Reittherapie - pferdegerecht?!

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Fionnlagh
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Re: Reittherapie - pferdegerecht?!

Beitrag von Fionnlagh »

:winken:

Ich steck grad in der Ausbildung zur Grundschullehrerin und hab auch schon in diese Richtung gedacht. Nicht unbedingt nur mit Pferd, sondern überhaupt tiergestützte Therapie zB auch mit dem Hund. Bei uns auf der Uni kann man die Ausbidlung mit Hund machen.
Ich hab derzeit allerdings nicht die richtigen Tiere dafür (Hund zu alt, Pferd zu jung) und muss da auch noch darüber nachdenken, ob ich das wirklich möchte. Ich muss sagen, dass das Wohl meiner Tiere bei mir schon alleroberste Priorität hat. Wenn ich nicht zufällig beim nächsten Hund auf einen stoße, der da wirklich 100pro passt, dann wird das nix. Extra auf die Suche nach einem entsprechenden Hund würde ich mich nicht machen. Beim Pferd kann ich´s mir erst in 10-15 Jahren vorstellen, dass der so weit ist. Der ist einfach zu aktiv und reaktiv und ich möchte ihn eigentlich nicht passiver "machen" müssen. Das müsste er aber sein, damit er sich dafür gut eignen würde, denk ich.

Derzeit überlege ich eher in Richtung Waldpädagogik. Diese Ausbildung würde ich gerne noch dran hängen irgendwann, wenn das Geld reicht :shifty: (ist teuer :seufz: ). Bei mir im Unterricht würden Natur und Tiere ganz bestimmt ziemlich weit oben in der Prioritätenliste stehen, aber mit meinen eigenen Tieren bin ihc da, glaub ich, zu speziell :shy: . In der Waldpädagogik kann ich das aber, denke ich, auch ganz gut vermitteln.
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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Cashew
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Re: Reittherapie - pferdegerecht?!

Beitrag von Cashew »

Sanojlea hat geschrieben:Ist das cool! Das klingt sehr, sehr gut! Ich hätte nichts gegen reitende Klienten, aber dafür ausbilden kann ich mein Pferd glaube ich auch nicht, ich möchte das sie es wenn selbst mit dem Pferd erarbeiten. (oder man lässt es einfach)
Leider würde mir bei der Ausbildung wieder mein schlechtes Englisch im Weg stehen :roll:
Bei der Ausbildung in RLP wird quasi-Simultan-Übersetzung angeboten. Zumindest war das letzes Mal so, weil eine der Trainerinnen Amerikanerin war (die andere Deutsche) Soweit ich weiß, soll aber jetzt mit einem deutsch-österreichischen Team gearbeitet werden. Da ist dann überhaupt keine Übersetzung mehr vonnöten ;)
Topsana hat geschrieben: Und ich finde es schon wichtig, dass Unterschiede zwischen Reittherapie und Hippotherapie gemacht werden. D

Sowas geht einfach anders nicht und da finde ich das Reiten wirklich wunderbar. Grade für Menschen, die im Rollstuhl sitzen, sich einfach sonst nie ohne den Rollstuhl fortbewegen können. Und dann können sie es plötzlich und es ist ein ganz anderes wunderschönes Gefühl.

