Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Moderator: Stjern

Nucades
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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Beitrag von Nucades »

b.e.a.s.t hat geschrieben:Seht ihr das nie kritisch was ihr so macht, wenn es ums Pferd geht?
Oh doch, und ich habe mir viele Gedanken gemacht, warum das so ist... Ich glaube, es wäre mir gar nicht aufgefallen, dass die Sorge ums liebe Pferd manchmal etwas weit geht, wenn nicht meine RL mich immer mal wieder auf den Boden der Tatsachen holen würde. Nein, sie hatte kein Verständnis dafür, als ich eine RS absagen wollte, weil mein Pferd Flatulenzen hatte :tuete:
Zwei Gründe für meine Sorge habe ich gefunden: Zum Einen hat das Pferd nur mich, d.h. ich bin die Einzige, die für es sorgt, sorgen muss. Das bedeutet Verantwortung (die ich gerne trage). Zum Anderen, recht egoistisch, ich will nicht schuld sein, wenn mein Pferd zu Schaden kommt, d. h. ich will mir keine Vorwürfe machen müssen, dass ich etwas versäumt habe. Also lieber einmal zu viel die TÄ gerufen als einmal zu wenig... Zum Glück ist die ähnlich gestrickt wie meine RL und behält es sich auch vor, nicht zu kommen, wenn ich´s übertreibe :teehee:
Bei meinen Hunden bin ich da ungleich entspannter. Allerdings lebe ich auch schon seit 35 Jahren mit Hunden zusammen, ein eigenes Pferd habe ich erst seit zweieinhalb Jahren. Das mag wohl auch eine Rolle spielen :kratz:
jella
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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Beitrag von jella »

SEhr interessant! Ich bin eigentlich nicht jemand, der gleich einen Doc holt. Aber das kommt auch darauf an, wie gut ich das Pferd kenne. Mein Pony hatte Anfang des Jahres nur geringe Symptome gezeigt beim Reiten u. als er in die Box kam, stand er dort, völlig apathisch. Futter rührte er nicht an, weder Heu noch Müsli. Dann mal eben Fieber gemessen, sehr hoch, da habe ich dann den Doc gerufen. Wenn mein Kleiner nicht frißt, gehts ihm wirklich nicht gut.
Meine Stute ist eben durch u. durch Frau u. dadurch eben ein wenig feinfühliger. Das habe ich jetzt begriffen. Ich habe verstanden, dass sie ein wenig authistisch ist u. Veränderungen nicht besonders mag. Darauf kann ich mich einstellen u. wenn es mal nicht anders geht, weil Veränderungen nun mal zum Leben dazugehören, dann weiß ich ich in Zukunft wie ich damit umgehen kann.
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b.e.a.s.t
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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Beitrag von b.e.a.s.t »

Nucades hat geschrieben: Bei meinen Hunden bin ich da ungleich entspannter. Allerdings lebe ich auch schon seit 35 Jahren mit Hunden zusammen, ein eigenes Pferd habe ich erst seit zweieinhalb Jahren. Das mag wohl auch eine Rolle spielen :kratz:
Witzig, genau so ist es bei mir auch. Mir rufen so viele Freunde an, wenn etwas mit ihren Hunden nicht stimmt und fragen mich ob sie zum Tierarzt gehen sollen :mrgreen:
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ehem User

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Beitrag von ehem User »

Ich hab noch nicht so richtig das Gefühl dafür entwickelt, wann es jetzt wirklich nötig ist und wann ich das selber machen kann... Bin der Meinung, das kommt auf die ERfahrung an und den Umfang an Wissen, das man sich im Laufe der Zeit aneignet (ich gehe jetzt mal davon aus das das jeder Pferdebesitzer tut).

Letztens hatte mein Pferd eine Schlundverstopfung und ich hab den Tierarzt gerufen. Als der kam, wars schon wieder gut und eigentlich konnte er nichts mehr machen, außer mich etwas beraten... Es sah halt echt heftig aus wie der Speichel massenweise aus Mund und Nase lief und er gekrampft hat. Meine Freundin hat dann nach Anweisung massiert weil sie das schon mal gemacht hatte... und dann wars auch nach ca. 20 mins wieder gut.

