Reiten als Grundrecht des Pferdes

Moderator: Sheitana

ehem User

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

Ich verfolge diesen Thread hier schon seit einigen Tagen mit gemischten Gefühlen. Gemischt, weil ich ihn zu plakativ und provokant für ein derart vielschichtiges Thema halte, als dass ich darauf reagieren sollte und trotzdem das Bedürfnis habe dazu etwas zu schreiben.

Was mich am meisten stört ist der leichtfertige und dennoch massive Einsatz von Schlagworten.

Ich habe z. B. noch nie so oft hintereinander das Wort zwanglos gelesen, vor allem nicht in Bezug auf das Reiten. Zwanglos heißt für mich also ohne Zwang. Reiten kann fast nicht zwanglos sein, denn das würde voraussetzen, dass beide, Pferd und Mensch, in exakt dem gleichen Moment aus freiem Willen das exakt Gleiche wollen. (Romys Umgang mit dem Thema kommt meiner Meinung nach der Zwanglosigkeit am nächsten ;) ) Es sei denn einer der beiden Beteiligten (in dem Fall das Pferd) sagt (natürlich nonverbal): Ich mache alles, was Du willst, weil ich will, was Du willst...das ist zwar nicht auszuschließen, aber sicher selten. Und weil das so selten ist, meine folgenden Überlegungen:

Also schließe ich und Piebald erwähnt das irgendwo ganz weit vorne auch mal kurz, dass er sowas wie so zwanglos wie möglich meint, was ja eine dehnbare Aussage ist.

Ich habe, wenn ich mir versuche vorzustellen, was Piebald wohl meint, ein Bild von einem Pferd im Kopf, dass entspannt am langen Zügel mit einem mehr oder weniger schweren Reiter und einem vor kurzem oder längerem angepassten Sattel, sowie einem mehr oder weniger scharfen Gebiß oder Kopfstück, mehr oder weniger glücklich durchs Gelände strollt. Bei diesem Bild bleibt natürlich unklar, wie das Gelände beschaffen ist, ebenso die Physis von Pferd und Reiter und die psychischen Zustände beider.
Das muß offen bleiben, denn es ist klar, dass jeder dieser Faktoren bei jedem Pferd-Mensch-Paar zu jedem Zeitpunkt komplett unterschiedlich ist.
Wie kann man das verallgemeinern?

Das Wort "zwanglos" wird hier völlig oberflächlich verwurstet, denn kaum einer kann mir erzählen, dass er das Pferd, wenn es mal ein bisschen Graspause machen will (ist ja klar, Pferd und Mensch haben unterschiedliche Verdauungssysteme und somit unterschiedliches (Fr)Eßverhalten) nicht zwingt, weiter zu gehen.

Ich stell mir vor, am Wegesrand würden lauter Teller mit Spaghetti mit Gorgonzolasoße stehen. Ich weiss nicht, ob ich nicht mein Pferd zum Anhalten zwingen würde, um eine kleine Mahlzeit einzuschieben...

Selten denken Reiter auch: Ach mein kluges Pferd will nach rechts, na gut dann machen wir das mal. Nein, meistens werden die Pferde gezwungen in die Richtung zu gehen, in die der Reiter will. Ist ja auch klar, der Mensch hat den, in seinen Augen, umfassenden Überblick, der andere Prioritäten beinhaltet, als der anders geartete, aber aus Pferdeaugen auch umfassende, Überblick des Pferdes.

Naja, manchmal muß man den anderen halt so zwanglos wie möglich zu seinem Glück zwingen (Achtung Ironie).

Wenn man es genau nimmt, muß man sagen: Auch Konditionierung ist eine Art von Zwang. Wir Menschen nutzen unser Wissen um die Reaktionen unseres Gegenübers, um es so zu formen, wie wir das wollen. Das ist natürlich ein anderes Thema, denn das ganze Leben ist eine Art von Konditionierung und jeder von uns ist im Altag 1000den von Zwängen ausgesetzt.

Das nächste mir aufstoßende Wort ist natürlich Grundrecht. Reiten als Grundrecht eines Pferdes zu bezeichnen ist absurd und unter aller Kanone.

Man entzieht also einem Wesen das Recht auf die Freiheit, sich so zu bewegen wie es möchte, indem man es (natürlich zu seinem eigenen Schutz) einsperrt und sagt dann: Du hast aber ein (Grund)Recht auf die Bewegungs"freiheit",in dieser von menschlichen Grenzen beherrschten Welt.

