Ruf des Natural Horsemanship

Moderator: Stjern

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Fionnlagh
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Re: Ruf des Natural Horsemanship

Beitrag von Fionnlagh »

Ja, aber :-? darum geht´s doch gar nicht :-e
Ich hab Hund, Pferd, Katz. Egal, wer von den dreien mir zu sehr auf die Pelle rückt, der wird weg geschickt. Da haben weder ich noch meine Tiere ein Problem damit.

Es geht meines Erachtens doch darum, wie es umgekehrt ist: Was ist, wenn mir das Tier deutlich signalisiert, dass ich ihm zu sehr auf der Pelle sitze?
Ich bin der Meinung, umgekehrt haben auch Tiere das Recht, das zu artikulieren und je nachdem, um was es geht, habe ich das zu akzeptieren. DAS ist für MICH gegenseitiger Respekt.
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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HP-Manu
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Re: Ruf des Natural Horsemanship

Beitrag von HP-Manu »

Es geht meines Erachtens doch darum, wie es umgekehrt ist: Was ist, wenn mir das Tier deutlich signalisiert, dass ich ihm zu sehr auf der Pelle sitze?
Ich bin der Meinung, umgekehrt haben auch Tiere das Recht, das zu artikulieren und je nachdem, um was es geht, habe ich das zu akzeptieren. DAS ist für MICH gegenseitiger Respekt.
Prinzipiell seh ich es genauso, schicke aber ein ABER noch dazu, denn wenn z.b. der Tierarzt kommt und das Pferd untersuchen muss, dann muss das Pferd eben dies kurz über sich ergehen lassen, auch wenn es die Nähe gerade vielleicht nicht will. Von daher handhabe ich es mit meinen Tieren immer so, dass sie kurz mal einen dicken Knuddler über sich ergehen lassen müssen, ob sie das nun gerade wollen oder nicht. Nur so kann ich üben. Unser kleiner Shetty z.b. hat sich anfangs nicht in Richtung Schlauch anfassen lassen wollen, es kam sofort der Hinterhuf hoch. Wir haben das geübt und heute kann ich ihn jederzeit dort anfassen...muss ja auch sein, denn was mach ich wenn z.b. dort mal eine Zecke sitzt?
Man muss nur respektieren ...und das gegenseitig... dass das ganze nicht Ausgereizt wird. Sprich, dass ich jeden Tag nun fordere, dass z.b. das Pferd seine Nase in meinen Arm legt obwohl es ihm unangenehm ist. Oder ich täglich an Pocco´s Schlauch rumputze.
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Nelchen
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Re: Ruf des Natural Horsemanship

Beitrag von Nelchen »

@Katniss
Mir fehlt da die Gegenseitigkeit. Einer geht auf den Anderen zu, aber der Andere hat nur zu weichen. Eigeninitiative und ein Zugehen auf den Menschen (oft im wahrsten Wortsinne) wird als Dominanz abgestraft.
Oh, da hast du was missverstanden( oder falsch gesehen, bzw. falsch gemacht gesehen.) Das ist keinesfalls so. Ich MUSS das Pferd lesen und seine Körpersprache kennen und analysieren, wenn ich *gutes Natural Horsemanship machen will*, alles andere ist Käse. Da kommt es immer auf den richtigen Augenblick, gutes Timing, Wissen und Können an, sonst funktioniert das nicht. Und wenn nur einer von Beiden ein Brett vorm Kopf hat, auch nicht. (Meist ist das der Mensch! :mrgreen: )
Wenn man, ohne zu wissen worum es eigentlich geht, eine Aktion nach Natural Horsemanship sieht, kann das manchmal sehr "hart" erscheinen, das gebe ich zu. Man kann schon auch physischen Druck machen, WENN NÖTIG, stimmt. Meißt muss man das aber nicht, weil das Pferd immer die Wahl hat. Manche Pferde wählen aber manchmal den Aufstand und da muss man auch Wege und Mittel kennen, dem zu begegnen. Trotzallem lege ich aber weder die Ohren an, gehe mit aufgerissenen Mund auf den "Frechling" los, oder trete ihn mit beiden Hinterbeinen in den Allerwertesten. ;)
Das würde ihn unter Seinesgleichen erwarten.
Dagegen ist doch ein Klatsch mit dem Strickende Kinderkram! :mrgreen:
Komisch, dass das die meisten Pferde verstehen. 8-)
LG Katrin

Ein Tänzer scheint nur denen verrückt, die die Musik nicht hören.
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Katniss
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Re: Ruf des Natural Horsemanship

Beitrag von Katniss »

