Ausbrechende, warme Hufe

Moderator: Sheitana

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Weibi
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Ausbrechende, warme Hufe

Beitrag von Weibi »

Hallo ihr Lieben,

ich bräuchte mal wieder eure Hilfe.
Mein Haflingerwallach Nano lief 6 Jahre lang problemlos barhuf. Ein paar Monate nach dem Kauf hat mir mein alter Schmied zu Eisen vorne geraten, er lief durch den vielen Schotterboden stark fühlig. Vor zwei Hufbearbeitungsperioden wechselten wir nochmal den Schmied, da unser ursprünglicher Schmied nicht mehr zu unserem neuen Stall fuhr.
Die Bearbeitung fand ich noch besser als vorher und war sehr zufrieden. Vor etwa 6 Wochen sollten neue Eisen drauf. Ich sprach M. auf den möglichen Schnee an und bat darum gleich einen passenden Beschlag auszuwählen. Er meinte, dass der Sommerbeschlag (mit zwei Stiften) vollkommen ausreichen würde. Nach vier Wochen mit diesem Beschlag begann es stark zu schneien, die Wege im Stall waren komplett vereist. Wir gingen zweimal spazieren und mein Pony lief extrem unsicher, bergab (auch im Stall, z.B auf dem Weg zur Winterkoppel) setzte es ihn auf den Po oder es zog ihm die Vorderbeine weg. Ich versuchte meinen Schmied immer wieder zu erreichen und am Samstag schaffte er es uns in seine Tour aufzunehmen.
Er sah keine Möglichkeit der Besserung, eventuell Schneegrips, 4 statt 2 Stiften oder Stollen, von denen er aber abriet. Im Prinzip würde er es einfach so lassen wie jetzt. Da mein Pony aber kaum laufen konnte bat ich ihn die Eisen abzunehmen (seine Vorbesi riet mir dazu, sie stellte ihr vorheriges Pferd immer im Herbst auf barhuf um und ließ ihn im Frühjahr wieder beschlagen).
Soweit so gut, Pony hatte am Samstag und Sonntag komplett frei, gestern bemerkte ich, dass der rechte Vorderhuf an den Nagellöchern anfing auszubrechen. Wir gingen für eine knappe halbe Stunde in die Halle und zum Ende hin tickte er kurz rechts und ich brach ab.

Gestern hatten wir RU, Pony tickte immer wieder, der rechte Vorderhuf war nochmal ein wenig mehr ausgebrochen und die Hufe waren warm. Ich bin gerade echt ratlos was ich machen soll :( Die Wege im Stall sind nach wie vor komplett vereist und er läuft deutlich sicherer als vorher, 6-7h steht er im Matschpaddock mit weichem tiefen Boden. Den Rest der Zeit in seiner Paddockbox mit Matten und Holzboden. Ich bin mir auch gar nicht sicher ob man rechts überhaupt noch ein Eisen drauf bekäme und selbst wenn haut es ihn dann wieder regelmäßig hin. Aber wenn er ohne Eisen eine Entzündung bekommt ist ihm ja auch nicht geholfen... Ist das normal? Habt ihr einen Rat für mich? Würde mich sehr über Antworten freuen, mache mir gerade große Sorgen um den Dicken....
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kolyma
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Re: Ausbrechende, warme Hufe

Beitrag von kolyma »

Wenn er ein Hufgeschwür bekommen sollte, dann wären Eisen aber auch nicht der richtige Weg. Dann muss das einfach ausheilen. Vielleicht stellst du mal ein Foto von den ausbrechenden Hufen ein, damit man sehen kann wie schlimm sie ausbrechen.
Würde mal vermuten, dass in die Nagellöcher oder beim aufbringen der Eisen Bakterien in den Huf eingedrungen sind, welche dann die Hufwände porös gemacht haben. Allerdings ist das meistens kein großes Drama. Man kann diese Stellen oft mit desinfizierenden Lösungen behandeln um die Bakterien abzutöten.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


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Scheckenfan
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Re: Ausbrechende, warme Hufe

Beitrag von Scheckenfan »

Unter Eisen "verweichlichen" die Hufe, weil sie keinen Abrieb erfahren. Stellt man dann "einfach so" um und gibt dem Huf keine Zeit, sich auf die neue Situation anzupassen, kann es zu Lederhautentzündungen oder bei falscher Bearbeitung zu Hufgeschwüren kommen.
Stell dir vor, du müsstest von jetzt auf gleich ohne Schuhe auskommen. Das ist anatomisch absolut möglich, aber die Hornhaut muss halt auch erst auftrainiert werden, die kommt erst mit der Zeit.
Dass die Hufe ausbrechen ist ganz normal: Unter Eisen wird die Hornqualität unvermeidbar schlechter, die Nagellöcher tun ihr Übriges, und vermutlich waren die Hufe auch noch zu lang = zu viel Hebel auf den eh instabilen Wänden.
Wie viele Jahre stand er jetzt auf Eisen?

