Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Moderator: Keshia

ehem User

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Beitrag von ehem User »

Hina, vielleicht braucht dein Pferd nicht nur jemanden als Gesellschaft, sondern jemanden, an dem er sich im Gelände orientieren kann und der für ihn mit aufpasst. ;) Vielleicht ist er mit der Situation - "alleine im Gelände und keiner ist da, der mich beschützt" - überfordert.
(Ich würde mich bspw. weigern (notfalls auch mit RÜCKzug ;) ), nachts alleine in einen Wald zu gehen, es sei denn, jemand begleitet mich oder - besser noch - geht voraus. :-D)
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Hina_DK
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Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Beitrag von Hina_DK »

Eigentlich ist er ein ganz hervorragendes Geländepferd. Der war ja Wanderreit- und Distanzpferd, ist 110 % unerschrocken, da kann eine Bombe neben ihm einschlagen, er wird nicht zucken, man könnte ihn sogar locker auf dem Standstreifen einer Autobahn reiten. Wenn man ihn dann erstmal überzeugt hat, dass wir auch wenn er das nicht so toll findet, trotzdem alleine ausreiten, dann gehts auch ganz gut aber er lässt die Anfragerei einfach nicht sein ;). Über diese und weitere "Macken" werden in den isländischen und dänischen Foren über die Angi-Nachkommen heiße Diskussionen geführt. Es ist bei denen eine "Erbkrankheit" ;). Diese Pferde haben einen unglaublich starken Charakter und lassen sich nicht so schnell von Menschen beeindrucken. Die meisten werden deshalb leider sehr dominant behandelt, damit sie friedlich sind. Das ist aber nicht mein Weg.
Viele Grüße
Hina

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ehem User

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Beitrag von ehem User »

Hina_DK hat geschrieben:
Firlefee hat geschrieben:Ich hab halt ein bisschen Bedenken, dass ich mit der momentanen Methode eine Art negative Verhaltenskette (Pony denkt: wenn ich erst rückwärts gehe, kann Besi nix machen und ich bekomme danach für jeden Schritt vorwärts was Leckeres) aufbaue... :weird:
Da brauchst Du Dir keine Gedanken machen, solche Kettendenkweise können Pferde nicht aufbauen. Das ist rein menschlich. Allenfalls wissen sie, dass Du rückwärts nicht magst und vorwärts etwas positives ist, das belohnt wird. Sie können das aber nicht miteinander verknüpfen, dass sie erst rückwärtsgegehen, damit sie dann bei anschließendem vorwärtsgehen belohnt werden. Die Hoffnung des Pferdes ist allenfalls, dass Du das rückwärtsgehen akzeptieren wirst.
Das kann ich so ehrlich gesagt nicht unterschreiben. Pferde verstehen solche Verhaltensketten durchaus (z.B. lernt meine Stute gerade dass sie mich durch Kopfsenken dazu bringen kann, unangenehme Dinge wieder zu entfernen - und das wendet sie auch bewusst und aktiv an, wenn sie sich in einer Situation unsicher ist.) Ich hab auch schon oft genug erlebt, dass ein Pferd so lang rückwärts Richtung Zaun rennt, bis der Reiter den ursprünglichen Plan verwirft und z.B. dann nach den ersten Vorwärtsschritten wenn sie dann endlich kommen wieder umdreht und in eine andere Richtung geht. Ein Shetty aus meiner alten Reitschule hatte das perfektioniert, und auch meine alte RB war da sehr gut drin. Auch im Gelände sieht man so Situationen immer und immer wieder. Klar, hier ist die Belohnung sicher meistens kein Leckerli, aber doch etwas was das Pferd möchte, und damit festigt sich das immer weiter. Das muss nicht bei jedem Pferd und in jeder Situation so sein, ausgeschlossen ist es meiner Meinung nach aber auf keinen Fall.

Also würd ich persönlich den Fokus schon drauf legen zu belohnen, wenn das Pferd statt rückwärts in irgendeiner Weise vorwärts reagiert, aber nicht nach dem Rückwärts direkt das Vorwärts belohnen, bzw. erst mit deutlichem Abstand (also nicht nach 2-3 Schritten, sondern z.B. nach einer Volte, Kopfsenken, vorwärts - belohnen).
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Heidemi
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Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Beitrag von Heidemi »

