Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Moderator: Stjern

Abendsonne

Re: Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Beitrag von Abendsonne »

Komischer Gedanke meinerseits zum Thema reiten. Ich bin eigentlich auch leidenschaftliche Reiterin. Hatte keine Gelegenheit ausgelassen. Wochenende immer geritten, der 1. Gedanke war: hoffentlich ist es am WE schön und es regnet nicht, das waren "Probleme".
Jetzt habe ich seit August Pause schwangerschaftsbedingt.
Irgendwie habe ich jetzt andre Ansichten übers Reiten. Meine Stute ist ja schon immer hitzig, zwar zuverlässig, aber dennoch flott unterwegs.
Jetzt denk ich mir immer wieder, im Sommer könnte ich es doch, wenn Baby schon aus dem "Gröbsten" raus ist, probieren.
Dabei kommen mir so Gedanken wie -"Und wenn was passiert, wer kümmert sich ums Baby, du musst auf dich aufpassen... Sei vorsichtig".... Hatte ich vorher nie solche Gedanken. Aus diesem Grund fiel mir jetzt diese Reitpause nicht unbedingt so schwer.
Meine Stute hatte auch eher nicht so viel Bock auf Arbeit. Aber gestern hatte ich ein "Erlebnis". Ich habe sie geputzt, dann im Hof eine Runde um sich kreiseln lassen und vor dem Stall kurz ohne Halten und Anbinden stehen lassen. Da bleibt sie so lange vor der offenen Türe stehen, bis ich die andre Stute an der sie vorbei in ihre Box muss, nach hinten dirigiert habe und ihr das Kommando zum Eintreten gegeben hab. Was tat sie, drehte um! Hatten wir noch nie! Zeigt mir, dass sie doch wenigstens gestern hätte spazieren gehen wollen.
Jetzt liegt es an mir, sie mal wieder für einen Spaziergang rauszuzerren. Entweder sie möchte wirklich wieder mehr "tun" oder sie wollte einfach nur eine Gelegenheit zum Gras fressen... Weiß nicht.

Die Zeiten ändern sich doch irgendwie. An ihrem Ausdruck in den Augen weiß ich nicht, ist sie jetzt froh weniger tun zu müssen oder wäre sie froh, doch wieder ein bisschen was tun zu können.
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lungomare
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Re: Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Beitrag von lungomare »

ich glaube, dass man mit kind plötzlich super-vorsichtig wird, ist normal. da hat man ja ne ganz neue verantwortung, nicht mehr nur für sich selbst, sondern eben für noch jemanden. habe das jedenfalls schon mehrfach im kundenkreis und bei freunden erlebt :-n
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Heupferdchen
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Re: Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Beitrag von Heupferdchen »

Liebe Nichtreiterinnen,

spannend hier!

Als derzeit recht passionierter Reiter darf ich hier eigentlich gar nicht schreiben :shy: . Trotzdem eine Frage an euch: Gymastik und Muskelaufbau vom Boden aus - klappt das bei euch?

Mein Pony sieht und sah muskulär immer schlecht aus. Jeder Osteopath und sonstiger Physio-Klempner schlug bei seinem Anblick die Hände über dem Kopf zusammen. Der brettfeste Unterhals! Der hochgradig empfindliche Rücken mit durchhängender Oberlinie! Die instabile Wirbelsäule, die ständig irgendwo verdreht und blockiert ist! Das ISG! Die Hinterhand! Ein Pferd also, auf das man sich keinesfalls setzen sollte. Also Bodenarbeit. Jahrelanges Longenkurs-Gekreisel, auch unter professioneller Anleitung. Dann 4 Monate beim Branderup-Meister. Das Pferd sah immer noch aus wie hochgradig trageerschöpft - bloß, dass da selten bis nie wer draufsaß. Eine einzige Bodenarbeitssache, die ihn je körperlich positiv beeinflusst hatte, war das Equikinetik-Trainig vom G*itner. Da tat sich was in der Muskulatur und parallel im Bewegungsbild. Der ganze Rest (ganz ehrlich!): Fehlanzeige.

Die letzte Osteo-Tante, die an ihm dran war, hat mir dann den Rest gegeben. Ihrer Meinung nach sollte dieses hochgradig problematische Pferd am besten keine Kurven mehr laufen, sondern nur noch im Schritt ganze Bahn an der Doppellonge über Stangen treten (vor der kurzen Seite sollte ich ihn dann wohl in den Pferdhänger laden :nix: ). Am nächsten Tag habe ich beschlossen, auf all diese Ratschläge zu pfeifen, habe 180 Euro in einen halbwegs passenden Kunststoff-Sattel investiert und angefangen zu reiten. Die Befürchtung, ich würde meinem Pferd nun den Rest geben, hat sich nicht bestätigt. Eher im Gegenteil: Das Pferd fängt an, besser auszusehen. Ich bin vorsichtig optimistisch!

