Reiten als Grundrecht des Pferdes

Moderator: Sheitana

ehem User

Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

Der Anlass für dieses Thema ist für mich das Zusammentreffen einer Diskussion in einem TB, ein paar persönlichen Begegnungen und der neuste Blogeintrag bei WzP, die mich alle zusammen mal wieder nachdenklich gemacht haben. Den Titel des Themas habe ich bewusst ein bisschen provokativ gewählt, das ist aber auch ein wenig selbstironisch gemeint, also bitte nicht überbewerten.

Ich werfe mal etwas provokativ die These in die Runde:

"Zwangloses Gerittenwerden im freien Gelände in allen Gangarten ist ein Grundrecht des domestizierten Pferdes"

Ich begründe das wie folgt:

Das zwanglose Laufen und Umherstreifen im Gelände in allen Gangarten gehört mMn zu den Grundrechten des Pferdes. Jedem Tierchen sein Plaisierchen, und das Plaisierchen des Pferdes ist nun mal in erster Linie das freie und zwanglose Laufen durch Wald und Flur in allen Gangarten.

Wenn ein Pferd in Gefangenschaft in einer Herde auf mehreren ha abwechslungsreicher Weide und Wald nach belieben laufen kann, ist das für mich auch genug zwanglose Bewegung in allen Gangarten und dann ist Reiten und jede andere Tätigkeit mit dem Menschen für das Pferd völlig überflüssig.

Aber die meisten Haltungsbedingungen die ich sehe und erlebe - einschließlich meiner eigenen - sind eben nicht so.

Es geht ja nicht nur um die physische Zwanglosigkeit, sondern auch um die seelische und geistige, es geht um Grenzenlosigkeit, Spontanität und Orientierung, deshalb ist Spielen und Bewegung auf der Koppel zwar gut, aber nicht dasselbe wie das zwanglose Laufen im Gelände in allen Gangarten.


Deshalb halte ich das zwanglose Reiten in allen Gangarten - und sei es als Handpferd - für ein sehr erstrebenswertes Ziel und finde es falsch, es gegenüber anderen Tätigkeiten mit dem Pferd abzuwerten oder unterzuordnen. Es ist ein wichtiges Element der artgerechten Pferdehaltung welches mMn niemand der ein Pferd hat aus den Augen verlieren sollte, wenn sie ihrem Pferd nicht auf andere Weise lange Streifzüge in allen Gangarten durch die Natur bieten kann.


Und ich finde es auch nicht richtig, das Reiten abzuwerten, nur weil man es nicht hinbekommt, und diese Tendenz sehe ich leider im Kreise der WzP-Nutzerinnen schon ein bisschen.

Ich finde die Wege, die hier bei WzP gesucht werden und die hier viele auf unterschiedlichste Weise gehen, die Suchen und die Offenheit und Neugier für einen anderen Umgang mit dem Pferd toll.
Und ich finde es auch richtig, sich einzugestehen, wo und wann man nicht reiten kann oder will und die Ursachen dafür herauszuarbeiten und klar zu benennen.

Aber ich finde eben auch, dann sollte an den Ursachen in geeigneter Form gearbeitet werden, was ja die meisten hier auch tun. Und ich wehre mich dagegen das Reiten gegenüber anderen Tätigkeiten mit dem Pferd abzuwerten.

Ich glaube nicht, dass das zwanglose Laufen durchs Gelände in allen Gangarten und das Umherstreifen durch Wald und Flur - auch mit Reiter obendrauf - für ein Pferd auf Dauer durch irgendetwas anderes zu ersetzen ist, wenn man das Pferd artgerecht halten will.
Das sind wir unseren Pferde neben vielem anderen mMn eben auch schuldig, und wenn wir es nicht hinbekommen - ich hatte auch schon solche Phasen - dann sollten wir es uns um unserer Pferde und uns selbst willen mMn zwanglos erarbeiten.

Ein Pferd ist ein Lauftier und es gibt wenig schöneres, als es bei seinem Trieb die Gegend zu durchstreifen und zu laufen und zu laufen begleiten zu dürfen. Das macht mMn einen erheblichen Anteil der gemeinsamen Erlebniswelt mit dem Pferd aus.

