Gibt es gute Sattler?

Moderator: Stjern

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Neddie
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Gibt es gute Sattler?

Beitrag von Neddie »

Ich wette, es gibt noch einige Leute hier im Forum, deren Sattel-Odyssee noch länger war, als meine zu werden droht. Aber ich habe jetzt schon keinen Bock mehr.
Ich hatte einen Sattler da (Herr R. aus T.), der empfahl einen Prestige Top Dressage oder Modena. Ich ging auf die Suche, fand einen bei ebay, er hat ihn mitgenommen zum ändern und ihn mir im Stall wieder in die Hand gedrückt. Probereiten? "nee, macht keinen Sinn bei einem neu gepolsterten Sattel, 232,- € bitte sehr".
Im neuen Stall guckt sich die SB den Sattel an und fällt fast in Ohnmacht: Überhaupt gar nicht in Waage, Kammer zu eng und SCHIEF GEPOLSTERT!
Kam also der Sattler des neuen Stalles (Herr S. aus P.), nahm nach ein bisschen Rumdrucksen den Prestige mit (gab noch 700,- €, toll) und verkaufte mir einen Kalypso von KenTaur. Mit Lammfellpad drunter probegeritten, da behalten. Am gleichen Tag hat noch eine Frau für ihre Stute vier KenTaur-Modelle vom Sattler ausprobiert und einen gleich da behalten (nochmal genau schauen, ob der Sattel auch für den Rücken passt? Nö).
Dann kam drei Tage später der Ostepath, der sagte, der Sattel sei so für den Muskelaufbau nix. Also habe ich am nächsten Tag Herrn S. angerufen (er hatte von sich aus gesagt, ich solle den Sattel dem Osteopathen zeigen) und ihm die Meinung des Ostepathen mitgeteilt. Herr S. tickte ein bisschen aus und wollte den Osteopathen verklagen. Es gäbe keine unterschiedlichen Meinungen, ob ein Sattel passt, da gebe es Parameter die man messen kann und dann passt der entweder, oder passt nicht, punkt ( :shock: hab ich ja noch nie gehört. Sonst geht es: 5 Sattler, 7 Meinungen).

Jetzt kommt Herr S. morgen nochmal und soll mir genau erklären, warum er diesen Sattel für mein Pferd gewählt hat (ihr habt es bestimmt schon erraten: KenTaur ist seine "Hausmarke"). Dafür mache ich mich grad ein bisschen mit dem Buch "Der passende Sattel - Ihrem Pferd zuliebe!" von Schulte-Wien und Lamparter fit.

Jetzt hänge ich grad ein bisschen in der Luft, weil der Sattler einer Freundin, den der Osteopath für toll befunden hat, morgen an Hand von Kamerabildern beurteilen soll, ob er einen Paris von Kieffer passend machen kann, der bis Sonntagabend auf ebay versteigert wird, denn diesen Sattel LIEBT mein Hintern.

Echt Leute, ich mag nicht mehr!! Wie habt ihr den Schei... gelöst? Bzw. kennt ihr gute Sattler?
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tara
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Re: Gibt es gute Sattler?

Beitrag von tara »

Neddie hat geschrieben:
kennt ihr gute Sattler?
selbst wenn ich einen gut finde, bzw der für mein Pferd einen Sattel gut angepasst hat, muß das bei dir nicht unbedingt auch alles passen. Hatte ich schon, hab jemanden empfohlen, die Dame war aber kreuzunglücklich mit dem Sattel und dem Sattler. 5 Leute, 7 Meinungen....

Beide haben Recht: der Sattler S., denn es gibt bestimmte Kriterien, die Passform eines Sattels zu beurteilen. http://www.youtube.com/watch?v=4unT9bM_R6M, oder auch die Messung mit einem Impression Pad.
Auch der Osteopat hat evtl nicht ganz unrecht, denn Muskulatur, die sich bilden soll, braucht Platz. Wenn der Sattel so satt an den momentanen Ist-Zustand angepasst wurde, kann die Muskulatur da nicht reinwachsen.

Schwierige Sache. Was sagt denn dein Pferd dazu? Habe schon oft gehört, daß nach Menschenmeinung optimal angepasste Sättel vom Pferd als nicht gut empfunden wurden, und mit der 'alten Gurke', die angeblich nicht richtig liegt, lief das Pferd am besten.
Liebe Grüße
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Neddie
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Re: Gibt es gute Sattler?

