Ein Pferd, mehrere Besitzer - eure Erfahrungen

Moderator: Stjern

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Lottehüh
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Re: Ein Pferd, mehrere Besitzer - eure Erfahrungen

Beitrag von Lottehüh »

Eifelreiter, das Konzept an sich finde ich schon sehr interessant und ja, Du regst mich gerade schon zum Denken an, ob ich meinem Pferd nicht auch Chancen genommen habe. Hm - für Lotti bin ich mir ziemlich sicher, dass es ok ist so wie es war und ist. Aber vielleicht werde ich für den Bub - wenn er soweit ist - doch eine RB suchen.

Allerdings habt ihr den Vorteil, dass ihr Euch schon lange kennt. Jemand Fremden das eigene Pferd anzuvertrauen ist nochmal was ganz anderes...

Danke jedenfalls für Deine letzten beide Beiträge!
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
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Sanojlea
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Re: Ein Pferd, mehrere Besitzer - eure Erfahrungen

Beitrag von Sanojlea »

Leute, die sich das Vertrauen ihrer Pferde erst erarbeiten mussten. Hat man das geschafft, lässt man doch nur ungern "irgendjemanden" an sein Pferdchen und möchte ihm die erneute Verunsicherung ersparen.
Ooohhh ja!!!
Ich habe mein eigenes Pferd! Ich habe mir- trotz finanziellem Risiko ein eigenes gekauft, weil ich endlich nicht mehr erleben wollte, das andere das entstandene Vertrauen zerstören.
Und soll ich euch was sagen? Es hat meinem Pferd bisher fast nichts gebracht :( Ich hab Zeit und Trännen verloren bis meine Kleine sich hat anfassen lassen, erst von mir, dann von meiner Tochter und dann auch von andern- ich war so stolz und froh! Und jetzt steht mein Pferd in einem Stall und hat total Angst vor der SB dort und auch vor Freundinen die ich mitbringe und manchmal sogar, erstmal wieder, vor mir... :cry:
Heupferdchen hat geschrieben:
Lottehüh hat geschrieben:Je mehr man sich Gedanken darüber macht, wie ein Pferd gehalten werden soll, wie man mit ihm arbeitet, welche Fütterung warum am besten ist, welche gesundheitlichen Probleme man wie angeht und welches Verhlaten man warum haben oder nicht haben will, desto schwieriger wird es - finde ich - jemanden zu finden, der genau die selben Meinungen und Vorstellungen hat wie man selbst.
...das ist genau der Punkt, der mich zur Zeit beschäftigt. Machen wir alles wirklich selbst am besten? Ist es tatsächlich so, dass der Rest der reitenden Menschheit deutlich schlechter als ich selbst reitet, bodenarbeitet, clickert, umgeht? Mir fällt dazu eine mir mündlich zugetragene Studie ein, nach der angeblich 96 Prozent aller Professoren der Meinung sind, überdurchschnittlich gut zu lehren. Würde man Reiter fragen, ob sie sich für überdurchschnittlich gut halten, sähe der Prozentsatz wohl ähnlich aus.

Braucht man, um sich ein Pferd zu teilen, komplette Übereinstimmung in allen Bereichen? Oder eher eine Diskussionskultur, in der man sich über Dinge austauscht, sich gegenseitig korrigiert und berät, und gemeinsam versucht, einen besten Weg fürs Pferd zu finden?

Teilen ist ja nicht nur negativ, nicht nur 'der andere macht kaputt, was ich erarbeite'. Sondern auch 'ich profitiere von der Arbeit des andern'.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis eine Handvoll (Freizeit-)Reiter, die ich richtig gut finde. Mit denen könnte ich es mir gut vorstellen, mir ein Pferd zu teilen. Ist das bei euch ähnlich, oder fühlt ihr euch meistens 'allein auf weiter Flur'?

Schöne Grüße vom Heupferd
Nein, wir machen mit Sicherheit nicht alles richtig! Ich z.B. hab von klein auf mich intensiv mit dem Thema Pferde beschäftigt und Wissen grade zu eingesaugt, aber das Thema ist sooo vielschichtig, da werde ich niemals auslernen!
Ich bilde mir nicht ein alles zu wissen und ich bin froh das ich vom Wissen anderer Menschen profitiern darf! Ich bin mir nicht zu fein zu fragen und ich bin mir bewusst wie sehr ich meine eigene Meinung schon korrigiern musste.
Aber es gibt einige Dinge in denen möchte ich mich ungern fremdbestimmen lassen!
Ich bin z.B. sicher, das Pferde Bewegungs und Herdentiere sind und ich hab sehr genaue Vorstellungen wie eine gute Haltung aussehen sollte! Genauso wie ich mich nicht davon überzeugen lassen möchte, das es okay ist einen Stall erst im Frühjahr zu misten und immer nur Stroh drauf zu streuen... Ich möchte auch nach Bedarf entwurmen und nicht einmal 1/4 jährlich und so weiter...
Die Frage ist auch oftmals garnicht "Handle ich 100% richtig?", denn es gibt Stituationen (z.B. Krankheiten) da weiß man das einfach nicht genau! Sondern "Handle ich im Einklang mit meinem Wissen und Gewissen?".
Wenn Besi und RB streiten wie Pferd behandelt werden soll, dann muss Besi nach ihrem besten Wissen und nach ihrem Gewissen entscheiden und dafür grade stehen! Was aber wenn sich zwei Besitzer uneinig sind und einer gegen sein Gewissen etwas zulassen muss, mit unklarem Ausgang?...

