Reittherapie - pferdegerecht?!
Moderator: Stjern
Re: Reittherapie - pferdegerecht?!
Absolut ohne Erfahrung würde ich was Deine Bedenken dem Pferd gegenüber angeht sagen: Wie es Menschne gibt, die viel leisten, weil sie es als ihre Berufung sehen, so muss auch ein Therapiepferd die Therapie als seine Berufung ansehen.
Hm - mich würde interessieren, ob es tatsächlich das Pferd war, das schlechte Tage hatte. Lotti ist ja die Ruhe in Person und immer sehr geduldig, aber ich hatte mal ein ADHS-Kind auf ihr sitzen, das Medikamente nimmt. Sie konnte dieses Kind einfach nicht auf sie (er-)tragen. Sie ist fast wahnsinnig geworden. Erst später hab ich dann gehört, dass manche Therapeuten nur Kinder annehmen, die keine Medikamente diesbezüglich einnehmen bzw. dass schon häufig beoachtet wurde, dass Pferde seltsam auf Menschen reagieren, die solche oder ähnliche Medikamente nehmen. Kann dazu jemand was sagen?
Hm - mich würde interessieren, ob es tatsächlich das Pferd war, das schlechte Tage hatte. Lotti ist ja die Ruhe in Person und immer sehr geduldig, aber ich hatte mal ein ADHS-Kind auf ihr sitzen, das Medikamente nimmt. Sie konnte dieses Kind einfach nicht auf sie (er-)tragen. Sie ist fast wahnsinnig geworden. Erst später hab ich dann gehört, dass manche Therapeuten nur Kinder annehmen, die keine Medikamente diesbezüglich einnehmen bzw. dass schon häufig beoachtet wurde, dass Pferde seltsam auf Menschen reagieren, die solche oder ähnliche Medikamente nehmen. Kann dazu jemand was sagen?
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.


Re: Reittherapie - pferdegerecht?!
Hi,
klar kannst mich gerne privat anschreiben.
Dann kann ich dir auch gern mehr über die Aus- bzw. Weiterbildung vom IPTh erzählen. Ich bin zu diesem Institut, weil man dort keinen Trainerschein als Zulassungsvoraussetzung braucht.
Wie ich damit umgegangen bin, wenn Skolli einen schlechten Tag hatte?
Hmh *grübel* ... also zum einen hab ich versucht, das Programm entsprechend anzupassen, z.B. lieber ins Gelände als in die Halle, dann hab ich grundsätzlich an solchen Tagen nur Schritt verlangt und das meinen Kindern auch erklärt.
Bei meinen Schülern vom Schul-Reitprojekt sind wir auch manchmal nur spazieren gelaufen mit ihm, ganz ohne Reiten.
Bei den privaten Kindern war da natürlich der Druck da "die Eltern zahlen ja dafür", da hab ichs dann eher durchgezogen und auch mal zu Skolli gesagt "Reiß dich zusammen, die 20 MInuten wirst du aushalten, den Rest des Tages kannst du schließlich machen was du willst!"
LG
Yvonne
klar kannst mich gerne privat anschreiben.
Dann kann ich dir auch gern mehr über die Aus- bzw. Weiterbildung vom IPTh erzählen. Ich bin zu diesem Institut, weil man dort keinen Trainerschein als Zulassungsvoraussetzung braucht.
Wie ich damit umgegangen bin, wenn Skolli einen schlechten Tag hatte?
Hmh *grübel* ... also zum einen hab ich versucht, das Programm entsprechend anzupassen, z.B. lieber ins Gelände als in die Halle, dann hab ich grundsätzlich an solchen Tagen nur Schritt verlangt und das meinen Kindern auch erklärt.
Bei meinen Schülern vom Schul-Reitprojekt sind wir auch manchmal nur spazieren gelaufen mit ihm, ganz ohne Reiten.
Bei den privaten Kindern war da natürlich der Druck da "die Eltern zahlen ja dafür", da hab ichs dann eher durchgezogen und auch mal zu Skolli gesagt "Reiß dich zusammen, die 20 MInuten wirst du aushalten, den Rest des Tages kannst du schließlich machen was du willst!"