Klickern, spazieren gehen, Zirzensik, Fahren (vom Boden aus) und NHS usw. das ist alles gut und schön und macht auch Freude und soll auch seinen Raum haben, aber pferdischer als Reiten ist das alles sicher nicht und es hat daher mMn im Zusammensein mit Mensch und Pferd auch nicht mehr Sinn als Reiten.

Aber das Reiten soll natürlich ein Ziel sein, welches man mit der gebotenen Zeit spielerisch und freudig gemeinsam mit dem Pferd erreicht, und nicht zwanghaft. Und jede muss dafür die (Um-) Wege gehen, die sie und ihr Pferd braucht und sich selbst genügen Zeit und Raum geben, um diesen Weg zu bewältigen.

Umgekehrt würde ich auch keine andere Tätigkeit mit dem Pferd diesem Ziel alleine unterordnen, kein zwangloser (Um)Weg zum Reiten wird ohne Gewinn für Pferd und Mensch auch in anderen Bereichen gemacht. Der Weg ist das Ziel.

Und es ist auch mMn immer der Mensch und sein Umgang mit dem Pferd der dem Reiten entgegensteht, es ist immer der Mensch, der zuerst an sich arbeiten muß, um das zwanglose Reiten mit dem Pferd zu ermöglichen. Das Pferd kann dabei nur Begleiter und Hilfe sein. Das Pferd wird sich mMn nur in Reaktion auf eine Veränderung des Menschen und der menschlichen Haltung ihm und dem Reiten gegenüber verändern, erst dann wird zwangloses Reiten möglich.

Vllt zum Schluß noch die Anmerkung, dass ich da wo Reiten aus gesundheitlichen Gründen für das Pferd nicht möglich ist, das Fahren im Hinblick auf zwanglose Bewegung im Gelände durchaus als sinnvolle Alternative betrachte.
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Equester
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Equester »

Ich muss gestehen, ich bin jetzt mit Deinem Beitrag ein wenig überfordert :kratz: , vielleicht verstehe ich es auch falsch, will ich nicht ausschließen oder ich fühle mich gerade angegriffen, beides ist möglich.

Einfach mal in loser Reihenfolge ein paar Gedanken von mir dazu:

Pferde sind von der Natur nicht dazu geschaffen, dass sie von Menschenfleisch befallen werden sollen ;) aber ein schlaues Menschlein hat irgendwann mal erkannt, dass sie es können, wenn man es richtig macht. Im Laufe der Jahrhunderte hat dann dieses Erkennen der Menschen teilweise arge Blüten getrieben was von absoluter Zwangshaltung bis hin zu der neueren Erkenntnis der antiautoritären Erziehung eines Pferdes reicht.

Jetzt stellt sich für mich als allererstes die Frage, was verstehst Du unter zwanglosem Reiten? Wenn ich Deine Worte jetzt sehr genau nehme, ist das - zumindest in unserem Land - nicht möglich. Es ist schon Zwang wenn ich etwas um den Kopf eines Pferdes schnalle um es zu lenken, es ist schon Zwang, wenn mit meinem Gewicht und meinen Beinen dem Pferd die Richtung vorgebe, es ist Zwang, wenn sie an bestimmten Stellen anhalten oder losgehen müssen (z.B. Strasse überqueren). Selbst als Handpferd muss ich es irgendwie fixieren, damit sich unsere Wege im Gelände nicht plötzlich trennen. Zwanglos würde bedeuten, dass ein Pferd in allen Gangarten frei dem Menschen im Gelände folgt. Also, was ist zwanglos?
Und ich finde es auch nicht richtig, das Reiten abzuwerten, nur weil man es nicht hinbekommt, und diese Tendenz sehe ich leider im Kreise der WzP-Nutzerinnen schon ein bisschen.
Hm, sei mal nicht sauer, aber eine solche Behauptung aufzustellen ist im besten Fall gewagt, wenn ich es deutlicher betrachte sogar arrogant, mal ganz davon abgesehen, dass ich den Hut vor Leuten ziehe, die wissen dass sie schlecht reiten und es aus diesem Grund lassen. Ich glaube für ein Pferd ist es manchmal besser, wenn sein schlechter Reiter das Reiten "abwertet" als bei jedem Schritt Schmerzen zu haben. Was also ist jetzt so verwerflich daran? Ob ich etwas ab- oder aufwerte liegt doch in meinem eigenen Ermessen und muss keine Gültigkeit für die Allgemeinheit haben :nix: .

