Schleichende Rehe

Moderator: Sheitana

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Cashew
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Schleichende Rehe

Beitrag von Cashew »

Hallöle!

Mein inzwischen sechsjähriges Pferd hat schon seitdem ich ihn habe (also inzwischen… 5 Jahre) schlechte Vorderhufe, die schon immer zum Schnabeln geneigt haben. Unser vorletzter Hufbearbeiter hatte das recht schön in den Griff bekommen, konnte dann aber wegen der Entfernung nicht mehr kommen. Bis wir Ersatz hatten, hat es recht lange gedauert, ich war hochschwanger - kurzum, die Hufe sind wieder schlecht. Unsere aktuelle Hufbearbeiterin hat jetzt die Notbremse gezogen und die Vermutung Rehe ausgesprochen. Da aber das Puzzle nicht ganz zusammenpasst, wollte sie gerne noch andere Meinungen hören. Also zunächst TÄ, die aber die Rehehypothese nicht sehr wahrscheinlich fand, mir aber einen anderen Hufmensch zwecks weiterer Meinung empfahl.

Und der war nun heute da.

Guckte ebenfalls recht besorgt, und sprach von schleichender Rehe.

Seine Empfehlung: Weide noch mehr reduzieren auf etwa zweimal zwei Stunden (aktuell: tagsüber ca. 10 Stunden). Röntgen lassen um zu schauen ob bereits Schaden an der Hufbeinspitze ist oder nicht. Ist sie noch intakt: Hufwände drastisch kürzen bis die Sohle trägt. Um die zwangsläufig entstehende Fühligkeit etwas zu lindern Hufschuhe plus Polster stundenmäßig tragen und viel bewegen lassen. Die ersten zwei Monate Bearbeitung um die zwei Wochen, und dann weiter sehen. Er macht solche drastischen Eingriffe nicht gerne sieht aber keine andere Möglichkeit.

Was sind eure Erfahrungen mit schleichender Rehe? Schnabelhufen? Der Hufmensch sagte, das käme sehr häufig vor, ich habe über die Suchfunktion aber nicht viel gefunden. Habt ihr die Hufe so drastisch bearbeiten lassen? Andere Methoden? Mensch, ich komm mir so blöd und blind vor. Foto's kann ich euch leider noch nicht liefern, wir sind auch ab morgen für einige Tage weg, aber das musste mir jetzt irgendwie von der Seele.
Viele Grüße,
Sarah und Co


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Berry
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Re: Schleichende Rehe

Beitrag von Berry »

Mein Pony hat wohl auch schleichende Rehe. Es hat EMS und hatte noch nie einen richtigen Rehe-Schub, ist aber schon öfter fühlig gelaufen. Sie hat eine sehr flache Sohle und läuft draußen überwiegend mit Hufschuhen. Die Hufe werden nach NHC bearbeitet, bisher sind wir damit gut klar gekommen.
Mein Pony hat strenge Diät, sie bekommt alle 5 Stunden 1 kg Heu im engmaschingen Netz, nachts 2 kg. Außerdem Zweige und ab und zu ein bisschen Stroh. Einmal am Tag eine Handvoll aufgeweichter Grascobs mit Mineralfutter und Chromhefe oder Heilpilzen kurmäßig im Wechsel. Die Figur ist o.k., aber sobald ich probiere, mehr Heu zu geben oder sie auf frisches Gras lasse, läuft sie fühlig.
Ich will das auf jeden Fall noch 1, 2 Jahre durchhalten und hoffe, dass sich der Stoffwechsel wieder normalisiert.
Heute durfte sie mal 1 Stunde auf die Weide, die aber "Heu am Stiel" ist. Ich bin gespannt, ob ich morgen was merke....
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Cashew
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Re: Schleichende Rehe

Beitrag von Cashew »

Danke für die schnelle Antwort Berry. Der springende - und für mich so konfrontierende - Punkt ist ja: Ich finde dass Cashew nicht unbedingt fühlig läuft. Der Hufbearbeiter schon. Ich weiß jetzt nicht recht, ob ich nicht gut hinschaue oder sonstwas. Aber er hat auch eine viel zu flache (und dünne?) Sohle und fußt vorne deutlich mit der Zehe. Der Hufbearbeiter sah auch einen gestauchten Kronrand.