LG
Yvonne
Re: Reittherapie - pferdegerecht?!
Also mir ist noch nicht aufgefallen das die Pferde so heftig reagiern würden auf mich, wenn ich Medis genommen hab...Lottehüh hat geschrieben: Hm - mich würde interessieren, ob es tatsächlich das Pferd war, das schlechte Tage hatte. Lotti ist ja die Ruhe in Person und immer sehr geduldig, aber ich hatte mal ein ADHS-Kind auf ihr sitzen, das Medikamente nimmt. Sie konnte dieses Kind einfach nicht auf sie (er-)tragen. Sie ist fast wahnsinnig geworden. Erst später hab ich dann gehört, dass manche Therapeuten nur Kinder annehmen, die keine Medikamente diesbezüglich einnehmen bzw. dass schon häufig beoachtet wurde, dass Pferde seltsam auf Menschen reagieren, die solche oder ähnliche Medikamente nehmen. Kann dazu jemand was sagen?

"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
Reitmeister Nuno Oliveira
Reitmeister Nuno Oliveira
Re: Reittherapie - pferdegerecht?!
@ Lottehüh zu dem Thema haben wir hier aber schon ganz viel geschrieben:
viewtopic.php?f=8&t=6728
viewtopic.php?f=8&t=6728
Re: Reittherapie - pferdegerecht?!
Ich arbeite momentan ein Jahr lang auf einem Reittherapie-Hof. (knapp 6 Monate bin ich jetzt schon da)
Ich bin HEP und möchte auch die Ausbildung zur Reittherapeutin (IPTH) machen, ich wollte mir aber wirklich sicher sein und habe deshalb beschlossen, mir das Ganze ein Jahr lang intensiv anzuschauen.
Ich habe mittlerweile schon sehr viele "IPTH-Azubis" kennen gelernt, da ein Block (Bodenschule, Ausbildung des Therapiepferdes) bei uns auf dem Hof statt findet. Den Kurs habe ich selber auch mit gemacht und mehrmals zu gesehen bei den anschließenden Kursen.
Ich finde, dass Reittherapie auch für das Pferd akzeptabel ist. Klar, zu schwere Menschen sollten nicht drauf sitzen, aber das ist ja nicht nur bei der Therapie so. Das ist ja was ganz Generelles.
Ansonsten finde ich es wichtig, wie hier schon gesagt wurde, dass das Pferd nicht zu viel arbeiten muss.
Und dass die "Arbeit" wieder ausgeglichen wird, durch gute Haltung, viel Koppelgang, Herdenleben, aber auch Korrekturreiten, Ausreiten, Bodenarbeit, usw.
Bei uns ist es so, dass die Pferde im Sommer viel mehr arbeiten müssen als im Winter. Sie haben also viele Monate Zeit, in der sie höchstens 2 x die Woche "arbeiten" müssen. An den anderen Tagen ist ganz frei, oder sie werden von uns geritten oder vom Boden aus gearbeitet.
Im Sommer ist dann viel los, da müssen sie öfter laufen. Aber auch da wird drauf geachtet, dass kein Pferd zu viel arbeitet.
Mitten in einer Therapie sagen "Du musst jetzt leider mal absteigen." ist durchaus möglich. Das hatten wir auch schon, weil Pony (sonst perfektes Therapiepferd, aber halt auch nur Lebewesen und wenig geritten worden davor), plötzlich etwas nervös war. Also Kind absteigen lassen, einer hat sich mit dem Kind beschäftigt, erklärt, was jetzt ist usw. und einer hat sich mit Pony beschäftigt. Und dann ging es wieder und Kind durfte wieder rauf.
Pferde sind immer auch nur Lebewesen und das kann man Eltern auch in einem Vorgespräch erklären.
Eine Therapieeinheit dauert meistens 45 Minuten, davon sitzt das Kind aber nur ca. 20 Minuten auf dem Pferd.
