene Diskussion lebt davon und beinhaltet das Grundrecht, dass jeder seine persönliche Meinung einbringen darf und dass von den anderen Diskussionsteilnehmern diese Gefühlswelt respektiert werden muss. Ich hätte es schön gefunden, wenn man versucht hätte, zu verstehen, warum jemand auf solchen (aus meiner persönlichen und unwichtigen Ansicht heraus platten ) Aussagen betroffen reagiert und nicht die Reaktion als unsinnig und völlig überzogen hingestellt wird. (Hm, es macht tatsächlich Spaß, auch mal provokant zu sein :zahn: ) Wenn Piebald es schafft, 3x die Woche 6 Pferde im Gelände zu bewegen und die Haltunsform absolut stimmt, dann freut es mich für die Pferde und ich ziehe meinen Hut vor ihm. Aber ich ziehe auch den Hut vor jemanden, der außer Reiten alles für sein Pferd tut, inkl. hohe finanzielle Belastungen auf sich nimmt und im Gegenzug nicht über Nasekraulen und Bodenarbeitskram hinauskommt.

Mir fehlt auch die Einsicht von den vielen Zustimmern, dass eben nicht jeder Piebalds Meinung teilen möchte und ich mag es gar nicht, dass ernsthafte Gründe für Nichtreiten mit einer Handbewegung weggewischt werden und man gnädig mitgeteilt bekommt, dass es schon Gründe gibt, aber.....

Ich arbeite täglich mit gestörten Pferden zusammen, die sich nur sehr selten auf Grund einer Erkrankung problematisch verhalten. Fast immer ist der Mensch das eigentlich Problem, oder irgendein Mensch hat mal was gemacht, was das Pferd so verstört hat und der aktuell Besitzer muss das jetzt irgendwie auflösen. Und nicht immer (oder leider nur sehr selten) kann ich den Pferden und den Besitzern helfen, indem ich sie auffordere, Auslauf im Gelände zu praktizieren. Wesentlich öfter weise ich darauf hin, dass der Sattler, Schmied, Tierarzt, Osteo usw notwendig wäre, weil da etwas nicht stimmt und auch wenn es billiger wäre, nur einfach auszureiten, löst das nicht die Probleme von dem jeweiligen Pferd. Und wenn es dem Besitzer hilft, mehr Vertrauen in sich und sein Pferd zu kommen, dann finde ich auch eine TK gerechtfertigt, ob ich da nun dran glaube oder nicht. Und wenn ein Mensch seine Verantwortung dem Pferd gegenüber so versteht, dass er es auf gar keinen Fall reiten will aber ansonsten alle Bedürfnisse perfekt bedient, dann ist das deutlich mehr als ich bei vielen tollen Geländereitern sehe, die im Gelände die Pferde verheizen. Und wenn jemand (ich laufe gerade warm :breitgrins2: ) jemand die Haltungsform in der Box mit ab und zu ein wenig Auslauf ohne Sozialkontakt schön redet, weil man sich keine 20 Kilometer pro Stallfahrt antun möchte und sich dann damit brüstet, dass er aber dem Grundrecht Genüge tut, weil er 3 x die Woche ins Gelände geht, dann muss ich mich sehr zusammen nehmen, dass ich nicht grob werde.

Ach ja, ich bin leidenschaftlicher Geländereiter. Ich liebe es stundenlang mit meinem Pferd durch die Gegend zu ziehen und mich dem Gefühl der absoluten Einheit hinzugeben. Ich finde, ICH hätte etwas verpasst, würde ich das noch nie gemacht haben, ob das anderen auch so geht, kann und will ich nicht beurteilen.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Sheitana
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Sheitana »

Equester,

und ganz ehrlich, jetzt fehlt mir bei dir aber genauso die Toleranz gegenüber anderen Meinungen... ;) Es ist nicht hilfreich die eine Seite zu verurteilen und dafür die gleichen Unterstellungen zu tätigen, die man der anderen Seite vorwirft.

Und ja, ich empfinde Piebalds Thread als außerordentlich erfrischend. Weil es eben mal zu einer wirklich konstruktiven Diskussion führt, in der sehr viele vielschichtige Meinungen aufeinander treffen.

