Nach über drei Jahren Aktivstall möchte ich mich noch einmal dazu äußern.
Mein Pony und ich sind immer noch glücklich und zufrieden.
Das soll wirklich was heißen, denn an allen Pensionsställen vorher hatte ich was auszusetzen.
Das kennen ja viele von uns hier im Forum, weil wir ja doch alle ähnlich kritsich sind.
Aber im jetzigen Stall bin ich wirklich angekommen, und viel wichtiger: mein Pony auch.
Pony hat sich in der Rangordnung langsam aber sicher nach oben gearbeitet. Er wird nie ranghoch sein, aber er ist auch nicht mehr ständig das Schlusslicht. Und das genießt er sichtlich.
Seine Futterportionen ruft er mit einer Selbstverständlichkeit und Gelassenheit ab, dass Außenstehende oft sprachlos sind. Er stellt sich in aller Ruhe mitten in die Liegehalle, hat aber die Futterstationen alle im Blick. Und wenn eine frei wird, für die er freigeschaltet ist (wir haben ja unterschiedliche Stationen für Heu oder Heulage), geht er zielstrebig dorthin. Er wartet eigentlich nur noch selten direkt hinter einer Station, denn in der Liegehalle hat er den besseren Überblick.
Ich beobachte auch einen festen Tagesrythmus in der Herde. Es wird gemeinsam gefressen, gespielt und geschlafen. Jeden Abend beim letzten Stallrundgang sehen unsere Stallbesitzer die Herde gemeinsam in der riesigen Liegehalle dösen und schlafen. Oft kommen dann um Mittenacht noch Fotos von den liegenden Pferden.
Was ich aber in den drei Jahren auch gelernt habe: das System ist tasächlich nichts für jedes Pferd. Wir haben Pferde gehabt, für die es entweder so stressig war, dass sie nicht zum Hinlegen kamen, oder auch, dass sie in der Herde einfach nur am Rumstänkern waren. Das waren aber alles Pferde, die schon älter waren und vorher in Boxenställen standen. Ich gehe stark davon aus, dass diese auch in normalen Offenställen diese Probleme gehabt hätten, und dass es jetzt nicht am Prinzip Aktivstall lag.
Aber für Pferde, die herdentauglich und offenstall-erfahren sind, ist es wirklich topp. Wir haben mittlerweile eine feste Stammbesatzung, ohne ständige Ab- und Zugänge. Menschen und Tiere sind zufrieden, was sich natürlich auch in einem wirklich nettem Stallklima niederschlägt.
Da werden gemeinschaftlich auch mal Spielgeräte im Wert von fast 900 Euro angeschafft und von der Stallgemeinschaft bezahlt. Ich denke, das zeigt ganz gut, dass hier niemand große Wechselgedanken hat.
Was einen guten Aktivstall ausmacht, sind für mich folgende Umstände, die unbedingt gegeben sein müssen:
Stallbesitzer, die ihr Handwerk verstehen (also Ahnung von Pferden und Landwirtschaft haben, ein offenes Ohr und Auge für ihre zwei- und vierbeinigen Kunden haben, sich immer wieder selbstkritisch hinterfragen und auch getroffene Entscheidungen revidieren können, wenn sie sich als unpassend herausgestellt haben, und nicht mit dem Stall reich werden wollen, sondern "nur" die laufenden Kosten decken wollen, so dass sie nicht jeden aufnehmen, so dass der Stall zu voll wird, oder die Zwei- oder Vierbeiner nicht ins Konzept passen.)
Viiiiiiiiel Platz. Unser Stall nennt sich ja Multitrail, und er hat auch wirklich viiiiiiiel Platz. Trotzdem werden nicht über Maßen Pferde aufgenommen. Es sind noch nicht mal so viele Pferde da, wie HIT es für Ställe dieser Größe zulassen würde. Dadurch hat jedes Pferd genügend Platz, und vor allem sind die Futterstationen nicht überbelegt.
Pferde aber auch Menschen müssen in die Gruppe passen. Gerade die Menschen müssen sich mit dieser Stall-Art aber auch mit dem jeweiligen Schwerpunkt des Stalles (wir sind z. B. definitv alles Freizeitreiter, von denen keiner darauf beharrt, noch mit in die Reithalle zu müssen, wenn dort vielleicht einer übt und mehr Platz benötigt, dann wird eben gewartet oder wo anders geritten) identifizieren können. Und die Pferde müssen dieser Freiheit und Selbständigkeit auch klar kommen. Nur dann werden es harmonische Gruppen.