Dann kommen wir mal zu den Exemplaren, die es tatsächlich nicht wollen, dass ein Mensch sich auf ihren Rücken schwingt und allerlei seltsame Dinge macht. Die findet man nicht oft, aber es gibt sie. Auch hier ziehe ich meinen Hut, wenn ein solches Pferd einen Besitzer gefunden hat, der das auch erkennt und sagt: reiten wird überbewertet ich kann noch so viel mehr mit dem Pferd machen, ich brauche das nicht. Was ist daran falsch? Und - das muss ich jetzt fragen - wäre es noch "zwanglos" wenn ich ein solches Pferd reite und es zwinge mich oben drauf zu ertragen?

Ich stimme Dir absolut zu, dass Pferde Bewegung brauchen und zwar in allen Gangarten und ich stimme auch zu, dass leider die Haltungsbedingungen, die wir dieses lauffreudigen Wesen oftmals antun, nicht mal den untersten Level der Anforderung erfüllen. Und ich stimme Dir auch zu, dass man - sofern man die Haltungsbedingungen nicht deutlich verbessern kann - verpflichtet ist, dem Pferd die notwendige Bewegung zu verschaffen, da hat es tatsächlich ein Recht drauf. Aber es darf doch bitte jeder entscheiden, wie er das macht. Selbst wenn sich jemand einredet, dass Reiten voll oll ist, weil er Angst hat oder aus anderen Gründen nicht reiten kann, dafür aber dem Pferd anders Bewegung verschafft, was ist falsch daran? Ich tröste mich zur Zeit auch sehr oft damit, dass Reiten überbewertet wird, weil mein Pferd im Moment einfach nicht geritten werden kann. Diese Selbstlüge hilft mir, nicht jedesmal loszuheulen, wenn ich von tollen Ausritten hier im Forum lese. Vielleicht würde jemand anders mein Pferd trotz seiner derzeitigen Krankheit reiten und wahrscheinlich würde er das auch überleben ;) , aber ich würde mich dabei nicht wohlfühlen, also "werte" ich das Reiten auch ab, bis es halt wieder geht.
Vllt zum Schluß noch die Anmerkung, dass ich da wo Reiten aus gesundheitlichen Gründen für das Pferd nicht möglich ist, das Fahren im Hinblick auf zwanglose Bewegung im Gelände durchaus als sinnvolle Alternative betrachte.
Ein toller Plan! :dance1: Allerdings, wenn man ein Pferd von der Bahn hat, welches einen sehr schweren Unfall mit dem Sulky hatte und jeglich Art dieses Sportes mit sofortiger Panik quittiert, sollte man noch mal drüber nachdenken ;) .

Jetzt ein abschließender Gedanke von mir: vielleicht sollte man den Leuten einfach ihre Meinung lassen, es schadet niemanden, wenn jemand Reiten abwertet und alle die vom Reiten begeistert sind und es auch regelmäßig machen, dürfen das ja auch tun, ohne dafür an der Nase gezogen zu werden. Was ich wirklich verwerflich finden würde, wäre wenn ein Pferd zu wenig Auslauf hat und der Mensch aus Überzeugung dem Tier keine Bewegung verschafft. Das wäre dann für mich schon Tierquälerei und da muss man dann auch wirklich einschreiten.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Cate
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Cate »

Ich finde eure Beiträge beide sehr gut. :gut:

Piebald hat absolut recht, Bewegung - lockeres Vorwärts - ist ein Grundrecht des Pferdes, und deshalb freu ich mich grad wie ein Schneekönig, dass ich jemanden gefunden habe, der mein Shetty ab und zu als Handpferd mit ins Gelände nimmt, da kann sie dann mal so richtig laufen :hapseufz:

Equester hat aber auch recht, bei manchen Pferden - oder Pferd-Mensch-Konstellationen - geht es nicht, und wenn es "erzwungen" wird, ist der ganze positive Effekt des zwanglosen Laufens dahin. Ich glaube, da müssen wir immer genau hinschauen, warum geht es grad nicht - Angst bei Mensch und/oder Pferd? Verletzungen oder Krankheiten, die das vorübergehend oder dauerhaft unmöglich machen? Zwänge beim Menschen?