Trotz dessen was ich oben geschrieben habe, ich kann mir vorstellen ein Pferd mit Jemandem zu teilen!
Aber!:

- Es muss mehr als ein Pferd geben! Ich weiß, das ich auf lange Sicht aller höchsten mit meiner Tochter, Ayla teilen würde und auch das nur mit Bauchweh, wenn finanziell wirklich kein 2. Pony drin wäre...

- In Haltungs- und Fütterungsfragen und bei der Hufbearbeitung muss Einheit herrschen! Ein Pferd teilen würde ich mir wohl auch nur wenn wir es in Eigenregie halten würden.

- Ich muss menschlich mit der Person sehr gut klar kommen, die Grundsätzlich Einstellung der natürlichen Haltung und des zwanglosen Umgangs muss stimmen.

Es ist nicht unwahrscheinlich das ich später mit meiner Tochter Pferde teilen werde. Die Tendenz geht bei mir eh schnellst möglich mein Pferd in Eigenregie zu holen. Wenn wir mindestens 2 Pferde hätten, würden uns entweder beide gleich gehören, oder Jedem eines. Ich würde ihr sogar Ayla lassen, wenn die beiden das "tollere" Team wären. Dann würde ich mich nach einem Pferd für mich umschauen/ mich dem vorhandenen widmen.
Mit einem Mensch der nicht zur Famile gehört könnte ich mir auch vorstellen ein Pferd zu teilen, dann müssen aber ebenfalls mindestens 2, besser 3 Pferde da sein. Es gibt auch mehrere Menschen bei denen ich mir das vorstellen könnte, zum Beispiel mit Anni hier aus dem Forum ;)
Das könnte dann so aussehen, das jede ein Pferd oder Pony hat, vielleicht sogar meine Tochter und ich jeweils eines- also drei zusammen. Wenn man dann merkt das die Herdensituation z.B. nicht gut ist, oder ein Pferd langsam in Rente geht, dann könnte man durchaus noch ein Pferd gemeinsam anschaffen. Nicht als Rumsteher, sondern schon so das dieses Pferd beschäftigt wird.
"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
Reitmeister Nuno Oliveira
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eifelreiter
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Re: Ein Pferd, mehrere Besitzer - eure Erfahrungen

Beitrag von eifelreiter »

Lottehüh hat geschrieben: Allerdings habt ihr den Vorteil, dass ihr Euch schon lange kennt. Jemand Fremden das eigene Pferd anzuvertrauen ist nochmal was ganz anderes...
:lol: Ne, so wirklich gut kannten wir uns eigentlich vorher nicht. Aber es hat halt irgendwie direkt gepasst.
Aber wahrscheinlich ist es wirklich etwas anderes gleich mehrere Pferde in Eigenregie zu teilen anstatt ein einziges....
Und mit einem Mann als Mitbesitzer finde ich es als Frau auch viel viel einfacher. ;)
ehem User

Re: Ein Pferd, mehrere Besitzer - eure Erfahrungen

Beitrag von ehem User »

Ich glaube nicht, dass ich alles "richtig" oder am besten mache. Aber ich mache es so, wie ich es in dem Moment für mein Pferd am besten finde (natürlich im Rahmen meiner Möglichkeiten) und da bin ich auch echt kompromisslos.

