Druse

Moderator: Sheitana

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kolyma
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Druse

Beitrag von kolyma »

Angeblich geht bei uns im Stall gerade die Druse um. Alle sind vollkommen hysterisch - aber kein TA hat bisher einen klaren Befund geliefert.
Wir sind ein Offenstall und es gibt so gut wie keine Möglichkeit alle Pferde voneinander zu seperieren.

Es hat wohl vor über einem Monat mit einer jungen Oldenburger-Stute angefangen. Sie hatte wohl einen Drusen-Abszess zwischen den Ganaschen. Danach wurde ein Hafi-Wallach, mit der die Stute steht krank mit Fieber und wurde mit Antibiotika behandelt.
Danach war lange nix.
Ein Scheckenwallach hatte wohl vor drei Wochen auch einen Abszess unter den Ganaschen - allerdings kein Fieber. Eine Araber-Stute hat jetzt starkes Fieber bekommen.

Alle Pferde haben irgendwie miteinander Kontakt gehabt. Und die Krankheit soll extrem ansteckend sein. Kein TA (mittlerweile waren es drei oder mehr) hat es für nötig befunden die anderen Einsteller zu informieren oder Tupferproben genommen. Teils war auch gar nicht von Druse die Rede. Richtig aufgekommen ist das erst vor ein paar Tagen als die Araber-Lady krank wurde.

Jetzt sind natürlich alle vollkommen hysterisch.

Aber wenn es Druse wäre, wäre es für die anderen Pferde nicht eh längst zu spät um vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen? Die aktuell erkrankten Tiere sind jetzt in Karantäne-Boxen untergebracht und können keinen Kontakt zu gesunden Pferden haben.

Meine Frage ist jetzt: Wie reagiere ich?
Mein Dicker hat null Symptome, keinen Nasenfluss und sonst nichts. Letzte Woche wurde ein Blutbild gemacht (allerdings wusste ich da noch gar nichts von dieser Infektionskrankheit) und es war auch unauffällig (keine erhöhten Entzündungswerte)
Die Einsteller meinten man sollte täglich Fieber messen... Aber wenn er sich angesteckt hätte, dann müsste er das doch mittlerweile schon bekommen haben?
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Sheitana
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Re: Druse

Beitrag von Sheitana »

Machen kannst du jetzt nichts mehr. Höchstens vll Echinacea, z.B. als Kräuter geben um vorbeugend das Immunsystem zu unterstützen.

Ansonsten kann ich nur dazu raten Tupferproben von den Abzessen zu nehmen und einschicken zu lassen ob es sich überhaupt um Druse handelt. Die Hysterie bringt niemandem etwas.

Edit: Nicht jedes Pferd muss Anzeichen zeigen, die Krankheit kann mit völlig unterschiedlichen Schweregeraden verlaufen von ganz schlimm bis unauffällig.
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kolyma
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Re: Druse

Beitrag von kolyma »

ja, die eine Einstellerin meinte auch, dass es Pferde gibt, die nur als Überträger fungieren. Was aber letztendlich bedeutet, dass noch immer eine latente Übertragungsgefahr besteht.
Ja, irgendwie hat keiner der drei TA´s die Notwendigkeit von Tupferproben gesehen...
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Re: Druse

Beitrag von Sheitana »

Ich finde das erschreckend, muss ich ehrlich zugeben.

Wir hatten das zuletzt auch, Pferd hatte einen Knubbel an der Ganasche, war sonst völlig (!!) unauffällig.

Der eine TA diagnostizierte am Telefon "das ist keine Druse", der Andere schaute eine Millisekunde drauf, sagte das st gaaaaaaaanz sicher Druse und das Pferd müsse von ihm jetzt für mehrere 100 EUR behandelt werden.

Letztlich wars ein kleiner Fremdkörper, der sich abgekapselt hat.
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kolyma
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Re: Druse

Beitrag von kolyma »

Ja, schon. Vor allem weil es drei völlig unabhängige TA´s waren.
Mein eigener war auch dabei... Der war wohl völlig unbeeindruckt und meinte auch, das wäre keine Druse... Der andere hat Antibiotika gegeben - wegen Druse-Verdacht. Hat es aber nicht für nötig gehalten die Einstellerin über das Ansteckungsrisiko aufzuklären. Die Einstellerin kannte sich damit natürlich auch nicht aus und hat auch nichts an der Haltung geändert - also war das mit Antibiotika behandelte Pferd noch immer in der Nähe von anderen Pferden. Zwar immerhin nicht mehr komplett in der Gruppe, sondern in einer Krankenbox - aber zum Pferd nebenan hatte er Kontakt. Und das Nachbarpferd steht wieder in einer Kleingruppen-Einheit... *seufz*
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GilianCo
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Re: Druse

Beitrag von GilianCo »

Was ich machen würde: die Pferde ganz genau beobachten. Fieber messen, weil das nicht so aufwändig ist, und die Lymphknoten täglich abtasten, ob sie sich verändern, könnte man beispielsweise machen. Weil Du schon sagst, trennen kann man sie nicht, es würde auch jetzt nicht mehr viel bringen, denn Druse ist eine bakterielle Infektion, die hochgradig ansteckend ist, sprich, im Zweifel wären die Pferde schon infiziert.