Eine Freiheit, die ich Dir genommen habe, um dich zu beschützen (Ich besitze Dich ja schließlich auch ... :-D ) und die ich Dir auf andere Art wieder geben will.

Ich muß allerdings dabei Deine Bewegungen kontrollieren, weil ich derjenige bin, der in dieser von Menschen beherrschten Welt, den adäquaten Überblick hat. Und weil ich nicht so schnell und lange wie Du laufen kann, setze ich mich auf Dich, damit ich auch immer bei Dir bin...

Und dann nenne ich das Reiten mal Grundrecht, denn anders kannst Du Dich ja auch nicht mehr "frei" bewegen.

Jo, das ist gut, dann muß ich auch nicht darüber nachdenken, was ich da eigentlich mache...

:dance1: Janz schön clever, Mensch.

Das Wort pferdegerecht fiel auch irgendwo. Ich will das nicht weiter ausführen, aber absolute Pferdegerechtigkeit ist in unserem Land schon lange nicht mehr möglich.

Auf solche Wortklaubereien stehe ich eigentlich gar nicht, denn die Leute in diesem Forum halte ich größtenteils für sehr kompetente, tiefgründige Pferdeleute, die durchaus im Sinne der Pferde denken und sich auch dementsprechend äußern. Jeder mit seinem Schwerpunkt. Da ist Wortklauberei normalerweise gar nicht nötig. In diesem Thread gefällt mir allerdings der Umgang mit Worten nicht und das ist meine Konsequenz.

Ich habe auch nichts gegen Reiten, Ausreiten, Nichtreiten, Bodenarbeit, Gymnastizieren, Pferde besitzen und konditionieren. Aber ich habe etwas gegen oberflächliches, großflächiges Urteilen über die Arbeit anderer mit ihren Pferden ohne fundiertes Hintergrundwissen und mit meiner Meinung nach wenig geschickt gewählten Worten.

Sheitana, hier wird vielleicht niemand persönlich angegriffen (ausser, dass man ausgerechnet Romy in diesem Zusammenhang mitteilt, dass sie ihren Pferden mehr bieten könnte..) aber ein breitflächiger Angriff gestartet. Ich persönlich fühle mich tatsächlich nicht angegriffen, allerdings provoziert und dabei reagiere ich eher erstaunt und fast schon belustigt, mit einer kleinen, aber für diese Worte ausreichenden, Prise Wut.

:violin:
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foxy48
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von foxy48 »

Ich möchte ganz ohne an der grundsätzlichen Diskussion teilzunehmen ein paar Erfahrungswerte beisteuern:

In professionellen Wanderreitbetrieben werden Pferde, die normalerweise als nervös und hibbelig gelten und ansonsten nicht streßfrei im Gelände reitbar sind, in einer Gruppe wanderreiterfahrener cooler Pferde mit einem entspannt-guten Reiter über mehrere Tage mitgenommen. Tempo: ordentlicher Schritt, Reitphasen am Tag ca. 4-5 Stunden mit ca. 2 stündiger Pause, Gelände möglichst gemischt; also auch anspruchsvolle Pfädchen mit Krabbeln und Gehölz. Spätestens am dritten Tag sind die Pferde zufrieden und haben ihre innere Anspannung abgearbeitet, weil sie alles in der Sicherheit ausstrahlenden Gruppe "überlebt" haben.

Und ja: wahrscheinlich kommt jetzt wieder der Aufschrei: untrainiertes Pferd und 5 Stunden reiten :-o . Aber - passender Sattel vorausgesetzt - das ist für ansonsten gesunde Pferde kein Problem. Wir haben ja auch mal Muskelkater, wenn wir einen Wanderurlaub machen. Aber die Dauer der Tagesleistung ist notwendig, um von der nervlichen - unnötigen - Anspannung über einerseits körperliche Anstrengung und andererseits die vielen neuen Eindrücke in eine neue Erlebensqualität umzusteigen.

Das ist keine Mär. Ich habe das mehrfach selbst erlebt und auch von anderen erzählt bekommen. Bei meinen eigenen Pferden konnte man auch immer sehen, wie sie in unbekanntem Gelände auflebten und - je schwieriger es wurde - um so motivierter und aufmerksamer mitarbeiteten. Das war dann wirklich dieses Gemeinschaftsgefühl: wir machen das zusammen!

