Düngung von Weiden

Moderator: Sheitana

ehem User

Düngung von Weiden

Beitrag von ehem User »

Hallo liebe Foris,

wie oft düngt ihr eure Weiden bzw. wie oft düngt euer Stallbesi (und wie findet ihr das dann?)?

Wir haben vor knapp 2 1/2 Jahren einen kleinen Hof gekauft mit 1 1/2 ha Land.
Die Pferdeweiden waren völlig ungepflegt, da ist wahrscheinlich jahrelang nicht gemulcht oder gedüngt oder sonstwie Weidepflege betrieben worden, aber Pferde standen hier immer, die die Wiesen abgegrast haben.

Nun haben wir jeden Herbst gemulcht und jedes Frühjahr gedüngt und erst dieses Jahr war dies dann von Erfolg geprägt, wir haben Gras satt (okay, da spielen auch die Witterungsbedingungen, die dieses Jahr hier optimal waren, eine Rolle).

Wenn wir jetzt weiter so machen, überdüngen wir die Weiden dann wohl :kratz: ? Ich will ja nicht selbst das fette Kuhgras züchten, zumal mein Freiberger eh viel zu dick ist....

Ich habe nur zwei Pferde und die schaffen dieses Jahr höchstens die Hälfte an Gras, womit ich sagen will, dass die Wiesen auch nicht megamäßig runter gegrast werden.

Also, wie haltet ihr es mit der Düngung?
Ich freu mich und bedanke mich für eure Erfahrungen, euer Wissen und eure Meinungen dazu!
Stjern
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Re: Düngung von Weiden

Beitrag von Stjern »

Hallo Schnurzel,

das Thema ist ein weites Feld und beschäftigt mich auch gerade.

Ich finde nicht, dass man da allzu festgerägte Aussagen treffen kann, weil man den Standort und dessen Bedingungen im Blick haben muss.

Überdüngung ist sicherlich schlecht, aber zu wenig ist auch nicht gut. Gras entwickelt auch Stress, wenn es wachsen will, aber nicht kann, weil ihm etwas fehlt.

Auch muss man "richtig" düngen. Und auch andere Elemente der Bodenbeschaffenheit im Blick haben, wie z.B. der PH-Wert.

Wir z.B. haben extrem saure Böden. Die gehören hier her, so ist unsere Natur. Aber unter einem gewissen PH-Wert ist es nicht mehr ideal für die Gräser. Deswegen ist bei uns Kalken wichtig. Und dann die Auswahl des richtigen Düngers, d.h. der Stoffe, die darin sind.
Oder uns fehlt auch stark Magnesium, weswegen wir nächstes oder übernächstes Jahr einen anderen Kalk kaufen werden, der das mitenthält.

Dafür ist es sinnvoll Bodenproben zu entnehmen und sich ggf. gut beraten zu lassen. Auch die Entscheidung zwischen Kunstdünger und/oder Naturdünger verändert den Boden anders.

Auch die Entscheidung wann und wie oft, wieviel gedüngt wird, ist zu treffen.

Auch, ob Du alle Flächenanteile gleich behandelst oder unterschiedlich, weil Du unterschiedliche Gräser/Kräuter fördern willst, beeinflusst die Weidepflege.

Ich denke, eine gute Beratung zu Boden und Gräser und "was ist Dein Ziel", kann viel helfen. Ein Nachbar hier hat z.B. einen Flächenpflegeplan und Düngerplan, der von einem Experten ausgearbeitet wurde.
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-Tanja-
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Re: Düngung von Weiden

Beitrag von -Tanja- »

Standard-Antwort und sicherlich auch der beste Rat: Bodenprobe, dann nach Empfehlung der LUFA düngen.

Wir haben seit nunmehr 14 Jahren einen eigenen Offenstall. Zunächst hatten wir nur 0,5 ha Weideland, dann - hart unserem Verpächter abgetrotzt ;) - zumindest 1 ha für zwei Pferde. Wir betreiben eine ziemlich explizite Weidepflege, will heißen: unsere Umtriebsweiden werden täglich wird abgeäppelt, im Frühjahr wird nachgesät, unsere "Winterweide" (welche ich den Winter über bei trockenem oder gefrorenem Boden zur Bewegung freigebe) auch nach erster Sommerbeweidung und Überschreiten der höchsten Wachstumsschubs vom Gras. Nach jeder Beweidung wird die einzelne Weide gemulcht. Ich überwache auch ziemlich genau den jeweiligen Bestand, der ja auch gerne mal wechselt, obwohl wir schon seit Jahren immer die gleiche Nachsaat verwenden.

Ich habe bislang noch keine Bodenproben gezogen, werde das aber im nächsten Jahr mal endlich ins Auge fassen. Wir haben nämlich bislang immer im Frühjahr mit der Weidenachsaat mit Kalkamonsalpeter gedüngt. Seit zwei Jahren fällt mir auf, daß der Ertrag trotzdem nicht mehr so dolle ist. Konnten wir früher unsere beiden Pferde (damals noch: Haflinger-Wallach und -Stute) oftmals auch 24 Stunden auf die Weiden lassen und hatten bis in den Herbst hinein genügend Gras, ist das in den letzten beiden Jahren (jetzt: Haflinger-Wallach und Noriker-Wallach) nicht mehr möglich. WdG warum... Weshalb ich im nächsten Jahr eben einmal - endlich, endlich - Bodenproben ziehen und auswerten lassen will.

