Reiten lernen ohne Pferd
Re: Reiten lernen ohne Pferd
Aus der Erfahrung einer Stallkollegin kann ich Dir für einen Reit"Urlaub" die Reiterpension Marlie empfehlen. Herr Marlie bildet geduldig Pferde aus, die ansonsten aufgegeben werden würden: "Wolfgang Marlies' 13 Schulpferde waren ausnahmslos Problemfälle, die er wie Juniora zum Reitpferd ausbildete. Jedes ist nun sicher mit Sidepull zu reiten. Trensenzügel bekommt bei Marlie nur der Reiter in die Hand, der schon balanciert sitzen kann." (Zitat Reitschultest Cavallo)
Die Pferde haben ausreichend Auslauf und bekommen genügend Zeit, um ihre Ängste und ihre schlechte Vergangenheit zu überwinden. Sie bekommen eine neue Aufgabe und können ihre Partnerschaft zum Menschen neu erleben. Das finde ich für eine Reitschule einen aussergewöhnlich schönen Ansatz, das bekommen auch die Reiter zu spüren. Anfängern wird zunächst durch Beobachtung der Gruppe das Verständigungssystem der Tiere nahegebracht.
Die Pferde haben ausreichend Auslauf und bekommen genügend Zeit, um ihre Ängste und ihre schlechte Vergangenheit zu überwinden. Sie bekommen eine neue Aufgabe und können ihre Partnerschaft zum Menschen neu erleben. Das finde ich für eine Reitschule einen aussergewöhnlich schönen Ansatz, das bekommen auch die Reiter zu spüren. Anfängern wird zunächst durch Beobachtung der Gruppe das Verständigungssystem der Tiere nahegebracht.
Re: Reiten lernen ohne Pferd
Hmmmm, habe jetzt schon länger überlegt und mag hier doch meinen Senf dazu geben.
Vorweg: ich bin ebenfalls der Meinung Reiten lernt man nur durch Reiten. AAAAAAABER ich bin nicht der Meinung, dass man Reiten zwangsläufig können muss, bevor man mit einem jungen Pferd arbeiten möchte, ich spreche hier ganz bewusst nicht von ausbilden, denn ausbilden setzt für mich voraus, dass der Ausbilder definitiv mehr kann als der Auszubildende.
Ich sehe es eher wie Fionnlagh, sie hat weiter vorne am Beispiel der Hufpfleger im Gegensatz zu Pferdebesitzern, die die Hufe selbst bearbeiten, angedeutet, dass es genügend Profis gibt, die auf jeden Fall mal keine bessere Arbeit abliefern als Privatleute. Das sehe ich genauso auch für Reitlehrer/Bereiter. Es ist auch meiner Ansicht nach wünschenswert einen tollen Ausbilder an der Hand zu haben, der aufs Pferd eingeht, den Menschen korrigiert und auf eine harmonischen Zusammenarbeit, die beiden nutzt hinwirkt. Nur leider sieht es doch vielfach in der Praxis noch anders aus, da zählt nur, ob es hübsch anzuschauen ist und nicht primär, ob sich damit Pferd wie Reiter gleichermaßen wohlfühlen, psychisch wie physisch.
Natürlich empfehle ich Dir, liebe Sanojlea trotzdem: schau Dich weiterhin nach einem/r guten RL um, vielleicht auf einem netten Privatpferd, so dass Du noch mehr Reitpraxis sammeln kannst, ohne ein armes Schulpferd einfach nur zu benutzen. Ich denke gerade Ayla wird hinterher mal nicht gerade einfach zu reiten sein, sie hat schon jetzt sehr viel Eigensinn und Du erlaubst ihr den auch ziemlich auszuleben. Ich gehe mit Equester konform, dass wenn Du erwartest sie schön reiten zu können, ggf. arg enttäuscht werden könntest (vielleicht auch nicht, aber bei so viel Eigensinn wie Ayla ihn hat...).