Das bekannte heimatliche Gelände stand übrigens weniger hoch im Kurs, auch wenn man noch soviele Varianten einbaute.

Insofern ist für mich die Grundaussage Piebalds schon stimmig. Ich finde übrigens auch, dass hier im Forum besonders viele Leute versammelt sind, bei denen das Reiten aus verschiedenen Gründen nicht im Vordergrund steht. Das liegt aber in der Natur der Sache, weil hier eben besonders viele über den LK und über Probleme mit dem Pferd zusammengekommen sind, die das Reiten eben grundsätzlich oder zeitweise verhindern. Da diese Gründe - egal welcher Natur und welchen Ursprungs - aber eben bestehen, muss man sich mMn nicht angegriffen fühlen, wenn man seinem Pferd dies eben nicht bieten kann. Nur wenn das Problem eben "nur" darin besteht, dass das Pferd körperlich und geistig nicht artgerecht ausgelastet ist, sollte man sich den Schuh anziehen, das Pferd satteln und losziehen. ;)
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lungomare
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von lungomare »

foxy, was Du beschreibst, sehe ich auch noch als sehr pferdegerechte Variante der Bewegung - eben das Umherziehen im Schritt. Daher: Wanderreiten (natürlich auf nem Pferdchen, dass sie soweit mit Reiter bewegen kann, dass es nciht voll auf der Vorhand latsch) sehe ich im Grunde als die netteste Art der Bewegung an, die man seinem Pferd bieten kann. Zumal in der Regel mit mehreren anderen Pferden zusammen, die Sicherheit bieten.

--

Dieses flotte Schritt-Tempo schaffe ich aber auch zu Fuß neben meinem Hottie.
Hier ging es nun drum, dass das Pferd aber in allen Gangarten zu bewegen ist, was der Fußgänger nicht leisten kann. Der Wanderreiter mit Gepäck vermutlich auch nciht. und damit wäre Wanderreiten dann mangels Geschwindigkeit auch wieder nicht pferdegerecht und verstößt gegen das Grundrecht des Pferdes.
Ich glaub, das ist es, was mich mit am meisten an dem Thema stört, dass angeblich das schnelle Laufen so wichtig sein soll und der Mit-Pferd-Spazierengeher seinem Pferd ja nicht bieten kann, weswegen Reiten allem anderen überlegen ist. Denn so versteh ich diesen Thread, auch wenn er unterstellt, dass "wir" (Wenig/Nicht)Reiter ja das reiten abwerten....
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ehem User

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

lungomare hat geschrieben: Dieses flotte Schritt-Tempo schaffe ich aber auch zu Fuß neben meinem Hottie.
Hier ging es nun drum, dass das Pferd aber in allen Gangarten zu bewegen ist, was der Fußgänger nicht leisten kann. Der Wanderreiter mit Gepäck vermutlich auch nciht. und damit wäre Wanderreiten dann mangels Geschwindigkeit auch wieder nicht pferdegerecht.
Ich glaub, das ist es, was mich mit am meisten an dem Thema stört, dass angeblich das schnelle Laufen so wichtig sein soll und der Mit-Pferd-Spazierengeher seinem Pferd ja nicht bieten kann, weswegen Reiten allem anderen überlegen ist. Denn so versteh ich diesen Thread, auch wenn er unterstellt, dass "wir" (Wenig/Nicht)Reiter ja das reiten abwerten....
Schaffst Du denn auch mehrmals wöchentlich fünf Stunden? (Ist hetzt auf keinen Fall anklagend gemeint, ich finde die verschiedenen Ansichten hier hochinteressant!)
Ich finde das schnelle Laufen unglaublich wichtig, kann aber auch sein, dass ich durch mein lungenkrankes Pferd nicht ganz objektiv bin... Da kommt kein Fitzel Schleim raus, wenn er nur Schritt geht, wird er regelmäßig galoppiert, suppt die Nase immer schön und das Zeug kommt raus.
Wenn ich es auch mal bei mir sehe - ich fühle mich definitv besser, wenn ich in der Lage bin, Mittelstrecken zu laufen und auch mal zu sprinten, ohne danach unter das Sauerstoffzelt zu müssen. Das vergangene Jahr blieb das bei mir total auf der Strecke wegen Job und Studium, und ich habe heute soviele Wehwehchen wie ich noch nie hatte. Da hilft mir kein Osteopath, keine Globulis, kein strammes Spazierengehen sondern einfach Sport, der anfangs weh und dann gut tut. Ich wüsste nicht, warum es beim Pferd anders sein sollte?
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von lungomare »

