Was mich am meisten stört ist der leichtfertige und dennoch massive Einsatz von Schlagworten.
Ich habe z. B. noch nie so oft hintereinander das Wort zwanglos gelesen, vor allem nicht in Bezug auf das Reiten. Zwanglos heißt für mich also ohne Zwang. Reiten kann fast nicht zwanglos sein, denn das würde voraussetzen, dass beide, Pferd und Mensch, in exakt dem gleichen Moment aus freiem Willen das exakt Gleiche wollen. (Romys Umgang mit dem Thema kommt meiner Meinung nach der Zwanglosigkeit am nächsten

Also schließe ich und Piebald erwähnt das irgendwo ganz weit vorne auch mal kurz, dass er sowas wie so zwanglos wie möglich meint, was ja eine dehnbare Aussage ist.
Ich habe, wenn ich mir versuche vorzustellen, was Piebald wohl meint, ein Bild von einem Pferd im Kopf, dass entspannt am langen Zügel mit einem mehr oder weniger schweren Reiter und einem vor kurzem oder längerem angepassten Sattel, sowie einem mehr oder weniger scharfen Gebiß oder Kopfstück, mehr oder weniger glücklich durchs Gelände strollt. Bei diesem Bild bleibt natürlich unklar, wie das Gelände beschaffen ist, ebenso die Physis von Pferd und Reiter und die psychischen Zustände beider.
Das muß offen bleiben, denn es ist klar, dass jeder dieser Faktoren bei jedem Pferd-Mensch-Paar zu jedem Zeitpunkt komplett unterschiedlich ist.
Wie kann man das verallgemeinern?
Das Wort "zwanglos" wird hier völlig oberflächlich verwurstet, denn kaum einer kann mir erzählen, dass er das Pferd, wenn es mal ein bisschen Graspause machen will (ist ja klar, Pferd und Mensch haben unterschiedliche Verdauungssysteme und somit unterschiedliches (Fr)Eßverhalten) nicht zwingt, weiter zu gehen.
Ich stell mir vor, am Wegesrand würden lauter Teller mit Spaghetti mit Gorgonzolasoße stehen. Ich weiss nicht, ob ich nicht mein Pferd zum Anhalten zwingen würde, um eine kleine Mahlzeit einzuschieben...
Selten denken Reiter auch: Ach mein kluges Pferd will nach rechts, na gut dann machen wir das mal. Nein, meistens werden die Pferde gezwungen in die Richtung zu gehen, in die der Reiter will. Ist ja auch klar, der Mensch hat den, in seinen Augen, umfassenden Überblick, der andere Prioritäten beinhaltet, als der anders geartete, aber aus Pferdeaugen auch umfassende, Überblick des Pferdes.
Naja, manchmal muß man den anderen halt so zwanglos wie möglich zu seinem Glück zwingen (Achtung Ironie).
Wenn man es genau nimmt, muß man sagen: Auch Konditionierung ist eine Art von Zwang. Wir Menschen nutzen unser Wissen um die Reaktionen unseres Gegenübers, um es so zu formen, wie wir das wollen. Das ist natürlich ein anderes Thema, denn das ganze Leben ist eine Art von Konditionierung und jeder von uns ist im Altag 1000den von Zwängen ausgesetzt.
Das nächste mir aufstoßende Wort ist natürlich Grundrecht. Reiten als Grundrecht eines Pferdes zu bezeichnen ist absurd und unter aller Kanone.
Man entzieht also einem Wesen das Recht auf die Freiheit, sich so zu bewegen wie es möchte, indem man es (natürlich zu seinem eigenen Schutz) einsperrt und sagt dann: Du hast aber ein (Grund)Recht auf die Bewegungs"freiheit",in dieser von menschlichen Grenzen beherrschten Welt.
Eine Freiheit, die ich Dir genommen habe, um dich zu beschützen (Ich besitze Dich ja schließlich auch ...

Ich muß allerdings dabei Deine Bewegungen kontrollieren, weil ich derjenige bin, der in dieser von Menschen beherrschten Welt, den adäquaten Überblick hat. Und weil ich nicht so schnell und lange wie Du laufen kann, setze ich mich auf Dich, damit ich auch immer bei Dir bin...
Und dann nenne ich das Reiten mal Grundrecht, denn anders kannst Du Dich ja auch nicht mehr "frei" bewegen.
Jo, das ist gut, dann muß ich auch nicht darüber nachdenken, was ich da eigentlich mache...

Das Wort pferdegerecht fiel auch irgendwo. Ich will das nicht weiter ausführen, aber absolute Pferdegerechtigkeit ist in unserem Land schon lange nicht mehr möglich.
Auf solche Wortklaubereien stehe ich eigentlich gar nicht, denn die Leute in diesem Forum halte ich größtenteils für sehr kompetente, tiefgründige Pferdeleute, die durchaus im Sinne der Pferde denken und sich auch dementsprechend äußern. Jeder mit seinem Schwerpunkt. Da ist Wortklauberei normalerweise gar nicht nötig. In diesem Thread gefällt mir allerdings der Umgang mit Worten nicht und das ist meine Konsequenz.
Ich habe auch nichts gegen Reiten, Ausreiten, Nichtreiten, Bodenarbeit, Gymnastizieren, Pferde besitzen und konditionieren. Aber ich habe etwas gegen oberflächliches, großflächiges Urteilen über die Arbeit anderer mit ihren Pferden ohne fundiertes Hintergrundwissen und mit meiner Meinung nach wenig geschickt gewählten Worten.
Sheitana, hier wird vielleicht niemand persönlich angegriffen (ausser, dass man ausgerechnet Romy in diesem Zusammenhang mitteilt, dass sie ihren Pferden mehr bieten könnte..) aber ein breitflächiger Angriff gestartet. Ich persönlich fühle mich tatsächlich nicht angegriffen, allerdings provoziert und dabei reagiere ich eher erstaunt und fast schon belustigt, mit einer kleinen, aber für diese Worte ausreichenden, Prise Wut.