Ich glaube übrigens, dass es durchaus Typsache bei Pferden ist, ob die ggf. auch gerne Reitstunden laufen oder von Fremden geritten werden. Ich habe z.B nicht den Eindruck, dass Skippi sich ausgenutzt vorkommt, wenn ihn jemand anderes im Gelände reitet. Ich achte ja darauf, dass ihm niemand dabei weh tut und die Leute sind nett zu ihm, meist gibt es sogar von denen mehr Leckerlie etc., schätze es ist auch für ihn einfach ein Ausflug. Dass Du nicht in eine klassische Reitschule gehen magst, kann ich gut verstehen.
Weiteres Argument gegen einen RL, der nicht wirklich gut zu Dir und Deinen Vorstellungen passt: ich finde erlernte schlechte Muster sind schwieriger abzulegen als komplett neu zu lernen. Von daher sollte es schon wirklich ziemlich gut passen.
Hinsichtlich der Argumente man könnte einem Jungpferd körperlichen Schaden zufügen, wenn man nicht reiten kann:
hmm, kann man sicherlich, wenn man unausbalanciert in einem vielleicht auch noch schlecht passenden Sattel hängt, eine unruhige Hand hat und dem Pferd in den Rücken plumpst auf jeden Fall. Aber ich denke, wenn man z.B. ohne Sattel draufsitzt, fällt man eher runter - ist jetzt für die Ausbildung nicht förderlich - wird dem Pferd aber im Endeffekt nicht körperlich schaden.
Hinsichtlich der Ausbildung: klar, es kann sein, dass es mit einer individuellen Ausbildung ein Pferd so erzieht, dass es für andere Reiter nicht "bedienbar" ist, aber so ergeht es einem ja grundsätzlich auch mit unterschiedlichen Reitwaisen. (ich wollte mit ca. 15 Jahren Pferdeerfahrung, sowohl englische Reitweise, wie auch Westerngrundkenntnisse, BA-Erfahrung etc. ein nach PNH-Grundsätzen ausgebildetes Pferd laufen lassen und bin fast daran verzweifelt. Dabei war er nach PNH-Grundsätzen echt fein zu arbeiten und als ich mich da eingefuchst hatte, war es für mich auch kein Problem mehr...) Ich würde für meine Ponys keine allgemeine Bedienfreundlichkeit des Pferdes als Ausbildungsziel sehen und schon gar nicht vor dem Hintergrund, dass ich es ja evtl. mal verkaufen müsste (bin mir auch sehr sicher, dass Sano ihre Ayla niemals an jemanden abgeben würde, der nicht eine ähnliche Grundeinstellung wie sie selbst hat und derjenige würde sich mit allergrößter Sicherheit dann auch auf Ayla einstellen).
Zusammenfassend würde ich für mich resümieren: mehr Reitpraxis finde ich wirklich sinnvoll, aber solange nur der Weg das Ziel ist, nicht zwingend notwendig (wobei ich trotz allem glaube, dass Du Dir vielleicht auch nicht eingestehst, dass Du schon eine Erwartung an eure gemeinsame Entwicklung hast und sollte das dann nicht so wie Du es Dir (unterbewusst) vorstellst, funktionieren, doch enttäuscht sein könntest, ich finde Equesters Ausdruck: Pferde sind keine ich-hätte-gern- Boxen da schon ganz passend. Wir selbst wollen ja auch nur das Arbeiten, was uns gefällt, müssen aber doch leider mehr machen und prinzipiell genauso sehe ich das bei den Pferden auch. Ich möchte grundsätzlich nicht mit Zwang arbeiten, aber manches müssen die lieben Vierbeiner doch vielleicht auch machen, wenn sie es gerade nicht 100 % selbst wollen...)
An Fitness und Balance üben und Theorie aneignen, Kurse als Zuschauer besuchen etc. daran solltest Du auf jeden Fall arbeiten, das kann nie schaden und Dich nur weite bringen.
Vorweg: ich bin ebenfalls der Meinung Reiten lernt man nur durch Reiten. AAAAAAABER ich bin nicht der Meinung, dass man Reiten zwangsläufig können muss, bevor man mit einem jungen Pferd arbeiten möchte, ich spreche hier ganz bewusst nicht von ausbilden, denn ausbilden setzt für mich voraus, dass der Ausbilder definitiv mehr kann als der Auszubildende.
