Grasbauch - was nun?

Moderator: Sheitana

ehem User

Grasbauch - was nun?

Beitrag von ehem User »

Hallo Ihr Lieben,

ich habe folgendes Problem:
Meine nun 5-jährige Stute (hab sie seit 1 Jahr) ist ziemlich kugelrund, ich bin schon 3x angesprochen worden, ob sie trächtig ist :oops: Der eine sagt nun "ist nicht schlimm", der nächste "Du musst unbedingt was tun". Sie hat "nur" den Bauch, ansonsten ist sie muskulös und nicht fett.

Sie steht im Offenstall, ist ganztags auf der Weide, offensichtlich sehr leichtfuttrig und sehr ranghoch, heisst, sie ist auch an der Raufe immer ganz vorne... Ich möchte sie nicht von der Herde trennen (wüsste auch nicht, wie ich das hinkriegen sollte - zeitlich/organisatorisch). Reiten tue ich sie noch nicht. Ich bilde sie nach Parelli aus und bin mittlerweile so weit, dass ich mit ihr 1-2 Stunden zuverlässig im flotten Schritt über Stock und Stein gehen kann. Fürs längere Longieren hat sie noch nicht die Kondition bzw. steht es der Ausbildung, wie ich sie mache, entgegen. Und, so verschiedene Aussagen, ich müsste sie schon extrem trainieren, um überhaupt die Chance zu haben, den Grasbauch ansatzweise wegzukriegen...

Ein Tipp, den ich bekommen habe, ist eine Fressbremse zu kaufen. Vielleicht habt Ihr ja noch Tipps oder Erfahrungen?
Ich lasse demnächst auch den TA draufschauen, was der zu dem Bauch sagt...

Falls Ihr tipps/Erfahrungen habt, wäre ich dankbar.

Herzliche Grüsse
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Sheitana
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Re: Grasbauch - was nun?

Beitrag von Sheitana »

Also erstmal solltest du wirklich rausfinden, ob sie zu dick ist oder nur einen Grasbauch hat.
Fühlst du die Rippen? Wieviel Speckschicht ist dort drauf? Hat sie an riskanten Stellen Fettpolster, sprich Kruppe, Mähnenkamm, Schweifansatz?
Wenn sie all das nicht hat und auf den Rippen nur eine leichte Speckschicht ist (da vor dem Winter kann die gut und gerne 1,5cm haben), dann hat sie nur einen Grasbauch und der ist in der Tat nicht schlimm.
Dies hat so würde ich vermuten bei deinem Pferd einfach damit zu tun, dass sie noch nicht viel trainiert ist und der Bauch einfach hängt. Bis zu einem gewissen Grad ist das bei untrainierten Pferden normal.
Wenn sie sonst fit ist, keine Verdauungsprobleme o.ä. hat würde ich mir da keine Gedanken machen.
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Chocolate1992
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Re: Grasbauch - was nun?

Beitrag von Chocolate1992 »

Ich sehe es wie Sheitana und wenn es wirklich nur ein Grasbauch ist, dass wird sie den im Winter von ganz alleine los ....
Liebe Grüße aus dem Süden!
Chocolate1992
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Schnucke
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Re: Grasbauch - was nun?

Beitrag von Schnucke »

Ich seh das auch wie meine Vorschreiber, lieber ein Grasbauch als gar kein Bauch. Wenn sie nicht zu fett ist, sei froh, daß sie gut ans Rauhfutter geht.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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Nelchen
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Re: Grasbauch - was nun?

Beitrag von Nelchen »

Bekommt sie denn Kraftfutter?
Grasbauch kann auch bedeuten, dass ihr in der Ration was fehlt. Pferde versuchen das zu kompensieren, indem sie viel Raufutter aufnehmen. Folge davon ist, dass sich Darm und Verdauung darauf einstellt, mehr Rohfaser verdauen zu müssen. D.h. der Darm vergrößert sich, um mehr Fläche zur Raufutterverdauung zur Verfügung zu haben.
Das bedeutet allerdings auch, dass alles etwas aus dem Gleichgewicht kommt, das Pferd wird "sauer", verdaut nicht optimal, braucht mehr usw. usw. Das Ende ist dann ein zu dicker Bauch, im Verhältnis zum Rest des Körpers.
Mit hungern, oder Maulkorb, würde man genau das Gegenteil erreichen.
LG Katrin

Ein Tänzer scheint nur denen verrückt, die die Musik nicht hören.
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Sheitana
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Re: Grasbauch - was nun?