Ich respektiere die Gefühlswelt anderen Menschen durchaus. Trotzdem kann ich nicht verstehen, wieso manch einer sich den ein oder anderen Schuh anzieht :nix: Wenn ich mit einem Thema nichts anfangen kann, dann lese ich es nicht. Wenn es mich nicht betrifft ebenso nicht. Und wenn ich mich derart provoziert fühle, dann überlege ich, warum das so ist :nix:

Zum Thema Problempferde: Ich schätze die Arbeit von Osteo, Tierarzt, Sattler etc. sehr, bin selbst aber der Meinung, wenn der Ein oder Andere mal weniger an den Probleme rumdoktern würde, dafür mal mehr zum eigentlich Arbeiten mit dem Pferd kommen würde, dann wären viele Probleme wesentlich schneller gelöst. Das auch aus der Erfahrungen mit Pferden mit erheblichen Problemen heraus.
Und ich bitte darum, dass als meine ureigenste Meinung aufzufassen und bitte nicht irgendwelche Unterstellungen hinein zu interpretieren... ;)
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A.Z.
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von A.Z. »

Yogini hat geschrieben:Darf man Anfragen stellen, wann ein Grund triftig ist?
Darüber hat hier keiner das Recht zu richten. Aber ich finde es aus meiner Erfahrung - nur darüber kann und möchte ich sprechen - heraus wichtig, dass jeder seine Gründe immer wieder selbst auf den Prüfstand stellt: "Sind sie noch trifftig?"

Ich selber musste nämlich schon erfahren, dass meine scheinbar wirklich trifftigen Gründe Ausreden waren um mich selber vor einem unbequemen Weg des Lernens und Übens zu bewahren. Wie schon gesagt, ich bin dem Freund dankbar, der sie für mich auf den Prüfstand gestellt hat, sodass ich eine andere Antwort finden konnte.

Ansonsten würde es heute nämlich nicht so aussehen, dass der holde Herr Pferd mal eben festlegen darf, dass heute eine Trab- und Gallopptag ist und dass die Runde die ich vorschlage / anordne ja wohl bitte nicht alles gewesen sein kann und wir bitte gefälligst nochmal was dran hängen *abbieg*- so geschehen erst letzten Freitag. :ohhh: Die Folgen spüre ich heute - herzlich willkommen lieber Muskelkater.
Aber ja, ich nehme ihm momentan auch noch die Freiheit über 3 Stunden hinaus zu gehen, da ich ihm dank Schnee keine Weidepause bieten kann und das ungesund finde und ja, ich denke, den Überblick habe ich allein, was da geht und was nicht. :shy: Und ja, bei uns schaut das durchaus so aus, dass er unterwegs an Grasflecken ankern darf und es erst weiter geht, wenn er mehr oder weniger freiwillig mitkommt. Oder wir graswandern und kürzen Grasränder der Wege.
Yogini hat geschrieben:So und jetzt will ich das Recht der ausgerittenen Pferde auf entsprechende vorbereitende und gymnastizierende Übungen nochmal ansprechen. Pferde mit hängenden Rücken, auf der Vorhand latschend oder gar durchgedrücktem Rücken und Unterhals sieht man auch gerne mal im Gelände. Ob das so gut tut, stelle ich mal in den Raum.
:five: Das erkläre ich Herrn Pferd mindest 3 Mal die Woche, dass seine heißgeliebten Langstreckenwanderungen ohne ein Minimum an Sandkastengymnastik nicht funktionieren. Und wir haben auch dazu einen Konsens gefunden. :-n
Viele Grüße Angela

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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Equester »