Ich sehe es eher wie Fionnlagh, sie hat weiter vorne am Beispiel der Hufpfleger im Gegensatz zu Pferdebesitzern, die die Hufe selbst bearbeiten, angedeutet, dass es genügend Profis gibt, die auf jeden Fall mal keine bessere Arbeit abliefern als Privatleute. Das sehe ich genauso auch für Reitlehrer/Bereiter. Es ist auch meiner Ansicht nach wünschenswert einen tollen Ausbilder an der Hand zu haben, der aufs Pferd eingeht, den Menschen korrigiert und auf eine harmonischen Zusammenarbeit, die beiden nutzt hinwirkt. Nur leider sieht es doch vielfach in der Praxis noch anders aus, da zählt nur, ob es hübsch anzuschauen ist und nicht primär, ob sich damit Pferd wie Reiter gleichermaßen wohlfühlen, psychisch wie physisch.
Natürlich empfehle ich Dir, liebe Sanojlea trotzdem: schau Dich weiterhin nach einem/r guten RL um, vielleicht auf einem netten Privatpferd, so dass Du noch mehr Reitpraxis sammeln kannst, ohne ein armes Schulpferd einfach nur zu benutzen. Ich denke gerade Ayla wird hinterher mal nicht gerade einfach zu reiten sein, sie hat schon jetzt sehr viel Eigensinn und Du erlaubst ihr den auch ziemlich auszuleben. Ich gehe mit Equester konform, dass wenn Du erwartest sie schön reiten zu können, ggf. arg enttäuscht werden könntest (vielleicht auch nicht, aber bei so viel Eigensinn wie Ayla ihn hat...).
Ich glaube übrigens, dass es durchaus Typsache bei Pferden ist, ob die ggf. auch gerne Reitstunden laufen oder von Fremden geritten werden. Ich habe z.B nicht den Eindruck, dass Skippi sich ausgenutzt vorkommt, wenn ihn jemand anderes im Gelände reitet. Ich achte ja darauf, dass ihm niemand dabei weh tut und die Leute sind nett zu ihm, meist gibt es sogar von denen mehr Leckerlie etc., schätze es ist auch für ihn einfach ein Ausflug. Dass Du nicht in eine klassische Reitschule gehen magst, kann ich gut verstehen.
Weiteres Argument gegen einen RL, der nicht wirklich gut zu Dir und Deinen Vorstellungen passt: ich finde erlernte schlechte Muster sind schwieriger abzulegen als komplett neu zu lernen. Von daher sollte es schon wirklich ziemlich gut passen.
Hinsichtlich der Argumente man könnte einem Jungpferd körperlichen Schaden zufügen, wenn man nicht reiten kann:
hmm, kann man sicherlich, wenn man unausbalanciert in einem vielleicht auch noch schlecht passenden Sattel hängt, eine unruhige Hand hat und dem Pferd in den Rücken plumpst auf jeden Fall. Aber ich denke, wenn man z.B. ohne Sattel draufsitzt, fällt man eher runter - ist jetzt für die Ausbildung nicht förderlich - wird dem Pferd aber im Endeffekt nicht körperlich schaden.
Hinsichtlich der Ausbildung: klar, es kann sein, dass es mit einer individuellen Ausbildung ein Pferd so erzieht, dass es für andere Reiter nicht "bedienbar" ist, aber so ergeht es einem ja grundsätzlich auch mit unterschiedlichen Reitwaisen. (ich wollte mit ca. 15 Jahren Pferdeerfahrung, sowohl englische Reitweise, wie auch Westerngrundkenntnisse, BA-Erfahrung etc. ein nach PNH-Grundsätzen ausgebildetes Pferd laufen lassen und bin fast daran verzweifelt. Dabei war er nach PNH-Grundsätzen echt fein zu arbeiten und als ich mich da eingefuchst hatte, war es für mich auch kein Problem mehr...) Ich würde für meine Ponys keine allgemeine Bedienfreundlichkeit des Pferdes als Ausbildungsziel sehen und schon gar nicht vor dem Hintergrund, dass ich es ja evtl. mal verkaufen müsste (bin mir auch sehr sicher, dass Sano ihre Ayla niemals an jemanden abgeben würde, der nicht eine ähnliche Grundeinstellung wie sie selbst hat und derjenige würde sich mit allergrößter Sicherheit dann auch auf Ayla einstellen).