Beitrag von Neddie »

Oh, das ist schwer zu sagen. Mit dem (wirklich völlig schiefen :tuete:) Prestige ist er davon gerannt, aber ich kann nicht beurteilen, ob es am Sattel lag. Er musste ja erstmal aus dem Schulbetrieb-Stress und allem anderen raus kommen und ich bin ihn (im Nachhinein Gott sei Dank) nur 7 Mal mit dem Prestige geritten.
Den neuen Sattel habe ich nur beim Probereiten getestet, da ist er beim Leichttraben auch geeilt, aber keine Ahnung, ob´s am Sattel liegt. Danach bin ich nicht mehr geritten, weil der Ostepath zwei Wochen Reitpause empfohlen hat.
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Hina_DK
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Re: Gibt es gute Sattler?

Beitrag von Hina_DK »

Ich verstehe die Philosophie von einigen Sattlern auch nicht, wonach sie beurteilen, ob ihr Sattel passt. Zum einen werde ich immer sekptisch, wenn eine Hausmarke im Spiel ist. Die kann einfach nicht jedem Pferd passen und sie kann auch nicht für jedes Pferd passend gemacht werden. Dann frage ich mich, warum kaum ein Sattler auf die Idee kommt, sich ein Impression-Pad anzuschaffen, mit dem der Reiter dann auch mal probereiten kann. Spricht man das an, sind nicht wenige regelrecht beleidigt. Meistens sind das die Osteos, die mit so einem Teil unterwegs sind. Wir haben hier zwar so gut wie keine Sattler aber einen recht gut sortierten Sattelladen mit neuen und gebrauchten Sätteln. Will man dort einen Sattel erwerben, kann man den erstmal bei einem neuen gegen einen kleines Endgelt, bei gebrauchten kostenlos mitnehmen und testen. Dafür bekommt man von denen ein Impressionpad. Mit den Abdrücken, können die einem dort dann auch sagen, sofern es nur Kleinigkeiten sind, ob der Sattel entsprechend angepasst werden kann oder nicht. Besonders gut ist es, wenn man auch Fotos macht und sie dort vorlegt, damit kann dann noch etwas mehr beurteilt werden. Wer ganz unsicher ist, kann den Verkäufer überreden, mit einem Sortiment, dem Pad und seiner Erfahrung zur Sattelprobe zu kommen. Kostet zwar ein wenig aber macht Sinn. Wenn ich aber so höre, wie manche Sattler einem einen Sattel andrehen, frage ich mich, ob die sich wirklich für unfehlbar halten oder die Leute für blöd verkaufen oder was dahinter steckt, dass mit einer solchen Selbstverständlichkeit komplett unpassende Sättel immer wieder als passend erklärt werden. Es kann doch eigentlich nicht sein, dass Inkompetenz das Markenzeichen nicht gerade weniger Sattler ist.
Viele Grüße
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puscheltier
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Re: Gibt es gute Sattler?

Beitrag von puscheltier »

Oh ja die Sattler, ich weiß auch echt nicht, was da los ist. Man sollte doch meinen, dass die Leute zum einen ihre Kunden behalten wollen und zum anderen nicht nur so tun als hätten sie Ahnung, aber das ist wohl Wunschdenken.

Ich hatte einen Sattel von einem Sattler anpassen lassen, und dann einen anderen Sattler nochmal zur Kontrolle nach einiger Zeit draufschauen lassen, der dann nochmal leicht nachgepolstert hatte. Nach kurzer Zeit kam mir das aber wieder komisch vor, und der dritte Sattler bekam einen halben Herzinfarkt, als er sah, dass der Sattel in sich schief war. (sagt er, ich kann das halt nur laienhaft nachvollziehen. Als er mich drauf hingewiesen hat, habe ich es aber genauso wahrgenommen).
Ich hatte den Sattel gebraucht gekauft, und dass noch nichtmal von dem anpassenden Sattler, der hätte also auch sagen können, dass der nicht passt und er nen anderen hätte, statt den einfach irgendwie zu behandeln. Ich hätte den da auch noch zurückgeben können. Der Sattel war also enteder von Anfang an schief und erst der dritte Sattler hat es gemerkt, oder er wurde von den beiden davor (das vermutet der dritte Sattler) jeweils so blöde angepasst, dass er dadurch erst schief wurde. Was soll man dazu noch sagen. Ich versuche also mich selbst weiterzubilden (noch eine Baustelle), so dass mir sowas nicht mehr passiert, aber eigentlich ist das doch nicht Sinn der Sache....
Zuletzt geändert von puscheltier am Do 25. Apr 2013, 13:41, insgesamt 1-mal geändert.
calista
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Re: Gibt es gute Sattler?

