Doch so viele, ich freue mich über all eure Antworten und eure interessanten und spannenden Erfahrungen, vielen lieben Dank für's Erzählen
Ich glaube ich habe hier noch gar nicht erzählt, wie es bei uns war
Meinen Wallach hatte ich, bevor ich ihn gekauft habe, schon eine kleine Weile als Pflegepony. Da war er noch einigermaßen roh und wir haben uns am Boden beschäftigt und kennen gelernt, wobei ich leider aus heutiger Sicht betrachtet schon arg viel falsch gemacht habe (Longieren am Gebiss als schlimmes Beispiel, ich wusste es nicht besser, was aber keine Ausrede ist...ich habe heute noch ein unendlich schlechtes Gewissen)...er war damals ein echt schmales Hemdchen und nur 1,39 m groß, aber als die Besitzerin mir sagte, dass sie ihn verkauft, und ihn mir zuerst angeboten hat, da wollte ich ihn unbedingt haben, auch mit dem "Risiko" dass er nicht groß/breit genug wird, um mich zu tragen
Als er dann "meiner" war (inzwischen mag ich es irgendwie überhaupt nicht mehr, ein Lebewesen als mein Eigentum zu bezeichnen, das fühlt sich falsch an für mein Empfinden), überkam mich leider eine sehr egoistische Phase - ich wollte MEIN Pferd unbedingt reiten, und so wurde er eingeritten, viel zu früh wenn ich es jetzt bedenke, er war gerade erst 4 und wirklich schmal. Jedes Mal hatte ich ein ungutes Gefühl, welches versuchte, mir mitzuteilen, dass er mich eigentlich nicht tragen kann und dass es ihm körperlich schadet...das wollte ich nur nicht hören, und alle meine Bekannten (inkl. TA und Chiropraktiker) waren sehr bereit dazu, mir zu versichern, dass er (mit mittlerweile 1,43 m und etwas stabiler geworden) mich "auf jeden Fall" tragen kann. Nur mein Bauchgefühl sagte halt etwas anderes, ziemlich deutlich.
Dazu kam, dass er an den Reiteinheiten und dem Unterricht in der Halle oder auf dem Platz einfach absolut keinen Spaß hatte. Er sah ganz schrecklich aus dabei, wie benutzt...was den Kern der Sache wohl auch trifft
Nach einiger Zeit fiel bei mir der Groschen, dass er so einfach kein zufriedenes und glückliches Pony wird, und ich wollte etwas ändern. Auf ihn eingehen, ihm zuhören, aufhören, über seinen Körper zu bestimmen...wir gingen, wenn überhaupt, nur noch ins Gelände, ausreiten, auf Pads und mit gebissloser Zäumung.
Hier kopiere ich mal aus einem anderen Thread, damit ich (faul

) nicht alles noch einmal tippen muss:
Aus genau den von dir beschriebenen Gründen bin ich mit meinem Pferd oft ausgeritten, in allen Gangarten, so zwanglos wie nur irgendwie möglich (auf Pads, mit gebissloser Zäumung). Ich wollte ihm Abwechslung bieten, er sollte sich "mal auspowern" können und mal was anderes sehen, als immer nur den Paddock.
Als ich aber begann, mir mein Pferd genauer anzuschauen und immer mehr versuchte, zu ergründen, wie ihm unser Umgang und unsere, ich sage mal, "gemeinsamen Aktivitäten" so gefallen, desto mehr fiel mir auf: Er mochte das gar nicht so gerne, wie ich immer dachte. Für ihn war das Ausreiten alles andere als zwanglos: Ich bestimmte die Richtung, ich bestimmte die Gangart, ich bestimmte das Tempo, ich bestimmte wann und wo er anhalten muss, ich bestimmte wann wir ausreiten, ich bestimmte, wann wir wieder zurückreiten...so betrachtet hatte das Ganze wirklich nicht mehr viel mit zwanglos zu tun.
Dazu kam noch, dass ich bemerkte, dass es ihn doch körperlich sehr anstrengte, mich tragen zu müssen. (Dabei war ich nicht mal sonderlich "dick" mit 65 kg auf 1,65, und er auch kein absoluter Winzling mit 1,44 m ... ich denke inzwischen, es ist einfach wirklich so, dass ein Pferderücken nicht zum Draufsitzen gedacht ist - da kann man noch so viel trainieren und aufbauen, gesund und förderlich ist das Draufsitzen halt nicht

)
Das war es dann mit dem Reiten für uns
Allerdings sehe ich es nach wie vor so, dass ich ihm - so er das denn möchte - natürlich sehr gerne viel von der Welt außerhalb des Paddocks zeigen möchte. Dabei habe ich über die Wochen und Monate bemerkt, dass sowohl er als auch ich die Ausflüge zu Fuß viel mehr genießen, als die Ausritte damals

Bei diesen geht es nicht darum, eine bestimmte Runde gehend zu absolvieren. Nein, wir verbringen Zeit zusammen, erkunden das Gelände zusammen...mal fragt er einen Weg an, mal schlage ich einen vor...er darf und soll sich gerne alles, was ihn interessiert, ganz genau anschauen und darf in diesem Zusammenhang natürlich auch draußen Sachen, die ihm besonders lecker erscheinen, gerne futtern.
Natürlich sind wir dabei nicht immer im Schritt unterwegs. Wir rennen auch zusammen, inzwischen bin ich sogar so schnell dass er nebenbei galoppieren kann - jetzt muss ich nur noch an meiner Kondition arbeiten
Ich habe das sichere Empfinden, dass ihm diese gemeinsamen Erkundungsausflüge sehr viel mehr Spaß bringen, als die Ausritte damals.
Vielleicht auch, weil wir gerade dadurch, dass wir zu Fuß unterwegs sind, auf einmal so viele Möglichkeiten haben, die Natur, die wir da durchstreifen, so genau zu untersuchen.
Völlig zwanglos ist dies natürlich immer noch nicht - wir sind entweder am Halfter oder am Halsring unterwegs, und bei manchen seiner Vorschläge (sich mitten auf die Straße stellen zum Beispiel) ist es dann an mir zu sagen "Nein, das geht jetzt leider nicht, machen wir doch lieber was anderes, zum Beispiel ... ". Aber es erscheint sowohl ihm als auch mir doch sehr viel freier, als es unsere Ausritte je waren
Ich muss sagen, dass mir das Reiten an sich kein Stück fehlt. Im Gegenteil...ich möchte überhaupt nicht mehr reiten, und ich möchte ehrlich gesagt auch nicht, dass mein Pferd geritten wird - das sehe ich inzwischen so: Kein Pferd MUSS geritten werden, und er darf ruhig die Freiheit genießen, niemanden herumschleppen zu müssen

Was wir aber hauptsächlich machen, ist, einfach gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen, und auch miteinander zu spielen, wenn er mag
Ich freue mich, hier auf so viele Menschen zu treffen, die es ähnlich halten und das verstehen oder sogar ähnlich sehen
Ich überlege immer, ob er überhaupt jemals wieder geritten wird....ich denke nicht. Außer er macht mir einfach absolut unmissverständlich deutlich, dass er das wirklich dringend will und es ein riesiger Herzenswunsch von ihm ist, was ich im Moment arg bezweifle

. Aber wie das aussehen soll, das kann ich mir gerade noch gar nicht vorstellen - mich mit den Zähnen auf seinen Rücken ziehen?

Wenn überhaupt, dann auf jeden Fall so zwanglos wie irgend möglich - sprich nur am flexiblen Halsring und ansonsten frei.