Zusammenfassend würde ich für mich resümieren: mehr Reitpraxis finde ich wirklich sinnvoll, aber solange nur der Weg das Ziel ist, nicht zwingend notwendig (wobei ich trotz allem glaube, dass Du Dir vielleicht auch nicht eingestehst, dass Du schon eine Erwartung an eure gemeinsame Entwicklung hast und sollte das dann nicht so wie Du es Dir (unterbewusst) vorstellst, funktionieren, doch enttäuscht sein könntest, ich finde Equesters Ausdruck: Pferde sind keine ich-hätte-gern- Boxen da schon ganz passend. Wir selbst wollen ja auch nur das Arbeiten, was uns gefällt, müssen aber doch leider mehr machen und prinzipiell genauso sehe ich das bei den Pferden auch. Ich möchte grundsätzlich nicht mit Zwang arbeiten, aber manches müssen die lieben Vierbeiner doch vielleicht auch machen, wenn sie es gerade nicht 100 % selbst wollen...)
An Fitness und Balance üben und Theorie aneignen, Kurse als Zuschauer besuchen etc. daran solltest Du auf jeden Fall arbeiten, das kann nie schaden und Dich nur weite bringen.
Re: Reiten lernen ohne Pferd
Zusätzlich zum Hockertraining fällt mir noch der Gymnastikball ein.Romy hat geschrieben:
Es kann schon sehr viel helfen, sich das einfach vorzustellen, im Sinne eines mentalen Trainings. Das heißt, du könntest dich täglich ein paar Minuten auf einen Hocker setzen und so tun als ob du in allen Gangarten reitest. Dabei geht es nicht um die Bewegung an sich, sondern dass du diese in deinem Kopf aktiv erlebst.
Ich habe das gerade mal ausprobiert, sowohl mit Ball auf einem etwa 40 cm hohen Nachttisch als auch mit Hocker.
Beim Hocker bekomme ich über meine Sitzhöcker auf der festen Oberfläche eine gute Rückmeldung, was meine Sitzposition angeht: nach vorn, nach hinten, nach rechts, nach links tendierend, oder aber senkrecht.
Jedoch ist der Hocker statisch.
Beim Ball (Vorsicht, sich irgendwo festhalten können!) habe ich eine (zugegebenermaßen etwas übertriebene, gewöhnungsbedürftige) Dynamik, die wohl auch dem Muskel- sowie Gleichgewichtstraining zugute kommen würde.
Aber keine Rückmeldung über die Sitzhöcker, und der Sitz kann in alle Richtungen aus dem Ruder laufen (wenn man ihn läßt).
Eine Kombination aus beidem (will sagen: mal Ball, mal Hocker) wäre vielleicht wirklich gar keine schlechte Trockenübung (und nicht nur ohne Pferd). Als Mentaltraining in Romys Sinn.
Halt mich fern von der Weisheit, die nicht weint, der Philosophie, die nicht lacht,
und der Größe, die sich nicht vor Kindern verbeugt.
Gibran Khalil Gibran, "Handful of Beach Sand"
und der Größe, die sich nicht vor Kindern verbeugt.
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Re: Reiten lernen ohne Pferd
Vielen Dank! Das klingt wirklich gut! Aber hast du ernsthaft den Ball AUF den Nachttisch gelegt und dich da draufgesetzt? Brich dir bitte nicht die Knochen wegen mir! Ich versuch das dann mal entweder mit nem Ball wo ich nicht ganz auf den Boden komme mit den Füßen (bin ja klein ) oder ich versuch es mit dem kleinen Badezimmerhocker drunter... Und was zum festhalten ist Pflich! Ausser auf Pferden bekomme ich nämlich heftig Angst wenn ich frei im Raum und vom Boden weg bin! (Eifelturm z.B. geht aber wieder...)Jochen hat geschrieben:Zusätzlich zum Hockertraining fällt mir noch der Gymnastikball ein.Romy hat geschrieben:
Es kann schon sehr viel helfen, sich das einfach vorzustellen, im Sinne eines mentalen Trainings. Das heißt, du könntest dich täglich ein paar Minuten auf einen Hocker setzen und so tun als ob du in allen Gangarten reitest. Dabei geht es nicht um die Bewegung an sich, sondern dass du diese in deinem Kopf aktiv erlebst.