Es gibt aber auch Sachen, wo ich den Tierarzt gar nicht nach fragen würde, wie zB bei Kotwasser. Ich glaube da können die einem nicht wirklich helfen, das muss man selber probieren weils einfach ne individuelle SAche ist...

Es gibt ja Leute, die glauben einem Tierarzt alles und befolgten strikt dessen Anweisungen... da bin ich zB anders und stelle alles erst mal in Frage - allerdings nur so weit wie ich denke mich noch ausreichend auszukennen. Jedenfalls mag ich es einfach nicht, wenn jmd. die Verantwortung komplett abgibt ohne sich selber zu informieren...
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Heupferdchen
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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Beitrag von Heupferdchen »

Equester hat geschrieben: Ich kann warten und weggucken also ob ich es bezahlt bekomme, nur geht es bei uns einfach nicht weg wenn ich nichts mache :-z . Im Gegenteil :-z. Es (wahlweise Verschiebungen, Schübe, Bauchweh etc.) klammert sich hartnäckig an die Trabernase und breitet sich aus. Ist es am Anfang nur wenig und ich mache nix, zeigt es nach kurzer Zeit, dass es auch anders kann :wall: . Und dann ist es in der Regel richtig schlimm und teuer :ohhh: .
Ich geh da völlig konform mit Equester. Niemand sucht sich freiwillig ein Baustellenpferd. Aber wenn man so eins hat, kann eine 'Abwarten'-Einstellung voll nach hinten losgehen.

Früher war ich auch deutlich unbedarfter als heute. Da hab ich mich schon gefragt, warum meine Miteinstellerin wegen leicht staubigem Heu so ein Theater macht. Blöd nur, dass ihr Pferd sofort zu husten anfing. Ich dachte auch, mein Pony kann die Hangkoppel ab. Das hat auch einige Jahre mehr oder weniger gut geklappt. Erst eine ordentliche HGE hat mich dann vom Gegenteil überzeugt. Wenn man schon ein paar Sachen verbockt hat mit seinem Hü, wird man irgendwann vorsichtiger.

Solche Dinge als Projektionen des Besitzers abzutun, finde ich schon fast dreist.

Und dass viele der Maßnahmen, die Baustellen-Pferdebesis ergreifen, nicht wirklich durchschlagenden Erfolg haben - ich denke, das hat vor allem mit der Grundkonstitution ihrer Pferde zu tun. Bei manchen kann man wirklich froh sein, wenn die trotz diverser Baustellen einigermaßen stabil sind.

Beispiel Kolik: Ich kenne Pferde in wirklich schlechter Haltung, die nie koliken - und Pferde mit nahezu optimalem Fütterungsmanagement, denen dauernd was fehlt. Das ist echt zum Heulen. Aber bei manchen Fällen kann ich mir gut vorstellen, dass die bei etwas schlechterer Betreuung möglicherweise schon hops gegangen wären.

Ich fahre auch lieber in den Urlaub, als Tierarztrechnungen zu bezahlen. Aber hat man die Wahl :nix: ?
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Hina_DK
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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Beitrag von Hina_DK »

Heupferdchen hat geschrieben:Ich geh da völlig konform mit Equester. Niemand sucht sich freiwillig ein Baustellenpferd. Aber wenn man so eins hat, kann eine 'Abwarten'-Einstellung voll nach hinten losgehen. ?
Ganz ehrlich habe ich eher ein genau ein umgekehrtes Gefühl. Viele Baustellen sieht man schon am Gebäude der Pferde oder an ihrer Lebensgeschichte und gerade diese Pferde werden besonders oft recht unbedarft von Einsteigern gekauft. Sie sind meist preiswert und die Probleme werden vom Verkäufer gar nicht erst erwähnt oder runtergespielt, die eigene Erfahrung reicht nicht aus, einiges schon im Vorfeld zu erkennen und wenn man über beide Ohren in ein Pferd verliebt ist, möchte man Bedenken anderer auch nicht hören, nimmt es nicht ernst genug. Erfahrene Pferdebesitzer schauen da oft noch ganz anders hin aber Neueinsteiger neigen sehr oft auch zu Mitleidskäufen, weil das arme Pferd z.B. ein Wanderpokal ist, den niemand haben möchte und es doch endlich jemanden haben soll, der sich gut um dieses Pferd kümmert. Nur wie das dann aussehen soll, darüber machen sie sich meist noch gar keine Gedanken. Oft fängt dann aber genau mit dieser Realtität die große Unsicherheit an. Ich habe mir letztendlich mit Reddi auch ganz bewusst ein Baustellenpferd gekauft aber ich wusste, es handelt sich nur um eine charakterliche Baustelle und hatte Monate vor dem Kauf Zeit, ihn regelmäßig zu reiten, um das Ausmaß und meine Eignung für dieses Pferd zu testen. Es passte und so wurde er meiner. Wegen ihm bin ich noch nie verunsichert gewesen.