Gegen Verletzungen, Krankheiten oder sonstige körperliche - manchmal auch seelische - Einschränkungen kann man oft irgendwann nicht mehr viel tun, als zu überlegen, ob das Pferd unter den gegebenen Umständen ein zufriedenes Leben führen kann oder ob nicht.
An Ängsten kann man auch arbeiten, und wenn die Ängste beim Menschen liegen, dann sollte sich dieser überlegen, ob er sich z.B. eine RB fürs zwanglose Ausreiten sucht, oder sogar ihren Trainer dafür bezahlt. ;)
Äußere Umstände und Zwänge treffen uns Menschen in unserem Leben immer wieder, und schränken uns ein, aber auch dann kann man mithilfe einer RB oder seines Trainers versuchen, dem Pferd immer wieder mal die Möglichkeit für lockeres Vorwärts im Gelände zu geben.

Wichtig finde ich vor allem, dass wir Menschen als Pferdehalter immer wieder hinterfragen, sind seine momentanen Lebensumstände wirklich gut für mein Pferd? Geht es besser? Wenn es besser geht, woran liegt es, dass ich es nicht umsetze? Mag ich vielleicht nicht teilen, und will deshalb keine RB? Habe ich Angst, brauche ich Hilfe von außen? .....

Ich glaube, da liegt der Hase im Pfeffer, wir Menschen müssen an uns arbeiten, und uns weiter entwickeln - und notfalls auch eingestehen, dass wir diesem - oder vielleicht auch gar keinem - Pferd nicht gerecht werden können. Aber bitte alles ganz zwanglos und vor allem ehrlich! :-)


Und, by the way, Piebald, wir sind hier bei den Reitwaisen ... ;)
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

:nix:

Ich finde nicht, das man das so plakativ und provokativ sagen kann.

Es sollte eher Grundrecht der Pferde sein, dass ich ihm schon per se ohne Menschlein genug Fläche zur Verfügung stelle, damit es dort mit seinen Kumpels zwanglos umherstreifen kann. Sie müssen dort toben und flitzen können. Eben Pferd sein dürfen.

Aber gut, natürlich ist das in den wenigsten Fällen gegeben. Dann wiederum sollte es oberste Priorität sein, dass ich diese Bewegungsmöglichkeiten und Abwechslung anderweitig verschaffe. Und ja, das kann auch Reiten sein. Muss es aber nicht. Das kann auch gemeinsames Wandern sein, Fahren .... das hängt auch individuell vom Pferd ab. Ein Araber wird mehr flitzen wollen, als ein Kaltblüter, der weniger Erfüllung in ewig langen Galoppstrecken sieht. Und es hängt auch sehr von der Pferd-Mensch-Konstellation ab - wie oben beschrieben wurde.

Und was, wenn das Pferd draußen Stress hat und die langen Ausritte selbst gar nicht als toll und entspannend empfindet?
Was, wenn es ein Pferd ist, das schlicht nicht geritten werden will (ich bin überzeugt, es gibt diese)?

Verzeihe mir Piebald, aber ich finde Deine These sehr einseitig. Habe aber die Diskussion im TB dazu sehr wohl verfolgt. :mrgreen:
ehem User

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

Die Frage nach der Zwanglosigkeit ist natürlich eine gute Frage. Ich meine damit ein möglichst hohes Maß an Zwanglosigkeit, welches natürlich Abhängig von Geländebeschaffenheit und Können des Pferdes und des Reiters ist. Absolute Zwanglosigkeit ist in der menschlichen Pferdehaltung nicht möglich, auch nicht beim Geländeriten, dass sollte uns allen klar sein, aber das Streben nach einem möglichst hohen Maß an Zwanglosigkeit vereint uns hier bestimmt.

