Nelchen hat geschrieben:
Und was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!
Das stimme ich dir voll und ganz zu, aber muss man es deswegen ständig üben?
Sie haben dann viel weniger Angst, wenns ernst wird und alles ist viel entspannter
Kann ich so überhaupt nicht bestätigen.
Wir gehen mit unseren Jungpferden wie folgt vor:
- die ersten ca. zwei Wochen lernen sie vor Allem Eines: Der Mensch ist toll. Sie bekommen mal zwanglos ein Halfter auf, ansonsten wird nur gekuschelt.
- dann lernen sie so langsam, dass der Mensch auch mal unangenehme Dinge möchte. Halfter anziehen wann Mensch das möchte, geführt werden, dabei dem Druck nachgeben. Es dauert nicht lange, dann haben sie das begriffen
- das Hufe geben wird immer mal zwischendurch geübt
Mit 8 Wochen kann man also davon ausgehen, dass sie die wichtigsten Dinge gelernt haben, die sie beim Leben mit dem Menschen wissen müssen:
- Menschen sind toll
- Hufe werden locker gegeben und können bearbeitet werden
- Druck gibt man besser nach und wehrt sich nicht dagegen
- geführt werden
Mehr muss ein Pferd meiner Meinung bis es 3 ist nicht können. Der alltägliche Umgang ergibt sich sowieso und die dazugehörigen Regeln. Die Jungpferde sind offen dem Menschen gegenüber, auch unerwartete Dinge können sie nicht schocken. Sie wechseln in der Herde die Weide, was es ziemlich unspektakulär macht.
Vor einem Jahr habe ich meine Jungstute, damals gut 3 von der Weide geholt, im Stall angebunden und sie angefangen locker zu arbeiten. Sie hatte nicht mehr gelernt, als das oben angegebene. Ich hatte selten ein Pferd, was so easy im Handling war, angeritten wurde sie im Gelände, alles völlig problemlos. Es gab keinen einzigen Moment, wo sie Angst hatte. Das Vertrauen zueinander hat sich in den Jahren entwickelt, die sie bei uns aufgewachsen ist. Im täglichen Umgang, ganz ohne irgendwas zu Üben. Und das obwohl sie 3 Jahre lang nichts gearbeitet hatte
Ich sehe eher die Gefahr, dass man zuviel falsch macht. Sehr schnell hat man die Jungen überfordert. Und das prägt und bleibt als negative Erfahrung haften. Ich finde es viel einfacher später, wenn sie geistig gereift sind und auch mal negative Erfahrungen - die einfach mal passieren - abkönnen.
Warum z.B. muss man mit einem Jährling schon alleine soweit von der Herde weggehen, dass er Panik bekommt und sich mit allen Mitteln versucht loszureißen? Was hat man damit erreicht? Mit Sicherheit kein Pferd, was einem vertrauensvoll beim nächsten Mal folgt. Ich halte solche Aktionen schlicht für unnötig und nicht gerade förderlich. Wenn schon, dann sollte man doch bitte einen Herdenkumpel mitgeben.
Nein, egal wieviel ich drüber nachdenke, es gibt für mich keinen adäquaten Grund sowas mit einem Jährling überhaupt zu versuchen. Ich sehe darin auch keinen Vorteil für die spätere Entwicklung, dem Verhältnis dem Menschen gegenüber, der Arbeitseinstellung etc...