Umgang mit Rehe

Moderator: Sheitana

Blackavar
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Umgang mit Rehe

Beitrag von Blackavar »

Hallo in die Runde!

Bei uns am Stall herrscht gerade eine Situation, die mir zu schaffen macht.

Die Araberstute der Stallbetreiberin hat seit Jahren durchgehendes Übergewicht mit den gefährlichen Fettpolstern an Schweifansatz, Schulter, Mähnenkamm und Bauch. Trotzdem bekommt sie 24 Stunden Heu und Weidegang auf Koppeln, wo überwiegend Weidelgras und Klee vorhanden sind.

Wir versuchen schon seit langem, der Besitzerin diesbezüglich ins Gewissen zu reden - vor allem wegen Rehegefahr.
Leider ist sie da unbelehrbar und für sie kommt es nicht infrage,ihrem Tier den ach so geleibten Weidegang zu nehmen bzw Futter zu reduzieren.
Hinzu kommt, dass das Pferd so gut wie keine Bewegung bekommt.
Die Besi traut sich nicht raus zu gehen. Das Pferd wurde teils mithilfe einer RL etwa 2 bis dreimal pro Woche für 30min auf dem Platz "gearbeitet".

Nun ist der Fall tatsächlich eingetreten und nach ewigem Hin und Her durch Tierarzt, Schmied, etc wurde eine Hufbeinabsenkung infolge eines Reheschubes festgestellt.

In dieser Zeit humpelte das Pferd ganz entsetzlich und konnte kaum laufen. Trotzdem kam es mit den anderen auf die Wiese.
Nun hat es einen Rehebeschlag an beiden Vorderhufen und ich kann es kaum mit ansehen, sie damit humpeln zu sehen. Sie ist total steif - vorne und hinten und läuft genauso schlecht, wenn nicht sogar schlechter als ohne Spezial-Beschlag.
Es kommt nach wie vor auf die Wiese und die Besitzerin geht mit ihr spazieren, wobei sich das Pferd irgenwie neben ihr her quälen muss. Die Begründung der Besi lautet: "Sie braucht jetzt eben Bewegung."

Ich stehe mit am Stall und sehe das beinahe jeden Tag.
Es zerreisst mir das Herz und ich verstehe nicht, warum weder TA noch Schmied sie darauf hinweisen, dass sie so nicht weitermachen kann. Selbst die Reitlehrerin,die das Pferd vor einigen Wochen noch trainiert hat und regelmäßig am Stall ist, hält sich zurück und sagt nichts dazu.
Sämtliche Versuche meinerseits wurden abgewehrt - da wird sie sogar böse und verweist darauf, dass sie von IWEst so ein Rehefutter füttert. Aber man kann das doch nicht allein mit Futter beheben?
Das Pferd wird immer dicker, was natürlich für diese winzig kleinen Araberhufe eine enorme Belastung darstellt.
Es liegt oft, ist apathisch und hat offensichtlich Schmerzen. Außerdem ist das Euter und der Bereich darum schon seit Monaten dick angeschwollen. Keiner der Behandler äußert sich dazu.

Habt ihr irgendwelche Ratschläge oder informative Seiten zum Thema Rehebehandlung, die ich der Besitzerin ausdrucken könnte?
Ich hab das Gefühl, ich bin die einzige, die das Schlimm findet. Das Ganze zieht sich schon seit Wochen hin... :cry:
Hier geht´s zum Tagebuch: viewtopic.php?f=14&t=4069
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blex
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von blex »

Mein Gott, wie schrecklich :(

Ich würde dich ins Hufreheforum verweisen - da gibt es einiges zum ausdrucken. Oder du kannst dich dort auch anmelden und diesen Text hier nochmal reinkopieren. Die sind dort mit allen MItteln gewaschen und haben sicher ein paar Tipps!
Eigentlich wär das sogar ein Fall für das Vet.-Amt :evildevil:
Ich drück die Daumen, dass du die Besi zur Vernunft bringen kannst - sonst sollte sie das arme Pferd lieber direkt erlösen, wenn sie nichts ändert! Sie zögert die Qual nur heraus :(
*************************************************
LG
Gabi

Gebisse sind der Ausdruck der Angst des Reiters vor dem Freiheitswillen des Pferdes
ehem User

Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von ehem User »

Ich kann das total nachempfinden, wie dich diese Situation belastet! Das ist ja wirklich eine Katastrophe :cry:

Wie blex auch schon meinte, würde ich da knallhart das Veterinärsamt einschalten!!! Du machst Fotos und schreibst die Fakten auf und sendest das hin. Die Besitzerin verhält sich fahrlässig und das Tier leidet!

