Es wär doch schade, wenn wir alle schon ausgelernt hätten, wenn uns unsere Pferde uns nicht hartnäckig immer wieder auf ein höheres Level heben würden?Abendsonne hat geschrieben: Warum schleicht sie ohne Strick und Halfter bei der Bodenarbeit neben mir her, kommt auf Fingerzeig, macht Hinterhand-Vorderhandwendungen und Rückwärt ohne Hilfsmittel? Trabt neben mir her????? Senkt beim Loben auf dem Podest den Kopf und schmust mit mir???? Und dann im Gelände so was?
Sicher sagen jetzt viele, du kannst ihr im Gelände keine Sicherheit bieten, anscheinend, aber wie kann ich das mal optimieren?? Sonst alles Gut und wenn ein andres Pferd daherkommt, gewieher und getrippel???
Auf einem umzäunten Platz steht man viel deutlicher im Focus des Pferdes. Kein Gras, keine Koppelkumpels, gewohnte Umgebung, in der sich das Pferd sicher fühlt. Im Gelände sind tausend neue, gruslige, interessante, ... Dinge, die sie in Anspruch nehmen. Und die sie halt doch so beschäftigen, dass sie dir signalisiert 'ich würd ja gern, ich kann aber grad nicht! Denn da IST WAS!'
Was ich mir fürs Gelände wünsche: Ein Pferd, das recht selbständig ist, von sich aus z.B. auf den Untergrund achtet, sich selbst mit Dingen auseinandersetzt, dabei aber seine Führposition hält, in der Wegmitte bleibt. Dass ich ihn aber andererseits schnell wieder 'holen' und auf mich aufmerksam machen kann, wenn da was ist, was ihn beunruhigt und mit dem er nicht zurechtkommt. Ich kann bei einem vierstündigen Ausritt nicht jede Sekunde absolut konzentriert sein. Ich muss aber ein 'Frühwarnsystem' haben, dass mir schnell sagt, wann bei meinem Pferd die Alarmglocken schrillen und ich aktiv werden muss.
Wenn er ängstlich ist oder abgelenkt, braucht er mehr 'Babysitting'. Also herholen (Kopf nahe meiner Schulter ist eine gute Position für meinen), weitergehen im selben Takt. All diese Sachen sind selbstverständlich schon vorher (auf dem Platz) geübt worden.
Das heißt also, ich nehme mir seine Aufmerksamkeit nur dann in Anspruch, wenn ich merke, dass er selber nicht 'klarkommt'. Bei meinem reicht dabei in den meisten Fällen vollkommen aus, dass ich präsent bin und ihm sage, wie er sich jetzt am besten weiter verhält. Dann kann ich ihn meistens gleich wieder 'in die Selbständigkeit entlassen'.
Die grundsätzlichen Sachen (Führposition, Tempo, Richtung) setze ich schon recht deutlich durch, wenns sein muss. Da mag ich nicht jedes Mal diskutieren müssen. Aber wenn ich Signale von ihm rechtzeitig empfange, müssen solche 'Hauruck-Aktionen' meistens nicht sein.
Wenn also der Pferdekopf hochgeht, um die Spaziergänger anzuglotzen, kommt von mir Halfterzupf+'alles gut, weiterfressen'. Was er dann auch brav macht.