dem kann ich so nicht zustimmen, weil es zwei unterschiedliche Ausgangslagen sind.
In dem beschriebenen Fall ist es eher so, dass die Pferde es schaffen, ihren Reiter einzuschüchtern. NUn kann man darüber auch schon streiten, aber ich bin sicher, dass Pferde sich durchaus über so etwas bewusst sind. Sie könne drohen, warum nicht auch in so einer Situation. In dem Fall gibt der Reiter die Entscheidung an das Pferd ab, so von wegen, "nur bitte renn nicht in den Zaun rein!".
Wenn mein Pferd aber -warum auch immer- rückwärts gerannt ist, dann bleibt es (hoffentlich) irgendwann stehen. Dann versuche ich Ruhe in die Situation zu bringen und dann frage ich nach einem Schritt vorwärts an. DEN kann ich bestätigen. Wenn das Pferd nicht in der Situation panisch ist, dann eignet sich das Clickern (für bereits geklickerte) Pferde ganz hervorragend, weil ich eben sehr direkt bestätige.
Eine Verknüpfung RÜckwärts-vorwärts würde ich nur verstärken, wenn das Pferd von sich aus dem Rückwärts direkt ins vorwärts geht und ich das dann clickere und dann konsequent nur diese Kombination weiter verstärke.
Wenn ich hingegen konsequent und geübt bin, kann ich tatsächlich nur dem Schritt nach vorne eine Bestätigung geben und damit kann ich das Vorwärts positiv belegen.
Drum verwies ich aber auch auf die Clickerer, weil es eben schon schwer sein kann, genau zu sein in dem, was ich nun tatsächlich bestärke. ABer wenn ich sauber arbeite, ist das schon eine sehr gezielte Methode, die zufallsverknüpfungen eben zu vermeiden weiß
Das hat natürlich auch Grenzen. Daher muss man immer auch gut die Situation analysieren.
Wenn mein Pferd wirklich Angst hat udn die Flucht antritt, dann wird die FLucht so belohnend sein (weil dem Pferd ja ncihts passiert ist, daher lohnt sich also Flucht), dass ich in diesem MOment schwer zu ihm durchdringen werde.
Aber so hatte ich die Situation auch nicht verstanden.
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Hina_DK
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Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Beitrag von Hina_DK »

Tine, was Du beschreibt, ist aber auch eine vergleichbare Situation, die Babette beschrieben hat. Der direkte Weg von Ursache zur Wirkung. Kopfsenken, damit man was los wird und nicht kopfsenken, damit man belohnt wird, wenn man es doch duldet. Und in dem anderen Beispiel will das Pferd nicht dahin, wo der Reiter hin will und es klappt perfekt, den Plan durchzusetzen. Es geht rückwärts, dann vorwärts und schon ist das Ziel erreicht, der Reiter gibt dem Pferd nach und reitet nicht an sein Ziel. In beiden Fällen geht es dem Pferd nicht um eine spezielle Belohnung für einen eingelegten Zwischenschritt, sondern darum, seinen Plan direkt durchzusetzen. Die Abfolge der Zwischenschritte ist dabei gradlinig. Nun könnte man natürlich sagen, im ursprünglichen Fall hat das Pferd den Plan, ein Leckerchen zu erbeuten. Es weiß, dass es das nur beim vorwärts gehen bekommt. Dann wäre es das einfachste für das Pferd, zwei Schritte rückwärts und gleich anschließend zwei Schritte vorwärts zu gehen. Das probiert es aber überhaupt nicht aus, jedenfalls würde meiner nie auf die Idee kommen ;). Sie gehen solange rückwärts, bis wir sie stoppen. Damit hat der Plan des Pferdes einen wieder postwendend nach Hause zu transportieren erstmal nicht geklappt und man ist an einem neuen Punkt angelangt. Dann stellen wir sie vor die Aufgabe vorwärts zu gehen. Das Pferd muss sich nun entscheiden, entweder es nimmt seinen alten Plan wieder auf und versucht den durch weiter rückwärts gehen durchzusetzen oder es geht vorwärts und es winkt ein Leckerchen. Und genau an dem Punkt, wird die Sache einfach viel komplexer, als in den anderen Beispielen. Hier haben wir nicht den geradlinigen Weg von Ursache zur Wirkung, sondern es gibt plötzlich zwei Wirkungen, das Pferd muss sich zwischen zwei Dingen entscheiden und beide sind recht angenehm. Entweder es kommt schnell wieder zu seinen Kumpels oder es bekommt ein Leckerchen, wenn es seinen Plan aufgibt und dahin geht, wo der Reiter hin will. Dass ein Pferd aber in der Lage sein sollte, zwei unterschiedliche wählbare Ziele gleichzeitig vorausplanend im Auge zu behalten, um sich dann je nach Situation zur rechten Zeit für eines davon zu entscheiden, das denke ich, ist dann doch zu komplex.
Viele Grüße
Hina

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