Nabelbruch OP ja oder nein???

Moderator: Sheitana

Mia77

Nabelbruch OP ja oder nein???

Beitrag von Mia77 »

Hallo ihr Lieben!

Bin mir gerade total unsicher, was richtig sein könnte und wie ich mich verhalten soll.
Folgende Grundsituation:
Ich habe einen 1 1/2 Jahre alten Hengst, Reitpony, eher zierlich und nicht sonderlich groß (falls das bei der Beurteilung eine Rolle spielt), der seit Geburt einen Nabelbruch hat. Zierliche Frauenfinger passen 2 durch das Loch (also wenn man durch die Haut tastet, offen ist nichts). Verhärtet ist bislang -schnell auf Holz klopf - nix und er hatte auch noch nie Probleme damit.
Ich hatte eine TÄ da, die mir dringend zu OP rät, da sich eine Dünndarmschlinge schon im Bruch verhängen könnte.
Sie schlägt vor den Kleinen 3 Tag hungern zu lassen, dann würde er mit offenem Schnitt operiert (Hunger sei notwendig, damit der Darm nicht vordrückt), danach zunächst Ruhe auf engem Stück, dann langsam erweitern auf kleines Paddock.

Der Kleine wurde bei uns geboren und hat mit acht Tagen seine Mutter verloren, kurz danach - wahrscheinlich durch den ganzen Stress - hatte er definitiv Magenprobleme, die wir jetzt GsD im Griff haben, aktuell ist er richtig fit. (Steht noch auf der Wiese, kriegt aber Heu zugefüttert.) Außerdem ist er sehr sehr agil und bewegungslustig. Da die Ammenstute ihn am Bein verletzt hatte, sollte er eigentlich mehrere Wochen auf engem Raum stehen und Ruhe haben, hat nicht funktioniert, der ist wie ein Irrer im Paddock umhergedüst und hat voll aufgedreht. Ich fürchte, ohne Beruhigungsmittel würde es auch jetzt nicht funktionieren (Boxenhaltung habe ich nicht, ich würde zwei Boxen in den Offenstall integrieren und ihn sowie wechselweise je ein anderes Pony zur Gesellschaft, dort einsperren. Der Rest würde im Offenstall stehen und könnte durchs Gitter Kontakt aufnehmen. Ich selbst habe die böse Ahnung, dass das Gesellschaftspony ruhiger stehen würde als der Patient...)

Da ich noch eine Jungstute habe, möchte ich ihn jetzt auf jeden Fall kastrieren, Frage ist dann halt: lasse ich den Nabelbruch dann (so wie die TÄ das empfohlen hat) direkt mitmachen oder lasse ich ihn jetzt nur im Stehen kastrieren?
Lasse ich den Nabelbruch dann später operieren? Gibt es Pferde, die mit Nabelbruch ohne Probleme alt werden? Gibt es andere / schonendere OP-Verfahren?
Ich hab den Eindruck, dass ich momentan zwischen Kacke und Scheixe entscheiden muss und fühle mich total mies :heul:
Bitte schildert gerne eure Erfahrungen, so oder so...
ehem User

Re: Nabelbruch OP ja oder nein???

Beitrag von ehem User »

:hug: och Mia, dass tut mir leid, dass Dich solche Sorgen so bedrücken! Ich habe - toitoitoi - mit Nabelbrüchen bei Pferden keine Erfahrungen, und auch sonst sind bis auf Serafin bei uns alle Pferde von Verletzungen und Krankheiten verschont geblieben. Ich würde aber in diesem Fall unbedingt eine zweite oder gar dritte TA-Meinung einholen.

Prinzipiell bin ich aber auch bei Verletzungen eher auf der "Artgerecht-Schiene", ich denke, die Pferde kommen in vielen Fällen ohne eine menschliche ärztliche Versorgung auf ihre pferdische Art genauso gut damit zurecht, auch bei Serafins 3 fetten Wunden hat sich das bewährt. Ich denke, ich würde - solange es keine Auswölbung gibt - bei unseren Pferden einen NB garnicht bemerken, und ich möchte garnicht wissen, was ich - was wir alle - bei unseren Pferden noch alles nicht bemerken, was uns in tiefe Sorgen stürzen würde, wenn wir es denn bemerken würden.
Mia77

Re: Nabelbruch OP ja oder nein???

