Ituma ist immer relaxtet geworden, was die räumliche Trennung angeht, heute sind wir einfach nicht den kurzen Weg heim, sondern wollten noch einen "Schlenker" machen. Natürlich kann man der Meinung sein, der Trottel am Strick ist nicht auf ihre Panik eingegangen, aber vielleicht hat ihr der Trottel auch zeigen wollen, das sie im Wald nicht gefressen wird und wir auch ohne zerren immer wieder zu ihrer Herde heim gehen.
Ich wollte nochmal auf diesen Ansatz hier eingehen.
Prinzipiell ist der Ansatz nicht verkehrt zu sagen, ich zeige, dass alles nicht gruselig ist. Ich würde das aber wenn nur bei einem älteren Pferd einsetzen, wo das Grundvertrauen in den Menschen schon gefestigt ist.. Das hat Ituma aufgrund ihrer Reaktion aber noch nicht. Das ist jetzt KEIN Vorwurf an dich. Ich finde das normal und wie stark das Vertrauen ist zeigt sich in solchen Situationen, nicht in der Routine. Sie ist erst ein halbes Jahr bei dir und hat wie du schreibst vorher nicht den optimalen Einstieg ins Leben mit dem Menschen gehabt. Das ist ein eklatanter Unterschied zu einem Pferd, was von Anfang an Vertrauen zum Menschen aufbauen konnte. Wenn das Grundvertrauen stimmt kann man eher mal sagen "hey, komm weiter, du weißt doch, ich weiß, was ich tue". Stimmt das Vertrauen nicht, wird das Pferd gar nicht erst überlegen, ob der Mensch weiß, was er tut, sondern sein heil sofort in der Flucht suchen.
Von daher würde ich hier den Weg des kleinen Schrittes wählen, langsam rantasten und erstmal immer in der Komfortzone bleiben. Ein zweites Pferd mitnehmen etc. Hast du ja schon geschrieben, dass du bei Ituma zurückfahren willst. Ich wollte das nur noch mal differenzieren, warum dieser Ansatz in der Situation vielleicht kontraproduktiv ist, in anderen Situationen aber durchaus hilfreich und erfolgsversprechend.
Ansonsten, wo wir hier über junge Pferde allgemein reden nochmal ein bisschen ausführlicher, warum ich Dinge so sehe, wie ich sie sehe... Ich finde es ist nochmal ein deutlicher Entwicklungsunterschied zwischen einem Jährling und einem Zweijährigen. Als Jährlinge sind sie noch absolute Babies, auf den Schutz der Herde und Mama angewiesen. Als Zweijährige durchaus schon selbstständig.
Das sieht man auch immer wieder bei Wildpferdeherden. Die Fohlen saufen bis Jährling bei Muttern mit, bis neuer Nachwuchs da ist. Auch dann bleiben sie aber noch eng bei der Herde und werden von der Mutter, Tanten und auch vom Vater miterzogen. Hengste werden meist im zweijährigen Jahr vertrieben, Stuten dann meist abgeworben. Selten passiert das auch mal als Jährling, ist aber eher die Ausnahme. Man sieht also, dass auch in der Natur noch ein deutlicher Unterschied zwischen 1 Jahr und 2 Jahren gemacht wird.
Wenn man nun unbedingt was mit dem Jährling tun möchte - ist ja wie gesagt jedem selbst überlassen - dann würde ich das immer in der Herde machen. Denn die Herde ist einfach das Wichtigste für den Jährling. Natürlich hat das Pferd immer noch die Herde auch, wenn man es eine halbe Stunde entfernt. Aber in dieser halben Stunde fehlt ihm der SCHUTZ der Herde, was psychisch eben einen gewaltigen Unterschied macht. Doch auch in der Herde kann man viel machen. Zum Clickern muss ich das Pferd nicht rausholen, um ihm spannende Dinge zu zeigen auch nicht. Im Gegenteil, ich finde es viel schöner, wenn Plasikplanen und Co. von der ganzen Herde erkundet werden. Das ist immer so schön anzuschauen, man kann die Charaktere erforschen, wer ist mutiger, wer schickt lieber vor etc.
Ich finde den Ansatz wie Mias es gehandhabt hat gut. Als Baby immer in der Komfortzone geblieben, als 2jähriger die Dinge ausgedehnt. Wenn "Handpferdereiten" frei möglich wäre, dann würde ich sogar schon die Babies mit den Mamas mit auf Ausflüge nehmen. Denn das entspräche der natürlichen Wanderung. Leider sind unsere Reitwege teilweise gesäumt von Kuhweiden mit Stacheldraht, zu gefährlich
Das richtige Handpferdereiten ist in meinen Augen nochmal ein deutlicher Unterschied, da ich mit Strick und Halfter manipuliere und es schon Erziehung vorraussetzt.
Mit 2 Jahren sind die Knochen und alles schon gefestigter. Da würde mir ein mögliches am Strick reißen nicht mehr soviel Sorgen machen. Als Jährling ist das doch alles noch sehr weich und "zerbrechlich".
Ich finde übrigens, bei intelligenten Pferden sollten man noch vorsichtiger sein, als bei nicht so Intelligenten. Die prägen sich noch schneller die falschen Dinge ein und sind häufig auch viel sensibler und damit ist der Grad zwischen Fordern und Überfordern noch schmaler. Klar wollen die, aber ich finde immer sie müssen auch lernen, dass nicht immer Action ist, nur, weil sie grad Lust darauf haben. Ich habe mit Abby ja auch so ein verdammt intelligentes Mist.. äh Pferd zuhause. Für sie war die wichtigste Lektion zu lernen, dass eben NICHT ständig Action ist. Klar wollte die zwischendurch immer mal. Ich bin mir allerdings sicher, hätte ich mir gedacht "die ist übereifrig, die müsste ich beschäftigen" hätte ich jetzt ein fürchterlich nerviges, um Aufmerksamkeit heischendes Jungpferd, was ständig beschäftigt werden wollte (kein Anspruch auf Allgemeingültigkeit, hier kann ich nur von Abby berichten). Mir persönlich wäre das viel zu anstrengend. So hat sie gelernt, es gibt Zeiten wo man viel macht, aber auch Zeiten wo Ruhe ist und da lebt sie dann damit, dass man eben mal nur auf der Weide steht. Auch hier also lieber wieder spannende Dinge auf der Weide in der Herde, als Action mit dem Menschen.
Ich war übrigens auch ein "Kann-Kind", man hat dringend dazu geraten mich in die Schule zu schicken, weil ich mich im Kindergarten fürchterlich gelangweilt habe.... Allerdings würde ich einen Jährling nicht mit einem 5jährigen vergleichen, eher mit einem 3jährigen Kind. Und das würde man sicherlich nicht schon in die Schule schicken. Keine Frage, jedes Lebewesen ist anders, ändert aber nichts daran, dass es Babies sind.