Das Reitwaisen Forum

In letzter Zeit hat mein Pony angefangen am Putzplatz beim Putzen zu betteln

Ich clickere ja schon länger mit ihm eigentlich alles mögliche, auch beim Longieren und Reiten. Wenn ich mit ihm arbeite weiß er, dass es nur was gibt, wenn er was dafür gemacht hat und ich das Wort "Keks" sage. Da wartet er auch mit gesenktem Kopf aufs Leckerchen.

Wenn ich zum Stall komme und Sokki aus dem Laufstall hole bekommt er von mir, wenn wir rausgegangen sind und er direkt am Tor bei mir stehen bleibt und wartet bis ich das Tor zu gemacht habe einen Keks (früher ist er einfach losgelaufen und ich hing am Strick während ich noch das Tor zumachen musste). Dann gehen wir zum Putzplatz und wenn er frei mitläuft mit Strick über den Hals, dann gab es auch einen Keks (diesen lasse ich mittlerweile wegen dem Betteln weg). Während des Putzens aber gab es noch nie Kekse und ich habe mir auch schon seit längerer Zeit abgewöhnt mit ihm am Putzplatz irgendwas zu clickern, da er dann so hibbelig ist und ständig irgendwas anbietet damit er nen Keks bekommt.

In letzter Zeit bettelt er aber wie ein wilder am Putzplatz. Dabei weiß er doch, dass es keine Keks am Putzplatz gibt und schon gar nicht ohne das Kekswort Er dreht sich ständig zu mir und stubst mich an. Ich versuche das so gut wie möglich zu ignorieren, was aber gar nicht so einfach ist. Wenn ich ihm den Kopf bürsten oder ihm die Augen sauber machen will, schlägt er mit dem Kopf und will an meine Hand, da er denkt ich hab ein Leckerchen in der Hand an das er ran will

Nun meine Frage an die Clicker-Experten? Sollte ich die Höflichkeit am Putzplatz explizit clickern? Hab dann aber die Befürchtung ihm beim Putzen ständig was geben zu müssen. Oder sollte ich Konsequent bleiben, indem ich das Betteln ignoriere bis er weiß, dass der Putzplatz clickerfreier Bereich ist?

ein klares Jein.

Ich würde das ganz klar üben - aber ohne Futter.
Zeig ihm die Hände. Zu, dann offen. 10 x hintereinander. evtl wird er sich 10 mal begeistert draufstürzen und versuchen da was zu ergattern. Soll er. Dann noch 10 mal. Und immer mit der gleichen Geste, also nicht "du da ist aber nix", sondern "guck, meine Hand".
Und zwar auch "nur meine Hand".
Solange gucken lassen, bis Herr Pferd tatsächlich begreift, dass da jetzt nix drin ist.
dann : Loben. Wenn er still steht, ganz doll loben, kraulen? ist bei meinen beiden gerade hoch im Kurs, kann man dann auch mit Click verbinden.
Nimm Dir die Zeit nicht nur putzen zu wollen, und gib ihm die Ansprache die er braucht.
Wird er zu rüpelig, entfernst Du Dich - einen Meter oder zwei. Und wartest. Lass Ihn scharren, und in dem Moment, wo das Scharren aufhört, lobst du, gehst zu ihm hin und kraulst - oder putzt weiter.
Ich zeige auch mal die Bürste, lasse da rein beissen, und sage dann: " ich möchte jetzt putzen" (Mirko möchte immer die Nase gekrault bekommen und schiebt mir den Kopf hin) , schiebe ganz sanft den Kopf weg und putze weiter. Meistens versuche ich auch so zu putzen dass es das Pferd auch geniessen kann, also eher Massage als "Pferdefell säubern"


Hoffe das hilft etwas weiter.

Das hört sich gut an, ich werde das mal so probieren.