Beitrag von calista »

Ich würde keinen Sattel unter Zeitdruck kaufen. Z.B. weil der bis zu dem und dem Termin versteigert wird. Das bringt Dir wahrscheinlich nur den nächsten Fehlkauf. Meiner Meinung nach kann man sich nicht auf die Fachleute verlassen sondern muss selber mindestens in Grundzügen verstanden haben, wie ein Sattel zu passen hat und was zum eigenen Pferd passt. Das heißt, Du musst wissen, wie lang der Sattel sein darf, ansatzweise wissen, wie die Kopfeisenbreite bestimmt wird um zu beurteilen, ob das vorgeschlagene Modell passt , beurteilen können, ob die Winkelung der Kissen passt, ob die Form der Kissen passt (halbe Kissen vorn, Bananenkissen oder Keilkissen), ob der Sattel im Schwerpunkt liegt und die Steigbügelaufhängung einigermaßen o.k. für Dich ist. Da hilft nur, Infos lesen, Sättel und Sattelbilder angucken und einen Blick dafür zu bekommen. Denn gerade wenn Du auf dem Gebrauchtmarkt gucken musst, trägst du für den Fehlkauf die Verantwortung und Dein Konto haftet (und Dein Pferd, nicht zu vergessen). Ich kann nur immer wieder empfehlen, sich im Reitforum den entsprechenden Thread zu Sattelbeurteilung möglichst von hinten bis vorn durchzulesen. Das schult den Blick und hilft Dir, die grundsätzlichen Dinge zu beurteilen.
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tara
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Re: Gibt es gute Sattler?

Beitrag von tara »

puscheltier hat geschrieben:Ich versuche also mich selbst weiterzubilden (noch eine Baustelle), so dass mir sowas nicht mehr passiert, aber eigentlich ist das doch nicht Sinn der Sache....
nein, das ist es wirklich nicht. Was muß man als verantwortungsbewußter Pferdehalter denn noch alles selber machen?! TA-Ausbildung, Hufbearbeitung, Sattelanpassung...
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Neddie
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Re: Gibt es gute Sattler?

Beitrag von Neddie »

Ha, Danke Puscheltier, genau das denke ich mir auch! Der erste Sattler ist der Sattler meiner Reitlehrerin, deswegen habe ich ihn bestellt. Oh man, als die neue SB mir gezeigt hat, was da alles nicht stimmt, bin ich fast in Ohnmacht gefallen. Der zweite Sattler meinte dann auch leise zur SB, ob denn der Typ den gleichen Beruf gelernt hätte wie er.
Es ist einfach ätzend.
Natürlich kann (außer man hat viel Glück) ein Sattel nur 100% passen, wenn der angefretigt wird. Aber wie wäre es denn mit 95 %? Aber wie Hina schon sagte, das kann eine Hausmarke ja wohl nicht leisten.
Ich würde auch für die Dienstelistung des Anpassens zeimlich viel bezahlen, wenn der Sattler mich im Vorhinein des bestmöglich passenden Sattel besorgen lässt.
Aber die sind heute anscheind mehr Sattelhändler, als Handwerker :wall:
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Kurt Tucholsky
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tara
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Re: Gibt es gute Sattler?

Beitrag von tara »

calista hat geschrieben: Ich kann nur immer wieder empfehlen, sich im Reitforum den entsprechenden Thread zu Sattelbeurteilung möglichst von hinten bis vorn durchzulesen. Das schult den Blick und hilft Dir, die grundsätzlichen Dinge zu beurteilen.
hilfreich ist auch, möglichst viele verschiedene Sättel auf das eigene Pferd zu packen, um einen Blick dafür zu bekommen, was geht und was nicht.
hab ich damals auf der Suche nach einem passenden Westernsattel so gemacht. Ich habe alle Leute auf Veranstaltungen, Treffen u. ä. generft, ob ich mal ihren Sattel testen dürfte. nach gefühlten 100 Sätteln konnte ich schon sagen, ob es sich lohnt, den überhaupt aufzulegen. Und dann hatte ich auch meinen Sattel gefunden, den Liferanten dingfest gemacht und bestellt...
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Hina_DK
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Re: Gibt es gute Sattler?

Beitrag von Hina_DK »

Zum einen haben sich viele wohl wirklich zum Sattelhändler degradieren lassen und haben entsprechende Verträge mit den Herstellern ihrer "Hausmarke". Je mehr davon verkauft wird, desto bessere Konditionen bekommen sie. Das andere ist, dass viele Sattler sicher ihr Handwerk mit der Lederbearbeitung usw. gelernt haben aber ob Anatomie und Biomechanik des Pferdes (und auch des Reiters) von allen genauso ordentlich gebüffelt wurde, wage ich zu bezweifeln.
Zuletzt geändert von Hina_DK am Do 25. Apr 2013, 13:33, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Hina

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