Auch darüber, dass Pferde nicht dazu geboren sind, um Reiter zu tragen, sind wir uns einig. Ich denke aber, für die meisten Pferde ist möglichst zwangloses Reiten im freien Gelände in allen Gangarten die bessere Alternative gegenüber der Variante, gar keinen zwanglosen Geländeauslauf in allen Gangarten zu haben. Wer von uns kann schon mit einem frei umherstreifenden Pferd mithalten, wenn es seiner Lauffreude freien Lauf lässt, ohne dabei auf dem Pferd zu sitzen?

Ich ziehe auch den Hut vor Leuten, die sich selbst in Frage stellen und lieber nicht reiten, als ihr Pferd mit schlechter Reiterei zu quälen.
Auch gesundheitliche oder Verhaltensgründe beim Pferd respektiere ich als Ursache für nicht-Reiten.
Aber ich stelle eben mal die These in den Raum, dass zu den Verpflichtungen zur artgerechten Pferdehaltung grundsätzlich auch das erlernen und ermöglichen von möglichst zwanglosem Geländereiten gehört. Mangelndes Können oder gesundheitliche Probleme beim Pferd sollten mMn bei Fragen der artgerechten Haltung möglichst immer überwunden werden, so auch beim Reiten. In Fragen der artgerechten Pferdehaltung sehe ich eine Verpflichtung, statt Gründe (etwas nicht zu tun) lieber Wege (es doch zu ermöglichen) zu finden.

Ich will hier auch nicht die wenigen Fälle in Frage stellen, in denen Reiten oder Fahren aus verschiedenen Ursachen wirklich ausgeschlossen ist. Die Grenze muss jede selbst für sich ziehen und das ist auch von allen zu respektieren.

Aber ich erlebe selbst immer wieder, wie gut es mir tut und wie viel weiter es mich bringt, wenn ich von anderen hier im Forum dazu gebracht werde, meine selbst empfundenen Grenzen in Frage zu stellen und statt nach Gründen, nicht weiterzugehen lieber nach Wegen zu suchen, die mich weiter bringen.

Es ist immer schwierig, in so einem Forum den richtigen „Ton“ zu treffen und kritische Fragen so zu stellen, dass sie zwar kontrovers, aber doch positiv und konstruktiv aufgefasst werden.
Lob auszuteilen und schöne Dinge zu schreiben ist da einfacher und kommt besser an.
Aber das alleine bringt aber niemanden weiter.
Ich denke, wer meine Beiträge liest und kennt versteht, dass ich niemanden persönlich angreifen oder fertig machen will. Ich liebe dieses Forum und seine Foris und schätze die liebevolle, positive und freundliche Diskussionskultur sehr. Ich respektiere auch alle anderen Meinungen und alle Grenzen, die sich jemand selber setzt. Mit diesem Beitrag möchte ich nur diejenigen ansprechen, die in dieser Hinsicht auch angesprochen werden wollen. Wenn ich ein Thema oder einen Beitrag einfach nur dumm und ärgerlich finde, dann lese und schreibe ich einfach gar nicht darin, so wie ich mich im echten Leben auch nur an Diskussionen beteilige, die mich zwar vllt kontrovers, aber unter´m Strich doch positiv oder konstruktiv ansprechen. Und ich bin absolut nicht beleidigt, wenn meine Beiträge auch mal ignoriert oder verrissen werden.

In diesem Sinne

:grouphug: :kissen:
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Cate »

Piebald hat geschrieben: In Fragen der artgerechten Pferdehaltung sehe ich eine Verpflichtung, statt Gründe (etwas nicht zu tun) lieber Wege (es doch zu ermöglichen) zu finden.

....

