Ausgestoßen im Alter?

[Nelchen]

Meine "Omi"(28) lebt seit 25 Jahren bei uns in relativ gleichbleibender Herdenkonstellation. Sie war bis zu ihrem 25. Lebensjahr Leitstute, jetzt ist sie weit unten(Vorletzte). Seit ein paar Tagen wird sie regelrecht von der Weide gejagt. Die Pferde können vom Paddock aus ca.100m den Track entlang zur Weide. Eine Stute, die voriges Jahr hinzugekommen ist, jagt sie den Track entlang,die anderen schließen sich dann an und rennen alle vollen Speed hinter der Omi her. Die steht natürlich völlig vollgesch***en und zitternd vor Angst im Paddock und traut sich nicht auf die Weide. Mein Versuch sie aus dieser, ihrer Herde zu nehmen und sie mit einer älteren Stute und einem eigentlich, gemütlichen Wallach zusammen zu stellen, scheiterte, weil sich der Wallach auch wie eine Furie auf sie stürzte.
Kennt ihr sowas? Wissen die Pferde mehr? Jetzt steht sie erst mal allein. Sie hat ein paar Wunden und ich habe einfach Angst, dass sie mir die alte Stute umbringen. Sie sieht nicht mehr so gut, Herz und Luft sind auch nicht mehr voll intakt,obwohl sie keineswegs klapprig aussieht.
Ich habe irgendwie überhaupt keinen Plan. Alleine ist auch nicht der Hit.

[november]

Ach Mensch, das ist ja doof. Ich habe das zum Glück bisher nicht erlebt, aber unser SB erzählte mir neulich, dass es wohl öfter vorkommt, dass alte Pferde aus der herde ausgestossen werden. Er hatte das Problem mit anderen Oldies schon. Leider kann ich dir daher auch gar keinen Tipp geben, nur die Daumen drücken, dass ihr eine gute Lösung für die alte Dame findet.

[ehem User]

Hallo Nelchen,
bei uns war es auch so, dass eines von den neuen jungen Pferden, Serafin, den alten Wallach Justy (25) immer wieder völlig sinnlos auf der Koppel umherjagt, in der offensichtlichen Absicht, ihn aus der Herde zu drängen. Auch da schließen sich die anderen oft an. Das scheint also öfter vorzukommen, vielleicht gehört es zu den Herdenritualen, es könnte eine Art "instinktive Schutzfunktion" sein, die alten und schwachen Tiere an den Rand der Herde zu drängen, wo sie zuerst möglichen Raubtieren zum Opfer fallen und der Rest der Herde sich derweil in Sicherheit bringen kann. Ich habe dieses Verhalten auch schon in anderen Pferdegruppen beobachtet.
Bei uns ist es jetzt so, dass der Alte nur noch unter Beobachtung bei der Herde ist. Zusätzlich greife ich ein, wenn ich beobachte, dass Serafin anfängt ihn zu scheuchen, und scheuche dann meinerseits den Serafin. Das hat geholfen, dieses Verhalten von "immer" auf "selten" zu reduzieren. Wenn ich nicht da bin und die Herde nicht beobachten kann, dann stelle ich Justy extra, was ihm offenkundig nichts ausmacht. Oft stelle ich ihn auch mit seinem Freund, dem anderen Jungpferd Findus als Zweiergruppe extra. Das bietet sich an, weil die beiden sowieso mehr Futter brauchen als die anderen fünf.

[Cate]

ich hab das leider auch schon so erlebt , aber bei uns war es ein relativ kleines Pony, und wir haben ihr einfach eine Ecke nur für sie abgetrennt, sodaß sie selbst entscheiden konnte, wann und wieviel Gesellschaft sie wollte.
Bei einem Großpferd bleibt vermutlich nur die Haltung neben der Herde, falls möglich in einer Zweiergruppe ....

[Nelchen]

Ich habe schon alle Möglichkeiten einer Zweiergruppe ausgeschöpft. Entweder es geht auf seelische Kosten des anderen Pferdes, oder es passt nicht. Ach mist. Der liebe Gott wieder mit seinen Nüssen!

[calista]

Manchmal werden PFerde nicht erkannt oder akzeptiert, wenn sie eine Decke tragen. Wäre das nicht einen Versuch wert? Du könntest Deine Oma vielleicht mit einer Zebra-Decke mit Halsteil verkleiden? Evtl. gibts ja auch solche Pheromone wie für Katzen oder Hunde, die Du zur Verwirrung der anderen PFerde auf die Decke sprühen könntest, so dass sie die Oma wieder aufnehmen? Keine Ahnung, ob das helfen kann, ich drücke Dir jedenfalls die Daumen!!!

[Lottehüh]

Ist Deine Oma deprimiert, wenn sie nicht bei sondern neben den anderen wohnt? Hat sie trotzdem Sichtkontakt, die Möglichkeit, sich mit anderen zu beschnuppern? Kann sie dann - mit den anderen, aber getrennt - auf die Weide?

[Nelchen]

Naja,sie ruft schon.Deprimiert ist sie nicht. Sie ist eher froh,dass sie ihre Ruhe hat. Aber allein bleiben konnte sie noch nie gut. Sie sieht die anderen, ist auf einer Nachbarweide. Wenn sie allerdings ganz hinten auf die Koppel gehen sind die außer Sichtweite.
Teilweise rufen auch die Anderen. Irgendwie fehlt da Jemand . Komische Situation.
Ich werde das mal mit der Decke versuchen. Den Gedanken hatte ich auch schon. Die Leitstute hat eine Zebradecke über den Winter an, vielleicht verwirrt sie das. Dann werde ich die Omi unter Beobachtung wieder dazu stellen.Mal sehen.

[Cate]

Der Decken-Trick kann funktionieren, wir haben das schon manchmal bei besonders schwierigen Eingliederungen gemacht ... hätte ich ja dran denken können
Am besten hat der größte Stänkerer vor die Decke getragen und sie riecht gut nach ihm selbst .....

[ehem User]

Ich habe es schon zweimal erlebt, dass Pferde von anderen verjagt wurden. Pferde die sonst am Ende der Rangfolge standen, stürzten sich plötzlich auf deutlich Ranghöhere und die wichen, andere schlossen sich dem an.
So im Nachhinein stellte sich in beiden Fällen raus, dass die verjagten Pferde ein körperliches Problem hatten, schwach waren und deshalb die Rangniedrigeren die Chance ergriffen und in der Rangfolge aufsteigen wollten.

Ich würde mir genau anschauen ob die alte Dame fit ist, ob da nicht was im Busche ist und ansonsten sie eben getrennt halten, vielleicht ist da ja doch eine Möglichkeit, vielleicht doch ein Pferd was man zu ihr stellen kann.

Bei mir waren es keine alten Pferde, sondern eine Stute, die eine Kolik gehabt hatte, die auch lange brauchte um wieder richtig fit zu sein und im anderen Fall war es ein Pferd was körperlich und psychisch angeschlagen schon in die Gruppe kam und jetzt durch die neue Gruppe sich überfordert und geschwächt fühlte. Beides hat einige Wochen gedauert, allerdings war es auch nicht so heftig wie bei euch.