nein, natürlich nciht. Demnach ist meine ganz persönliche Pferdehaltung und "-nutzung" sowieso ganz böse, weil mein Pferd nicht genug bewegt wird.
Jemand, der aber intensiv für Wanderritte trainiert, macht denk ich schon die ein oder andere Strecke in der Woche. Da sicherlich auch mal schneller. Der Wanderritt selbst ist dann aber wieder gemächlicher.

ich für mich lege Wert darauf, meinem in Gefangenschaft gehaltenem Pferd Abwechslung und Anreiz außerhalb von Offenstall und Weide zu bieten. die Gangart ist mir dabei aber nebensächlich, eben weil wildlebende Pferdchen sich auch eher im Schritt bewegen - und das schaff ich auch zu Fuß. Flitzen tun sie ab und an auf der Weide, insbesondere, wenn die Arab-Jungs kommen und sagen: lauf, oder ich beiß dir ins Bein :zunge:

Klar ist es toll, wenn ich dabei noch ordentlich Strecke machen kann - ich hab ja auch nix gegen Trab und Galopp reiten. aber ich finde es auch nciht schlimm, im Gelände nur Schritt zu gehen, weil Pferd dabei trotzdem was neues/anderes zu gesicht bekommt.

--

Das, was du übers Joggen schreibst, ist interessant. Bei mir ist es eher ne Körpergewichtsfrage. und eine frage, ob ich in irgendeiner Form körperlich aktiv bin. Fehlt das, gehts mir ziemlich mau. ich bin aber eher gemütlich, joggen käst mich arg an. Dafür bin ich super happy, wenn ich acht Pferden die Füße gemacht habe, also auch meine Kalorien verbrannt hab. Jemand anders stemmt vllt Hanteln in der Muckibude. Scheint beim menschen Typ-abhöngig zu sein.
Lauftier Pferd wird hingegen eher über Bewegung auszulasten sein. aber auch ein ordentlich strammer Schrittspaziergang ist ja anstrengend...
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von Cate »

Ich finde es total spannend, wieviele sich hier anscheinend doch provoziert fühlen - warum denn? :-?

Es ist doch unbestritten, dass das Pferd ein Lauftier ist, und ganz viele Pferde sich eher krankstehen als kranklaufen. :nix:

Und leider ist es in unseren Breiten oft so, dass wir unseren Pferden keine wirklich artgerechte Haltung bieten können. Die allermeisten hier im Forum reißen sich doch ein - oder alle beide ;) - Beine aus, um ihrem Pferd trotzdem ein möglichst pferdegerechtes Leben bieten können. Dazu gehören soviel Platz wie möglich, nette Artgenossen, ausreichend gutes Heu/Futter und Wasser, allgemein eine gute Pflege und Versorgung, Zuwendung, Außenreize und eben auch ganz viel Bewegung. Je nach Haltungsbedingungen des Pferdes wird sich in den meisten Fällen diese Bewegung - vor allem lockere Bewegung geradeaus im Gelände nur unterm Reiter oder als Handpferd realisieren lassen. Wem noch mehr Möglichkeiten einfallen, prima, wenn es ungefährlich ist - und das könnt nur ihr selbst für euch und euer Pferd abschätzen - los, dann macht es! :dance1:

Es wird immer Fälle geben, da läßt sich das Reiten im Gelände nicht realisieren - ich hab auch so einen. Meine Stute dreht im Gelände seit letztem Jahr völlig ab, es wurde immer schlimmer statt besser bis gefährlich, ich reite sie nicht mehr. Leider habe ich kein anderes Pferd, um sie als Handpferd mitnehmen zu können, und keinen so sicheren Reiter, dem ich diese sehr dominante Leitstute als Handpferd mitgeben könnte (immerhin hab ich jemanden gefunden, der das Shetty als Handpferd mitnehmen kann :freu:). Lange flotte Spaziergänge kann ich wegen eines steifen Fußgelenks nicht mehr leisten. Aber deshalb fühle ich mich von Piebalds These doch nicht angegriffen, im Gegenteil, ich gehe mit ihm d'accord, wenn Reiten zur Sicherstellung einer ausreichenden Bewegung nötig ist, dann, ja dann ist es ein "Grundrecht" des Pferdes! :-n
Und dort, wo es nach Auslotung aller meiner Möglichkeiten nicht geht, da geht die Welt auch nicht unter - sie ist vielleicht nur "ärmer" ;)
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
ehem User