Ich habe das gerade mal ausprobiert, sowohl mit Ball auf einem etwa 40 cm hohen Nachttisch als auch mit Hocker.
Beim Hocker bekomme ich über meine Sitzhöcker auf der festen Oberfläche eine gute Rückmeldung, was meine Sitzposition angeht: nach vorn, nach hinten, nach rechts, nach links tendierend, oder aber senkrecht.
Jedoch ist der Hocker statisch.
Beim Ball (Vorsicht, sich irgendwo festhalten können!) habe ich eine (zugegebenermaßen etwas übertriebene, gewöhnungsbedürftige) Dynamik, die wohl auch dem Muskel- sowie Gleichgewichtstraining zugute kommen würde.
Aber keine Rückmeldung über die Sitzhöcker, und der Sitz kann in alle Richtungen aus dem Ruder laufen (wenn man ihn läßt).
Eine Kombination aus beidem (will sagen: mal Ball, mal Hocker) wäre vielleicht wirklich gar keine schlechte Trockenübung (und nicht nur ohne Pferd). Als Mentaltraining in Romys Sinn.
"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
Reitmeister Nuno Oliveira
Reitmeister Nuno Oliveira
Re: Reiten lernen ohne Pferd
Hey, ich bin ja nicht lebensmüde!
Der Ball war nicht voll aufgepumpt (eigentlich schon, aber das ist schon etwa zwei Jahre her...), und ich kam mit den Füßen noch ungefähr so auf den Boden, wie ich beim Reiten in die Steigbügel komme.
War aber natürlich mein Fehler, nicht dazuzuschreiben, daß jeder die 40 cm seiner Körpergröße anpassen muß
Denn gemeint ist solider Bodenkontakt mit beiden Füßen! Wie auch beim Hocker. Sonst kann das Becken ja nicht wie beim Reiten schwingen.
Tut mir leid, daß ich mich da so mißverständlich ausgedrückt habe. Hoffentlich ist es jetzt klarer...
Der Ball war nicht voll aufgepumpt (eigentlich schon, aber das ist schon etwa zwei Jahre her...), und ich kam mit den Füßen noch ungefähr so auf den Boden, wie ich beim Reiten in die Steigbügel komme.
War aber natürlich mein Fehler, nicht dazuzuschreiben, daß jeder die 40 cm seiner Körpergröße anpassen muß
Denn gemeint ist solider Bodenkontakt mit beiden Füßen! Wie auch beim Hocker. Sonst kann das Becken ja nicht wie beim Reiten schwingen.
Tut mir leid, daß ich mich da so mißverständlich ausgedrückt habe. Hoffentlich ist es jetzt klarer...
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Re: Reiten lernen ohne Pferd
Hmm, ich beobachte eher, dass dieses Gefühl eher 'Mensch' ist als 'Pferd'. Zumindest bei meinem Pony.Heidemi hat geschrieben:Ich oute mich mal indem ich "zugebe", dass es mir auch so geht. Reiten ist für mich ein Zauber und es ist mir eine Ehre, ein Pferd zu reiten! Und ja, ich kann verstehen, dass es einen Zwiespalt geben kann, wenn man sich einen ReitDummie ausleiht und mit ihm diesen höchst persönlichen Augenblick teilen will- wie jeden Tag x andere und dafür bezahlt... EIn ein wenig was von... na? Assoziationen?