Ihr habt ja ziemlich Programm mit dem Futter… So streng habe ich das noch nie gewogen und bemessen. Halt Heu satt und im Sommer begrenzt Weide. Werde heute noch mit der TÄ sprechen und Röntgentermin festlegen, außerdem versuche ich mal unsere beiden früheren Hufbearbeiter zu erreichen.
Viele Grüße,
Sarah und Co


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Berry
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Re: Schleichende Rehe

Beitrag von Berry »

Cashew, immer sehe ich das fühlig Laufen auch nicht, nur wenn es wirklich arg ist, fällt es mir auf. Aber ich sehe schon, dass das Pony z.B. in den Wendungen gaaanz laaangsam läuft im Paddock. Andererseits galoppiert sie auch auf dem Trail (mit Naturboden). Leider kann ich sie nicht immer auf dem Trail lassen, weil links und rechts ein Grasstreifen ist, der reicht schon, damit sie wieder so fühlig läuft, dass man es wirklich sieht.
Das mit der Fütterung ist total nervig. Ich wohne zwar daneben, aber ich kann nie länger als 5 Stunden weg, immer brauche ich jemanden, der die Netze reinhängt und ins Bett komme ich auch nicht vor ca. 1 Uhr wegen der Nachtfütterung. Aber wenn ich mehr Heu auf einmal gebe, frisst Pony das wie ein Staubsauger und die Fresspausen sind zu lange. Letzten Winter habe ich probiert, sie zu den anderen zu lassen. Da gab es 3 x am Tag einen Berg Heu unter einem engen Netz. Pony ist nach einer Woche schon fühlig gelaufen. Ich mache jetzt keine Experimente mehr (außer mal auf die komplett vertrocknete Wiese wie gestern, das aber eher, damit sie mal richtig rennen kann) und ziehe das durch.
Von einer Bekannten habe ich jetzt selbstgebaute Futterautomaten bekommen, die hattte diese jahrelang für ihr Rehepony gentzt. Ich hoffe, dass ich damit ein bisschen unabhängiger von den Futterzeiten bin wenn mir endlich mal jemand hilft, die zu installieren :P
Aber meine ganze Pferdehaltung ist total auf "Diät" "wenig/kein Gras" "abgewogenes Heu" eingestellt :roll: Früher mal war das sooo einfach! Weide auf und Pferde waren den ganzen Tag versorgt. Sogar mein neues Pony habe ich danach ausgesucht, dass ich einen Kumpel fürs EMS-Pony habe, der auch Diät braucht. Jetzt ist sie wenigstens nicht mehr alleine im "Diät-Paddock", aber die Fütterung ist noch komplizierter geworden, weil sie ihr Netz "aussaugt" und sich dann sofort übers Netz vom anderen Pony hermacht :roll: Also auseinander sperren und nach einer Stunde nochmal hingehen und wieder zusammen lassen :roll: Zum Glück klappt es inzwischen einigermassen, wenn ich die Netze sehr weit auseinander hänge.
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Sheitana
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Re: Schleichende Rehe

Beitrag von Sheitana »

Mich würden da dann doch mal Fotos interessieren.

Hier bei uns hatten wir auch so einen Fall. Die Hufe wurden immer schlechter, das Pferd wurde fühlig. Kurzerhand sagte die HP das wäre eine schleichende Rehe. Ich konnte das nicht glauben und riet der Besi, nochmal mit der HP zu reden, denn die Hufe waren viel zu lang geworden, die Zehe zerrte.
Kurzum: Hufe wurden wieder besser bearbeitet, die Fühligkeit ist weg. Ich würde also erstmal die Hufbearbeitung überprüfen.
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Cashew
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Re: Schleichende Rehe

Beitrag von Cashew »

Sobald ich zurück bin mache ich Foto's. Röntgentermin haben wir am 30. Juli. Die TÄ meinte aber auch, eine solch drastische Behandlung würde sie sich bei ihren eigenen Pferden dreimal überlegen. Rückmeldung meiner eigenen aktuellen HB oder der früheren hab ich noch nicht. GöGa wird auch mal bei Bekannten nachfragen, bei denen er ein Praktikum gemacht hat. In Belgien sind das ziemlich bekannte Barhufler die auch selbst ausbilden. Naja, und warten wir erst mal ab was die Röntgenbilder zeigen.
Viele Grüße,
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Re: Schleichende Rehe