Was bezahlt Ihr denn so für eine Düngung pro ha?
Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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wiassi
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Re: Düngung von Weiden

Beitrag von wiassi »

Wir haben nicht ganz 1ha für 3 Pferde, aufgeteilt in mehrere Weidestücke, die überständig portioniert abgefressen werden, max. 2 x pro Saison. Bei Übernahme haben wir das noch uneingezäunte Land von Landwird nebenan ordendlich striegeln und Kalkstickstoff verteilen lassen, da die Weide auch vorher schon als Pferdeweide diente und ich einen gewissen Wurmschutz haben wollte. Das führte zu eine erheblichen Graswachtum und das benötigen wir nicht für unsere Leichtfutterigen, da bieten wir lieber Heu rund ums Jahr an, das vertragen sie besser als zuviel Gras.
In den Folgejahren haben wir selbst bewirtschaftet, da die angelegten Weidestreifen für den großen Trecker auch etwas schmal sind. Im Frühjahr striegeln, + abschleppen, Bedarfsbereiche (Hahnenfuß) kalken, maßvolles Düngen mit Blaukorn, (künftig mehr und mehr ersetzt durch eigenen 2 Jahre abgelagerten Kompost) + Nachssaat. Dazu benutzen wir unseren kleinen Rasentrecker, der schlägt sich ganz wacker. Selbiger mäht auch mit Mulchkitt dran nach jeder Beweidung nach.
Wir pflegen die Weide penibel, sammeln täglich 1-2 mal ab, achten akribisch auf Jkk + Konsorten, entfernen Ampfer etc.
Die Weide ist artenreich mit vielen Kräutern.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

http://www.reitschwein.de
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Lottehüh
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Re: Düngung von Weiden

Beitrag von Lottehüh »

Ich glaube, an Deiner Stelle würde ich das Land grob halbieren und die Pferde nur auf die Hälfte der Fläche lassen, die andere Hälfte ruhen lassen und dann im nächsten Jahr anders rum (oder falls die Hälfte zu wenig für ein Jahr ist dritteln und dann immer ein Drittel schonen). Und dann mal schauen, was die Natur draus macht. Ist vielleicht nicht jedermanns Meinung und kommt auch darauf an, wie fertig die Wiesen sind. Ich bin nicht so der Freund von all den bunten Kügelchen. Was man auch drauf wirft, es hat meist auch einen negativen Einfluss. Kalkstickstoff zum Beispiel tötet eben auch die Würmer, die man für einen gesunden Boden braucht (Regenwürmer).

Ich habe auch genug Land für meine beiden, aber die Weiden sind recht genutzt worden und nicht in bester Verfassung. Ich versuche, alles gut hochwachsen zu lassen, bevor ich die Pferde portioniert drauf lasse und obwohl es lange dauert – es kommt. Ich hoffe, dass sich die Weiden auch von selbst ein bisschen erholen (zumindest was die Verdichtung angeht), wenn nicht immer Pferde drauf rumlatschen. Ich hab mittlerweile überall Teile abgetrennt, dass sie zwar auf jede Weide gehen können, aber der Hauptteil doch zu ist zur Erholung und immer nur Eckchen zum Abgrasen aufgemacht werden. Das schafft Bewegung und es gibt überall Pfade, denn die Pferde nehmen immer dieselben Wege. Dort wächst natürlich nix mehr ;-)

Außerdem lagere ich gerade Äppel, die ich dann im nächsten Herbst verteilen will.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
ehem User

Re: Düngung von Weiden

Beitrag von ehem User »

Bei uns stehen 6 Pferde auf ca. 4ha Weide. Der Stallbesi hat da eigentlch schon immer Pferde. Es sind umtriebsweiden, die immer überständig abgefressen werden, jede Weide max 2x im Jahr. Gedüngt wird gar nicht, nur gemulcht, abgeschleppt und nachgesät. Für mich sind das momentan für unseren Haflinger die perfekten, artenreichen Magerweiden. Die Weiden werden mind. schon 10 Jahre lang extensiv bewirtschaftet, liegen am Hang und teilweise auch am Waldrand.

Laut Aussage des SB gab es schon Jahre, in denen sehr viel Ampfer oder Disteln auftauchten. Aber die wurden dann immer nur vor der Blüte abgemäht und meistens war es dann im nächsten Jahr kein Problem mehr. Wenn man der Natur kontrolliert seinen Lauf lässt, reguliert sie sich eben oft auch wieder von selbst. Ich sehe das sozusagen so ähnlich vie Lottehüh, jeder Eingriff kann auch immer unerwünschte Folgen haben.
ehem User

Re: Düngung von Weiden

Beitrag von ehem User »

Oh danke an euch alle für die vielen Antworten!