Rehebeschlag... wenn ich das schon höre *grusel* und dann immer noch auf der Wieder und noch Zusatzfutter... :x
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SueAnna
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von SueAnna »

Ich würde mich auch ans Vetamt wenden! Das arme Tier :(

Meine Stute hatte im November einen Schub (meine Schuld :() und hat seitdem 100kg abgenommen und ist wieder fit. Sie hatte auch einen Rehebeschlag und ihr hat er sehr gut geholfen. Er wurde uns auch von einem TA empfohlen, der eigentlich kein Eisen-Fan ist! Also man muss immer von Fall zu Fall schauen ;)
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GilianCo
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von GilianCo »

Das ist ja schon ein bißchen mehr als "ein wenig unvernünftig." Ich habe auch Freundinnen, die sagen, das Pferd wird immer 24 h auf Gras stehen. Das eine Pferd hatte letztes Jahr eine Rehe, und steht mittlerweile tatsächlich wieder 24 h draußen. Der Große Unterschied, das Pferd wird erstens angemessen / angepasst bewegt, und zweitens ist für die Besitzerin klar, sollte es durch das Gras noch einen Reheschub geben, und sollte die Haltung so nicht mehr möglich sein, dann wird sie ihn erlösen. Er kennt es halt nicht anders, die Paddockhaltung ist vielfach ja auch nur mit größeren Einschränkungen umzusetzen... die Seite kann ich auch verstehen.

Dennoch muß man es gar nicht erst so weit kommen lassen. In so einem Fall wäre die Frage, was der behandelnde TA tatsächlich gesagt hat, bzw. ob es verständlich war, und angekommen ist. Bewegung für Rehepferde ist gut und schön, allerdings nicht, wenn noch eine Lahmheit vorliegt. Wenn noch eine Lahmheit vorliegt, dann laufen auch noch Veränderungen im Huf hab, und die können dann durch eine erzwungene Belastung des Pferdes die Situation massiv verschlechtern.

Vielleicht könnte man ihr auch noch einmal erklären, was genau das bedeutet, was da bei ihrem Pferd passiert. Ich hatte auch eine Miteinstellerin, die sich bei der Diagnose Rehe "freute", weil es "nicht die Sehne" war. Das diese Erkrankung viel weitgreifender ist, als eine Sehnengeschichte das für ein Rentnerpferd sein wird (Dauerhafte Haltungsänderung, ggf. entsprechend angepasste Bewegung etc), war ihr zu Beginn nicht klar. Auf auf die Ratschläge, bitte Röntgenfotos machen zu lassen, ist sie leider nicht eingegangen (ist das bei diesem Pferd nur einmal erfolgt, oder noch mal wiederholt worden, weißt Du das?), und als ich dann bei der Untersuchung des Pferdes eine deutliche Schmerzreaktion auslösen konnte, indem ich mit dem Daumen (!) die Sohle eingedrückt habe, war es für das Pony dann leider auch zu spät...

In diesem Sinne, sollte sie weiterhin so stur sein, und das Pferd MIT Rehe 24 h auf Gras stehen haben, würde ich ebenfalls einmal beim zuständigen VetAmt nachfragen, ob es da eine Handhabe gibt.
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Lottehüh
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von Lottehüh »

Puuh...

Bei der Rehe löst sich ja das Hufbein aus der Verankerung unter der Hufkapsel, weil die Lederhaut entzündet ist, ist also nicht mehr stabil befestigt. Am hinteren/unteren Ende des Hufbeins ist die tiefe Beugesehne befestigt. Wenn das Hufbein aus seiner Verankerung gelöst ist und dann Zug auf die Beugesehen kommt (durch Bewegung des Beins), zieht diese quasi das Hufbein weg -> Hufbeinrotation. Das Pferd sollte doch eigentlich weder Weide noch Bewegung haben, bis das Ganze ausgestanden ist.