Mein Plan ist nun auch, die Ausbildung zur Reittherapeutin zu machen und dann nebenbei Therapie anzubieten. Hauptberuflich möchte ich es nicht machen. Wie hier auch schon der ein oder andere geschrieben hat, will ich nicht auf Kosten der Pferde arbeiten müssen. Aber nebenbei möchte ich es auf jeden Fall machen. Da ich dann einige Ponys zur Verfügung haben werde, muss kein Pony viel arbeiten und ich kann gut durch wechseln... falls es überhaupt so gut läuft.
Ich bin HEP und möchte auch die Ausbildung zur Reittherapeutin (IPTH) machen, ich wollte mir aber wirklich sicher sein und habe deshalb beschlossen, mir das Ganze ein Jahr lang intensiv anzuschauen.
Ich habe mittlerweile schon sehr viele "IPTH-Azubis" kennen gelernt, da ein Block (Bodenschule, Ausbildung des Therapiepferdes) bei uns auf dem Hof statt findet. Den Kurs habe ich selber auch mit gemacht und mehrmals zu gesehen bei den anschließenden Kursen.
Ich finde, dass Reittherapie auch für das Pferd akzeptabel ist. Klar, zu schwere Menschen sollten nicht drauf sitzen, aber das ist ja nicht nur bei der Therapie so. Das ist ja was ganz Generelles.
Ansonsten finde ich es wichtig, wie hier schon gesagt wurde, dass das Pferd nicht zu viel arbeiten muss.
Und dass die "Arbeit" wieder ausgeglichen wird, durch gute Haltung, viel Koppelgang, Herdenleben, aber auch Korrekturreiten, Ausreiten, Bodenarbeit, usw.
Bei uns ist es so, dass die Pferde im Sommer viel mehr arbeiten müssen als im Winter. Sie haben also viele Monate Zeit, in der sie höchstens 2 x die Woche "arbeiten" müssen. An den anderen Tagen ist ganz frei, oder sie werden von uns geritten oder vom Boden aus gearbeitet.
Im Sommer ist dann viel los, da müssen sie öfter laufen. Aber auch da wird drauf geachtet, dass kein Pferd zu viel arbeitet.
Mitten in einer Therapie sagen "Du musst jetzt leider mal absteigen." ist durchaus möglich. Das hatten wir auch schon, weil Pony (sonst perfektes Therapiepferd, aber halt auch nur Lebewesen und wenig geritten worden davor), plötzlich etwas nervös war. Also Kind absteigen lassen, einer hat sich mit dem Kind beschäftigt, erklärt, was jetzt ist usw. und einer hat sich mit Pony beschäftigt. Und dann ging es wieder und Kind durfte wieder rauf.
Pferde sind immer auch nur Lebewesen und das kann man Eltern auch in einem Vorgespräch erklären.
Eine Therapieeinheit dauert meistens 45 Minuten, davon sitzt das Kind aber nur ca. 20 Minuten auf dem Pferd.
Mein Plan ist nun auch, die Ausbildung zur Reittherapeutin zu machen und dann nebenbei Therapie anzubieten. Hauptberuflich möchte ich es nicht machen. Wie hier auch schon der ein oder andere geschrieben hat, will ich nicht auf Kosten der Pferde arbeiten müssen. Aber nebenbei möchte ich es auf jeden Fall machen. Da ich dann einige Ponys zur Verfügung haben werde, muss kein Pony viel arbeiten und ich kann gut durch wechseln... falls es überhaupt so gut läuft.
Re: Reittherapie - pferdegerecht?!
Zu diesen Medikamenten kann ich nichts sagen, aber ich kenne eine Trainerin, die bis in die Hohe Schule ausbildet und mir erzählte, dass sie sofort merkt, wenn ihre Reitschüler entweder Alkohol getrunken haben oder Schmerzmittel einnehmen. Die PFerde können die Menschen dann oft "nicht verstehen".Lottehüh hat geschrieben:Erst später hab ich dann gehört, dass manche Therapeuten nur Kinder annehmen, die keine Medikamente diesbezüglich einnehmen bzw. dass schon häufig beoachtet wurde, dass Pferde seltsam auf Menschen reagieren, die solche oder ähnliche Medikamente nehmen. Kann dazu jemand was sagen?
Re: Reittherapie - pferdegerecht?!
Hallöle!