Was ich sehr interessant bei meinem eigenen Pferd im Vergleich zu Reitbeteiligungen, die ich hatte oder anderen Pferden, mit denen ich gearbeitet habe finde, ist, dass wir unsere ganz eigene Sprache und Vertrautheit entwickelt haben. Das ist fast nicht zu beschreiben, aber wir haben Arten zu kommunizieren, die wir miteinander entwickelt haben und verstehen uns tatsächlich blind. Er weiss genau, was ich will und umgekehrt. Wir haben auch viele Rituale gemeinsam erfunden und erfinden immer wieder neue, die meinem Sensibelchen Halt und Sicherheit geben, wo ein Zuschauer vielleicht laut aufschreien würde "um Gottes Willen, der kommt Dir viel zu nah". Ich persönlich habe auch inzwischen eine ganz eigene Meinung zu Themen wie Dominanz, Druck, Grenzen, Kommunikation, Zwanglosigkeit, Haltung, Fütterung etc., die sich aus meiner ganz speziellen Erfahrung entwickelt hat. Das ist tatsächlich eine sehr persönliche Geschichte und ich versuche auch so wenig wie möglich über andere zu urteilen (schwer) und die Urteile anderer über mich verpuffen zu lassen (noch schwerer), denn meine Resonanz bekomme ich von meinem pferdischen Gegenüber. Das klingt zwar echt toll, aber ich übe mich noch darin und das ist natürlich nicht immer leicht und manchmal reg ich mich noch auf, aber inzwischen schaffe ich es mehr und mehr los zu lassen und ganz auf mich und mein Pferd zu hören.... Hätte ich "Mitbesitzer" müßte ich sicher die ein oder andere Diskussion führen und mich erklären oder jemanden um Erklärung bitten. Jeder verändert sich im Laufe der Zeit durch Erfahrungen. Wenn also mehrere ein Pferd kaufen ist man sich höchstwahrscheinlich am Anfang recht einig, wie die Dinge zu laufen haben. Mit der Zeit sieht man alles ein wenig anders, vielleicht für sich klarer. Die verschiedenen Ansätze können sich dann, wenn man Glück hat bereichern, können sich aber auch irgendwann beißen oder ausschliessen und dann wird es anstrengend für alle Beteiligten, denke ich.

Ich empfinde jede Begegnung mit meinem Pferd als extrem intensiv und das habe ich bei anderen Pferden, wo andere Menschen mitwirken nie so intensiv erlebt. Ich weiss nicht, ob diese Intensität möglich wäre, wenn jemand anderes, mit anderen Meinungen und Eigenschaften das Pferd mitprägen würde. Die Unterschiede zu den Mitbesitzern oder Mitreitern können ja teilweise auch nur Nuancen sein, die meiner Meinung nach schon große Auswirkungen auf die Konditionierung des Pferdes haben. Das Pferd kann natürlich unterscheiden, mit wem es gerade zu tun hat, aber kann es sich wirklich ganz offen auf mehrere Menschen und ihre Eigenheiten einlassen?

Ich könnte meinen Wallach niemals mit mehreren Leuten teilen. Ich glaube auch nicht, dass ihm was fehlt. Im Gegenteil. Er ist eher eins von den Pferden, die so sensibel und genau sind, dass mehrere Bezugspersonen ihn vielleicht nur verunsichern würden. Man könnte argumentieren, ja probier es doch mal aus, vielleicht tut es ihm ja gut, etc. Die Antwort wäre ganz einfach: Da gibt es im Moment von beiden Seiten (Pferd und Mensch) keinen Bedarf. Wir haben unseren Weg gefunden.
Und das macht mich glücklich.

Das was ich schreibe hat natürlich keine Allgemeingültigkeit. Vielleicht gibt es auch Pferde und Menschen bei denen das alles ganz anders ist. Und jeder Mensch hat auch andere Ansprüche an ein Leben in dem Pferde vorkommen. Zum Glück...
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Heupferdchen
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Re: Ein Pferd, mehrere Besitzer - eure Erfahrungen

Beitrag von Heupferdchen »

Ui, noch mehr interessante Posts!

Vieles deckt sich mit meinen Beobachtungen im Pensionsstall (ein netter Freizeitstall, Gruppenhaltung, Offenstall):

Alle Pferde im Stall erkennen ihre Besitzer (ich meine nicht den, der die Rechnungen bezahlt, sondern den, der sich kümmert). Die meisten sind ihrem Besitzer gegenüber freundlich interessiert. Und die meisten Besitzer behaupten, zu ihrem Pferd eine besondere Beziehung zu haben.

Trotzdem finde ich es bemerkenswert, wie schnell man Zugang zu einem vorher fremden Pferd bekommen kann. Wie ähnlich auch recht unterschiedlich erzogene (oder nicht erzogene) Pferde sind.

Und wenn ich richtig gute Pferdeleute beobachte - wie schnell die zu einem (und auch zu meinem!) Pferd einen Kontakt aufbauen können, der mir nur ganz selten gelingt. Wenn überhaupt.
Und - vielleicht bilde ich mir das auch ein - habe ich schon das Gefühl: Je besser das Verhältnis von Besitzer und Pferd, desto besser ist häufig auch das Verhältnis dieses Pferdes zu (allen?) anderen Menschen. Sind wir doch austauschbar?

Und noch eine neugierige Frage, die mehr zwischen den Zeilen eurer Beiträge mitschwingt: Habt ihr tatsächlich das Gefühl, ihr seid mit eurer Ausbildungsweise und der dahinterstehenden Philosophie allein auf weiter Flur? Werdet andauernd skeptisch beäugt (und wollt das verständlicherweise nicht auch von einem Mitbesitzer)?

Schöne Grüße vom Heupferd
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