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

lungomare hat geschrieben:nein, natürlich nciht. Demnach ist meine ganz persönliche Pferdehaltung und "-nutzung" sowieso ganz böse, weil mein Pferd nicht genug bewegt wird.

ich für mich lege Wert darauf, meinem in Gefangenschaft gehaltenem Pferd Abwechslung und Anreiz außerhalb von Offenstall und Weide zu bieten.


Interessanterweise machen sich Leute, die ihr Pferd im OS halten über sowas sogar mehr Gedanken als Leute, die ihr Pferd nach dem Reiten in die suabere 3x3m Box stellen... Wir hatten mal veagn lebende Freunde, die jede Tierhaltung als tierschutzwirdig einstuften und uns versuchten zu überreden, unsere Pferde frei zu lassen...survival of the fittest, wen interessieren schon Autobahnen und der Rest vom Straßenverkehrsnetz?


die Gangart ist mir dabei aber nebensächlich, eben weil wildlebende Pferdchen sich auch eher im Schritt bewegen - und das schaff ich auch zu Fuß. Flitzen tun sie ab und an auf der Weide, insbesondere, wenn die Arab-Jungs kommen und sagen: lauf, oder ich beiß dir ins Bein :zunge:

Klar ist es toll, wenn ich dabei noch ordentlich Strecke machen kann - ich hab ja auch nix gegen Trab und Galopp reiten. aber ich finde es auch nciht schlimm, im Gelände nur Schritt zu gehen, weil Pferd dabei trotzdem was neues/anderes zu gesicht bekommt.

Schritt trainiert halt andere Muskelgruppen und Bewegungen als das der Trab und Galopp tun, auch das Lungenvolumen wird dabei nicht trainiert/vergrößert, die Gesamtkörperdurchblutung ist eine andere. Ob besser oder schlecht, kann ich bzw. traue ich mich nicht zu beurteilen ;)


--

Das, was du übers Joggen schreibst, ist interessant. Bei mir ist es eher ne Körpergewichtsfrage. und eine frage, ob ich in irgendeiner Form körperlich aktiv bin. Fehlt das, gehts mir ziemlich mau. ich bin aber eher gemütlich, joggen käst mich arg an. Dafür bin ich super happy, wenn ich acht Pferden die Füße gemacht habe, also auch meine Kalorien verbrannt hab. Jemand anders stemmt vllt Hanteln in der Muckibude. Scheint beim menschen Typ-abhöngig zu sein.

etwas OT, aber ich HASSE joggen. Ich mag körperliche Arbeit auch lieber als laufen, aber schlussendlich, nach ein paar Wochen Schinderei, geht es mir besser. Davon wird zwar das Joggen an sich nicht spassiger, aber ich bin fitter.


Lauftier Pferd wird hingegen eher über Bewegung auszulasten sein. aber auch ein ordentlich strammer Schrittspaziergang ist ja anstrengend...
ja, aber wie oben gesagt, anders :-D Wir sind das letzte Jahr wirklich 3-4 mal die Woche spazieren gegangen, häufig 10km und mehr, teilweise in weniger als 1,5 Stunden, teilweise mit viel Klettern, dann auch langsamer. Ich war danach zwar etwas müde, aber als sportliche Betätigung würde ich das nicht bezeichnen. Als ich mein Pferd jetzt wieder "antrainiert" habe, hat er nach 3 Trabrunden richtiggehend gejapst, für seine Ausdauer war das jetzt dementsprechend auch nciht so der Knaller. Ich verstehe auch nicht, wieso viele Pferdeleute das spazierengehen so empfehlen, es ist nett, aber einen Trainingseffekt habe ich dadurch nicht erkennen können.:nix: Vielleicht haben ich es auch falsch angepackt, keine Ahnung
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foxy48
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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von foxy48 »

Man kann Wanderreiten durchaus in allen Gangarten und es ist erwiesenermaßen möglich, das Gepäck auch galoppfest zu befestigen ;) (wer Tipps dazu braucht, gerne bei mir melden).