Beitrag von Sheitana »

Ich glaube, ich würde das jetzt um die Zeit nicht so eng sehen...
Wenn ein Pferd ständig und immer einen besonders monströsen Grasbauch hat kann das sein, jetzt im Moment ist das aber gar nicht sooo unüblich.
Bei den meisten Weiden ist der erste Schnitt jetzt durch. Wenn man nicht gerade super überständige Weiden noch hat ist das Gras jetzt im 2. Schnitt grün und saftig. Zudem kommt jetzt langsam der Herbst wo die Pferde nochmal in den "ich muss Winterspeck anfressen"-Modus schalten. Und der 2. Schnitt schmeckt zudem noch besonders lecker, wenn er so schön kurz und grün ist.
Unsere Pferde haben derzeit auch alle ein leichtes Grasbäuchlein, trotz Training. Und denen fehlt es sicher an nichts hinsichtlich Mineralien und Co.
Ich würde es daher nicht überbewerten, wenn das Pferd sich über Sommer einen Grasbauch angefressen hat. Mit vermehrtem Training geht das meist vorbei oder aber im Winter, wenn es nur noch Heu gibt.
Sollte der Bauch dauerhaft bleiben, auch über Winter, DANN würde ich mir Gedanken machen.
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Hina_DK
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Re: Grasbauch - was nun?

Beitrag von Hina_DK »

Welche Ausmaße Grasbäuche haben, ist von vielen Faktoren abhängig, z.B. wie lange sie auf der Weide die Möglichkeit haben, zu fressen und wieviel, also ob das Gras gut hoch steht oder Golfrasen ist, wieviel Energie im Gras ist, wie die Veranlagung des Pferdes ist, wieviel Energie es tatsächlich verbraucht usw. Mit "Mangel" kann das durchaus zu tun haben und zwar mit Mangel an Energie im Gras. Je weniger Energie im Gras, desto mehr muss das Pferd davon aufnehmen, um seinen Energiebedarf zu decken, um so mehr Füllmasse (Trockenmasse und Wasser) kommt aber eben auch in das Pferd. Dass die Grasbäuche bei Weidepferden besonders im Spätsommer und Herbst gerne beträchtlicher werden, liegt vor allem daran, dass der Energiegehalt des Grases zu der Zeit immer mehr abnimmt, das Pferd aber genetisch dazu verdammt ist, eine Winterspeckreserve anlegen zu müssen. Die Gene wissen leider noch nicht, dass es im Winter in der Regel großzügige Fütterungen durch den Menschen gibt.

Wichtig ist aber auch abzuklären, ob das Pferd übermäßige Fettreserven angelegt hat, dann muss man natürlich zusehen, dass da reguliert wird. Ist es nur ein Grasbauch, ist es eher ein ganz normaler Vorgang. Aufpassen muss man aber, dass es einen Unterschied zwischen Grasbauch und Blähbauch gibt. Ein Blähbauch entsteht durch Aufgasung und das kann u.U. gefährlich werden (Kohlikgefahr). Da müsste man sich dann auch mal die frühere Art der Fütterung ansehen, ob der Verdaungstrakt des Pferdes in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Viele Grüße
Hina

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ehem User

Re: Grasbauch - was nun?

Beitrag von ehem User »

Vielen Dank für Eure Antworten.

Also sie bekommt überhaupt gar nichts zugefüttert, es ist ja genug da (tags Weide, abends Heulage). Nur Minerale (bicks), aber auch nicht übermässig.