Ja, für Pferde ist jede Form von pädagogischer/therapeutischer Begleitung harte Arbeit. Ich denke dennoch, dass auch diese Art der Arbeit - genau wie Schulpferd, Rückpferd, Freizeitpferd,… - pferdegerecht gestaltet werden kann. Ich finde, dass das Pferdegerechte einerseits sehr stark von der Philosophie und anderseits von der Vorgehensweise der Begleiter abhängt (wobei das eine ja mit dem anderen zusammenhängt
). Je mehr man ein Pferd durch Ausbildung "anpasst", desto anfälliger kann es meiner Meinung nach für Überbeanspruchung werden weil es sich an die Arbeit gewöhnt. Gleiches gilt für "alte Hasen". Auch Pferde können ein "Burn-Out" bekommen, und wahrscheinlich in jeder Art von Arbeit.
Sanoljea hat es ja bereits angesprochen - es gibt verschiedene Möglichkeiten, Pferde in Therapie ein zu setzen. Die verschiedenen Namen (Hippotherapie, Reittherapie, Pferdegestützte Therapie,…) finde ich persönlich ziemlich verwirrend, jeder gibt seinem Bereich irgendwie einen anderen Namen. Beim amerikanischen Verband EAGALA heißt es Pferdegestütztes Lernen/Therapie. Geschützt oder irgendwie anerkannt ist der Begriff/Beruf (ein Europa) nicht. Kennmerkend für EAGALA ist, dass die Pferde nicht geritten werden und auch nicht in irgendeiner Weise speziell ausgebildet werden. Darin unterscheidet es sich zu dem Programm aus Österreich, in vielen anderen Dingen ähnelt es sich aber.
Ich habe bei EAGALA eine zweite Ausbildung gemacht (bin ursprünglich Musiktherapeutin) und habe einige Jahre in einer Privatpraxis mitgearbeitet. Dort waren die Pferde innerhalb eines bestimmten Bereiches (immer die gleiche "Arbeitskoppel") frei, ohne Halfter, selten alleine, meist zu zweit oder in ihrer gewohnten Mini-Herde. Sie konnten also selbst bis zu einem bestimmten Grad bestimmen, ob sie mitarbeiten wollen oder nicht und hatten frei Gras und Wasser zur Verfügung. Auf diese Weise haben wir ausnahmslos alle Pferde einsetzen können, vom einjährigen Jungspund über erwachsene Hengste bis zum 20-jährigen Rentner. Die Pferde durften sich selbst sein, und wir haben vor jeder Sitzung gemeinsam beratschlagt, welche Pferde zur jeweiligen Situation des Klienten passen, bzw. ob die jeweiligen Pferde noch "fit" waren für eine Sitzung.
Wir haben dennoch oft gesehen, dass Pferde ziemlich bewusst "auf Durchzug" schalten. Sie können sich selbst schützen, weil sie keinem äußerem Zwang ausgesetzt sind. Möchten sie nicht, gehen sie weg. Hartnäckige Klienten bleiben dann am Ball - aber das gibt es eigentlich sehr selten. Die Pferde lassen sich meist auch nicht überrumpeln sondern werden in ihrer Abweisung immer deutlicher. Da muss man dann als Begleiter eingreifen und gemeinsam mit dem Klienten nachforschen, was da gerade passiert. Anderseits sind manche Pferde so willig (vielleicht ähnlich wie Dustin), dass sie äußerst selten jemanden abweisen. Diese Pferde muss man dann gut im Auge behalten. Einmal haben wir eine Stute für eine Weile ganz aus dem Programm genommen. Sie hatte einfach keine Lust mehr und zeigte das auch durch Gereiztheit. Einfach "überarbeitet".
Nach einer Ruhepause hat sie wieder prima mitarbeiten können.
Ich könnte mir keine andere Arbeitsweise mehr vorstellen. EAGALA legt großen Wert auf verantwortungsvollen Umgang mit Pferden, ein Teil der Ausbildung legt auch den Fokus auf die vierbeinigen Partner. Jedes Pferd "wirkt" durch seine einzigartige Persönlichkeit, die menschlichen Therapeuten sind eigentlich nur Begleiter "am Rande". Ich finde es gut, dass die Pferde nicht geritten werden. Das passt einfach zu mir - und zu meinen Pferden. Ich möchte sie nicht von anderen reiten lassen, bzw. will/kann sie auch nicht zu diesem Zweck ausbilden. Zweifelsfrei ist das Reiten und von-einem-Pferd-getragen-werden eine wirklich einzigartige Erfahrung, aber Bodenarbeit mit Pferden ist mindestens ebenso kraftvoll weil der Mensch auf einer Ebene mit dem Pferd ist. Ich mag es, dass das Pferd dabei eine große Entscheidungsfreiheit hat.
Ja, für Pferde ist jede Form von pädagogischer/therapeutischer Begleitung harte Arbeit. Ich denke dennoch, dass auch diese Art der Arbeit - genau wie Schulpferd, Rückpferd, Freizeitpferd,… - pferdegerecht gestaltet werden kann. Ich finde, dass das Pferdegerechte einerseits sehr stark von der Philosophie und anderseits von der Vorgehensweise der Begleiter abhängt (wobei das eine ja mit dem anderen zusammenhängt

Sanoljea hat es ja bereits angesprochen - es gibt verschiedene Möglichkeiten, Pferde in Therapie ein zu setzen. Die verschiedenen Namen (Hippotherapie, Reittherapie, Pferdegestützte Therapie,…) finde ich persönlich ziemlich verwirrend, jeder gibt seinem Bereich irgendwie einen anderen Namen. Beim amerikanischen Verband EAGALA heißt es Pferdegestütztes Lernen/Therapie. Geschützt oder irgendwie anerkannt ist der Begriff/Beruf (ein Europa) nicht. Kennmerkend für EAGALA ist, dass die Pferde nicht geritten werden und auch nicht in irgendeiner Weise speziell ausgebildet werden. Darin unterscheidet es sich zu dem Programm aus Österreich, in vielen anderen Dingen ähnelt es sich aber.
Ich habe bei EAGALA eine zweite Ausbildung gemacht (bin ursprünglich Musiktherapeutin) und habe einige Jahre in einer Privatpraxis mitgearbeitet. Dort waren die Pferde innerhalb eines bestimmten Bereiches (immer die gleiche "Arbeitskoppel") frei, ohne Halfter, selten alleine, meist zu zweit oder in ihrer gewohnten Mini-Herde. Sie konnten also selbst bis zu einem bestimmten Grad bestimmen, ob sie mitarbeiten wollen oder nicht und hatten frei Gras und Wasser zur Verfügung. Auf diese Weise haben wir ausnahmslos alle Pferde einsetzen können, vom einjährigen Jungspund über erwachsene Hengste bis zum 20-jährigen Rentner. Die Pferde durften sich selbst sein, und wir haben vor jeder Sitzung gemeinsam beratschlagt, welche Pferde zur jeweiligen Situation des Klienten passen, bzw. ob die jeweiligen Pferde noch "fit" waren für eine Sitzung.
Wir haben dennoch oft gesehen, dass Pferde ziemlich bewusst "auf Durchzug" schalten. Sie können sich selbst schützen, weil sie keinem äußerem Zwang ausgesetzt sind. Möchten sie nicht, gehen sie weg. Hartnäckige Klienten bleiben dann am Ball - aber das gibt es eigentlich sehr selten. Die Pferde lassen sich meist auch nicht überrumpeln sondern werden in ihrer Abweisung immer deutlicher. Da muss man dann als Begleiter eingreifen und gemeinsam mit dem Klienten nachforschen, was da gerade passiert. Anderseits sind manche Pferde so willig (vielleicht ähnlich wie Dustin), dass sie äußerst selten jemanden abweisen. Diese Pferde muss man dann gut im Auge behalten. Einmal haben wir eine Stute für eine Weile ganz aus dem Programm genommen. Sie hatte einfach keine Lust mehr und zeigte das auch durch Gereiztheit. Einfach "überarbeitet".

Ich könnte mir keine andere Arbeitsweise mehr vorstellen. EAGALA legt großen Wert auf verantwortungsvollen Umgang mit Pferden, ein Teil der Ausbildung legt auch den Fokus auf die vierbeinigen Partner. Jedes Pferd "wirkt" durch seine einzigartige Persönlichkeit, die menschlichen Therapeuten sind eigentlich nur Begleiter "am Rande". Ich finde es gut, dass die Pferde nicht geritten werden. Das passt einfach zu mir - und zu meinen Pferden. Ich möchte sie nicht von anderen reiten lassen, bzw. will/kann sie auch nicht zu diesem Zweck ausbilden. Zweifelsfrei ist das Reiten und von-einem-Pferd-getragen-werden eine wirklich einzigartige Erfahrung, aber Bodenarbeit mit Pferden ist mindestens ebenso kraftvoll weil der Mensch auf einer Ebene mit dem Pferd ist. Ich mag es, dass das Pferd dabei eine große Entscheidungsfreiheit hat.
Re: Reittherapie - pferdegerecht?!
Ist das cool! Das klingt sehr, sehr gut! Ich hätte nichts gegen reitende Klienten, aber dafür ausbilden kann ich mein Pferd glaube ich auch nicht, ich möchte das sie es wenn selbst mit dem Pferd erarbeiten. (oder man lässt es einfach)
Leider würde mir bei der Ausbildung wieder mein schlechtes Englisch im Weg stehen
Leider würde mir bei der Ausbildung wieder mein schlechtes Englisch im Weg stehen

"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
Reitmeister Nuno Oliveira
Reitmeister Nuno Oliveira
Re: Reittherapie - pferdegerecht?!
Was du beschreibst klingt toll!Cashew hat geschrieben: Sanoljea hat es ja bereits angesprochen - es gibt verschiedene Möglichkeiten, Pferde in Therapie ein zu setzen. Die verschiedenen Namen (Hippotherapie, Reittherapie, Pferdegestützte Therapie,…) finde ich persönlich ziemlich verwirrend, jeder gibt seinem Bereich irgendwie einen anderen Namen. Beim amerikanischen Verband EAGALA heißt es Pferdegestütztes Lernen/Therapie. Geschützt oder irgendwie anerkannt ist der Begriff/Beruf (ein Europa) nicht. Kennmerkend für EAGALA ist, dass die Pferde nicht geritten werden und auch nicht in irgendeiner Weise speziell ausgebildet werden. Darin unterscheidet es sich zu dem Programm aus Österreich, in vielen anderen Dingen ähnelt es sich aber.

Aber es ist halt denke ich einfach eine andere Art der Therapie.
Und ich finde es schon wichtig, dass Unterschiede zwischen Reittherapie und Hippotherapie gemacht werden. Denn ich z.B. fühle mich nicht in der Lage Hippotherapie durchzuführen, dazu bräuchte ich ja eine Physiotherapie-Ausbildung. Ich kenne mich viel zu wenig mit dem menschlichen Körper aus dafür.
Während Reittherapie wieder was anderes ist. Da ist das Draufsitzen auch nicht so wichtig (obwohl es schon noch mal etwas ganz Besonderes ist, und etwas, das man einem Menschen anders nicht geben kann).
Aber bei der Hippotherapie ist das Reiten ja das Wichtigste. Ich habe ein Mädchen (mit Tetraspastik) eine Woche täglich bei der Therapie begleitet (während den integrativen Reitferien hier auf dem Hof).
Da ich mich auch während der anderen Zeit um sie gekümmert habe, kannte ich sie schnell sehr gut.
Immer wenn ich sie in den Rollstuhl gesetzt habe, musste ich mit Gewalt die Beine und Füße in die "Halterung" "drücken". Weil sie so verkrampft waren.
Wenn das Mädchen 10 Minuten auf dem Pferd im Schritt in der Halle gesessen ist, brauchte ich kaum mehr Kraft dafür, da "flutschte" alles, wie von allein. Die Muskeln waren danach total entspannt. Und das obwohl es während dem Reiten gar nicht so wirklich entspannt ausgesehen hat und auch für sie sehr anstrengend war.