Galopp oder mal ein schöner langer Renntrab macht auch beim Wanderritt einen Riesenspaß auf der richtigen Wegstrecke und mit dem bereits gelassenen Pferd, das Geschwindigkeit nicht mehr mit Flucht verwechselt. Muss sogar wirklich ab und zu mal sein, damit wieder Schwung in die Sache kommt. Wenn das Gelände sonst ein bisschen langweilig ist oder der berühmte dritte Tag o.a.

Aaaber: man kann sich in unbekannten Gefilden auch ganz prima verreiten, weil man dann auf die Schnelle eben den richtigen Abzweig verpasst hat. Und wiederum dann kann einem der so unnötig entstandene Umweg doch eine Menge Streß verursachen. Deshalb ist das Meiste eben dann doch Wandern.

Übrigens: kein Pferd braucht das 6mal die Woche, wenn es ansonsten vernünftig gehalten wird.

@ cate :five:
ehem User

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

Cate hat geschrieben:Ich finde es total spannend, wieviele sich hier anscheinend doch provoziert fühlen - warum denn? :-?

Es ist doch unbestritten, dass das Pferd ein Lauftier ist, und ganz viele Pferde sich eher krankstehen als kranklaufen. :nix:

Und leider ist es in unseren Breiten oft so, dass wir unseren Pferden keine wirklich artgerechte Haltung bieten können. Die allermeisten hier im Forum reißen sich doch ein - oder alle beide ;) - Beine aus, um ihrem Pferd trotzdem ein möglichst pferdegerechtes Leben bieten können. Dazu gehören soviel Platz wie möglich, nette Artgenossen, ausreichend gutes Heu/Futter und Wasser, allgemein eine gute Pflege und Versorgung, Zuwendung, Außenreize und eben auch ganz viel Bewegung. Je nach Haltungsbedingungen des Pferdes wird sich in den meisten Fällen diese Bewegung - vor allem lockere Bewegung geradeaus im Gelände nur unterm Reiter oder als Handpferd realisieren lassen. Wem noch mehr Möglichkeiten einfallen, prima, wenn es ungefährlich ist - und das könnt nur ihr selbst für euch und euer Pferd abschätzen - los, dann macht es! :dance1:

Es wird immer Fälle geben, da läßt sich das Reiten im Gelände nicht realisieren - ich hab auch so einen. Meine Stute dreht im Gelände seit letztem Jahr völlig ab, es wurde immer schlimmer statt besser bis gefährlich, ich reite sie nicht mehr. Leider habe ich kein anderes Pferd, um sie als Handpferd mitnehmen zu können, und keinen so sicheren Reiter, dem ich diese sehr dominante Leitstute als Handpferd mitgeben könnte (immerhin hab ich jemanden gefunden, der das Shetty als Handpferd mitnehmen kann :freu:). Lange flotte Spaziergänge kann ich wegen eines steifen Fußgelenks nicht mehr leisten. Aber deshalb fühle ich mich von Piebalds These doch nicht angegriffen, im Gegenteil, ich gehe mit ihm d'accord, wenn Reiten zur Sicherstellung einer ausreichenden Bewegung nötig ist, dann, ja dann ist es ein "Grundrecht" des Pferdes! :-n
Und dort, wo es nach Auslotung aller meiner Möglichkeiten nicht geht, da geht die Welt auch nicht unter - sie ist vielleicht nur "ärmer" ;)
unterschreib :mrgreen:
ehem User

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Beitrag von ehem User »

Cate hat geschrieben:Ich finde es total spannend, wieviele sich hier anscheinend doch provoziert fühlen - warum denn? :-?
Weil das Piebalds Absicht war und er seine Worte dementsprechend gewählt hat.
Cate hat geschrieben:wenn Reiten zur Sicherstellung einer ausreichenden Bewegung nötig ist, dann, ja dann ist es ein "Grundrecht" des Pferdes!
Dann setze ich mir hiermit für das "Grundrecht" des Pferdes auf genügend adäquate Gymnastizierung ein, damit das "Grundrecht" "geritten zu werden" nicht zur Qual wird.

Allerdings finde ich, ein Pferd hat ein "Ur-Grundrecht" auf eine Haltung mit größtmöglicher Entscheidungs-und Bewegungsfreiheit.

Unsere Jungs haben immer Platz, um ohne Reiter mal so richtig abzufetzen und das machen sie auch (zur Zeit vermehrt... :-D )
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