Mein Pferd war ein bisschen angearbeitet, als ich ihn gekauft habe. Er hat in den paar Wochen Profi-Beritt vor allem eines gelernt: Dass 'Reiter auf dem Rücken' nichts schlimmes und völlig ok ist. Seitdem darf da JEDER drauf (erst mal ), ohne dass Pony ein Problem damit hat. Ist es ein Neuer, wird der erst mal beäugt und beschnüffelt. Dann geht es vor allem darum, wie gut dieser Mensch reitet. Sitzt er gut, erkenne ich mein Pony kaum wieder. Sitzt er gegen die Bewegung und fühlt sich unangenehm an, äußert er sich unmissverständlich. Meine neunjährige Nichte ist ein Fliegengewicht, Pony geht am Boden sehr vorsichtig mit ihr um. Er hat sich minutenlang umarmen, streicheln, abknutschen lassen, ohne Hinweis darauf, dass das zu viel sei (ich darf das nicht!). Als ich sie im Trab an der Longe hatte, musste ich nach 2 Runden durchparieren. Pony sagte nur 'nimm DIESES DING da runter, sonst ...!'. Und der ist einer, der schlechtes Reiten ganz gut toleriert. Andere Pferde sind da gnadenloser.
Ich habe bei ihm nicht das Gefühl, dass dann die Anzahl der vertrauten Stunden, die man miteinander verbracht hat (oder was auch immer ihr unter 'Intimität mit Pferden' versteht), noch eine große Rolle spielt, sobald ich im Sattel sitze. Ich kann mich schon mal in Erinnerung rufen und dem Pony vermitteln, dass ich mich mal wieder doof anstelle da oben und er bitte Gnade walten lassen soll. Zum Glück ist er nett
Ich selbst hatte ähnliche Erfahrungen beim Tangotanzen. Der Mensch, der mich führt, kann noch so nett sein - schmeißt er/sie mich aus der Balance, werde ich richtig sauer. Obwohl ich sonst ein friedlicher Mensch bin . Die Angst, zu fallen, löst heftige Emotionen aus. Sicherlich noch stärker bei einem Fluchttier, bei dem ein Sturz auch den Tod bedeuten kann!
Meine Balance ist sicher nicht die schlechteste. Ich trainiere die auch regelmäßig, mache gezielte Reiter-Gymnastik. Trotzdem reite ich schlecht und auch die Reitergymnastik hat das nicht wesentlich verändert. Für mich macht Muskeltraining Sinn - und reiten, reiten, reiten. Unter Aufsicht. In Balance zu sitzen ist schwierig - vor allem, weil es sich subjektiv nach 'gerade' anfühlt, egal, wie schief man da draufhockt. Ich falle in schnelleren Gangarten auch nicht vom Pferd. Aber mein Sitz . Ich kann mein Pony (mit 1.60 Stockmaß und im leichten Cobtyp) mit 1.75m, 60 kg und einem langen Oberkörper ganz toll aus der Balance schmeißen, obwohl wir jetzt keine extreme Kombination sind. Ein sehr kleines Pferd fordert den Reiter in seiner Balance noch deutlich mehr!
Eine gute Bekannte von mir hat einen Ausbildungsstall in Belgien und oft mit verkorksten Pferden aus Anreit-Versuchen zu tun. Anfängern gibt sie den Rat, in eine Reitschule oder einen Geländestall zu gehen, um dort 'Meilen zu machen'.
Und - ich kenne eine ganze Reihe von Reitern, die mein Pony um Welten besser ausbilden und reiten können als ich. Besonders, wenn ich ihnen sage, dass sie alle Zeit der Welt dazu haben.
Re: Reiten lernen ohne Pferd
Ja natürlich ist das MEINE Empfindung.
Aber diese Empfindungen beeinflussen ja unser Handeln. Ich werde gerade in einem Bereich, den ich freiwillig betrete, nicht etwas machen, was meiner Überzeugung widerspricht.
Und da geht es auch gar nicht darum, dass meines richtig ist und alles andere falsch ist. Es ist MEIN Weg, der für mich gangbar ist, auf dem ich mich wohl fühle.
Aber eigentlich ging es mir nur darum zu sagen "jawoll, du bist mit dem Gefühl nicht allein, mir geht es auch so".