Deshalb finde ich, kann man die verschiedenen Arten von Therapie mit Pferden nicht in einen Topf schmeißen. Weil die auch ganz unterschiedliche Ziele haben.
Bei anderen Menschen finde ich auch das Reiten evtl. weniger wichtig... kommt immer ganz drauf an.
Klar, ich finde das auch wichtig. Meiner Meinung nach ist aber zB Hippotherapie der einzige ganz klar abgegrenzte Bereich. Ansonsten ist kaum abgegrenzt, was wer mit Reittherapie, Equitherapie, Pferdegestützter Therapie, Equi-Coaching - ach und ich vergesse ganz bestimmt welche ;) - meint. Ich für meinen Teil muss das jedenfalls jedes Mal erst erklären. Und weil die Art nach EAGALA zu arbeiten ziemlich unbekannt ist, versuche ich immer, es bekannt zu machen. :-D Ich glaube, gerade für Leute, die es mit ihrem "ganz normalen" Pferd versuchen wollen, ist es eine wertvolle Ausbildung. Aber ganz klar keine Hippotherapie, und auch keine Reittherapie. Also doch off-topic :whistle:
lea... hat geschrieben: Aber schön sind ja auch gerade DIESE Erfahrungen: Ein Pferd lenken können, mutig sein, sich tragen lassen, diese ganz enge Verbindung wenn man auf dem Rücken liegt und jeden Atemzug spüren kann, auch mal in die Natur mit dem Pferd. Für mich wäre das ein wichtiger Bestandteil für verhaltensauffällige, entwicklungsverzögerte, psychisch erkrankte etc. Kinder und Jugendliche.
Das Reiten wird (meiner Meinung nach) sehr oft überschätzt. Oder vielleicht wird die Ur-Kraft des Pferdes im 1-1-Gegenüber mit dem Menschen unterschätzt. Ein Pferd lenken können, mutig sein, eine ganz enge Verbindung zum Pferd,… das kann man - vielleicht sogar noch "tiefer" - auch vom Boden aus. Es ist ungleich schwieriger und konfrontierender, ein Otto-Normal-Pferd ohne Zwangsmittel irgendwo hin zu lenken, als sich durch ein perfekt ausgebildetes Pferd tragen zu lassen. Was für ein Gefühl, wenn man das schafft! Natürlich ist das Getragen-Werden beim Reiten unvergesslich und unvergleichbar und klar haben wir ab und an Fragen gehabt um auch reiten zu dürfen (immer von kleinen Mädchen :lol: ) Ich bin ja auch nicht gegen Reittherapie, sondern finde das etwas ganz Wertvolles. Ich finde es halt schade, dass es fast immer als "Vorstufe" zum Reiten betrachtet wird. Bodenarbeit kann als vollwertige, eigenständige therapeutische Arbeit gestaltet werden. Und gerade mit der Zielgruppe, die du nennst, haben wir gearbeitet ;)
Viele Grüße,
Sarah und Co


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in memoriam Die Orgelpfeifenbande
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Topsana
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Re: Reittherapie - pferdegerecht?!

Beitrag von Topsana »

Ja, das gehört auf jeden Fall auch dazu. Z.B. ist es oft einfacher ein Pferd erst mal vom Boden aus zu führen und zu lenken, als von oben. Ich arbeite mit Kindern, die können fast alle ihre Ponys führen, aber von oben ist das Lenken noch viel schwieriger. Und das Führen, anhalten, los gehen, lenken, gibt ja auch totales Selbstbewusstsein. Wenn man so ein großes Tier "steuern" kann. (Z.B. wenn ein 4-jähriges Kind einen Hafi führt).
Und was wir auch schon gemacht haben, ist Roundpen-Arbeit mit einem Kind. Das war auch sehr toll. Da braucht man aber das richtige Pferd dafür. "Seins" ist total super für sowas, und läuft einem schnell hinterher, da muss man nicht viel machen. Anderen ist sowas natürlich total egal. Das ist dann blöd für das Kind.
Aber das Erlebnis war an sich auch total schön. Kind ist dann in die Hocke gegangen mitten im Roundpen und Pony kam zu ihm, schnupperte, Kind stand auf und ging los, Pony trottete hinter her. Voll schön. :)
ehem User

Re: Reittherapie - pferdegerecht?!

Beitrag von ehem User »

Hallo ihr Lieben :)
ich habe mir jetzt nicht alle Beiträge durchgelesen aber ich kann euch eben von meinen Erfahrungen berichten.
Ich arbeite seid 4 Jahren mit autistischen Kindern, (Downsyndrom mit autistischen Zügen, manche teilweise im Rollstuhl, andere mit leichten Körperlichen Behinderungen).

Ich kam durch Zufall an die Arbeit mit Pferd und den Kindern. Damals hat der Besitzer meiner Pflege Pferde das Grundstück an den Verein verpachtet der dort Freizeiten für die Kids gemacht hat. Der Chef hat mich dann gefragt ob die Kinder mal putzen und streicheln dürfen. Nachdem wir die zwei Pferde dann gekauft hatten habe ich begonnen sie auf ganz in die Arbeit mit den Kindern einzubeziehen und heute gebe ich einmal die Woche Reitstunden.