Vielleicht kann man ihr diesen anatomischen Zusammenhang erklären?
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
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GilianCo
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von GilianCo »

Lottehüh hat geschrieben:Puuh...

Bei der Rehe löst sich ja das Hufbein aus der Verankerung unter der Hufkapsel, weil die Lederhaut entzündet ist, ist also nicht mehr stabil befestigt. Am hinteren/unteren Ende des Hufbeins ist die tiefe Beugesehne befestigt. Wenn das Hufbein aus seiner Verankerung gelöst ist und dann Zug auf die Beugesehen kommt (durch Bewegung des Beins), zieht diese quasi das Hufbein weg -> Hufbeinrotation. Das Pferd sollte doch eigentlich weder Weide noch Bewegung haben, bis das Ganze ausgestanden ist.

Vielleicht kann man ihr diesen anatomischen Zusammenhang erklären?
Weiterführend kann das Hufbein durch die Sohle durchbrechen, was in den meisten Fällen das Todesurteil ist. Und genau das wird von der Frau ja grade riskiert....
Blackavar
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von Blackavar »

Ach liebe Leute,

ich bin mit meinem Latein am Ende.

Das Pferd steht zwar nicht 24 Sunden auf der Weide, bekommt aber 24 Stunden Heu und etwa 2 Stunden Weide am Tag.
Da frisst sie sich natürlich ordentlich voll.
Sie lahmt echt heftig und die Besi geht auch nicht mehr spazieren, weil sie das Pferd nicht mehr vorwärts bekommt.

Trotzdem meinte sie heute, mit dem Cavallo-Artikel über Rehe in der Hand (!!), dass die Bewegung im Offenstall das Beste wäre und ihr Pferd weiterhin auf Gras kommt.

Ich habs aufgegeben.
Heute war auch ihr Mann da, der hat nicht viel dazu gesagt, obwohl ich erwähnte, dass Rehepferde meines Wissens nach eine spezielle Diät bekommen. Er sagte: "Ja, sie sollten weich stehen und wenig oder kein Gras bekommen".
Sprachs und verschwand, danach kam das Pferd für eine Stunde auf die Wiese, die nur aus Weidelgras besteht.

Die Reitlehrerin, die heute für das andere (ebenfalls völlig verfettete und im Euterbereich angeschwollene) Tier der Besi kümmerte, sagte auch nichts dazu.
Tierarzt und Schmied sind an der Sache mehr oder weniger dran. Entweder äußern sie sich nicht eindringlich genug oder es kommt im Kopf der Besi nicht an.

Jedenfalls ist sie vor dem Vetamt nicht fahrlässig, weil sie ja nachweislich "Experten" an der Hand hat und dies auch durch die Rechnungsbelege nachweisen kann.

Ich befürchte das Schlimmste.
Nun entlastet das Pferd das andere Vorderbein extrem und stellt es immer auf die Spitze.

Ich sehe keine Handlungsmöglichkeit mehr.

Die Besitzerin hat die Röntgenbilder, sie liest Artikel über Rehe und es tut sich trotz allem nichts.
Ich glaub da stimmt was nicht im Kopf - :x

So "liebt" der Mensch seine Tiere krank...
Hier geht´s zum Tagebuch: viewtopic.php?f=14&t=4069
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GilianCo
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von GilianCo »

Das ist das schlimmste, wenn vor lauter "Liebe" der Verstand aussetzt... gerade bei Rehe... habe auch schon eine Bekannte gesehen, die ihre Rehestute 24 h in der Box hielt, weil sie "nicht mehr laufen kann" (und die hälfte der Zeit auch echt liegt). Das das für ein Pferd so kein Leben sein kann, ebenso wie mit dauerhaften Schmerzen, machen die Leute sich nicht bewusst, weil sie es einfach nicht sehen wollen, scheint mir :heul:
Wallinka
Zentaur
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von Wallinka »

Die Frage ist halt immer, sind es dauerhafte Schmerzen? Oder bekommt man es doch wieder in den Griff? Meine Mädels waren jahrelang bei ihren Vorbesitzern chron Rehekandidaten und sind jetzt seid zwei Jahren beschwerdefrei und glücklich. Und manchmal braucht man wirklich Zeit und Nerven, um da wieder hinzukommen.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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