Und dann kann man sich ja darüber unterhalten, warum das so ist, wie sich das in meiner Arbeit mit den Pferden niederschlägt,... usw. und dann kann man sich auch andere Vorgehen anschauen und am Ende schauen, was davon für einen passt.
Und vielleicht bekommt der ein oder andere auch noch mal eine schöne Anregung. Oder zumindest war es hinterher vielleicht einfach interessant.
Was eher nicht klappen wird, mutmaße ich, ist den anderen überzeugen zu wollen.
Beratungsgespräche, die ein "aber du musst doch" enthalten, sind aus meiner Erfahrung nicht nachhaltig in Richtung Veränderung, im Gegenteil. Auch 100 gute Beispiele, die Beweisen, wie gut und wichtig Fremdreiter, Bereiter und RL sind, werden mindestens 101 Gegenbeispiel auf den Plan rufen.
Ich kann die Beiträge schon verstehen! Und sie haben auch ihre Berechtigung.
Nur sind sie eben nicht (meine Mutmaßung) geeignet, um eine konstruktiven Austausch in Gang zu bringen.
Und sie sind geprägt von der Annahme, dass es nur so und nicht anders gehen kann.
Aber wäre es denn schlimm, wenn es doch anders gehen kann?
Das bedroht doch niemanden und stellt eure Wege und Ansätze nicht in Frage.
Ganz schlimme Beispiele für jede Konstellation kann ich bringen. Aber darum geht es nicht. Es muss keine Recht haben! Sondern es können sich alle den Luxus gönnen, sich auf Gedankenexperimente außerhalb der eigenen Dogmen zu bewegen.
(um so mehr, als es um Pferd geht, das 1,5 Jahre ist, absolut genial untergebracht ist und weder morgen noch übermorgen geritten werden soll)
Aber diese Empfindungen beeinflussen ja unser Handeln. Ich werde gerade in einem Bereich, den ich freiwillig betrete, nicht etwas machen, was meiner Überzeugung widerspricht.
Und da geht es auch gar nicht darum, dass meines richtig ist und alles andere falsch ist. Es ist MEIN Weg, der für mich gangbar ist, auf dem ich mich wohl fühle.
Aber eigentlich ging es mir nur darum zu sagen "jawoll, du bist mit dem Gefühl nicht allein, mir geht es auch so".
Und dann kann man sich ja darüber unterhalten, warum das so ist, wie sich das in meiner Arbeit mit den Pferden niederschlägt,... usw. und dann kann man sich auch andere Vorgehen anschauen und am Ende schauen, was davon für einen passt.
Und vielleicht bekommt der ein oder andere auch noch mal eine schöne Anregung. Oder zumindest war es hinterher vielleicht einfach interessant.
Was eher nicht klappen wird, mutmaße ich, ist den anderen überzeugen zu wollen.
Beratungsgespräche, die ein "aber du musst doch" enthalten, sind aus meiner Erfahrung nicht nachhaltig in Richtung Veränderung, im Gegenteil. Auch 100 gute Beispiele, die Beweisen, wie gut und wichtig Fremdreiter, Bereiter und RL sind, werden mindestens 101 Gegenbeispiel auf den Plan rufen.
Ich kann die Beiträge schon verstehen! Und sie haben auch ihre Berechtigung.
Nur sind sie eben nicht (meine Mutmaßung) geeignet, um eine konstruktiven Austausch in Gang zu bringen.
Und sie sind geprägt von der Annahme, dass es nur so und nicht anders gehen kann.
Aber wäre es denn schlimm, wenn es doch anders gehen kann?
Das bedroht doch niemanden und stellt eure Wege und Ansätze nicht in Frage.
Ganz schlimme Beispiele für jede Konstellation kann ich bringen. Aber darum geht es nicht. Es muss keine Recht haben! Sondern es können sich alle den Luxus gönnen, sich auf Gedankenexperimente außerhalb der eigenen Dogmen zu bewegen.
(um so mehr, als es um Pferd geht, das 1,5 Jahre ist, absolut genial untergebracht ist und weder morgen noch übermorgen geritten werden soll)
Re: Reiten lernen ohne Pferd
Super schöner Beitrag, Heidemi!