Sheitana hat geschrieben:Equester,

und ganz ehrlich, jetzt fehlt mir bei dir aber genauso die Toleranz gegenüber anderen Meinungen... ;) Es ist nicht hilfreich die eine Seite zu verurteilen und dafür die gleichen Unterstellungen zu tätigen, die man der anderen Seite vorwirft.
Und wo habe ich geschrieben, dass ich das Statement von Piebald und den Anderen ablehne? Ich habe geschrieben (bewußt provokant :breitgrins2: ), ich bin gegen den Aboslutismus der dahinter steht, das ist etwas völlig anderes. Aber ich habe nirgends geschrieben, dass Ausreiten schlecht ist, ich bin nur schlicht und ergreifend der Meinung, dass dies nicht die einzige Möglichkeit ist, dass das Grundrecht des Pferdes auf Bewegung nur so richtig und umfassend befriedigen zu können und dass es andere Grundrechte gibt, die ich (also meinereiner) als wesentlich wichtiger einstufe und durch lange Geländeritte nicht wett gemacht werden können. Das ist meine persönliche Meinung und die hat keine Gültigkeit für jemand anders.
Sheitana hat geschrieben:Ich respektiere die Gefühlswelt anderen Menschen durchaus. Trotzdem kann ich nicht verstehen, wieso manch einer sich den ein oder anderen Schuh anzieht :nix: Wenn ich mit einem Thema nichts anfangen kann, dann lese ich es nicht. Wenn es mich nicht betrifft ebenso nicht. Und wenn ich mich derart provoziert fühle, dann überlege ich, warum das so ist :nix:
Hm, wenn jetzt niemand mehr schreibt, der sich den Schuh anzieht und nur noch Leute die das toll finden.... Und wenn jemand sich von dem Titel angelockt fühlt und ohne besonderen Grund schreibt, bzw. wenn es so etwas nicht geben würde , wäre das dann noch eine Diskussion? :kratz:

Aber genau um das geht es mir hier. Das Thema an sich ist nicht schlecht, wenn ich jetzt die Bewegung an sich als Grundrecht ansehe. Aber wo steht geschrieben, dass die einzig richtige Wahl der Geländeritt ist? Der Titel von dem Thema ist eine Behauptung, keine Frage und das wird auch in den Beiträgen von Pielbald deutlich. Und warum darf man emotional reagieren, wenn man dafür ist, aber nicht, wenn man dagegen ist? Ich habe das Gefühl (also ICH glaube zu erkennen), dass hier nur eine Meinung zugelassen und als richtig akzeptiert wird und das stört mich einfach. Ich finde nicht, dass man hier einen allgemein gültigen Konsens finden kann, weil das einfach jeder für sich und sein Pferd entscheiden muss und weil es Millionen von Gründen gibt, warum jemand nicht im Gelände reitet und das niemand das Recht hat, eine persönlich gefällte Entscheidung als falsch oder richtig zu werten. Dass es manche mit der Fürsorge überteiben, kommt sicherlich auch vor. Aber wenn ich als Pferd die Wahl hätte, würde ich im Ernstfall das Zuviel nehmen, das Zuwenig könnte mich umbringen..... ;)
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Sheitana »

Equester hat geschrieben: Hm, wenn jetzt niemand mehr schreibt, der sich den Schuh anzieht und nur noch Leute die das toll finden.... Und wenn jemand sich von dem Titel angelockt fühlt und ohne besonderen Grund schreibt, bzw. wenn es so etwas nicht geben würde , wäre das dann noch eine Diskussion? :kratz:
So habe ich das nicht gemeint und ich denke, das ist auch so ersichtlich.
Equester hat geschrieben: Und warum darf man emotional reagieren, wenn man dafür ist, aber nicht, wenn man dagegen ist?
Wenn man emotional reagiert ist es immer von Vorteil nicht gleich zu schreiben, sondern erstmal tief durchzuatmen und dann zu antworten. Egal welche Argumentation man nun vertrifft.
Equester hat geschrieben: Ich habe das Gefühl (also ICH glaube zu erkennen), dass hier nur eine Meinung zugelassen und als richtig akzeptiert wird und das stört mich einfach.
Ich kann das hier zugegeben nicht erkennen...
Equester hat geschrieben: Ich finde nicht, dass man hier einen allgemein gültigen Konsens finden kann, weil das einfach jeder für sich und sein Pferd entscheiden muss und weil es Millionen von Gründen gibt, warum jemand nicht im Gelände reitet und das niemand das Recht hat, eine persönlich gefällte Entscheidung als falsch oder richtig zu werten. Dass es manche mit der Fürsorge überteiben, kommt sicherlich auch vor. Aber wenn ich als Pferd die Wahl hätte, würde ich im Ernstfall das Zuviel nehmen, das Zuwenig könnte mich umbringen..... ;)
Ich denke sowohl das Zuviel, als auch das Zuwenig ist nicht angebracht. Denn Beides kann negative Auswirkungen für das Pferd haben... :nix:
Mia77