Nelchen hat geschrieben:@Katniss
Mir fehlt da die Gegenseitigkeit. Einer geht auf den Anderen zu, aber der Andere hat nur zu weichen. Eigeninitiative und ein Zugehen auf den Menschen (oft im wahrsten Wortsinne) wird als Dominanz abgestraft.
Oh, da hast du was missverstanden( oder falsch gesehen, bzw. falsch gemacht gesehen.) Das ist keinesfalls so. Ich MUSS das Pferd lesen und seine Körpersprache kennen und analysieren, wenn ich *gutes Natural Horsemanship machen will*, alles andere ist Käse. Da kommt es immer auf den richtigen Augenblick, gutes Timing, Wissen und Können an, sonst funktioniert das nicht. Und wenn nur einer von Beiden ein Brett vorm Kopf hat, auch nicht. (Meist ist das der Mensch! :mrgreen: )
Wenn man, ohne zu wissen worum es eigentlich geht, eine Aktion nach Natural Horsemanship sieht, kann das manchmal sehr "hart" erscheinen, das gebe ich zu. Man kann schon auch physischen Druck machen, WENN NÖTIG, stimmt. Meißt muss man das aber nicht, weil das Pferd immer die Wahl hat. Manche Pferde wählen aber manchmal den Aufstand und da muss man auch Wege und Mittel kennen, dem zu begegnen. Trotzallem lege ich aber weder die Ohren an, gehe mit aufgerissenen Mund auf den "Frechling" los, oder trete ihn mit beiden Hinterbeinen in den Allerwertesten. ;)
Das würde ihn unter Seinesgleichen erwarten.
Dagegen ist doch ein Klatsch mit dem Strickende Kinderkram! :mrgreen:
Komisch, dass das die meisten Pferde verstehen. 8-)
Da wiedersprichst Du Dir doch selbst. Hat das Pferd nun die Wahl oder nicht? Wieso muss dem dann begegnet werden? Ich kenne kein Pferd, dass von anderen Pferden so viel verlangt, wie wir Menschen es tun. Ausserdem finde ich den Vergleich einfach unpassend, damit kann man quasi fast jede Quälerei bis zum verletzen oder töten eines Tieres rechtfertigen, nur weil das Artgenossen auch tun (das ist natürlich überspitzt und soll keineswegs NHSler als Tierquäler hinstellen).
Ich würde mir wünschen, dass viele NHSler sich ein wenig mit Lerntheorie beschäftigen würden, damit sie verstehen was sie tun und warum es funktioniert. Ein bisschen weniger romantische Verklärung und mehr fundierte Wissenschaft würde so manchen vielleicht zum Umdenken bringen.
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Equester
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Re: Ruf des Natural Horsemanship

Beitrag von Equester »

Katniss hat geschrieben: Ich würde mir wünschen, dass viele NHSler sich ein wenig mit Lerntheorie beschäftigen würden, damit sie verstehen was sie tun und warum es funktioniert. Ein bisschen weniger romantische Verklärung und mehr fundierte Wissenschaft würde so manchen vielleicht zum Umdenken bringen.
:clap:
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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umamulher
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Re: Ruf des Natural Horsemanship

Beitrag von umamulher »

Nochmal was Grundsätzliches zum NHS: Ich finde auch, dass die NHS-Bewegung, die vor 15 - 20 Jahren aufkam, sehr viel Positives gebracht hat. Ein allgemeines Überdenken des Umgangs mit den Pferden, dass es noch mehr als "nur" Reiten gibt und dass Bodenarbeit allen Rassen gut tut. Das war grundsätzlich sehr zu begrüßen. Als ich vor knapp 20 Jahren zum ersten mal live Pat Parelli sah war ich auch total begeistert und hatte ein Aha-Erlebnis nach dem anderen. Als ich etwa ein halbes später einen Wochenendkurs bei einem seiner "Jünger" mitmachte kam die Ernüchterung. Das war so schlimm, dass ich nach dem ersten Tag aus dem Kurs ging. Ein Tierarzt musste auch noch kommen, weil ein anderes Pferd eine schlimme Verltzung am Auge hatte und ein zweites einen Kreislaufkollaps. Der den Kurs machte ist heute zwar kein Parelli Instructor mehr aber immer noch groß im Geschäft unter eigenem Namen.
Was habe ich daraus gelernt ? Schau Dir IMMER erst einen Trainer bei der Arbeit an bevor Du einen Kurs buchst.
Was mir auch nicht gefällt ist das Prinzip der zertifizierten Trainer. Parelli, Hempfling, Roberts, Kreinberg, Silversand etc. haben sich ihren Namen schützen lassen und wer daran teilhaben möchte kann sich eine Lizenz erwerben, muß aber dann auch zu 100 % nach deren System arbeiten. Und das führt m.M. dazu, dass nicht auf die einzelne Persönlichkeit der Tiere eingegangen wird, sondern starr diese eine und überhaupt die allerbeste Methode auf Biegen und Brechen durchgezogen wird. Das kann nicht funktionieren. Auch nicht für uns Pferdebesitzer, da wir doch auch unterschiedlich in unserer Persönlichkeit und Talent sind.
Die zweite unglückliche Entwicklung des NHS ist die, dass sich ganz viele "Möchtegern-Trainer" diesen Begriff auf die Fahne geschrieben habe und damit werben, ohne tatsächlich eine echte Qualifikation erworben zu haben. Dabei kommen dann leider auch des öfteren unschöne Vorfälle bei heraus, die den Grundgedanken des NHS in einen schlechten Ruf bringen.
Quintessenz: der gesunde Menschenverstand der Pferdebesitzer ist letztendlich gefragt. Sich selbst informieren und weiterbilden, kritisch auch den "großen" Trainernamen gegenüber stehen, hinterfragen und genau beobachten, über den eigenen Tellerrand hinaus sehen. Und dann entscheiden welche Methode und ggf. Lehrer für einen selbst und das Pferd richtig und gut ist.
LG Christa