Ich denk mir all das schon ganz lange, hätte es aber nie so diplomatisch ausdrücken können wie du
Ich denk mir all das schon ganz lange, hätte es aber nie so diplomatisch ausdrücken können wie du
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
Re: Reiten lernen ohne Pferd
Dem kann ich mich nur anschließen!Fionnlagh hat geschrieben:Super schöner Beitrag, Heidemi!
Ich denk mir all das schon ganz lange, hätte es aber nie so diplomatisch ausdrücken können wie du
Halt mich fern von der Weisheit, die nicht weint, der Philosophie, die nicht lacht,
und der Größe, die sich nicht vor Kindern verbeugt.
Gibran Khalil Gibran, "Handful of Beach Sand"
und der Größe, die sich nicht vor Kindern verbeugt.
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- Heupferdchen
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- Beiträge: 2238
- Registriert: Mo 18. Feb 2013, 13:12
Re: Reiten lernen ohne Pferd
Ihr Lieben
Ich denke, niemandem sollen hier seine Emotionen abgesprochen werden. Ich kann Sanojleas Gedankengänge und Gefühle ganz gut nachvollziehen, sehe aber in den letzten Seiten keine Angriffe, sondern nur eine angeregte Diskussion . Und wenn jemand vehement davon abrät, ein Pferd in Eigenregie auszubilden, hat das vermutlich gute Gründe. Trotzdem tut natürlich jeder das, was er für richtig hält. Oder?
Zurück zum Thema: Es gibt Reitsimulatoren, die die Pferdebewegung wohl ganz gut abbilden können. Einen Buckel- oder zur-Seite-Hops-Modus gibt es wohl noch nicht. Und dann wird es ja erst interessant Von daher denke ich nicht, dass die ein echtes Pferd ersetzen können, das Zusammenspiel Sitz-Einwirkung fehlt. Aber einen Versuch wäre es vielleicht wert.
Ich habe mich hier zu Wort gemeldet, weil ich glaube, dass man auch mit suboptimalem Unterricht sein Reiten verbessern kann. Und ehrlich - ich ärgere mich, dass ich in den letzten Jahren in Sachen RU so perfektionistisch war und akzeptable Unterrichtsmöglichkeiten ausgeschlagen habe. Mein Pferd wäre wohl froh darüber, hätte ich meinen Körper inzwischen einigermaßen unter Kontrolle.
Ob ein Pferd lieber von einem vertrauten Menschen schlecht geritten oder von einem unbekannten gut geritten wird? Ich kann nur spekulieren, tendiere aber zu letzterem.
Ich denke, niemandem sollen hier seine Emotionen abgesprochen werden. Ich kann Sanojleas Gedankengänge und Gefühle ganz gut nachvollziehen, sehe aber in den letzten Seiten keine Angriffe, sondern nur eine angeregte Diskussion . Und wenn jemand vehement davon abrät, ein Pferd in Eigenregie auszubilden, hat das vermutlich gute Gründe. Trotzdem tut natürlich jeder das, was er für richtig hält. Oder?
Zurück zum Thema: Es gibt Reitsimulatoren, die die Pferdebewegung wohl ganz gut abbilden können. Einen Buckel- oder zur-Seite-Hops-Modus gibt es wohl noch nicht. Und dann wird es ja erst interessant Von daher denke ich nicht, dass die ein echtes Pferd ersetzen können, das Zusammenspiel Sitz-Einwirkung fehlt. Aber einen Versuch wäre es vielleicht wert.
Ich habe mich hier zu Wort gemeldet, weil ich glaube, dass man auch mit suboptimalem Unterricht sein Reiten verbessern kann. Und ehrlich - ich ärgere mich, dass ich in den letzten Jahren in Sachen RU so perfektionistisch war und akzeptable Unterrichtsmöglichkeiten ausgeschlagen habe. Mein Pferd wäre wohl froh darüber, hätte ich meinen Körper inzwischen einigermaßen unter Kontrolle.
Ob ein Pferd lieber von einem vertrauten Menschen schlecht geritten oder von einem unbekannten gut geritten wird? Ich kann nur spekulieren, tendiere aber zu letzterem.