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Mia77 »

Wow, das entwickelt sich hier ja in eine ganz schön hitzige Diskussion, schade eigentlich. Also, dass man nicht sachlich diskutieren kann. Wobei ich ganz klar sagen muss, der Ausgangspost ist ganz ganz arg provokativ und, dass es Leute gibt, die das nicht witzig finden und entsprechend reagieren, kann ich ehrlich gesagt mehr als gut verstehen.
Auch wenn ich Piebalds Kernaussage eigentlich verständlich und richtig finde, so geht es mir ähnlich wie Equester, dass mich der Absolutismus, mit der diese Aussagen vertreten werden, ärgert, aber auch schockt.

Ich finde es gibt tausende gute Gründe, warum man nicht ins Gelände reiten sollte und dazu gehört meiner Meinung nach an vorderste Stelle die Angst. Wenn jemand im Gelände Angst hat, sollte derjenige weder von Fremden noch von sich selbst dazu - und sei es nur durch leichtfertig geäußerte Provokationen - getrieben werden, mit falschem Ehrgeiz die Angst besiegen zu wollen. DAS kann ganz ganz schnell richtig gefährlich werden, für Reiter, Pferd und viele Menschen, die ggf. mit demjenigen im Gelände Kontakt bekommen können. Und die in Gefahr geraten können, wenn die Angst die Oberhand behält oder auch mal berechtigt ist. Ich finde jeder sollte das Recht bekommen, selbst zu entscheiden, wie weit er oder sie gehen will, selbst zu entscheiden, was ist gerade in diesem Augenblick wichtig und richtig für die Mensch-Pferd-Kombination.
Es gibt durchaus Dinge, bei denen ich ein Grundrecht für Pferde bejahe, zwangloser Auslauf mit entsprechenden Sozialpartnern zum Beispiel. Weißt Du Piebald, das was mich derzeit am meisten stört ist, dass Du Ängste hinsichtlich des Geländereitens nicht als ausreichenden Grund akzeptierst und meinst, dass derjenige daran arbeiten sollte. Ich gehe jetzt bewusst mal provokant soweit, dass ich Dich auf einer anderen Ebene ebenso provoziere (das ist nicht böse gemeint, sondern ebenfalls eher als - bewusst provokanter - Denkanstoß): ich finde, jeder sollte an seinen eigenen Ängsten arbeiten und den Pferden - außer bei durchaus wünschenswerter Beschäftigung mit dem Menschen - ein Herdenzusammenleben und das 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr (in Schaltjahren durchaus auch 366 Tage ;) ) ermöglichen. Und jeder sollte an den eigenen Ängsten, warum eine Herdenhaltung über Nacht nicht möglich ist, arbeiten, denn bei ausreichend sicheren Zäunen etc. gibt es keinen sachlichen Grund, warum eine Herdenhaltung nicht möglich ist. Das liegt dann nur daran, dass der Mensch es nicht hinbekommt, seine Bedürfnisse hinten anzustellen...

Du hast Deine Gründe, warum Deine Pferde über Nacht aufgestallt werden, andere haben ihre Gründe, warum sie nicht ausreiten. Ich finde es einfach nicht fair, weder von Dir noch von mir, da so zu provozieren.

Zum Thema zwanglos: ich halte Reiten grundsätzlich nicht für zwanglos. Und ich finde zwanglos im Zusammenhang mit Reiten zu verwenden irrwitzig. Genauso wenig aber ist in den meisten Fällen BA oder sonstetwas zwanglos. Finde ich aber auch nicht schlimm...
Dennoch halte ich Geländeritte für die meisten Pferde für durchaus eine tolle und erstrebenswerte Angelegenheit, aber ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass Pferde auch ohne Geländeritte ein schönes und erfülltes Leben leben können.