Meine Pferde waren früher als ich sie kennen lernte sehr schlecht Ausgebildet und der junge Haflinger garnicht. Jedoch waren sie immer schon sehr sehr Menschen bezogen, kannten kein treten oder beißen und waren total offen und neugirig. Meiner Meinung nach ist mein junger Haflinger durch die Arbeit mit den Kindern auch sehr Aufmerksam geworden, das war er mir unterm Sattel manchmal zeigt. Er ist sehr wild und hat viel Temprament.
Ich achte immer darauf das meine Jungs nicht überfordert werden, der junge Hafi hat gerne die Kinder um sich rum und viel Aktion mein großer älterer (19) hat irgendwann genug. Das zeigt er nicht bösartig oder so, sondern er geht dann weg und die möglichkeit hat er bei uns. Die Reitstunden haben wir so organisiert das die Pferde nie dazu kommen keine Motivation mehr zu haben. Der große ist der ''läufer'' er macht die ruhigen Kinder die Vertrauen und die Begegnung mit dem Pferd brauchen. Er ist unheimlich freundlich un ruhig und nimmt vielen Kindern mit seiner Art die Angst, weil er Zeit und Sicherheit gibt. Der kleine hingegen ist so aufgeweckt das er direkt auf die Kinder zu geht. Er macht die Kinder die in sich eher unruhig sind und durch ihn zur Ruhe finden. Wenn der große mal nicht mag, dann übernimmt der kleine.
Zudem habe ich nur ein Kind auf einem Pferd 45 Minuten. In diesen 45 min nehmen wir uns viel Zeit zum putzen und schmusen, danach geht es aufs Pferd. Wir machen je nach Kind alles nur im Schritt. Manche Kinder Voligieren auch mit Trab. Aber das macht der Hafi, er ist absolut das Pferd dafür das das Kind auf seinem Rücken in Bewegung ist, de große mag das nicht also muss er das nicht.


Ich kenne meine Pferde gut und daher weiß ich auch wer für welche Aufgaben am besten ist und sehe ihnen schnell an wenn sie mal nicht mögen. Dann ist es für mir auch absolut selbstverständlich das er dann nicht weiter arbeiten muss. Ich arbeite mit meinen Pferden um den Kindern eine Freunde zu bereiten. Aber meine Pferde stehen da 100% an erster Stelle, das wissen die Kinder und die Eltern.
Zudem bringe ich viel Abwechslung in die Arbeit, Freitags und Samstags sind Reitstunden. Samstags von 10-15 und 13-15 Uhr. Meine Pferde stehen 24 Stunden das ganze Jahr über draußen.
Ich arbeite mit ihnen und bin auch ihre Bezugsperson, das finde ich wichtig für ein Tier das solch eine anstrengende arbeit machen soll. Wenn sie Samstags gearbeitet haben geht es Sonntags locker ins Gelände oder sie haben frei. Außerdem ist die Arbeit vom Boden wichtig.Wir machen sehr viel Schrecktraining. Bei Kinder die dazu neigen zu schlagen arbeiten wir mit dem Haflinger, den interessiert das überhaupt garnicht, nicht weil ich das geübt habe, sondern weil er einfach so ist. (dennoch ist es nicht erlaubt das Kinder schlagen, sie werden dann von den Pferden weggeführt, aber es kann einfach passieren.) Wir haben Signale, wenn eines meiner Kinder oben drauf sitzt mal selber lenkt gehe ich neben der Schulter von meinem Pferd, mithilfe der Gerte kann ich mein Pferd führen und das Kind hat für sich ein Erfolgserlebniss und ist stolz auf sich auch wenn er es alleine niemals hinbekommen könnte, das muss er nicht wissen.
Zudem sollen meine Pferde die Arbeit nicht als arbeit wie mit Sattel und Trense und Anstrengung in Verbindung setzten. Meine Kinder Reiten mit Pad und Longiergurt, die meisten werden mit Halfter geführt, wenn sie selber mal lenken wollen auch mit Halfter. Das Mädchen was richtig reiten lernt, wie alle anderen Kinder reitet auch mit Sattel und Trense.
Eine Zeit lang hatte ich mal beim führen die Trense drauf, das hat mir aber gezeigt das es nicht das richtige für diese Arbeit für meine Jungs ist. Man muss seine Pferde genau kennen.
http://lebenmitautismus.de/ -> Freizeiten Rheinbach -> Spiel und Spaß mit dem Pferd.
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