Unsere Weiden sind im Vergleich zu denen der Umgebung schon sehr "fett", da sie in einem Naturschutzgebiet liegen und der Grundwasserpegel hoch ist. D.h. alle umliegenden Wiesen sind bei der grossen Hitze schon völlig trocken und braun gewesen, als unsere noch immer saftig grün waren. Die Koppel ist mittlerweile recht runtergefuttert, aber sicher wird der Bauer demnächst die Nebenweide öffnen, dann gibt es wieder mehr und höheres Gras.

Ich kann ihre Verdauung nicht wirklich beurteilen, finde ihre Äppel eher weich und heller als bei anderen. Pupsen tut sie nicht viel, ab und an nur.

Bei uns wird leider mehr Heulage als Heu gefüttert, weil wir ein paar Allergiker im Stall haben... :( das ist natürlich "fetter" als nur Heu....

Sie hat, soweit ich es beurteilen kann, weder an der Kruppe, noch am Mähnenkamm oder sonstwo Fett. Die Rippen kann ich mit etwas Phantasie noch fühlen, der Bauch ist einfach echt sehr rund :( der Rest sieht normal aus....

@Nelchen
ich hab das nicht so ganz gecheckt, was Du geschrieben hast. Kannst das nochmal für Blonde erklären?

Danke Euch
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Hina_DK
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Re: Grasbauch - was nun?

Beitrag von Hina_DK »

Heulage ist an sich nicht "fetter" als Heu, wenn sie korrekt aussiliert ist, was leider meist nicht der Fall ist. Aber Heulage macht vielen Pferden arge Probleme mit der Verdauung. Es ist nunmal saures Futter, auf das das Verdauungssystem des Pferdes nicht eingestellt ist, gibts ja so in der Natur nicht. Die Darmflora wird damit systematisch geschädigt und genau das führt nicht selten zu einem dicken Bauch besonders dann in Kombination mit der Weide. Heulage entmineralsiert zudem. Den Knochen wird vor allem sehr viel Calizium entzogen, weil zur Neutralisierung Calziumkarbonat gebraucht wird. Leberschäden sind bei Heulagefütterung ebenso an der Tagesordnung und Pferde mit Leberschäden neigen auch stark zu dicken Bäuchen.

Lässt sich denn an dieser Fütterung so gar nichts ändern, dass sie wenigstens statt Heulage Heu bekommen kann? Zudem würde ich dann tatsächlich mal ein Blutbild machen, ob es durch die Heulage ggf. Schädigungen im Verdauungstrakt oder bereits Mangelerscheinungen gibt ?
Viele Grüße
Hina

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Nelchen
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Re: Grasbauch - was nun?

Beitrag von Nelchen »

Oh, ich weiß garnicht, wie ich das für Blonde erklären soll. ;)
Der Darm wird größer= mehr Volumen= dicker Bauch außen herum. Den sieht die Blondine dann. :mrgreen:

Jetzt noch mal für Pferdebesitzer: ;)
Um Rohfaser verdauen zu können, braucht das Pferd spezielle Bakterien und Mikroorganismen, die sich im Dickdarm ansiedeln. Der Dünndarm verdaut, was schnell verfügbar ist. Pellets, zerkleinertes Kraftfutter, junges Gras etc. Alles rohfaserreiche wird im Dickdarm verdaut, bzw. dahin transportiert. Ist das nun viel, brauchts auch viel Darm. Der passt sich an. Normal hat das Pferd einen "eingebauten Sensor", der sagt, "Versorgung gesichert", wenn alle Nährstoffe ausreichend verfügbar sind. Wenn ein Ungleichgewicht besteht, sagt der "Sensor" eben, noch mehr vom Gras z.B., weil nur das zur Verfügung steht und er die benötigten Nährstoffe da rausholen muss. Bzw. muss er das dem Darm "befehlen". Je nach Qualität, heißt das er muss viel aufnehmen (können), oder wenig. Und da passt er sich an.
Dann kommt noch dazu, dass die meisten Weidepferde untrainierte Bauchmuskeln haben, deshalb hängt das dann alles so schön! :mrgreen:
Mit Heulage kannst du davon ausgehen, dass das Darmmileu deines Pferdes eher sauer ist. Musst mal googeln, was man basisches füttern könnte, um da gegen zu wirken.
LG Katrin

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