Relativ weit vorne wurde zudem etwas in die Richtung geäußert, dass Nutztiere - Kühe und Schweine - durch Inzucht etc. so gezüchtet wurden, dass ihnen so etwas wie Geländeritte nicht so fehlen würde, wie etwa Pferden (ist jetzt ganz arg abgekürzt, aber so habe ich die Aussage verstanden). Das finde ich echt frech. Wir haben Rinder und diese Tiere sind anders als Pferde, aber auch diese Tiere haben weeeeeeeeeeeeeesentlich mehr Bedürfnisse als bloß fressen, trinken, schlafen, sich fortpflanzen (oder bewusst FreTriFi). Die meisten Nutztiere werden z.T. schon dadurch mehr ausgelastet als Reitpferde, dass sie Nachwuchs "produzieren". Wenn sie so wie bei uns das Glück haben, den Nachwuchs dann auch noch möglichst lange aufzuziehen, dann fehlt ihnen grantiert kein "zwangloses Umherstreifen in der Natur". Mit Verlaub, als meine Stuten ihre jungen Fohlen hatten, wären Geländeritte zunächst mal ganz einfach Stress pur gewesen. Ob eine hochträchtige Stute noch so arg an weiten Geländeritten mit ausgedehnten Trab- und Galloppphasen interessiert wäre, wage ich auch mal zu bezweifeln. Somit sind wir wieder an dem Punkt, was ist artgerecht? Eine wenig fruchtlose Diskussion, aber unsere Pferdehaltung zur Freizeitgestaltung jetzt als artgerechter darzustellen als eine Herdenhaltung von Nutztieren stimmt mich bedenklich, wenn dann auch noch geäußert wird, dass die Nutztiere so dumm gezüchtet wurden, dass ihnen bei FreTriFi nichts zu ihrem Glück fehlt. Im Übrigen kann ich nur sagen, dass zumindest unsere Kühe auch gerne mal aus Spaß an der Freude rennen und bocken. Dass unseren Kühen durchaus auch langweilig ist und sie Beschäftigung durch mich oder meinen Mann genießen, das geht sogar so weit, dass ich der Ansicht bin, gewisse Exemplare würden wohl auch gerne mit uns Spazieren gehen, wenn sie denn so mal aus dem gewohnten Trott rauskämen.
Ich halte Schweine noch für wesentlich intelligenter, doch habe ich bislang keine persönlichen Erfahrungen mit Schweinen gemacht, von daher kann ich zu dem Thema nichts beitragen. Aber ich schätze, dass auch diese Tiere wesentlich vielschichtiger im Wesen sind, als reine Fleischproduzenten. Ehrlich die Aussagen haben mich betroffen gemacht und treffen mich noch immer. Für mich degradieren solche Aussagen Mitlebewesen auf unnötige Art und Weise, weil ich felsenfest davon überzeugt bin, dass jedes Lebewesen Empfindungen hat, dass jedes Lebewesen Freude, aber auch Trauer empfinden und auch zum Ausdruck bringen kann, wir sind nur oftmals zu arrogant, um das zu sehen.

Ich kann ebenfalls mit kommerzieller TK wenig anfangen, trotzdem gibt es Tierkommunikation für mich. Ich kommuniziere auf meine Weise, nicht indem ich den Tieren nicht nur sage, tue dies oder lasse jenes. Ich lese aus ihnen Freude, Langeweile, Trauer, manchmal auch Unlust oder Ärger, es gibt so viele Tiere, die einen mitfühlen lassen, wenn man nur hinschaut. Und auch wenn für mich Reiten eigentlich mehr als 10 % des Umgangs mit dem Pferd ausmacht, so muss ich doch sagen, dass damit bei Weitem nicht rein die Tätigkeit, des durch die Gegend-Streifens gemeint ist, sondern die dadurch entstehende Kommunikation. Und für mich relativiert das den Kern dann doch in diese Richtung. Lässt man die Kommunikation, die beim Reiten ja durchaus auch entsteht mal außen vor und betrachtet rein die Bewegung, vielleicht komme ich dann auch zu dieser Prozentzahl....

