Jungpferde als Handpferde

Moderator: Sheitana

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HP-Manu
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Re: Jungpferde als Handpferde

Beitrag von HP-Manu »

Wenn ich mir das Gestüt ansehe, aus dem Klein-Frida kommt, ist dies ein recht großes Gestüt. Dort wird mit Jungvolk wenig bis fast gar nix gemacht. Bis zum 3-4 Jahr, sofern sie nicht vorher verkauft sind, leben die in altersgerechten Gruppen mit einigen älteren Tanten zusammen, da passiert außer Hufe/Tierarzt kaum etwas
auf diesen Punkt möcht eich geziehlt kurz eingehen: auch meine stand bis vor einem halben Jahr auf so einem Gestüt. Ich war eines Tages da als die Hufe der jungen gemacht worden sind. Es waren die 2 und 3 jährigen wo ich gesehen habe. Ich fands furchtbar erschreckend. Die jungen wurden angebunden, kannten es aber überhaupt nicht, sie steigen dabei, versuchten loszukommen. Die Hinterbeine rutschen auf dem Boden rum, weil sie vorne zoegn und zerrten. Dann kam der Schmied, hob die beine auf und die Augen ALLER Pferde waren weiss. Es war für mich ganz furchtbar anzusehen, wie die jungen Pferde, die nichts kannten, weil mit ihnen garnichts gemacht wurde, mit Angst und Panik zu kämpfen hatten.
Ich glaube auch, dass ein ganz großer Punkt, warum mit den Jungen noch garnichst gemacht wird ist, dass zum einen keine zeit dafür da ist und zum anderen muss einen Ausbildung schnell gehen, alles andere würde zuviel geld kosten und das will keiner bei einem fertigen Reitpferd ausgeben.
Ich gehe langsam ran an die Sache. Momentan geht sie max. 1x in der Woche als Handpferd mit, lernt angebunden ruhig stehen zu bleiben, sich putzen zu lassen und Hufe in Ruhe zu geben (allein dafür habe ich ein knappes halbes Jahr gebraucht...heute gibt sie ganz locker Hufe) und ein klein wenig Parelli max. 1x in der Woche für max. 10 Minuten. Ich seh darin kein Problem, denn wenn ich sie überfordere (was ich zugebe mir auch anfangs auch mal passiert ist, als sie zu mir kam) dann fängt sie an und will losrennen.
Über Parelli gibt es sicher verschiedenste Ansichten, aber Druck ist es nicht mehr oder weniger wie alles andere, wenn der Mensch mit Pferden versucht zu kommunizieren. Nicht grundlos ist das friendly game das erste Speil und auch das wichtigste ;) Die Argumente, dass es Druck sei, höre ich immer nur von den Personen, die es nie richtig gemacht haben.

Ich könnte nun noch stundenlang antworten auf diverse Treads, aber es würde weder meine Ansicht ändern, noch eure.
ich habe durch meinen Beruf soviel mit jungen Pferden zu tun, die in Privatbesitz aufwachsen, aber keines dieser Pferde hat eine Macke dadurch.
cabrito
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Re: Jungpferde als Handpferde

Beitrag von cabrito »

Zu Deiner Beschreibung von dem Gestüt, von wo Du Deine Kleine hast: Nööö, so wars bei uns nicht.
Zum Rest Deines Posts: Da muss man jönne könne, das kann ich gut.
Was mich persönlich interessiert, warum startest Du den Fred, wenn Du doch riskieren musst, dass jemand mal nicht Deiner Meinung ist? Nichts für ungut. Ich bin raus.
LG cabrito
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Hina_DK
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Re: Jungpferde als Handpferde

Beitrag von Hina_DK »

HP-Manu hat geschrieben:aber keines dieser Pferde hat eine Macke dadurch.
Da hast Du aber Glück. Ich habe schon einige Isländer mit einer ganz ordentlichen Macke gesehen. Davon stehen derzeit drei im Korrekturberitt bei der Nachbarin. Einer davon ist 5 Jahre alt und wird schon im Rennpass trainiert :shock: . Alles ausgesprochen altersgerecht. Dieses Pferd stand 4jährig übrigens mal kurze Zeit zusammen mit meinem Jungspund. Das Pferd wurde schon voll geritten aber war total verhaltensgestört. Hat dann meinen Jungspund regelrecht zerlegt. Bei diesem Pferd konnte die Besitzerin auch nicht abwarten, bis er die Reife für all diese Dinge hatte.
Viele Grüße
Hina