Beitrag von Mia77 »

:hug: Ah, eine erste Meinung :freu:. Du kennst ihn ja persönlich auch, ich hab halt erstens schon echte Panik wegen der OP an sich, zweitens wegen des Hungerns und dann fürchte ich halt, dass gerade für ihn eine 8 wöchige ziemlich streng einzuhaltende Pause eine echte Tortur würde :? Er hat ja nun mal ungeheuer viel Bewegungsdrang und bei der Sehnengeschichte als Fohlen war die "Ruhigstellung" schon nach 1 Tag in ein Toben in der Box verwandelt... Bei Sehnengeschichten gehe ich aber eh davon aus, dass die unter geringer Belastung besser heilen, da war es ja wenig Problem ihn von kleinem Paddock doch auf die Wiese zu lassen, nur das kommt bei einem Bauchschnitt einfach nicht in Frage. Und ich frage mich dann auch, wie in aller Welt ich dann einen aufgedrehten Jährling vorsichtig wieder in Bewegung bringen soll :panik: :panik: :panik:
Wobei er sich beim Führen mittlerweile sehr gut macht :-n er läuft brav am durchhängenden Strick mit, kennt zumindest Anhalten, ich denke, er würde mittlerweile auch egal in welche Richtung weichen, wenn man das anfragt. Sonntag ist er sogar erstmals ein Stück an der Hand getrabt. (In Vorübung auf die anstehende OP, sei es nun Kastration oder Nabel-OP sind wir mal ein Stück ins Dorf gelaufen und haben geübt über Kanten und verschiedene Böden zu gehen, herrje ist der mittlerweile abgeklärt, kein Vergleich mehr zu dem hibbelnden Nervenbündel, das er anfangs bei Spaziergängen war... und genau das möchte ich mir auch erhalten, aber riskiere ich im Zweifel mit meinem Wunsch sein Leben, oder riskiere ich bei der OP sein Leben, aaaaargh :panik:)
Ich überlege halt auch, ob es nicht für ihn besser ist, wenn ich einfach alles so belasse, wir haben eine Kuh mit Nabelbruch und die kommt damit auch problemlos zurecht, kriegt ihre Kälber, alles gut...
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Berry
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Re: Nabelbruch OP ja oder nein???

Beitrag von Berry »

Mia, meine Bekannte hat angeboten, dass du sie auch gerne mal anrufen kannst, wenn du noch Fragen wegen der Nabelbruch-OP hast.
Ursprünglich eigenen Sinn lass dir nicht rauben! Woran die Menge glaubt, ist leicht zu glauben.
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Mia77

Re: Nabelbruch OP ja oder nein???

Beitrag von Mia77 »

Hey Berry, danke, vielleicht ist das nicht die schlechteste Idee, schreibst Du mir die Nummer per PN?
ehem User

Re: Nabelbruch OP ja oder nein???

Beitrag von ehem User »

Huhu Mia, danke für Deine liebe PN und ja, wenn es Dich ermutigt, dann schreibe ich mal noch mehr, aber bitte immer unter dem Aspekt, dass ich keine persönliche Erfahrung damit habe und dass Laienauskünfte zu Gesundheitsthemen immer mit großer Vorsicht zu geniessen sind. Ich denke, dass eine NBOP nicht ohne ist, und dass die Folgen, wenn er danach nicht lange genug still hält, das Risiko im Vergleich zum jetzigen Zustand erhöhen. So wie Du ihn beschreibst und ich ihn das eine mal erlebt habe, kannst Du eine 8-wöchige Bewegungsarmut ohne Dauersedierung einfach vergessen, das macht er nicht. Und das Gewebe bleibt auch durch die OP-Narbe anfällig. Diese drei Risiken gilt es gegen das Risiko einer Darmverklemmung in dem NB abzuwägen.
Bisher ist ja noch nichts passiert, er lebt gut mit dem NB und der Darm scheint da nicht durchzudrängen. Möglicherweise ist der NB auch von innen "verheilt", also es kann sich da Gewebe bilden, welches das "Loch" "dicht" macht. (Auskunft von einem meiner TÄte), aber das ist natürlich auch kein vollwertiges Gewebe, das wäre eine OP-Narbe aber auch nicht.
Du musst Dir eben vorher überlegen, ob Du damit zurecht kommst, wenn es doch i-wann passieren sollte. Du musst Dir aber auch überlegen, ob Du damit zurecht kommst, wenn infolge oder trotz der OP was passiert. Das ist eine blöde Abwägungsfrage, "schuldig" fühlt man sich dann trotzdem i-wie immer.

Meine ganz persönliche Entscheidung wäre wahrscheinlich gegen die OP, aber ich würde dann eine vorsichtige kurze Betastung des NB bei jeder Begegnung mit ihm zur Routine machen, einfach um es möglichst schnell zu bemerken, wenn doch mal was austreten sollte. Dann hast Du innerhalb der ersten 8 Stunden noch gute Chancen. Ich finde es einfach beruhigend, dass er bisher damit ohne Probleme gelebt hat, das wäre für mich ausschlaggebend.

Darüber mit Berrys TÄin zu reden, oder überhaupt noch mit ein paar TÄten oder Menschen, die Erfahrungen und Kenntnisse damit haben, ist sicher eine gute Idee.
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Sheitana
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Re: Nabelbruch OP ja oder nein???

Beitrag von Sheitana »

Mein erstes Fohlen hatte einen Nabelbruch. Mir wurde auch dazu geraten ihn zu operieren und dies habe ich auch machen lassen. Völlig komplikationslos.
Allerdings hat der Zwerg weder vorher Hungern müssen, noch stand er 8 Wochen in der Box... :shifty:
Er wurde ganz normal gefüttert, kam in die Klinik, wurde operiert und 2 Tage später konnte ich ihn heimholen. Dann stand er ein paar Tage in einer Paddockbox bis die Klammern gezogen wurden und dann gings wieder raus.