Ich würde niemalsnienicht zu Dauerbeschlag raten. Unter Beschlag wird die Hufqualität UNVERMEIDBAR schlechter, das kann dir kein seriöser Hufschmied abstreiten. Daher sollte man eigentlich immer mindestens 1x im Jahr eine barhuf-Phase einschieben, damit der Huf sich erholen kann.
Mal abgesehen von den diversen Nachteilen von Eisenbeschlag generell.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
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Scheckenfan
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Re: Ausbrechende, warme Hufe

Beitrag von Scheckenfan »

Hier zwei Links, die ganz gut die Hintergründe erklären:
http://www.hufmensch.de/umstellung.htm
http://www.arianereaves.de/umstellung.html
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
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eseilena
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Re: Ausbrechende, warme Hufe

Beitrag von eseilena »

Ich sag nichts zu Beschlag/Barhuf, aber ich möchte etwas zum Eisenbeschlag mit Stiften, aber ohne Schneegrips anmerken:

Ich kann mir derzeit schön den Vergleich von Pferden mit Grips und ohne angucken, wenn ich helfe, die Pferde von der Koppel zu holen: ohne Schneegrips beschlagen, stollt der Schnee im Eisen heftigst auf; diese Pferde rutschen beim derzeitigen Schnee alle furchtbar herum, wie auf Schlittschuhen. Ich schätze, mit solchen Schneeklumpen können die Stifte überhaupt nicht greifen. Mit Grips stollt es kaum auf, bzw. fällt der Schneeklumpen beim nächsten Schritt ab, und die Stifte haben Bodenkontakt.

Meine Stute trägt vorne Grips + 2 Stifte, und rutscht eigentlich bloß auf blankem, hartem Eis, oder wenn der Boden unterm Schnee schlammig ist. Damit waren wir in letzter Zeit viel draußen unterwegs, spazieren, oder auch ein paar flottere Ritte. Trotz Schnee und überfrorenen Fahrspuren. Klappte super. Statt den 2 Stiften Hufnägel aus Vidia (Pferd hat Schale, darum schlug der HS diese Lösung vor, weil schonender für die Gelenke) klappte bei uns nicht; damit rutschte sie trotz Grips sehr heftig und hätte sich mehrfach fast langgelegt.
calista
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Re: Ausbrechende, warme Hufe

Beitrag von calista »

Dass die Hufe warm werden kann auch mit dem nun wieder möglichen Hufmechanismus zusammenhängen, der ja mit Hufeisen quasi ausgeschaltet ist. Mein Barhuf Pferd hat immer leicht warme Hufe, lebendig halt. Wenn die Hufe deutlich oder bedenklich warm sind, kann das wie oben gesagt ein Hufgeschwür sein oder aber auch eine Aktivierung, Reizung, im schlechtesten Fall Entzündung der Hufederhaut sein.
ehem User

Re: Ausbrechende, warme Hufe

Beitrag von ehem User »

Wenn du ihm vorne die Eisen runter gemacht hastbund dann einfach so weiter trainierst, als hätte er Eisen drauf, finde ich es auch durchaus normal, dass er evtl. überlastet ist und mit leichtem Ticken reagiert. Er hatte ja dann gar keine Zeit sich an das neue Körpergefühl zu gewöhnen.

Zum ausbrechen, einerseits kann es an der schon erwähnten schlechten Hufqualität unter den Eisen liegen, andererseits kann es auch an schlechter Bearbeitung durch den Schmied liegen. Evtl. sind die Kanten nicht gut abgerundet? Aber bevor ich hier weiter rate, Fotos wären wirklich hilfreich.

Zu den warmen Hufen, meiner hat im Winter immer erstaunlich warme Hufe. Insbesondere, wenn er in kaltem Matsch oder Schnee steht und man ihn da rausholt, dann fühlen sich die
Hufe nach kurzer Zeit ziemlich warm an. Ich denke, er "heizt" dann immer noch, als ob er im kalten Matsch steht ;-)
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Weibi
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Re: Ausbrechende, warme Hufe

Beitrag von Weibi »