Urteile nie über einen Fremden bevor Du nicht 1000 Schritte in seinen Mokassin getan hast
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HP-Manu
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Re: Ruf des Natural Horsemanship

Beitrag von HP-Manu »

wenn ich umamulher´s Beitrag so lese, dann ist mir klar, warum viele so ein schlechtes Bild über NHS haben. Schade eigentlich, denn es kann auch ganz anders aussehen.
Aber das mit den Kursen und Trainer vorher ansehen mache ich immer so. Ich will ja wissen, in welche Richtung es geht.
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Nelchen
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Re: Ruf des Natural Horsemanship

Beitrag von Nelchen »

Öhm, Natural Horsemanship findet nicht nur am Boden statt! Es ist keine Möglichkeit ein Pferd zu knechten( wenn man hier so einige Meinungen darüber ließt, muss man einfach diese Worte wählen :roll: ) Es ist eine Einstellung und es gehört mehr dazu als ein Knotenhalfter und ein PP Seil! :)
@Katniss,
wenn du glaubst, dass ich mich wiederspreche, sagt mir, dass wir aneinander vorbei schreiben. Wie das meistens bei solcher Art Diskussionen ist und auch nichts bringt.
Interessant wäre es, die Pferde derjenigen, die das NAtural Horsemanship "verteufeln", mal in Aktion, oder selbst nur im täglichen Miteinander zu sehen. Wäre sicher interessant.
LG Katrin

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HP-Manu
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Re: Ruf des Natural Horsemanship

Beitrag von HP-Manu »

Interessant wäre es, die Pferde derjenigen, die das NAtural Horsemanship "verteufeln", mal in Aktion, oder selbst nur im täglichen Miteinander zu sehen. Wäre sicher interessant.
Nelchen, die gleichen Gedanken hatte ich auch
calista
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Re: Ruf des Natural Horsemanship

Beitrag von calista »

Interessant wäre es, die Pferde derjenigen, die das NAtural Horsemanship "verteufeln", mal in Aktion, oder selbst nur im täglichen Miteinander zu sehen. Wäre sicher interessant.
Ganz ehrlich? Solche Aussagen finde ich echt zum gähnen. Ich kann Dir versichern, dass ich mit Pferd auch ohne NHS durch ein extrem gut erzogenes und folgsames Tier auffalle. Nähen am Auge ohne Betäubung, weil zu dicht dran? Kein Problem. Kiefer röntgen? Alle Fotos ohne zappeln, zurückweichen und in Null Komma nix erledigt. Hufe? Meine HO braucht schon mindestens eine Stunde. Das liegt aber nicht am Pferd, das hat Geduld und macht brav mit, meist ohne einen Huf auch nur 1x wegzuziehen. Vor dem offenen Hallentor parken für öffenen /schließen? Ohne festhalten, ohne auf Zügel oder andere Dinge zu treten, still stehenbleiben und warten? Alles kein Thema. Wird geübt und belohnt, mit Keksen und ausgiebig Hintern kraulen, wenn Stute das vorschlägt (darf sie!). Pferd folgt mir ohne Halfter vom Paddock am Gras vorbei in die Box. Beim Spaziergang kann ich ihr im Dorf ohne Probleme den Strick über den Hals legen, sie geht mit (auf Gras - geb ich gern zu- wär das sicher noch zu üben). Äppeln auf Dorfstrassen? Macht sie nicht, sie wartet, bis der Grünstreifen außerhalb des Dorfes auftaucht. Haben wir geübt, weil ich keine Lust habe, hinterher immer Räumkommando zu spielen. Und eine Schlaftablette ist sie nicht, sie ist die ranghöchste Stute in ihrer Gruppe und mit einem gesunden, kontrollierbaren Temperament gesegnet. Also, auch nicht NHSler haben gut erzogene Pferde. Auf freiwilliger Basis mit Belohnung, die mein PFerd auch mal vorschlägt, ohne dass es bettelt. Ich habe sie mit Futterlob so erzogen, dass gewünschtes Verhalten belohnt und unerwünschtes nicht beachtet wird. Es war auch für mich ein Lernprozess und war sicher keine Sache von ein paar Monaten. Wir üben seit Jahren und es gibt bestimmt auch immer noch was zu erlernen, keine Frage. Aber NHS braucht es dafür nicht.
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