Der Rücken ist deutlich unempfindlicher geworden. Am Hals scheint sich so was wie ein Oberhalsmuskel auszubilden. Die Hinterhand mit spitzer Kruppe und hunter's bump fängt an, sich zu runden. Das ganze Pferd wirkt recht zufrieden, stellt sich eifrig selbst an die Aufsteighilfe. Und ich bilde mir auch ein, dass er jetzt im Freilauf seinen Körper etwas besser unter Kontrolle hat: Ich hole ihn deutlich seltener lahm von der Koppel *aufholzklopf*.

Richtig reiten reicht, sagt man. Scheinbar reicht auch nicht ganz so gutes Reiten (ich mach das sicher nicht besonders gut!). Es liegt wohl auch daran, dass die Art von Bewegung, die ihm am besten tut (vorwärts, lang und tief auf großen Linien) in der Bodenarbeit nicht so einfach umzusetzen ist. Man bremst sie halt doch aus oder zieht sie auf die Kreisbahn, um selbst nicht so viel laufen zu müssen. Es ist so schön zu sehen, dass man das Pferd durchs Reiten nicht 'abnützt' und 'verbraucht', sondern im Gegenteil es stärker und schöner macht durch die Reiterei. Bei der Bodenarbeit ist mir das nie gelungen ... aber das kann durchaus an mir liegen :nix:

Wie sieht es da bei euch aus? Seid ihr in Sachen 'Bodenarbeit zum Muskelaufbau' erfolgreicher als ich? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder gegenteilige?
Labeo
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Re: Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Beitrag von Labeo »

Bei uns hat Muskelaufbau ohne Reiten eigentlich prima gefunzelt, siehe Muskelvergleichsfred.
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Scheckenfan
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Re: Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Beitrag von Scheckenfan »

Ich glaube nicht, dass Reiten an sich den großen Unterschied macht beim Muskelaufbau. Also, ich meine die Tatsache, dass da ein Reiter drauf sitzt. Ausreichend Trainingsanreize werden immer Muskelaufbau bringen, egal mit welcher Trainingsmethode.
Da wird der Unterschied eher sein, dass man beim Reiten einfach mehr Bewegung und somit Muskelkraft fordert, also mehr Trainingsanreize setzt.
Die Gefahr sehe ich bei der Bodenarbeit durchaus: Da kommt man schnell zu dem Dreh, lieber viel im Schritt zu machen und die anderen Gangarten eher nur langsam. Und zumeist macht man dann ja auch nicht sooo lange Bodenarbeit, während Reiten halt doch schnell mal an ne ganze Stunde geht, beim Ausreiten eher noch mehr.
So geht's mir zumindest :nix:

Spaziergänge und Bodenarbeit im Schritt werden halt niemals zu einem muskulösen Pferd führen :-ü sondern nur Training mit ausreichend viel Trab (und Galopp).
Dazu kommt, dass trainierte Muskeln, die regelmäßig benutzt werden, sich einfach nicht so verspannen können wie ungenutzte Muskulatur. Schlicht und ergreifend weil Muskulatur sich anspannen und entspannen muss, wenn sie genutzt wird. Das lockert automatisch.
Auch da geht es mir genauso: Ich kann mich bei Rückenproblemen einrenken lassen, und das bringt mir kurzfristige Linderung (so 2-5 Tage). Oder ich kann zum Sport gehen und die verspannten Muskeln bewegen, trainieren. Das bringt langfristige, stetige Besserung.
So sehe ich das auch beim Pferd: Bewegung löst Verspannungen und somit auch Blockaden, denn diese entstehen zumeist ja auch nur durch verspannte Muskulatur.
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ehem User

Re: Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Beitrag von ehem User »

Beim meinem ehemaligen Pflegepferd hat das prima funktioniert. :-n
Dabei haben wir nicht mal wirklich gymnastizierende Sachen gemacht. :whistle: Spazierengehen hier, bisschen rückwärts den Berg hoch für den Po da, 1-2 Mal die Woche ein paar Minuten Handarbeit (FiS, Übertreten, viele Halt-Rückwärts-Schritt-Übergänge) und Übungen im Stand (Rücken heben, Gewicht verlagern), Anfänge der Langzügelarbeit, ab und zu ein bisschen Freiarbeit auf dem Platz.