Vielen Dank für eure Antworten und entschuldigt bitte, dass ich mich erst jetzt wieder melde. Ein Huforthopäde hat sich Nano angeschaut und am Dienstag seine Hufe versucht wieder in die richtige Bahn zu lenken. Bei weiterer Bearbeitung durch meinen Schmied hätte mein Pony laut ihm eine mechanische Hufrehe erlitten, besonders die Vorderhufe sind zu flach gestellt, hinten dreht der eine Huf und wurde falsch bearbeitet etc. Ich war leider bei dem Termin nicht dabei, da ich mittags nicht aus der Arbeit kam, meine Reitlehrerin hat mir aber alles so gut es ging berichtet. Vieles konnte ich mir leider nicht merken. Er riet aber dringend zu Hufschuhen.
Soweit so gut, am 26.1. kommt ein Huftechniker zu uns und berät uns, wir haben heute auch endlich Fotos von den Hufen machen können und schicken es parallel an einen Onlineberater. Ich zeige euch die Bilder jetzt einfach, vielleicht könnt ihr mir noch was dazu sagen. Leider habe ich gar keinen wirklichen Plan von Hufen, umso mehr ärgert mich die falsche Bearbeitung. Der Schmied war weiß Gott nicht günstig, die Bearbeitung laut dem Huforthopäden aber grausam. Dafür das die Nagellöcher ausbrechen kann er aber natürlich nichts.

Nano wird derzeit kaum gearbeitet, wenn nur im Schritt und in Handarbeit, im Trab fängt er vor allem vorne rechts schnell an zu ticken. Hinten war er die ganze Zeit barhuf, die genauen Fotos gibt es deshalb nur von vorne, die Hufschuhe kaufe ich auch erstmal nur für vorne. Ich hoffe das hilft ihm dann wenigstens. Wenn ich nur Hufrehe höre kriege ich schon das große zittern. Jetzt hat mein Hase so abgenommen und jetzt schwebt das schon wieder über uns :(

Ganzkörper
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Alle vier Hufe
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Vorne links Front
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Vorne links Seite
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Vorne links Sohle
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Vorne rechts Front
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Vorne rechts Seite
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Vorne rechts Sohle
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Für jede Antwort bin ich dankbar, ich bin gerade wirklich überfordert. Ich komme gar nicht damit klar wenn einer meiner Herren Schmerzen hat :(
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Scheckenfan
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Re: Ausbrechende, warme Hufe

Beitrag von Scheckenfan »

Das sieht aus, als wäre überhaupt gar keine Sohlenwölbung mehr da... autsch. Das muss weh tun. Da würd ich ganz dringend nicht nur Hufschuhe fürs reiten, sondern auch Paddockschuhe holen. Oder ggf. mit Duplos/einer Klebschale bekleben, Nägel bekommst du in die Hufwand wohl nicht rein.

Die Arbeit vom Hufbearbeiter lässt sich ohne vorher-nachher Bilder schlecht beurteilen, zumal er eh ein Problem hat - am Huf ist ja schon fas alles ausgebrochen, was den Huf hätte tragen wollen. Weder Strahl noch Sohle sind wirklich fit genug um die Last zu übernehmen, sprich egal was er wegnimmt, es belastet nur weiter Strukturen, die nicht belastungsfähig sind.
Was mir nicht gefällt ist, dass die Hufwand vorne bis sehr weit oben beraspelt wurde, wie es scheint, was du Hufwand nur zusätzlich schwächt, und ich gerade bei der Befürchtung einer mechanischen Rehe (die ich da so jetzt nicht so sehr sehe, aber da mag ich mich täuschen) riskant bis fahrlässig finde. Aber ob das Raspeln durch Bearbeiter oder Schmied passiert ist kann ich natürlich nicht sagen.

In der Theorie müsste man DRINGEND die Zehe kürzen und die Wände berunden, aber dann hat das Pferd einfach nichts mehr, worauf es stehen könnte.
Wenn er so jetzt halbwegs läuft, ok. Wenn er generell fühlig ist und nicht wirklich laufen mag, würd ich eher den Weg gehen den Huf stärker zu bearbeiten und dann nen Bekleb drunter zu machen, schön mit Polster damit er laufen kann. Da kann man dann auch noch den Abrollpunkt zurücksetzen etc. und es ihm und den Hufen einfacher machen. Und dann schauen, wie sich die Hufe entwickeln. Mehr als 2 oder 3mal müsste sicher nicht beklebt werden.

Bzgl. Ahnung von Hufen: Auf pro-barhuf.de kann man sich kostenlos und ganz legal ein sehr gutes Buch zum Thema barhuf runterladen, "Wunderwerk Huf" von Frau Dr. Gottwald. Sie erklärt sehr gut und gibt einen tollen, umfassenden Einstieg. Kann ich JEDEM Pferdebesitzer nur ans Herz legen, sich das einmal durchzulesen.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
ehem User

Re: Ausbrechende, warme Hufe

Beitrag von ehem User »

Sind die Fotos denn vor oder nach der Bearbeitung durch den Huforthopäden aufgenommen?
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