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ehem User

Re: Jungpferde als Handpferde

Beitrag von ehem User »

HP-Manu hat geschrieben:Die Argumente, dass es Druck sei, höre ich immer nur von den Personen, die es nie richtig gemacht haben.
Oder von Leuten, die Trainer und ihre Konzepte kritisch hinterfragen. Besonders, wenn sich Pferde, die nach einer Methode trainiert werden, allesamt durch angelegte Ohren, Schweifschlagen und angespannten Gesichtern bei der Arbeit zeigen,... Aber jetzt noch von dem heiligen Parelli anzufangen, würde echt zu weit gehen!

Wie bereits gesagt: jeder muss für sich selbst entscheiden, was er für richtig hält. Die einen lassen ihren Pferden die Zeit zum erwachsen werden. Die anderen nicht.

@ Hina: Als ich zu den Islandpferden kam, hieß es noch, vor dem 9 Lebensjahr ist ein Pferd nicht weit genug, als das es im Rennpass geritten werden darf und erst im vierten Winter (also mit 4,5 Jahren) ist es körperlich soweit, antrainiert zu werden. Aber mittlerweile bekommen ja auch 3 Jährige "nur mal kurz" einen Reiter drauf. :wall:
ehem User

Re: Jungpferde als Handpferde

Beitrag von ehem User »

Ehrlich, ich finde die Diskussion hier ziemlich krass.

Ich gehe mal davon aus, dass jeder hier im Forum im Sinne seines Pferdes handelt. Und jedes Pferd ist anders. Jeder sollte hier den für sich und sein Pferd passenden Weg finden. Und das kann auch nur der am besten, der das Pferd kennt. Selbst sehe ich in der Vorgehensweise von HP zum Beispiel keine allzu große Belastung. Aber auch, weil ich Pferde- und Reiterpaare kenne, die es genauso machen. Und keines von deren Jungpferden wirkt dabei gestresst oder gar gestört. Auch dann nicht, wenn es erwachsen ist.

Eher kenne ich leider Gegenbeispiele. Zum Beispiel Isländer, die nach vier bis fünf Jahren komplettem "Sichüberlassensein" dann innerhalb weniger Monate eingeritten (und eingetöltet!!) werden. DAS verursacht in meinen Augen diese ordentlichen Macken, wie vorhin erwähnt. Und leider spreche ich da aus Erfahrung. Und leider ist das eher das Bild, das sich mir aktuell in der klassischen Isi-Szene bietet.

Bisher war ich auch eher der Ansicht, das Pferd besser lange in Ruhe zu lassen. Nun bin ich selbst Besitzerin einer 3 1/2 jährigen Jungstute. Auch sie ging bei den Vorbesitzern schon als Handpferd ins Gelände und gehört aus Rassesicht zu den Spätentwicklern. Dazu kann ich nur sagen, dass sie absolut nicht "sauer" ist. Kein bisschen. Sie ist gerne draußen. Sie ist eifrig dabei und man muss sie eher bremsen. Das Handpferdereiten war für sie keinerlei Stress. Sie ist einfach bei ihrer Herde, ihrer Familie mitgelaufen - vielleicht sogar weniger stressig, als auf der Koppel verbleiben zu müssen?

Was ich sagen will ist, dass es kein schwarz oder weiß gibt. Dass ich mir sicher bin, dass jeder hier im Sinne der Gesundheit von Körper und Seele seines Pferdes agiert ... Und dass es einem die Pferde schon zeigen, was richtig und gut ist, sofern man die Antennen dafür hat.
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Cashew
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Re: Jungpferde als Handpferde

Beitrag von Cashew »

Also ich finde die Diskussion auch sehr unangenehm. Keinesfalls konstruktiv.