Aber ich erlebe selbst immer wieder, wie gut es mir tut und wie viel weiter es mich bringt, wenn ich von anderen hier im Forum dazu gebracht werde, meine selbst empfundenen Grenzen in Frage zu stellen und statt nach Gründen, nicht weiterzugehen lieber nach Wegen zu suchen, die mich weiter bringen.
Diese beiden Sätze finde ich ganz wichtig! :gut: :hutab:
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

Einiges aus dem Eingangsthread fand ich gut, einiges aber nicht. Vielleicht ist auch einiges bei mir, ähnlich wie bei Samtnase, einfach anders angekommen als gemeint.
Ich bin der Meinung, wer nicht korrekt reiten kann, sollte es gut erlernen oder sich auf andere Weise mit dem Pferd beschäftigen. Es gibt so viele verschiedene Wege, gutes Reiten zu erlernen, dass kein Pferd mit einem gefühllosen Kartoffelsack mit verspannter Muskulatur durch die Gegend laufen muß. Und das hat nichts mit abwerten zu tun. Zwanglos spielt dabei natürlich eine große Rolle, weil die Zwanglosigkeit ja noch vor der Losgelassenheit kommt. Und da spielt es für mich keine Rolle, ob man auf dem Platz reitet oder im Gelände.

Ich selber bin aber auch für längere, gleichmässige Arbeit, als kurz und spritzig, weil ich denke, es ist natürlicher für das Pferd. So hatten wir vor ein paar Jahren in einem anderen Stall ein Pferd täglich 1-2 Stunden spazieren geführt, und nicht wie andere eine 1/2 Std im Trab und Galopp longiert. Leider war dort der Auslauf sehr beschränkt.

Inzwischen in einem anderen Stall: ich gehe nach wie vor viel Spazieren und auch joggen, d.h. ich lass das Pferd locker neben mir traben (vorallem im Winter). Das ist ein schöner Ausgleich für das Pferd und Konditionstraining für den Reiter ;) (und kommt damit natürlich auch dem Pferd zu Gute). Viel ins Gelände reiten tu ich eigentlich nicht, einfach, weil wir zum Reiten nicht soo tolles Gelände haben. Finde ich für mich jetzt aber auch nicht so wichtig. Wir sind in einem Stall, wo die Pferde tagsüber im Sommer auf wirklich riesigen Koppeln stehen (das eine Jahr wurden einige Koppeln zusammen gelegt und war damit stattliche 25ha groß). Dort haben sie genügend Möglichkeiten nach Herzenslust zu laufen, rennen, bocken und einfach nur Pferd sein zu können.
Dafür nutze ich sehr gerne unsere Geländestrecke, die auch sehr lang ist.

Meine Freundin (und Züchterin meines Weltbesten Ponys :-D ;) ) hat da ganz andere Möglichkeiten zum Ausreiten. An der Elbe, ewig große Flächen, Klettermöglichkeiten, Reiten im Wasser...ein Traum. Dort würde ich auch mehr im Gelände reiten :lol: ...
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Equester »

Piebald hat geschrieben:Die Frage nach der Zwanglosigkeit ist natürlich eine gute Frage. Ich meine damit ein möglichst hohes Maß an Zwanglosigkeit, welches natürlich Abhängig von Geländebeschaffenheit und Können des Pferdes und des Reiters ist. Absolute Zwanglosigkeit ist in der menschlichen Pferdehaltung nicht möglich, auch nicht beim Geländeriten, dass sollte uns allen klar sein, aber das Streben nach einem möglichst hohen Maß an Zwanglosigkeit vereint uns hier bestimmt.
Ok, mit so einer Aussage kann ich (fast) leben ;)
Piebald hat geschrieben:Auch darüber, dass Pferde nicht dazu geboren sind, um Reiter zu tragen, sind wir uns einig. Ich denke aber, für die meisten Pferde ist möglichst zwangloses Reiten im freien Gelände in allen Gangarten die bessere Alternative gegenüber der Variante, gar keinen zwanglosen Geländeauslauf in allen Gangarten zu haben. Wer von uns kann schon mit einem frei umherstreifenden Pferd mithalten, wenn es seiner Lauffreude freien Lauf lässt, ohne dabei auf dem Pferd zu sitzen?
Ist das so? Zu meinen Studenten habe ich immer gesagt, können sie die Aussage in Ihrer Diplomarbeit auch belegen? Ok, das dürfte in diesem Fall etwas schwierig sein, aber man muss dabei immer beachten, wie sind denn die eigentlichen Umstände? Nehmen wir mich als Beispiel: ich bin früher mit meinem regelmäßig ins Gelände gegangen und ich habe mich regelmäßig gefürchtet, in jeder Gangart :nix: . Das war weder für mich noch für das Pferd ein Vergnügen. Zum Glück habe ich es geschafft, diese Schleife zu durchbrechen, aber ich kenne nicht wenige, die das nicht schaffen und da bin ich mir ziemlich sicher, dass diese Pferde eine geordnete Platzarbeit der Panik im Gelände vorziehen ;) . Und ist es nicht besser auf dem Platz gut zu reiten, als schlecht im Gelände?