Insgesamt möchte ich noch eins sagen: ich finde Denkanstöße sinnvoll und gut, aber die Provokation hier geht mir eigentlich auch zu weit, weil ich der Ansicht bin, dass schon ziemlich bewusst in Kauf genommen wird, hier Menschen an ganz empfindlichen Stellen zu treffen. Schade, das haben wir doch eigentlich nicht nötig und etwas weniger provokant, fände ich die Diskussion tatsächlich fruchtbar. So stimmt mich das Thema eher traurig.
ehem User

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

Mia, hier mal meine Aussagen bezüglich der anderen Nutztiere
Piebald hat geschrieben:Romy, aus der Erfahrung mit unseren eigenen Schafen und den Rindern in unserer unmittelbaren Umgebung heraus würde ich sagen, daß das mMn nicht zu vergleichen ist. Ich spreche darüber auch öfter mit Züchtern und TÄen, die diese Meinung teilen. Zum einen sind diese Wiederkäuer charakterlich völlig anders gelagert als Pferde und zum anderen sind sie viel stärker domestiziert und in ihren natürlichen Instinkten stärker degeneriert. Diese Tiere sind sehr stark auf Wirtschaftlichkeit und hohe Fleisch- und Milcherträge gezüchtet, da ist im Laufe der Zuchtgeschichte viel mehr Inzucht im Spiel als bei Pferden. Bei Pferden geht es auch in der Zucht mehr um Charakter, Wachheit, Beweglichkeit und Lernfähigkeit. Daher ist der Vergleich schwierig...........


..........Hina, Pferde bewegen sich ganz anders als Kühe, haben ein ganz anderes Bewegungsverhalten, Fluchtverhalten, Paarungsverhalten, Spielverhalten. Im Freßverhalten sind sie sich sehr ähnlich, da stimme ich Dir zu.
Ich kann das hier, wo Pferde und Rinder nebeneinander auf den Weiden stehen (sogar eine gemischte Herde mit Heckrindern und Konics, also beides sehr ursprüngliche Rassen) ziemlich genau beobachten, manchmal sogar aus meinem Fenster heraus..................
Und hier das, was Du daraus machst:
Mia77 hat geschrieben:Relativ weit vorne wurde zudem etwas in die Richtung geäußert, dass Nutztiere - Kühe und Schweine - durch Inzucht etc. so gezüchtet wurden, dass ihnen so etwas wie Geländeritte nicht so fehlen würde, wie etwa Pferden (ist jetzt ganz arg abgekürzt, aber so habe ich die Aussage verstanden). Das finde ich echt frech. Wir haben Rinder und diese Tiere sind anders als Pferde, aber auch diese Tiere haben weeeeeeeeeeeeeesentlich mehr Bedürfnisse als bloß fressen, trinken, schlafen, sich fortpflanzen (oder bewusst FreTriFi). Die meisten Nutztiere werden z.T. schon dadurch mehr ausgelastet als Reitpferde, dass sie Nachwuchs "produzieren". Wenn sie so wie bei uns das Glück haben, den Nachwuchs dann auch noch möglichst lange aufzuziehen, dann fehlt ihnen grantiert kein "zwangloses Umherstreifen in der Natur". Mit Verlaub, als meine Stuten ihre jungen Fohlen hatten, wären Geländeritte zunächst mal ganz einfach Stress pur gewesen. Ob eine hochträchtige Stute noch so arg an weiten Geländeritten mit ausgedehnten Trab- und Galloppphasen interessiert wäre, wage ich auch mal zu bezweifeln. Somit sind wir wieder an dem Punkt, was ist artgerecht? Eine wenig fruchtlose Diskussion, aber unsere Pferdehaltung zur Freizeitgestaltung jetzt als artgerechter darzustellen als eine Herdenhaltung von Nutztieren stimmt mich bedenklich, wenn dann auch noch geäußert wird, dass die Nutztiere so dumm gezüchtet wurden, dass ihnen bei FreTriFi nichts zu ihrem Glück fehlt. Im Übrigen kann ich nur sagen, dass zumindest unsere Kühe auch gerne mal aus Spaß an der Freude rennen und bocken. Dass unseren Kühen durchaus auch langweilig ist und sie Beschäftigung durch mich oder meinen Mann genießen, das geht sogar so weit, dass ich der Ansicht bin, gewisse Exemplare würden wohl auch gerne mit uns Spazieren gehen, wenn sie denn so mal aus dem gewohnten Trott rauskämen.
Ich halte Schweine noch für wesentlich intelligenter, doch habe ich bislang keine persönlichen Erfahrungen mit Schweinen gemacht, von daher kann ich zu dem Thema nichts beitragen. Aber ich schätze, dass auch diese Tiere wesentlich vielschichtiger im Wesen sind, als reine Fleischproduzenten. Ehrlich die Aussagen haben mich betroffen gemacht und treffen mich noch immer. Für mich degradieren solche Aussagen Mitlebewesen auf unnötige Art und Weise, weil ich felsenfest davon überzeugt bin, dass jedes Lebewesen Empfindungen hat, dass jedes Lebewesen Freude, aber auch Trauer empfinden und auch zum Ausdruck bringen kann, wir sind nur oftmals zu arrogant, um das zu sehen.
Ich sehe hier immer wieder große Unterschiede zwischen dem was ich schreibe und dem, wie ich sinngemäß "zitiert werde" wobei die "Zietiererin" sich ja oft noch nichtmal die Arbeit macht, sich das Zitat, auf welches sie sich bezieht rauszusuchen. Denn dann müsste sie es ja nochmal genau lesen und prüfen, ob ihre Aussage was ich angeblich schlimmes geschrieben habe wirklich stimmt.