Beitrag von Cashew »

Berry :ohhh: Also - ganz ehrlich - :hutab: Ich weiß nicht, ob ich sowas durchhalten würde. Meine Schwiegerfamilie wohnt ziemlich weit weg und wir fahren dort regelmäßig hin. In der Zeit, meist so ein Intervall von 30 Stunden versorgen Nachbarn unsere Pferde. Eine solch komplexe Situation könnte ich aber keinem zumuten finde ich. Ach, was sag ich. Lösungen finden sich wohl (fast) immer.
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Re: Schleichende Rehe

Beitrag von Berry »

Ist ja bei mir auch total blöd, meine Kinder meutern schon, obwohl ich immer alles herrichte usw. Dabei fahre ich nie länger weg, höchstens einen Tag oder mal länger arbeiten bzw. genau zur "Netz-reinhäng-Zeit" arbeiten usw. (morgen z.B., da muss ich noch meinen Mann instruieren). Wenn ich gar niemanden finde, hänge ich auch schon mal ein großes Netz Stroh rein oder verteile ein paar Mini-Heunetze im Paddock in der Hoffnung, dass sie nicht alles gleich findet, zum Glück ist das nur selten.

Ich bin jedenfalls langsam wirklich genervt davon. Grade bin ich müde und hocke schon wieder da und warte, damit ich später noch mal ein Netz reinhängen kann :-P Zum Glück bin ich ein Nachtmensch :-) Ich trau mich halt nicht, mehr zu füttern, weil es jedesmal nicht geklappt hat und Pony sofort Pulsation hatte und fühlig gelaufen ist.
Wobei mein Pony richtig heftig EMS hat. Bevor ich sie gekauft habe, war sie viele Jahre extrem dick. Bei mir gings dann gut wegen Fressbremse und viel Bewegung, bis sie nach unserem Hofbrand erst mal nur noch auf der Wiese stand. Vorher noch ein Fohlen (ich wusste ja nix vom EMS) und das hat der Stoffwechsel nicht mehr gepackt. Sie hatte wie gesagt nie einen Rehe-Schub, aber sonst alle Anzeichen wie Fettpolster an Hals, Euter, Kruppe, Augen, Lethargie, Muskelschwund, Fühligkeit, fehlendes Sättigungsgefühl usw. Und die typischen Blutwerte dazu.

Ich hoffe so, dass die Futterautomaten funktionieren! Heute hat mir mein Sohn beim Anschrauben geholfen, jetzt muss nur noch mein Bruder zum Anschließen kommen.
Zuletzt geändert von Berry am Sa 25. Jul 2015, 23:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schleichende Rehe

Beitrag von Lewitzer Flummi »

Hast du mal den Gesamtzucker im Heu bestimmen lassen oder hast es mit gewässertem Heu probiert?
Wässern ist natürlich noch mehr Aufwand... Aber ein Heu, von dem sie etwas mehr futtern dürften, könnte dich etwas entlasten, oder?
Liebe Grüße
Die Flummis

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Berry
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Re: Schleichende Rehe

Beitrag von Berry »

Flummi, auch nicht wirklich. Sie frisst ja in Sekundenschnelle, egal, ob ein oder zwei Kilo, dann sind die Fresspausen auch wieder zu lang.
Gewässert habe ich schon das ganze letzte Jahr, aber einen Unterschied habe ich nicht bemerkt. Nur, dass die Netze stinken und ständig gewaschen werden müssen und vorbereiten nicht so toll ist, weil es entweder zu lange liegt oder der "Fütterer" das eklige, nasse Netz :roll: reinhängen muss.
Zucker bestimmen ist auch schlecht, ich muss das Heu kaufen, habe im Moment nur Lagermöglichkeit für einen Ballen und nehme einfach, was ich kriege, bevor ich gar nichts habe. Und das ist hier in der Umgebung leider völlig ungeeignetes Kuhheu....
Wenn ich mal endlich wieder eine Scheune habe, dann möchte ich auf jeden Fall "Pferdeheu" kaufen, wenn ich Platz habe, lohnt es sich auch, von weiter weg mehr liefern zu lassen.
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