Piebald hat geschrieben:Aber ich stelle eben mal die These in den Raum, dass zu den Verpflichtungen zur artgerechten Pferdehaltung grundsätzlich auch das erlernen und ermöglichen von möglichst zwanglosem Geländereiten gehört.

Hm, so etwa wie die Verpflichtung, ein Auto richtig einparken zu können wenn man den Führerschein hat? Ich denke, dass jeder Pferdehalter neben der artgerechten Pferdehaltung zu einem artgerechten Umgang verpflichtet ist, ob das nun das Geländereiten einschließt halte ich für fraglich. Eine sehr gute Bekannte von mir reitet ausschließlich auf dem Platz, sie hasst Gelände. Ich könnte ihr stundenlang beim reiten zusehen, weil sie in meinen Augen eine der sehr seltenen Reiter ist, die wirklich sehr gut reiten und man kann sehen, dass sie und das Pferd an den Übungen Spaß haben. Sie gibt fast unsichtbare Hilfen, straft nicht bei Nichtgelingen, sondern sucht die Ursache und feilt an der Behebung des Fehlers. Ihr gesamter Umgang mit dem Pferd ist vorbildlich und sie ist für mich ein Maß, wie es sein sollte.


Piebald hat geschrieben:Aber ich erlebe selbst immer wieder, wie gut es mir tut und wie viel weiter es mich bringt, wenn ich von anderen hier im Forum dazu gebracht werde, meine selbst empfundenen Grenzen in Frage zu stellen und statt nach Gründen, nicht weiterzugehen lieber nach Wegen zu suchen, die mich weiter bringen.

Das freut mich ehrlich für Dich, muss aber deshalb nicht der richtige Weg für jederman sein. Zumal wir gar nicht einschätzen können, wie weit derjenige, der eben nicht das macht, was Du machst, schon seine Grenzen ausgelotet und erweitert hat. Für den einen ist der Gang in die Halle schon eine unglaubliche Herausforderung für den anderen nur der Jagdgalopp im Gelände. Wer will also entscheiden, wo die Grenze wirklich ist?
Piebald hat geschrieben:Es ist immer schwierig, in so einem Forum den richtigen „Ton“ zu treffen und kritische Fragen so zu stellen, dass sie zwar kontrovers, aber doch positiv und konstruktiv aufgefasst werden.
Lob auszuteilen und schöne Dinge zu schreiben ist da einfacher und kommt besser an.
Aber das alleine bringt aber niemanden weiter.
Ich denke, wer meine Beiträge liest und kennt versteht, dass ich niemanden persönlich angreifen oder fertig machen will........ Ich respektiere auch alle anderen Meinungen und alle Grenzen, die sich jemand selber setzt.


Hm, ab und an hatte ich einen anderen Eindruck...... ;)
Piebald hat geschrieben:SMit diesem Beitrag möchte ich nur diejenigen ansprechen, die in dieser Hinsicht auch angesprochen werden wollen. Wenn ich ein Thema oder einen Beitrag einfach nur dumm und ärgerlich finde, dann lese und schreibe ich einfach gar nicht darin, so wie ich mich im echten Leben auch nur an Diskussionen beteilige, die mich zwar vllt kontrovers, aber unter´m Strich doch positiv oder konstruktiv ansprechen. Und ich bin absolut nicht beleidigt, wenn meine Beiträge auch mal ignoriert oder verrissen werden.