Es gibt nicht DIE gute Lösung für alle Pferde, sondern immer nur mögliche Lösungen für jeweilige Pferde und ihre Reiter/Begleiter. Ich glaube, dass Handpferdereiten auch in diesem Fall im Sinne des Pferdes ist und keine unangemessene Arbeit. Seid doch einfach mal offen für den Erfahrungsbericht, den uns HP-Manu ganz offensichtlich anbieten möchte.

Ich habe selbst keine Erfahrung mit Handpferdereiten. Hätte ich ein geeignetes Reitpferd würde ich es ganz sicher versuchen. Laufen neben einem trabenden Warmblut ist nämlich ganz schön schweißtreibend :roll: Leider duldet mein Reitpferd kein anderes Pferd so nahe an ihm dran.

Handpferdereiten ist meiner Ansicht nach eine der pferdefreundlichsten Möglichkeiten, ein Pferd mit Gelände und dem Anblick/den Hilfen eines Reiters vertraut zu machen. Bin gespannt wie es bei euch weiter geht!
Viele Grüße,
Sarah und Co


Das Tagebuch des Herrn Nuss
in memoriam Die Orgelpfeifenbande
ehem User

Re: Jungpferde als Handpferde

Beitrag von ehem User »

Cashew hat geschrieben:Handpferdereiten ist meiner Ansicht nach eine der pferdefreundlichsten Möglichkeiten, ein Pferd mit Gelände und dem Anblick/den Hilfen eines Reiters vertraut zu machen. Bin gespannt wie es bei euch weiter geht!
Ja, das finde ich auch! :-n
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Hina_DK
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Re: Jungpferde als Handpferde

Beitrag von Hina_DK »

Es hat ja auch niemand etwas gegen Handpferdereiterei gesagt. Ich finde es auch eine sehr schöne Möglichkeit, das Pferd langsam auf sein Leben als Reitpferd vorzubereiten. Wer die Möglichkeit hat, das zu machen, ist damit immer sehr gut beraten.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
ehem User

Re: Jungpferde als Handpferde

Beitrag von ehem User »

Hina_DK hat geschrieben:Es hat ja auch niemand etwas gegen Handpferdereiterei gesagt. Ich finde es auch eine sehr schöne Möglichkeit, das Pferd langsam auf sein Leben als Reitpferd vorzubereiten. Wer die Möglichkeit hat, das zu machen, ist damit immer sehr gut beraten.
:klatschen:
Es geht nicht um das Handpferdereiten an und für sich. Auch nicht, welchen Aspekt es bei der Ausbildung eines Jungpferdes hat. Sondern lediglich darum, inwieweit man das einem 2,5-jährigen Isländer zumuten kann und muss, wenn es doch keinen vernünftigen Grund dafür gibt. Was spricht denn dagegen, einen isländer in Ruhe reifen und wachsen zu lassen? Gerade, wenn es sich um das Pferd einer Privatperson handelt, sollte es doch möglich sein, den Pferden ihre vier Jahre Jugend zu lassen.
Es ist leider ein sehr trauriger Trend in der Szene, auch Isländer schon immer früher zu belasten und ich bin froh um jeden Einzelnen, der sich diesem Trend widersetzt. Gleichzeitig macht es mich sehr traurig, wenn ich lese, dass Isi`s mit 3 Jahren geritten werden oder eben wie hier: Mit 2,5 Jahren schon als Handpferd mitgehen müssen. Bedenkt doch bitte, dass es sich um Pferde handelt, die körperlich und geistig SPÄTENTWICKLER sind! Sogar in der Warmblutszene gibt es mittlerweile wieder viele Leute, die ihre Jungpferde erst mit 3 Jahren in die Ausbildung nehmen. Warum muss also eine Rasse, die das "Recht" auf eine längere Jugend hat, schon 1,5 Jahre früher in die Ausbildung kommen, als es ihr eigentlich zusteht?