Bodenproben nehmen ist eine gute Idee. Bisher war klar, dass auf jeden Fall gedüngt werden muß, das Gras war die ersten beiden Sommer nur spärlich vorhanden und das lag nicht nur am Wetter, letztes Jahr hat es hier auch ganz gut geregnet (sonst kann es hier passieren, dass die Wiesen gelb werden, weil der Regen fehlt).

Dieses Jahr kam dann der erste richtige Wachstumsschub, d.h. Dünger (bisher immer Jauche) war jetzt genug drauf
(und @ Tanja: lass mich nicht lügen, ich glaube wir haben für 1 ha irgendwas um die 50 € bezahlt).

Genutzt habe ich noch nie alle Weideflächen, immer nur ca. 2/3 und diese aufgeteilt in zwei Umtriebsweiden. Das was nicht genutzt wurde, wurde im Herbst dann gemäht.

Ich wäre ja geneigt, dieses Jahr bzw. nächstes Frühjahr gar nicht zu düngen (aber gemulcht wird auf jeden Fall), nur haben wir hier Sandböden, und Sandboden hält nix.
Die Landwirte raten mir dazu, jedes Jahr zu düngen, aber die denken auch in Kategorien von guten Ernten und würden davon nicht abrücken, das Argument leichtfuttriges Pferd ist für sie nicht durchschlagend ;) .

Aber wie gesagt, Bodenproben sind eine gute Idee und dann eine gute Beratung speziell für diese Böden hier.

Dank euch!
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Cashew
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Re: Düngung von Weiden

Beitrag von Cashew »

Ich bin auch für möglichst naturbelassene Weiden - aber dennoch nicht contra Düngung. Allerdings sollte eine Düngung gut überwogen werden und angepasst an den Standort und die Nutzung. Beweidung nimmt dem Boden einiges weg, auch wenn man mulcht (ich gehe mal einfach davon aus, dass abgeäppelt wird ;) ).

Eine Weide einfach so überständig werden zu lassen bis zum Folgejahr halte ich für keine gute Idee. Im Frühjahr gibt es dort möglicherweise jede Menge altes - fauliges - Gras, neues Gras hat nur wenig Chance durch zu kommen. So haben wir es jedenfalls gehabt als wir unser Haus mit Weide mitten im Winter bezogen haben. Im Sommer einmal mähen und vor dem Winter mulchen halte ich deshalb für das absolute Minimum an Weidepflege. Ansonsten halte ich es so wie Wiassi: mäßig mit Kunstdünger arbeiten, bis unser eigener Kompost fertig ist. Ein erster Versuch mit eigenem Kompost war ziemlich erfolgreich, wir hatten aber noch nicht genug für die ganze Fläche. Wahrscheinlich werden wir es in Zukunft so halten, dass wir wechseljährlich eine Hälfte mit Kompost düngen und vor dem Herbst mulchen und bei Bedarf kalken. Und um die drei Jahr Bodenprobe um zu überprüfen ob der Kurs noch stimmt.
Viele Grüße,
Sarah und Co


Das Tagebuch des Herrn Nuss
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-Tanja-
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Re: Düngung von Weiden

Beitrag von -Tanja- »

Ich bin grundsätzlich auch kein Freund von Chemie.

Aber: wir haben hier in Deutschland halt leider meist nur sehr, sehr begrenzte Weideflächen. Werden die nicht gepflegt, gibts auch keine Futtergrundlage. Gut, man kann nun natürlich auch sagen, man füttert 12 Monate durchgängig Heu (was wir z. B. machen - wir bieten immer Heu zusätzlich zum Weidegang an, es gibt "Heu satt"). Aber die Flächen werden dann durch Vertritt und Verbiß eben auch nicht besser.

Insoweit habe ich z. B. auch schonmals gegen Hahnenfuß bei uns die chemische Keule ausgepackt - 1x in bislang 14 Jahren; es wird im nächsten Jahr aber wohl wieder mal anstehen.

Von daher denke ich: in überschaubaren Maßen wird es nicht schaden - zumindest nicht in diesem Leben.

Allzu lange würde ich persönlich auch überständiges Heu nicht stehenlassen. Gerade bei den Regenfällen der letzten drei Wochen hier in Baden-Württemberg halte ich die Verpilzungsgefahr für doch schon sehr hoch. Wenn ich allein schaue, wie unser jeweils frisch in der nicht überdachten Rundraufe bereitgelegtes Heu innerhalb von 12 Stunden anfängt zu müffeln, will ich nicht wissen, was sich da in Heu am Halm auf der Wiese tut... :hand: Wir haben auch überständige Weiden, die ich als Futtergrundlage immer bevorzuge. Aber die sollten dann auch in einem überschaubaren Zeitraum abgefuttert werden können.
Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Stjern
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Re: Düngung von Weiden

Beitrag von Stjern »

Cashew hat geschrieben:IEin erster Versuch mit eigenem Kompost war ziemlich erfolgreich, wir hatten aber noch nicht genug für die ganze Fläche.
Darf ich mal OT dazwischenfragen, womit ihr den Kompost ausbringt und verteilt?
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