Ich denke, dass die Leute, die sich von Deinem Beitrag angesprochen fühlen, immer das Thema auf irgendeine Art und Weise bewegen, weil man eben nicht aus seiner Haut kann. Es klang für mich sehr entschieden, was Du vorgebracht hast, auch wenn es in Teilbereichen vielleicht gar nicht verkehrt war. Ich habe auch nur geantwortet, weil ich die Sichtweise so unglaublich einseitig finde, egal wie edel der Ansatz für das Thema auch sein mag und ich habe einfach in meinen Leben gelernt, dass mein Einblick in eine Entscheidung und Meinung eines anderen Menschen in etwa im gleichen Verhältnis steht, wie ein Sandkorn zur Wüste ;) .


In diesem Sinne:

:cool: leben und leben lassen und immer daran denken, dass wir gar nicht wissen, welche Entwicklung im Kopf eines anderen schon vollzogen wurde oder noch läuft um eine Handlung zu verurteilen. Und nicht alles was andere tun oder auch nicht tun ist schlecht, nur weil wir das anders machen und eine andere Einstellung dazu haben.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von b.e.a.s.t »

Also ich merke an meinem Pferd, das es richtig knatischig wird, wenn ich längere Zeit nicht ins Gelände gehe mit ihr. Ganz besonders auffällig war dies während meiner Lungenentzündung, insofern kann ich die Kernaussage von Piebald so schon unterschreiben.

Mein Pferd wurde täglich bewegt (hauptsächlich in der Halle) und steht ansonsten in einem Offenstall/Aktivstall, ergo ist für tägliche Bewegung gesorgt, aber es ist eben kein Ausreiten in allen Gangarten, ich bin mir sicher mein Pferd genießt es wenn sie angaloppieren darf, ich lege ihr die Zügel auf den Hals und sie darf einfach Mal galoppieren, ohne weitere Hilfen, ohne Gezerre und Gezuppel und wenn´s reicht (geht meistens recht schnell) fällt sie von alleine in den Trab.

Sie schnaut ab und man merkt richtig es macht uns BEIDEN Spaß. Ich finde das ohne reiten echt schwierig zu leisten, vor allem bei der Koppelsitutation die wir in Deutschland einfach haben.

Sicherlich in der Pampa in Südamerika, wo mein Pony herkommt, brauchts keine Reiter, um Pferde glücklich zu machen, aber hier in unseren Breiten echt schwierig. Ein Mädel bei uns am Stall fährt mit dem Mountainbike neben dem Pony her, sie schafft es dann auch mal das Pony in den Galopp zu bringen, ist aber bei uns nur möglich, weil wir rundherum nur Waldwege ohne Verkehr haben.

Ich bin in der hinsicht auch echt egoistisch, ich habe ein Pferd, weil ich diese Tiere liebe, aber sicherlich auch weil ich REITEN will. Ich find es schon doof, wenn ich krank bin und nicht reiten kann und merke wie mir das fehlt.
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Wenn Du das Seil entfernst, bleibt nur eins ... die Wahrheit, Pat Parelli


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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

OK, Piebald. Ich hatte gerade geschrieben, als Du bereits geantwortest hattest. Ich hatte Dich so vertstanden, wenn ein Reiter nicht wirklich reiten kann, und nichts daran ändern will, Du ok fändest. Ist ja aber nicht so, oder?
Meine Schwester ist Trainerin B Breitensport. Einige Reitschüler waren echt der Hammer. Einmal war ich dabei. Eine Reitschülerin sollte ihre Sitzposition verändern/verbessern, da sie extrem im Stuhlsitz im Sattel saß. Ihr Kommentar dazu: so sitze ich aber viel bequemer. Jaja, aber ein Pferd ist doch kein Sofa (auch wenn sich ein gut gerittenes Pferd manchmal so anfühlen kann ;) ). Die Dame war instgesamt nicht sehr, naja, wußte halt alles besser...(dachte sie zumindest). Für soetwas habe ich zB kein Verständnis, weil es zu Lasten der Tiere geht.
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