Wenn ich mich z.B. so in der Isländerwelt umschaue, dann beschleicht mich wirklich viel zu oft ein ungutes Gefühl. Wie oft lese ich in einschlägigen Foren, dass junge unbedarfte Mädels mit wenig Geld unbedingt ein Pferd aus Island importieren wollen, natürlich mit Sonderlackierung, was aus einheimischer Zucht einfach nicht zu ihrem Geldbeutel passt. Geld und Zeit reichen nichtmal aus, da hinzufliegen und sich das Pferd vor Ort anzuschauen. Die kaufen wirklich aus dem Katalog und es sind nicht wenige, jedes Jahr kommen mehrere Flieger voll Blindkäufe. Die werden zwar auf die eher typischen Probleme, allen voran die hohe Neigung zu Sommerekzem, von allen Seiten aufmerksam gemacht aber das will niemand höhren. Verfolgt man dann den Weg dieser Pferde findet man nach gewisser Zeit endlose Threads mit ganzen Odyssen rund um die Gesundheit der Pferde. Nicht, dass die alle totsterbenskrank wären, sondern es sind die langen Geschichten vollkommen verunsicherter Pferdebesis.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
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Heupferdchen
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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Beitrag von Heupferdchen »

Hina_DK hat geschrieben:Ganz ehrlich habe ich eher ein genau ein umgekehrtes Gefühl. Viele Baustellen sieht man schon am Gebäude der Pferde oder an ihrer Lebensgeschichte und gerade diese Pferde werden besonders oft recht unbedarft von Einsteigern gekauft.
Da ist mit Sicherheit auch was dran. Ich kenne auch Fälle, wo (Reit-)Pferde angeschafft worden sind, die zu diesem Zweck denkbar ungeeignet sind. Da sind dann Probleme und Enttäuschungen vorprogrammiert. Aber auch da ist der TA einmal zu wenig gerufen worden - nämlich bei der AKU.

Auch in der von dir erwähnten Konstellation (billiges Pferd, wenig Geld, wenig Erfahrung) ist man ja, soweit ich das kenne, recht sparsam mit Tierarztbesuchen. Der wird meist erst geholt, wenn das Ekzemerpony schon komplett kahl und wundgeschubbelt ist. Kosten und Aufwand vervielfachen sich dann natürlich. Oder die medizinische Behandlung beschränkt sich aus Kostengründen komplett auf Hilfeschreie in Foren :cry:

Aber ehrlich - ich kenne einige erfahrene Pferdehalter mit Montagsmodellen. Denen würde ich nicht vorhalten wollen: 'Das hättest du doch gleich sehen können'.
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Schnucke
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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Beitrag von Schnucke »

Naja ich hatte eben eines dieser Montagspferde :cry: . Im nachhinein muß ich aber sagen selber Schuld, hätte ich genauer drauf geschaut wie das Pferd aufgewachsen ist, wär mir das vielleicht erspart geblieben. Aber wer kann das schon, wer weiß wie das Pferd aufgewachsen ist? Selbst wenn es beim renomierten Züchter aufwuchs, wo Augenscheinlich erstmal alles perfekt erscheint. Wer weiß ob der nicht auch ein Jahr Mangel an Heu hatte, ob genau dieses Pferd genug ans Heu kam, wer weiß ob der Züchter nicht doch mal auf Heulage zurückgriff ect. ?

