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Trachten "züchten" und die Folgen...

Verfasst: Mo 10. Feb 2014, 18:41
von Scheckenfan
Ich bin gerade über diesen Fall "gestolpert" und dachte, ich zeige ihn hier einfach mal.
Es handelt sich eine Quarter-Stute mit ca. 20 Lenzen. Lange Zeit im Leben beschlagen, inzwischen seit einiger Zeit barhuf. Vor einiger Zeit gab's mal ne heftige Hufgeschwür-Geschichte.

Diese Hufe sind NICHT vernachlässigt! Im Gegenteil, die Besitzerin hat fleißig nach Anweisung des Schmieds zwischengeraspelt. Das Problem dabei: Sie sollte zwar die Zehe von vorn kürzen (an sich nicht sooo falsch) aber bloß die Finger von den Trachten lassen, weil die Trachten ja so kurz seien, da müsste man unbedingt mehr Trachte züchten! Nach Angabe der Besitzerin hat der Schmied auch nie was an den Trachten gemacht.

Ich zeig mal nur den Huf vorn links, der rechte Huf sah sehr ähnlich aus.

Das sah dann jetzt so aus:
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:ohhh:

Das Pferd lief seit einigen Tagen 24h mit Paddockschuhen, weil sie auf der gepflasterten Fläche, auf der die Heuraufe steht, nicht klar kommt. Sie autschte stark über glatten, gepflasterten Boden. Auf weicher Wiese lief sie etwas gebunden, aber taktrein.

Ich hab mal ein bisschen drin gezeichnet:
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In grün die TrachtenHÖHE, die wirklich unglaublich gering war. Da konnte ich kaum meinen kleinen Finger drunter stecken, das ist nicht mal ein Zentimeter. Das meinte der Schmied sicherlich mit der Trachtenlänge... :augenroll:
Rot ist die tatsächliche Trachtenlänge (bzw. parallel dazu, weil einfacher einzuzeichnen und zu sehen, bin nicht so künstlerisch begabt). Man beachte, dass die Trachtenlänge fast genauso groß ist wie die Zehenlänge (orange) :ohhh: und wie heftig die Trachten untergeschoben sind. Eigentlich sollten der orange und der rote Strich parallel sein!!!

Noch katastrophaler ist's letztlich in der Sohlenansicht:
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Rot eingekreist sind die Bereiche, die getragen haben. Alles andere schwebte!
Hinten lastete alle Last auf wenigen Quadratzentimetern kollabierter Trachte, der Strahl lag etwas unter Trachtenniveau, trug also nur bedingt mit. Zur Zehe hin gab's dann eine 5cm-Lücke, wo der gesamte Huf schwebte (die seitlichen Wände waren bis auf Sohlenniveau weggebrochen) und dann ist da ein breiter Bereich an der Zehe, der viel viel last aufnahm. Problem dabei: Dieser Bereich musste, weil er nicht so sehr schmerzt wie die Trachten, viel zu viel Gewicht aufnehmen und war bis deutlich in die Sohle hinein abgerieben. Da gehört eigentlich noch bestimmt ein halber cm Sohle hin, der einfach weg war. Das war inzwischen sicherlich auch unangenehm.
Oder auch, das arme Pferd wusste einfach nicht, worauf es noch stehen sollte. :?

Ich bin mal gespannt, wie sich die Hufe entwickeln, werde in ein paar Wochen hoffentlich Bilder einstellen können, die eine deutliche Besserung zeigen!

Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Verfasst: Mo 10. Feb 2014, 18:48
von Purgatori
UUUUUH, da muss einem doch mal als Besi zwischendurch was auffallen...
Glauben die Leute wirklich alles, was man ihnen erzählt?

Das ist der Unterschied zwischen gut gemeint und gut gemacht.

Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Verfasst: Mo 10. Feb 2014, 18:55
von ehem User
Aaah mein Steckenpferd :lol:
Bist du Hufbearbeiterin und hast das Pferd jetzt zur Bearbeitung übernommen, wenn ich mal ganz frech fragen darf?
Ich war damals in einer ähnlichen Situation. Die Hufe meiner Stute waren grauenhaft, ganz furchtbar. Vorher und Nachher - Bilder vorhanden bei Bedarf. Dagegen sind Eure Hufe wirklich noch nett... :? Aus purer Verzweiflung, weil ich niemanden fand der die Hufe auch nur ansatzweise so hinbekam wie ich mir das vorstellte hab ich nach und nach immer mehr selber gemacht. Heute bearbeite ich meine beiden komplett alleine und die Hufe sind so schön wie noch nie.
Und wie es halt so ist, je mehr man sieht und weiß desto spannender findet man das alles :D
Entsprechend gucke ich sehr gerne die Füße anderer pferde an und schaue auch wie sie bearbeitet sind und wie sie sich entwickeln. Daher: Nur fleißig Bilder machen und herzeigen, ja? :D
Je mehr desto besser :dance1:

Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Verfasst: Mo 10. Feb 2014, 19:00
von Purgatori
Pamina hat geschrieben: Die Hufe meiner Stute waren grauenhaft, ganz furchtbar. Vorher und Nachher - Bilder vorhanden bei Bedarf.
Zeig :goforit:

Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Verfasst: Mo 10. Feb 2014, 19:11
von Scheckenfan
Purgatori hat geschrieben:UUUUUH, da muss einem doch mal als Besi zwischendurch was auffallen...
Naja, ich sollte wohl nicht ohne Grund mal "draufgucken" ;)

Viel bedenklicher finde ich, dass ein AUSGEBILDETER SCHMIED so etwas hinterlässt!
Zugegeben, er war wohl einige Wochen nicht mehr am Pferd, aber diese Situation ist nicht "über Nacht" entstanden! 8Und war laut Besi früher mal viel schlimmer :panik: - sie ist seit Jahren beim selben Schmied!)

Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Verfasst: Mo 10. Feb 2014, 19:14
von ehem User
Damals, nach Eisenabnahme und erster Bearbeitung. Da hatte ich noch eine nette Huforthopädin die sich sehr bemühte, mit ihrer Medthode aber nicht viel erreichen konnte.

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Nach kurzer Zeit begann ich dann die Hufe selber zu bearbeiten so wie ich mir das vorstellte, und heute sehen sie so aus:

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Zwischen diesen Bildern liegt ziemlich genau ein Jahr. Ganz perfekt sind sie noch nicht, die Trachten werden sich noch etwas zurück setzen und der Huf insgesamt noch etwas besser in Balance kommen die nächste Zeit, aber das sind Kleinigkeiten in meinen Augen.
Wohlgemerkt hat mein damaliger Hufschmied diese Hufe oben GUT gefunden und sah keine Veranlassung etwas zu verändern... :shock: Da kriegt man ein wenig Hass.... Ich hab viel zu lange gehadert mit mir, mich gegen ihn zu entscheiden. Hufschmiede können ja meistens total gut quasseln :wall:

Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Verfasst: Mo 10. Feb 2014, 19:18
von Purgatori
Scheckenfan hat geschrieben: Viel bedenklicher finde ich, dass ein AUSGEBILDETER SCHMIED so etwas hinterlässt!
Zugegeben, er war wohl einige Wochen nicht mehr am Pferd, aber diese Situation ist nicht "über Nacht" entstanden! 8Und war laut Besi früher mal viel schlimmer :panik: - sie ist seit Jahren beim selben Schmied!)
Naja, Schmiede lernen ja auch viel Metallbearbeitung und nicht zwingend gleichviel Orthopädie. Früher war das wohl extremer. Vielleicht ist der ja noch von damals übrig.

@Pamina: Toll gemacht! :clap: Wie bist du vorgegangen?

Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Verfasst: Mo 10. Feb 2014, 19:31
von ehem User
Danke :) Hab nix besonderes gemacht eigentlich.
Zehe maximal zurück setzen, alle zwei wochen mindestens, trachten gekappt, Bröselwandüberstände auf Sohlenniveau herunter genommen, Wände berundet und dann dosiert Abrieb geschaffen, Reize gesetzt und mit Hufschuhen überbrückt. Damals konnte ich noch nicht mit Klebebeschlägen umgehen.
Abrieb ist echt das A und O für ne gute Hufentwicklung.
Derzeit stelle ich meine Stute nun vorne um auf barhuf, da hatte bisher 14 jahre orthopädischen Eisenbeschlag getragen.
Und auch da wurden die Hufe immer desolater, aber nicht soo wild wie hinten. Dennoch will ich sie barhuf haben.
Sie ist Rentnerin, und da ichs selber mache kann ich da ganz spontan agieren. Sprich barhuf laufen lassen solange wie es geht, und wenn sie beginnt fühlig zu werden klebe ich ihr für zwei wochen Duplos drunter, lasse den Huf erholen und dann kommen sie wieder runter. Derzeit kommt sie nur 9-11 Tage ohne Duplos aus, dann braucht sie wieder Schutz. Aber das wird schon, dauert halt. Sie lebt im Aktivstall und muss viel laufen, hat viel Abrieb und ich möchte dass die Umstellung nicht unangenehm ist für sie. Bisher fahren wir prima so und es geht ihr echt gut damit :) Bin gespannt.

Ausgangssituation:

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Aktuell barhuf, nur gaaanz sparsam Zehe berundet, sonst mach ich aktuell NIX an den Hufen, weil ich möchte dass sie sich die Hufe selber so zurecht laufen kann wie ihre Arthosegeplagten Beine dies gerne hätten. Entsprechend werden die Hufe immer krummer und schiefer, aber dafür ihre Beine immer besser und beweglicher. Sehr spannend! :) :
Diese komischen Muster an den Hufwänden sind die Kleberkonturen der geklebten Laschen vom Duplo.

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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Verfasst: Mo 10. Feb 2014, 19:50
von Scheckenfan
Oh ja, so ein krum-und-schief-Pferd kenn ich auch. Der stand auf Eisen mit schön gerade liegendem Abrollpunkt, hat aber jetzt mit 19 Jahren deutlichste Verknöcherungen, die fühl- und sicht(!)bar sind. Nun ist er barhuf und läuft sich eine mehr als deutliche Zehenrichtung, die die Hufe sehr schief erscheinen lässt - aber plötzlich hat er wieder Motivation auf dem Platz, wird wieder flott und beweglich, und läuft über alle Böden.
Ich hoff ja noch, dass wir die Hufform wieder ein bisschen verschönern können, anfangs hab ich halt nicht viel korrigieren können wegen der Umstellung auf Barhuf. Da wollt ich keine Fühligkeit durch zu große Korrekturen riskieren.

Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Verfasst: Mo 14. Apr 2014, 08:58
von Cate
Ich habe an diesem Wochenende "gelernt", dass man Hufe mit Barhufbearbeitung nie und nimmer korrigieren kann :-?
Und um untergeschobene Trachten zu korrigieren, hacke man selbige ganz ab, lasse die Zehe möglichst lang und nagle Duplos drunter :twisted: .... das Pferd, das vorher ganz bequem stand und ging, steht nun völlig seltsam und verlagert ständig das Gewicht von rechts nach links und zurück .... :wall: