Ich habe doch nirgends geschrieben, daß Reiten - wie gut und pferdegerecht auch immer es durchgeführt wird - Mängel in der Haltungsform rechtfertigt. Falls ich dies so zum Ausdruck gebracht habe, bitte ich um Entschuldigung, DAS war definitiv NICHT meine Intention! Das mit dem Grundrecht war - wie ich eingangs schrieb - ja auch ein bisschen provokant und witzig gemeint. Wenn Grundrechte gegeneinander abgewogen oder ausgespielt werden, führt dies sowieso meistens zu einer Verschlechterung. Und ich sehe alle Tätigkeiten mit dem Pferd als Ergänzung und nicht als Kompensation.
Lizari hat geschrieben: ..........die Einsicht, dass das Reiten nicht alles ist und eine echte Beziehung zum Pferd oftmals anders viel besser erreicht werden kann, ist nach Jahrhunderten, in denen Pferde Menschen in den Krieg oder sonstwohin getragen haben, um schließlich im 20. Jahrhundert unter viel Zwanganwendung ihren sportlichen Ehrgeiz zu befriedigen, noch ziemlich "jung".
Es ist auf jeden Fall toll für Pferd und Mensch, wenn ein entspanntes und für beide freudiges Durchstreifen der Natur gelingt. Aber die WzP-Nutzerinnen, die das Reiten gerade "nicht hinbekommen", sind bereit, eine echte Zwanglosigkeit und Freundschaft mit ihren Pferden zu erarbeiten und dafür auch erstmal aufs Reiten zu verzichten. Wer sich darauf einlässt, den Pferden zuzuhören und ihnen ermöglicht, sich in der gemeinsamen Beziehung voll einzubringen, bekommt Dinge "zu hören", die Verzicht und ein behutsames Umdenken und Anders-Handeln unumgänglich machen. Und gerade das Reiten ist davon stark betroffen.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so richtig, warum dieser "Trend", die Beziehung zum Pferd als "Hauptgrundrecht" zu sehen und das Reiten dem unterzuordnen, bei dir eine Verteidigungsthese für das Reiten aufzustellen.
Ich bin mir sicher, wenn wir die Pferde mal fragen würden, was sie unter Zwanglosigkeit verstehen, würden wir trotz unseres Bemühens und unserer positiven Ansätze noch immer mit den Ohren schlackern ...
Lizari, unbestritten sind die neuen Wege zum Pferd die sich in den letzten Jahren eröffnet haben eine große Errungenschaft für die Pferde und uns und ich hoffe, daß sich dieser "Virus" weiter ausbreitet und ich will dem auch garnicht entgegentreten.
Aber ich lese hier im Forum und bei WzP immer wieder Wendungen wie "Reiten wird überbewertet" "Es gibt so viel schöneres als Reiten" "Reiten macht nichtmal 10% der Erlebniswelt mit dem Pferd aus" "Reiten ist sowieso nicht pferdegerecht" bis hin zu der Frage, ob Reiten nicht eigentlich Tierquälerei ist. Und dies in einem Forum, wo es eigentlich sowieso unbestritten ist, daß andere Wege zum Pferd dem Reiten mindestens ebenbürtig sind und das Reiten nur eine von vielen Komponenten ist udn auch nicht-Reiten manchmal durchaus seine Berechtigung hat. Diese Fragen haben alle ihre Berechtigung und sie ärgern oder provozieren mich nur wenig.
Was mich dann schon ein bisschen mehr stört ist, wenn diese Aussagen immer wieder von Menschen (nicht nur WzP-Nutzerinnen) kommen, die teilweise seit Jahren - auch in ihren eigenen Augen- durchaus überwindliche Gründe für ihr nicht-Reiten haben und das auch eigentlich wissen und sich und ihren Pferden und Mitmenschen immer wieder versprechen "Aber demnächst,......wenn........dann......geht es wieder los". Aber auch dafür habe ich noch großes Verständnis, das ist einfach menschlich und wir alle wissen aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, sich zu ändern und weiterzuentwickeln. Und ich meine damit jetzt ausdrücklich nicht Dich und auch sonst niemand bestimmtes. Es muß jede selbst wissen, welchen Schuh sie sich anzieht und welchen nicht.
Der eigentliche Anlass für meinen Eingangsbeitrag war jetzt neben der kleinen Diskussion in Deinem TB eben der neuste Blogbeitrag bei WzP und daß ich direkt vor meiner Haustür zwei persönliche Begegnungen hatte mit Menschen, die mMn schon viel zu lange und aus mMn schlechten Gründen ihren Pferden das zwanglose Laufen im Gelände vorenthalten und sich auch damit trösten, daß es wichtigeres im Leben ihrer Pferde gibt.
Ich möchte einfach den Blick dahingehend wieder schärfen, daß gutes, zwangloses Reiten im freien Gelände eben nicht nur dem Sport und dem Vergnügen der Menschen dient, sondern in den allermeisten Fällen eben auch dem Wohl des Pferdes, und das es deshalb auch aus der Sicht des Pferdes - die einzunehmen wir ja alle für uns beanspruchen - wahrscheinlich eine tolle Sache ist.
Aber ich habe dieses Thema nicht im Zorn oder aus Ärger eröffnet, eher aus Nachdenklichkeit.