Pferdekauf birgt immer ein gewisses Risiko und man kann nicht alles vorher untersuchen, es gibt schlichtweg Dinge die sich nicht prüfen lassen. Und selbst wenn man alles abklären läßt bedeutet das nicht das auch alles ok ist. Eine Freundin von mir hat ein Pferd mit Ier Tüv, die Stute steht mehr als sie geritten werden kann, weil immer wieder der Hufrollenkomplex, der komplett o.B. ist, Probleme macht.

Aber um zum Thema zurückzukommen, ich schau schon genauer hin, wenn bei unseren Pferden mal was augescheinlich ok ist. Bei Kolik wird geführt und Colosan gegeben, wenn nicht innerhalb kürzester Zeit Besserung eintritt ist der TA da, bei komischen Koliken auch gleich der TA. Wenn ein Pferd lahm geht, wird erstmal selber geschaut woher es kommt, je nach Lahmheitsbild, wird auch erstmal ein zwei Tage abgewartet oder eben sofort TA, Osteo ect. geholt. Also es wird immer von Fall zu Fall entschieden wie und was gemacht wird.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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larla
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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Beitrag von larla »

Das Thema hat wirklich viele Aspekte, merke ich erst richtig hier in der Diskussion :mrgreen: Ich bin jemand, der Ärzten per se erstmal nicht glaubt (Familientradition - mit mehreren Ärzten im engen Familienkreis :lol: ), aber ich höre mir trotzdem deren Meinung an, wenn ich selber am Grübeln bin. Bei allen meinen Tieren gleichermassen.
Ich habe alle meine Tiere bisher super spontan gekauft bzw. irgendwoher "gerettet". Und die meisten sind rundum gesund und robust. Aber bei jedem chronisch kranken Tier und jeder Fehlentscheidung, die ich mir im Rahmen der Behandlung anlaste, wird man etwas kritischer mit den eigenen Beobachtungen. Und wenn man dann einen Tierarzt hat, den man für halbwegs kompetent hält und der sagt dann auch noch was dazu, ist das schon manchmal beruhigend. Zumindest für mich dann meist ein neuer Gesichtspunkt, der sich auch lohnt, hinterfragt zu werden.
Hauptsächlich entscheide ich nach Gefühl, oft ist das richtig, weil ja alle meine Tiere bei mir leben und ich sie immer um mich habe und kleine Unterschiede merke. Aber ich kann mir auch (leider?) aus "Verzweifelung" Sachen schön reden und gucken. Daher verstehe ich auch diejenigen, die lieber einmal mehr den Tierarzt rufen. Manchmal finde ich mich nämlich auch etwas eingebildet in meiner "ich merke das schon"-Einstellung :tuete:
Kunterbunte Ponywelt

Artgerecht ist nur die Freiheit!
ehem User

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Beitrag von ehem User »

Wenn ein Pferd mich ausgesucht hat, dann würde ich mich nicht davor drücken, auch wenn es ein Montagspferd wäre. Aber auch bei Pferden unterstelle ich, dass viele Zipperlein und Wehwehchen nicht unbedingt körperliche Ursachen haben, sondern Symptom für seelische oder geistige, innere "Baustellen" sind und dass glückliche Pferde genau wie Menschen auch körperlich gesünder sind als unglückliche - oder mit ihren Wehwehchen eben einfach besser zurechtkommen, weil sie dann nicht so "schwer wiegen".
Und es ist auch eine Frage des TA, was er für eine Einstellung pflegt. Ich habe ja nun 4 TÄ an der Hand, die aber alle im Zweifelsfall lieber nicht behandeln sondern erstmal abwarten und auf Selbstheilungskräfte setzen. Ob das nun Zufall ist, dass sich die Einstellung meiner TÄ mit meiner so weitgehend deckt, sei mal dahingestellt, aber das prägt eben auch. Meistens wenn ich mir Sorgen mache genügt ein Telefonat mit einem von ihnen und ich bekomme die nötigen Hinweise, worauf ich achten muss, aber ich weiß eben auch, dass jeder der 4 bei einem Notfallanruf von mir zu jeder Tages- und Nachtzeit schneller hier wäre als ich den Hörer wieder auflegen könnte und das gibt natürlich auch Sicherheit.
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