Nein, es gibt nicht nur schwarz und weiß. Es gibt nicht nur die Möglichkeit zwischen "wilder Aufzucht" und "Handpferdereiten mit 2,5 Jahren". Ich weis nicht, in welcher Gegend ihr wohnt. Hier bei uns ist es üblich, dass die Jungpferde in der Herde stehen, täglich kontrolliert werden bzw. regelmäßig zur Hufbearbeitung kommen und ansonsten ihre Ruhe haben. Wenn sie dann mit 4 Jahren in die Ausbildung kommen, sind sie neugierig, entspannt und definitiv nicht panisch. Keiner würde auf die Idee kommen, ein Jungpferd noch nicht mal 3-jährig mit ins Gelände zu schleifen, aus Angst, dass es später nicht mehr händelbar ist, wenn es mehr Selbstvertrauen hat!
ehem User

Re: Jungpferde als Handpferde

Beitrag von ehem User »

Habe gerade eher so nebenbei die letzte Seite dieses Threads gelesen und dann aus Neugierde, wie denn diese ungute Diskussion entstand, die ersten beiden Seiten.......

Die einzigen konstruktiven Stimmen hier sind für mich tatsächlich diejenigen, die sagen daß man kein Pferd (Jungpferd) über einen Kamm scheren sollte, oder krasser ausgedrückt: Über den Kamm scheren darf!

Mein Youngster hat einen gleichaltrigen Halbbruder, beide sind nun 4....... was meiner mir schon im zartesten Alter von sich aus angeboten hat, überfordert seinen Halbbruder bis heute noch teilweise- und das obwohl dessen Besitzerin und ich ziemlich gleich ticken.

Ein anderer 4 jähriger bei uns am Stall durfte bis diesen Sommer in "freier" Wildbahn leben, wurde nur hin und wieder von einem sehr sensiblen Hufschmied versorgt und 3x im Jahr mit seiner Herde von einer Koppel zur nächsten geführt, wurde jetzt sehr sanft mit zweien seiner Kumpels in einen großen Offenstall integriert und hat sehr liebe Besitzer...... zeigt sich aber wie ein Berseker, rempelt und randaliert......

Nur ein kleiner Ausschnitt was es so alles gibt an Charakteren......

Um aufs Handpferdereiten zurückzukommen..... da mußte ich schon schmunzeln ob der Ansichten, daß diese "Arbeit" zu viel für ein Jungpferd wäre..... meiner lief als Jährling schon für kurze Strecken mit, mit eineinhalb, im Winter hab ich ihn auch einfach frei nebenher laufen lassen...... klar hab ich immer auf seine Tagesform wachstumsbedingt geachtet. Das sieht man ja relativ leicht ob das Pferd gerade "eiert" oder extrem schräg steht.

Mag sein ich hätte heute auch einen entspannten, gelassenen 4jährigen wenn ich das nicht gemacht hätte- ich weiß es nicht.
Aber ich hab definitiv kein verstörtes Pferd, kein saures, kein überfordertes daß die Freude am zusammensein mit mir verloren hat. Im Gegenteil........ wie ich schon sagte: Sicherlich kann man das nicht mit jedem jungen Pferd machen- aber wenn es passt, das Pferd sich offensichtlich wohl fühlt und freudig und entspannt mitgeht, sehe ich keinen Grund es nicht mit auf Ausritte mitzunehmen...... mein Kleiner war, bis er drei war jede Woche mind. 1x mit draußen, manchmal auch öfter.

Mit 3 wurde er ab und zu geritten von mir..... da war für ihn Schlußß mit Handpferdereiten. Legte ich dem Ausreitpferd den Sattel auf und wollte ihn als Handpferd nehmen, verweigerte er sich, war lustlos, störrisch.
Die ersten male dachte ich natürlich sofort an körperliche Prpbleme und ließ ihn zurück.

Dann ergab es sich daß er den Sattel aufbekam und ich ein ausgebüchstes Pferd holen mußte.... und er war wie ausgewechselt..... er hatte wohl beschlossen daß ER ab jetzt das Reitpferd ist.

Heute geht er auch ganz gerne mal als Handpferd mit, aber sein Faverat ist es selber geritten zu werden.

Also abschließend: Man muß den Leuten auch mal zutrauen daß sie ihre Pferde einschätzen können und statt Pauschalisierungen auch mal zur Kenntnis nehmen daß es keine allgemeingültige Wahrheit in Sachen Umgang mit Jungtieren gibt.
Hugh! :-D
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