Sowas geht einfach anders nicht und da finde ich das Reiten wirklich wunderbar. Grade für Menschen, die im Rollstuhl sitzen, sich einfach sonst nie ohne den Rollstuhl fortbewegen können. Und dann können sie es plötzlich und es ist ein ganz anderes wunderschönes Gefühl.
Deshalb finde ich, kann man die verschiedenen Arten von Therapie mit Pferden nicht in einen Topf schmeißen. Weil die auch ganz unterschiedliche Ziele haben.
Bei anderen Menschen finde ich auch das Reiten evtl. weniger wichtig... kommt immer ganz drauf an.
Re: Reittherapie - pferdegerecht?!
Puuh, ich glaub da hab ich mir ganz schön was vorgenommen
In der Hippotherapie geht es ja immer um das Reiten an sich, da ja die Übertragung der Bewegung des Pferdes die eigentliche Therapie darstellt. Sowas will und kann ich nicht anbieten, da müsste man Physiotherapeut oder ähnliches sein.
Aber auch in der pädagogischen Reittherapie finde ich, dass reiten einen Stellenwert haben sollte. Klar stellt die Arbeit vom Boden immer die Grundlage da, und auch die sollte berücksichtigt werden. Nicht jedes Kind muss jede Woche aufs Pferd. Aber schön sind ja auch gerade DIESE Erfahrungen: Ein Pferd lenken können, mutig sein, sich tragen lassen, diese ganz enge Verbindung wenn man auf dem Rücken liegt und jeden Atemzug spüren kann, auch mal in die Natur mit dem Pferd. Für mich wäre das ein wichtiger Bestandteil für verhaltensauffällige, entwicklungsverzögerte, psychisch erkrankte etc. Kinder und Jugendliche.
Ich kann mir denken, dass es eine große Herausforderung wird, das passende Therapiepferd zu finden, es auszubilden, und den Balanceakt zwischen den Ansprüchen der Klienten (Eltern!) und den Bedürfnissen des Pferdes zu schaffen. Denn egal, ob geritten wird oder nicht, das Pferd muss immer bereit sein, mitzuarbeiten...
Irgendwie bin ich froh, dass ich noch ein bisschen Zeit hab, bis mein Studium beendet ist und genug Geld für die Ausbilung angespart ist. Kann mir noch ein bisschen den Kopf zerbrechen

In der Hippotherapie geht es ja immer um das Reiten an sich, da ja die Übertragung der Bewegung des Pferdes die eigentliche Therapie darstellt. Sowas will und kann ich nicht anbieten, da müsste man Physiotherapeut oder ähnliches sein.
Aber auch in der pädagogischen Reittherapie finde ich, dass reiten einen Stellenwert haben sollte. Klar stellt die Arbeit vom Boden immer die Grundlage da, und auch die sollte berücksichtigt werden. Nicht jedes Kind muss jede Woche aufs Pferd. Aber schön sind ja auch gerade DIESE Erfahrungen: Ein Pferd lenken können, mutig sein, sich tragen lassen, diese ganz enge Verbindung wenn man auf dem Rücken liegt und jeden Atemzug spüren kann, auch mal in die Natur mit dem Pferd. Für mich wäre das ein wichtiger Bestandteil für verhaltensauffällige, entwicklungsverzögerte, psychisch erkrankte etc. Kinder und Jugendliche.
Ich kann mir denken, dass es eine große Herausforderung wird, das passende Therapiepferd zu finden, es auszubilden, und den Balanceakt zwischen den Ansprüchen der Klienten (Eltern!) und den Bedürfnissen des Pferdes zu schaffen. Denn egal, ob geritten wird oder nicht, das Pferd muss immer bereit sein, mitzuarbeiten...
Irgendwie bin ich froh, dass ich noch ein bisschen Zeit hab, bis mein Studium beendet ist und genug Geld für die Ausbilung angespart ist. Kann mir noch ein bisschen den Kopf zerbrechen

Jeden Tag passieren tausend winzige Ereignisse, und wenn du nicht aufpasst, wenn du nicht vorsichtig bist, (...) könntest du es verpassen. Könntest du dein ganzes Leben verpassen Toni Jordan - Tausend kleine Schritte