Wirklich ernst genommen oder für sonderlich sinnvoll (im Bezug auf Muskelaufbau) gehalten habe ich unsere "Arbeit" nie. :nix: Bis ich zwei Wochen im Urlaub war und Herr Pferd hinterher einfach grauslig aussah - kein Rücken, kein Po, wenig Hals. :-o Ein paar Wochen später sah er wieder aus wie vor dem Urlaub. Da ich die einzige war, die etwas mit ihm gemacht hat, muss also das bisschen Rumgemurkse von mir der Grund dafür gewesen sein, dass er mit seinen 25 Jahren so gut aussah. :dance1:

Ich glaube, wenn man wirklich gezielt an der Hand gymnastiziert, kann man ein "normales" Pferd ohne große körperliche Besonderheiten gut trainieren und fit erhalten. :)
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Scheckenfan
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Re: Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Beitrag von Scheckenfan »

Ach ja - mein Freund hat schon mal ein Pferd 3 Monate nur am Boden gearbeitet wegen fehlendem Sattel, und der hat echt aufgemuskelt. Und mit seinem jetzigen Pflegepferd machen wir das Programm auch gerade, und da sieht man, wie wöchentlich der Rücken weiter hoch kommt. Das Pferd wird derzeit auch nur von ihm bewegt/trainiert.
Hab leider nur gerade keine Vergleichsbilder, leider... :nix:
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lungomare
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Re: Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Beitrag von lungomare »

ich kann auch bestätigen, dass mein Pony massivst aufgemuskelt hat, als unser reitplatz fertig war und ich wegen nasskaltdauerdunkel fast nciht geritten bin, sondern dreimal die woche longiert hab (LK mit Intervallen, aber idR ohne Gassen, also irgendwas zw LK udn Equikinetic), bzw sie auf dem Platz laufen ließ. ich hab nen Lederbaumsattel un hatte in der zugehörigen polsterbaren decke drei sünne lagen molton. als ich nach vier wochen endlich mal wieder bei tagselicht loskam und reiten wollte, musste eine der drei lagen aus der Decke, weil der Sattel (ohne Kopfeisen!) aussah, wie ne Abschussrampe: vorn hoch, hinten runter, weil mehr Muskel da war... allerdings haben wir in der Zeit auch viel rücken aufwölben und aufgewölbt halten geübt. mag auch dazu beigetragen haben
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Re: Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Beitrag von ehem User »

Ich glaube nicht, dass Reiten an sich den großen Unterschied macht beim Muskelaufbau. Also, ich meine die Tatsache, dass da ein Reiter drauf sitzt. Ausreichend Trainingsanreize werden immer Muskelaufbau bringen, egal mit welcher Trainingsmethode.
jein

mosh hat erst angefangen aufzumuskeln,, als er tgl mind eine stunde bewegt wurde und das bei maximal möglicher intensität. also so viel trab und galopp wie er je leisten konnte.
erst mit dem galopp überhaupt kamen sicht und spürbare effekte.
DAS hätte ich einfach nicht an der longe erarbeiten können, obwohl er zu der zueit bereits LK-mäßig ausgebildet war.
weder körperlich (auch mit LK) noch psychisch würde ich einem pferd zumuten wollen, TAGLICH! EINE STUNDE UND LÄNGER!! mit viel trab und galopp IM KREIS!!! zu laufen.
das ging nur mit gradeaus im gelände und unterm reiter. möglich, dass mo farah das auch an der hand mit ihm gestemmt hätte. ich nicht.
plus - mit mir oben drauf hat er eine komplett andere körperspannung gebracht als an der longe oder beim spazieren gehen.

ich will nicht sagen, dass longen und handarbeit nicht wirklich toll unterstützend sein kann, insbesondere, wenn die pferde falsch bemuskelt sind, weil sie die richtigen bewegungsabläufe nicht kennen. aber verallgemeinern kann man das nicht. und ich würde auch jedes jungpferd heute sehr früh draussen arbeiten, campagneschule. wobei ich vermutlich irgendwann bei einem jungpferd lande, das mir alles, was ich bei mosh gelernt hab, diametral in frage stellt ;-)
ehem User

Re: Auch Nicht-(mehr-)Reiter hier?

Beitrag von ehem User »

Bei dieser ganzen Diskussion rund um das Thema Muskelaufbau und Gymnastizierung stellt sich für mich die Frage, in welchem Maße es überhaupt bei einem Pferd betrieben werden muss, welches auf seinem Rücken nie Lasten wird tragen müssen oder gar vor der Kutsche geht?

Nicht falsch verstehen, ich finde es immer wichtig, Körper und Geist des Pferdes zu fördern und zu fordern. Ganz egal, ob es nun geritten wird, oder eben nicht; es ist auch ein psychischer Aspekt, den wir wohl alle vom Sporttreiben kennen. Gleichwohl denke ich aber, dass diese Förderung durchaus vom Boden aus zu bewerkstelligen ist - eine entsprechende Haltung vorausgesetzt. :nix:

Wird hier nicht schon wieder zu sehr in Richtung "Reitpferdemuskulatur" gedacht?
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