Also bei meinen Katzen funktioniert das mit dem Hände zeigen super Wenn ich Leckerlis gebe und dann aufhören möchte zu füttern, zeige ich meine Handflächen und sage "alleee"! Dann gucken sie ganz muckelig und gehen sofort weg. Wichtig ist halt, konsequent zu sein und dann nicht doch noch was zu geben, aber das ist ja klar

Hihi, das mach ich ganz genauso Beide leeren Handflächen zeigen, "alle alle" sagen, ablecken lassen, kraulen und dann wieder mit dem weiter machen was ich eigentlich machen wollte. Aber das eher zum Einheiten-Ende, wenn dann wirklich Schluss ist mit Clickern oder halt bei der Verabschiedung.

Ansonsten eigentlich so wie Muriel es schon beschrieben hat, das klappt normal recht gut.

Hallo,

mit mangelnder Höflichkeit am Putzplatz haben wir kein Problem. Mit mangelnder Höflichkeit beim Spazierengehen aber schon. Dann wird er regelrecht zum Schnappi . Eine prall gefüllte Gürteltasche habe ich immer dabei. Und genau die veranlasst ihn dazu, nach meiner Hand oder meinem Arm zu schnappen. Nicht ständig, aber öfter . Ein deutliches "Nein!" zeigt nur kurzzeitig Wirkung.

Nun meine Frage: Wie kann ich ihm das Betteln unterwegs abgewöhnen? Zeigt er dieses Verhalten am Putzplatz würde ich mich entfernen. Unterwegs geht das natürlich schlecht... Andererseits will ich ihn für Dinge, die er richtig macht, auch belohnen dürfen , wie z. B. entspanntes Nebenher- oder Mitlaufen oder "gruselige" Orte überwinden.

Wie lässt sich das trainieren, und wie reagiert ihr auf penetrantes Betteln?

Freue mich über Austausch - danke!

Das mit dem Hände zeigen hat gut geklappt. Er leckt dann kurz dran, merkt dass sonst nichts drin ist und ist dann ruhig! Generell ist er jetzt viel ruhiger und fragt nur noch selten an, ob in der Hand ein Leckerchen ist.

Schnappen beim Spazierengehen ist natürlich unschön, macht meiner zum Glück nur sehr selten. Vielleicht die Clickerrate anfangs erhöhen, um den Frust und somit das Schnappen zu vermeiden?
Aber bin gespannt was die "Profis" dazu sagen

Sokki, das klingt echt gut!

Bineline, hast du schon mal Höflichkeit allgemein geübt? Also nicht im Zusammenhang mit einem Spaziergang, dem Geputzt-werden etc.?
Wenn nicht, würde ich das als erstes machen. Sieht so aus: Du tust das pferd irgendwohin, wo es von dir getrennt ist und dich nicht erreichen kann. Also z.B. in die Box oder hinter einen zaun. Dann stellst du dich vor ihn und wartest. Er wird versuchen, nach der Bauchtasche zu grabschen. Du reagierst nicht, höchstens, indem du dich ein kleines Stück weg bewegst, so dass er nicht dran kommt (nicht weg gehen).
Dann wartest du, bis irgendwann die kleinste Bewegung weg von der bauchtasche kommt. Das passiert meist recht schnell. Dann sofort Click und Leckerli. So weiter üben. So lernt dein pferd, dass Grabbeln an der tasche nix bringt, höflich wegschauen aber schon.

So und dann kannst du das an anderen Orten und ohne Zaun dazwischen üben.
Beim Spazieren gehen würde ich konkret so vorgehen, dass du, wenn er schnappt, es ignorierst und weiter gehst. Soband er ablässt gibt es C+B. Gleichzeitig kannst du, wie Sokki schrieb, das brav neben die herlaufen durch C+B bestärken.

Auf das "Nein!" würde ich verzichten. Ignorieren hilft meist besser und dauerhafter. Natürlich geht das nur, wenn er nur lästig schnappt und dir nicht wirklich weh tut.

Die oben beschriebene Höflichkeitsübung kann man immer mal wieder zwischendurch auffrischen, das schadet nie und hilft dem Pferd beizubringen "Ja, es bringt wirklich NIE was, wenn man bettelt."

Danke, November.

Die Höflichkeitsübung, die du beschreibst, kommt mir bekannt vor... (WzP?) Habe ich vorher gar nicht dran gedacht Da bleibe ich mal dran, das ist eine gute Herangehensweise.