Genausowenig habe ich geschrieben, das ich Nicht-Reiten und Angst als Grund für Nicht-Reiten nicht akzeptiere. An mehreren Stellen habe ich genau das Gegenteil geschrieben, nämlich das ich es respektiere. Nirgendwo habe ich die Empfehlung gegeben, trotz Angst einfach loszureiten, die Angst zu ignorieren oder zu übergehen. Das ist schlicht und einfach gelogen.

Ich werde mich ab hier nicht mehr widerholen und keine Beiträge mehr beantworten, die ganz offensichtlich darauf beruhen, daß die Autorin den Thread und meine Beiträge nicht richtig gelesen oder verstanden hat. Ich habe jetzt alles -zig mal differenziert und erklärt, das ist offensichtlich Zeitverschwendung, da es einigen hier scheinbar nicht mehr um die Sache geht, sondern darum, mich als provokates A******** an den Pranger zu stellen. Damit kann ich leben, aber darauf muß ich nicht immer wieder antworten. Wenn noch was Neues zur Sache kommt, lese und beantworte ich das gerne.
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von A.Z. »

Und bevor es jetzt zu emotional und persönlich wird: Vielleicht ist es doch hilfreich, wenn wir alle erstmal eine Nacht drüber schlafen und dann weiter posten, damit wir möglichst wieder auf eine sachliche Ebene zurück kommen.

:ohm:
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Candyline »

persönlich ist das thema aber ja dadurch schon, dass jedem von uns ein pferd in gewisser art und weise anvertraut ist und da finde ich die provokante wortwahl doch recht schwierig. ich hab das thema hier mit echter betroffenheit gelesen.

ich hab lange überlegt, ob ich was dazu schreibe, aber - tut mir leid, wenn ich da der moderation widerspreche - habe ich einen ähnlichen eindruck der diskussion wie yogini, mia, fionnlagh, lungomare und equester schon vor mir hatten. :nix:

ich habe selber ein exemplar im stall stehen, der angst und stress hat draußen. da ist es egal, wer mitkommt, ob wer mitkommt, ob wir zu fuß oder reitend unterwegs sind. nach vielen unzähligen wiederholungen der selben runde draußen, kann er das mittlerweile auch genießen.aber bei der zeitspanne bis es so weit ist, rede ich nicht von tagen oder wochen, sondern von monaten bis teils zu einem jahr. wenn ihr alle pferde habt, mit denen ihr problemlos ins gelände gehen könnt, dann freut mich das ehrlich für euch. aber der vorwurf der hier zwischen den zeilen mitschwingt, an diejenigen, die das eben nicht leisten können -warum auch immer- hat mich betroffen gemacht.
ich mache mir mMn genug gedanken um mein pferd, den umgang mit ihm und das ganze drumherum von haltung, beschäftigung, etc. da finde ich es dann doch etwas übertrieben, dass ich eigentlich noch ein schlechtes gewissen haben sollte, weil ich meinem pferd keine ausritte in allen gangarten bieten kann. :nix:
ich liebe es auszureiten und durchs gelände zu streifen, bloß habe ich auch nicht die geländemöglichkeiten zu sagen, dass ich mein pferd auch mal kilometerlang laufen lasse. nicht jeder hat eben die möglichkeiten die hier einige zu haben scheinen und mich machts eben betroffen, dass damit hier nur so plakativ umgegangen wird.
"Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt ..."
Antoine de Saint-Exupéry
Mia77

Thread geschlossen

Beitrag von Mia77 »

Ich finde es echt schade, dass der Reiten als Grundrecht des Pferdes Thread geschlossen wurde.
Mir fehlt hier somit die "Plattform" um klarzustellen, dass ich Piebald nicht an den Pranger stellen wollte. Scheinbar ist mein Thread aber so rüber gekommen.

Ich vertrete in Teilen ähnliche Ansichten, finde die Provokation im Ausgangsthread, aber auch in späteren Posts nicht ok, teilweise aber zu arg.
Ich muss leider zugeben, dass es eine blöde Idee war, den Spiegel mit einer Gegenprovokation vorzuhalten, das ist augenscheinlich ganz anders rübergekommen, als es gemeint war. Nämlich zu zeigen, wie gemein provozieren beim Gegenüber ankommen kann. Es war offensichtlich nicht deutlich genug, dass das nicht meine Meinung ist, ich finde nämlich eine gescheite Boxenhaltung mit langem möglichst täglichem Gruppenauslauf nicht zwingend schlechter als OS-Haltung. Ich denke, Piebalds Pferde haben es bei ihm mehr als nur gut. Und es tut mir echt leid, dass ich das nicht rüberbringen konnte.

Hinsichtlich der Diskussion um die Nutztiere, die hier ja eigentlich garnicht das eigentliche Thema ist, vertrete ich allerdings eine grundsätzlich eigene und andere Meinung, nämlich dass die Tiere und ihr Verhalten nicht grundsätzlich vergleichbar ist, aber dass trotzdem so einige Bedürfnisse der Nutztiere nicht gesehen werden (wollen???). Auch mein Mann und ich treffen die bewusste Entscheidung gewisse Bedürfnisse, nach Abwechslung, nach mehr Bewegung im Winter etc. nicht zu befriedigen, das ist auch ein wirtschaftliche Frage. Ich für mich finde es wichtig, mir das bewusst vor Augen zu führen, weil das für mich auch ein Stück Respekt vor dem Tier bedeutet, dass ich esse - sogar gern esse. Und ,dass ich versuche auch unseren Nutztieren ihre Bedürfnisse soweit es denn möglich ist, erfülle, dazu muss ich sie erkennen... Vielleicht liege ich hier grundsätzlich falsch, aber ich erlebe unsere Rinder so wahnsinnig facettenreich, dass ich da keinen bewussten Unterschied zur Gattung Pferd machen möchte.

Was dieser Thread mal wieder sehr sehr deutlich zeigt, ist meiner Ansicht nach, dass das Internet erhebliche Grenzen hat. Vieles kommt beim Gegenüber anders an als es gemeint war. Es geht beim reinen Wort so viel verloren. Ich glaube für mich und Piebald behaupten zu können, dass es in der realen Begnung nie sooooo weit gekommen wäre, ganz einfach, weil das Augenzwinkern manchen "schroffen" Bemerkungen die Kanten genommen hätte. Bei seinem Besuch bei uns konnten wir nämlich auch durchaus kontrovers diskutieren und des anderen Meinung gelten lassen :hug:

Auch wenn ich Piebald das schon per PN so ähnlich geschrieben habe, ist es mir ein Anliegen, das auch öffentlich ein Stück weit klarzustellen, ich hoffe, das ist ok.
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