Ich würde daher schon zu einer OP raten, die möglichen Komplikationen wären mir zu groß. Wenn er eh kastriert werden muss......
Als Jamie kastriert wurde - und das war ein etwas größerer Eingriff als eine normale OP, da ein Hoden noch im Bauchraum war - stand er zwei Tage noch in der Klinik und kam dann direkt auf die Weide in die Herde. Auch alles kein Problem.

Zum Thema artgerecht: Stellt sich immer noch die Frage, ob diese Pferde in der Natur überleben würden.....

Zu Erwähnen wäre vielleicht noch, dass ein Nabelbruch erblich sein kann. Da der Zwerg aber ja eh kastriert wird spielt das keine so große Rolle in dem Fall.
ehem User

Re: Nabelbruch OP ja oder nein???

Beitrag von ehem User »

Wenn es so "einfach" wäre wie in Deinem Fall, Sheitana, würde ich auch anders über eine OP denken.

Und ja, das mit dem "artgerecht" ist ein zweischneidiges Schwert, da stimme ich Dir zu. Andererseits habe ich es eben auch schon mitbekommen, wie Pferde "zu Tode behandelt" wurden, die mMn ein gutes Leben hätten führen können, wenn man sie und ihre Wehwehchen sich selbst überlassen und der Natur nicht übertrieben ins Handwerk gepfuscht hätte.
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Sheitana
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Re: Nabelbruch OP ja oder nein???

Beitrag von Sheitana »

Piebald hat geschrieben:Und ja, das mit dem "artgerecht" ist ein zweischneidiges Schwert, da stimme ich Dir zu. Andererseits habe ich es eben auch schon mitbekommen, wie Pferde "zu Tode behandelt" wurden, die mMn ein gutes Leben hätten führen können, wenn man sie und ihre Wehwehchen sich selbst überlassen und der Natur nicht übertrieben ins Handwerk gepfuscht hätte.
Da stimme ich dir grundsätzlich absolut zu. Ich bin in vielen Dingen - gerade was Wunden oder Lahmheiten angeht - eher der Meinung "was von alleine kommt, geht auch von alleine"...
Einen Nabelbruch würde ich allerdings, wenn er bei einem Jährling noch nicht von alleine zu ist doch lieber operieren lassen. Die Chance, dass sich das noch verwächst ist eigentlich ziemlich gering, wenn, dann wäre das schon passiert. Und man weiß ja nicht, wie das Leben spielt.
Sicherlich muss man dann auch das Vertrauen in die Klinik/in den TA haben. Wir haben das Glück eine gute Klinik 20min. weit weg zu haben, bei denen es bis jetzt wirklich immer unkompliziert und reibungslos abgelaufen ist. Sonst würde ich da vielleicht auch anders denken.
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Greta J.
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Re: Nabelbruch OP ja oder nein???

Beitrag von Greta J. »

Liebe Mia,

puh, da hast du eine blöde Entscheidung zu treffen... :?

Ich hab mit Nabelbrüchen keine Erfahrung und von daher kann ich dir nicht wirklich etwas raten, aber… mein Pferd ist an einer Darmverschlingung gestorben (nachmittags noch unauffällig am Heu gefressen, abends war sie regelrecht am Ende und musste erlöst werden :cry: ).
Als ich gelesen hab, dass eine Darmverschlingung passieren könnte, hats mir gleich den Magen umgedreht. (So ist das halt, wenn man blöde Erfahrungen gemacht hat.)

Natürlich kenn ich dein Pferd nicht und es hört sich wirklich nicht einfach an, das mit den 8 Wochen etc., aber ich würde das wohl durchziehen.
Allerdings, nachdem was Sheitana geschrieben hat, würde ich mir vorher noch Meinungen von ein paar anderen TÄs / Kliniken einholen – sicher ist sicher.

Ich denk mir nur, wenn er dann irgendwann mal eine Darmverschlingung haben sollte… die ist supersuperschmerzhaft, kann sehr schnell gehen (was, wenn das nachts passiert und keiner merkt was!?) und auch wenn es nicht tödlich endet, kann es gut möglich sein, dass das Pferd ein Leben lang damit Probleme haben wird.
Ich (aufgrund meiner besch… Erfahrung) würde die OP machen lassen, ich hätte viel zu viel Angst vor der Darmverschlingung, aber das ist halt nur mein Gefühl…

Ich wünsch dir, dass du eine Entscheidung triffst, die du niemals mehr anzweifeln musst. Egal, wie sie ausfällt, denk dran, dass du das Beste für dein Pferdchen wolltest und aufgrund deines Wissens/deiner Erfahrungen entsprechend gehandelt hast! :hug:
"Mach dein eigenes Verhalten nie vom Verhalten anderer abhängig." - Sélan
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