Was das Ignorieren angeht: Mein Großtier hat mich gestern einmal sogar richtig in den Unterarm gezwickt (Autsch, das tat weh - und ist heute blau!). Mich interessiert, wie in diesem Fall die zielführendste Reaktion aussähe. Denn die müsste doch von mir sofort kommen. Beißen tut schließlich weh, und er muss ganz klar zu verstehen bekommen, dass er hier zu weit gegangen ist :-& . Das kann ich doch nicht ignorieren, oder?

Bineline hat geschrieben:Was das Ignorieren angeht: Mein Großtier hat mich gestern einmal sogar richtig in den Unterarm gezwickt (Autsch, das tat weh - und ist heute blau!). Mich interessiert, wie in diesem Fall die zielführendste Reaktion aussähe. Denn die müsste doch von mir sofort kommen. Beißen tut schließlich weh, und er muss ganz klar zu verstehen bekommen, dass er hier zu weit gegangen ist :-& . Das kann ich doch nicht ignorieren, oder?

Auch wenns schwer fällt -> auch hier solltest du beim Ignorieren bleiben. Verhalten unterdrücken mittels Strafe funktioniert nur, wenn wirklich IMMER und JEDESMAL und SOFORT die selbe Reaktion kommt, sobald das Verhalten auftritt. Wenn das unterschiedlich ist, oder verzögert kommt, dann hat es überhaupt keinen Effekt oder ggf. sogar den gegenteiligen.

Bei konsequentem Höflichkeitstraining und ein paar Dingen die man selber beachtet sollte das aber kein dauerhaftes Problem sein. Ich werf mal einfach noch ein paar Sachen in den Raum zum drüber nachdenken:

Wie fütterst du? Gehst du mit der Hand schon vor dem Click zum Futter? Oder wirklich erst nach dem Click? Wenn man hier schludert gibt es so einige Kandidaten, die den Griff Richtung Tasche mit der Belohnung verknüpfen, und nicht mit dem Click. Die werden dann regelrecht wuschig wenn man mal die Hand aus der Hosentasche nimmt und sie dann aber nichts kriegen, weil das in ihren Augen dann vollkommen unverständlich ist.
Also: immer erst clicken, dann zum Futter greifen!

Zweitens: hast du ihm die Futterregeln überhaupt schon erklärt? Dazu hat November ja schon einiges geschrieben. Weiterhin -> wenn du nach dem Click das Futter schon in der Hand hast, und er zu heftig an die Hand heran will, kannst du sie auch nochmal schließen und wieder anbieten, wenn er sich etwas mehr zusammennimmt (vorsichtig dran lutscht o.ä.). Dafür gibt es KEINEN weiteren Click, aber das Futter wird auf jeden Fall gegeben, schließlich gab es ja einen Click.
Also: Höflichkeit gilt auch für das Futter nehmen aus der Hand

Drittens: Wo fütterst du? Geht das Pferd nach dem Click mit dem Kopf in Richtung Bauchtasche, und holt sich da das Futter? Oder gibst du das Futter im Bereich des Pferdes? Guck mal hier, ein ganz tolles Beispiel wie es aussehen sollte: http://www.youtube.com/watch?v=5g736KoPFFc
Also: so füttern, dass das Pferd sich dabei automatisch ein wenig auf Abstand begibt

Viertens: Du sagst, dass das Problem eher beim Führen ist. Gibst du deinem Pferd wirklich die Zeit stehenzubleiben zum Füttern? Viele Pferde haben Probleme damit gleichzeitig zu laufen und dabei noch vorsichtig das Futter zu nehmen, dazu brauchen sie auch einiges an Übung!

Ich glaube aber eher, dass die Clickrate zu niedrig ist, so dass dein Pferd sich wahrscheinlich nicht sicher ist, wie er denn jetzt genau an die Clicks kommt.

Und hier nochmal der Blogbeitrag von Babette zum Thema: http://www.wege-zum-pferd.de/praxisblog ... ter-loben/