Allerdings gibt es nicht nur verschiedene Verlaufsformen, sondern auch verschiedene Erreger, die eine ähnliche Symptomatik hervorrufen können. (Beispielsweise die beiden Erreger Strep. equi ssp. equi (Druseerreger) und Strep. equi ssp. zooepidemicus)). Damit schließe ich mich dem gesagten an, man kann nur über eine Tupferprobe von Sekret oder Eiter etc. herausfinden, ob es sich tatsächlich um Druse handelt.

In vielen Fällen verläuft die Erkrankung gar nicht so dramatisch, das die Panik gerechtfertigt wäre. Leider gibt es aber verschiedene Komplikationen, daher sollte man durchaus in solchen Fällen gucken, ob es sich um Druse handelt oder nicht. Ich habe schon ein Pferd gesehen, wo keiner wußte was es hat , das infundiert werden mußte, weil esbei 40 ° Fieber nicht in der Lage war zu fressen oder zu saufen - da wäre keiner drauf gekommen, das das Pferd Druse hat.
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Equester
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Re: Druse

Beitrag von Equester »

Druse war Ende letzten Jahres auch bei uns, bzw. in dem Stall, wo wir kurz vorher ausgezogen sind. Wir haben damals eine Tupferprobe nehmen lassen, um sicher zu sein, dass wir noch mal davon gekommen waren. Wir hatten Glück, keines der Pferde hatte sich angesteckt.

Das Problem bei Druse ist, dass die wenigsten Tierärzte das wirklich diagnostizieren können und entsprechend schleppend oder gar nicht reagieren. Das nächste Problem ist, dass es nicht mehr meldepflichtig ist, was zu absoluter Nachlässigkeit bei der Hygiene und Desinfektion führt. Auch wird es in der Regel totgeschwiegen, so dass Schmiede, Tierärzte, Sattler und wer weiß was noch, die Krankheit munter weiter tragen :-z. In unserem alten Stall wurde bei den ersten Pferden, die Fieber hatten, sofort AB gegeben. Das birgt aber die Gefahr in sich, dass es sich zu einer kalten Druse entwickelt, die ewig schlummert und dann irgendwann ausbricht. Die Keime der Druse halten sich über Monate in Holz und Gegenständen, mit denen die Pferde und betreuenden Personen Kontakt haben, so dass selbst bei einer scheinbaren Heilung des Bestandes, urplötzlich die Druse wieder ausbricht.

Da die Unvernunft offensichtlich noch weniger zu bekämpfen ist, wie die Keime dieser Krankheit sind die Leute aus dem alten Stall bereits nach 14 Tagen wieder ausgeritten, was zu einem sehr schweren und extrem lauten Ausbruch und einer mehr als deutlichen Ansage Richtung SB meinerseits geführt hat, so dass zumindest niemand mehr an unserem Stall vorbei geritten ist (schrecklichsein hat auch Vorteile :twisted: ). Wir selber sind Wochen nicht ins Gelände gegangen, um eine Ansteckung im Ausreitgelände zu verhindern. Fakt ist aber, dass mind. 4 Wochen nachdem die Krankheit geheilt ist, erneut eine Probe genommen werden muss und dann noch mal 14 Tage später um sicher zu sein, dass wirklich alles in Ordnung ist.

Selbst in einem Offenstall muss man dafür sorgen, dass die infizierten Pferde von der Gruppe getrennt werden, Pferde, die unter Verdacht stehen, müssen ebenfalls isoliert werden und es muss alles täglich desinfiziert werden, damit sich die Keime nicht in irgendeiner Ecke heimisch einrichtet. Das ist alles ein unglaublicher Aufwand, aber aus meiner Sicht ein absolutes MUSS! Es muss ein absolutes Ausreit- und Turnier- Kursverbot erteilt werden, damit kein Pferd, ob es nun Anzeichen zeigt oder nicht, den Stall verläßt. Personen, die die Pferde behandeln/bearbeiten müssen informiert werden, damit sie entweder nicht kommen oder sich entsprechend verhalten können. Wir hatten immer am Eingang zum Stall Desinfektionsmittel stehen und jeder musste sich gründlich desinfizieren. Die Hufbearbeiter mussten vor unserer Tür ihr Arbeitsmaterial desinfizieren, bevor sie unseren Stall betreten durften, da immer die Gefahr bestand, dass sie zuvor in dem Druse Stall waren (liegt gleich nebenan). Im alten Stall sind insgesamt 20 Pferde erkrankt, einige schwer, andere leicht. Meine Hufbearbeiterin war stinksauer, als sie erst durch mich erfuhr, dass sie gerade in einem Drusestall gearbeitet hatte.
In vielen Fällen verläuft die Erkrankung gar nicht so dramatisch, das die Panik gerechtfertigt wäre
Sorry, aber das finde ich einfach mal....... Auch wenn sie in einigen Fällen "nicht so dramatisch" verläuft, bleibt es eine unglaublich gefährliche Krankheit. Der Schimmel unserer Nachbarin hatte vor Jahren Druse, da war man ähnlich entspannt. Das Pferd hat um sein Leben gekämpft und die Spätfolgen der Druse haben die Besitzerin über 2 Jahre begleitet, ein anderes Pferd hatte es nicht überlebt, weil sich die Eiterbeulen nach innen geöffnet hatten.

Es muss nicht so schlimm kommen (das wünsche ich euch), aber trotzdem muss intensiv dagegen angekämpft werden. Wir haben Wochen mit diesem Mist zu tun gehabt, obwohl wir gar nicht mehr in dem Stall waren und nur, weil man "keine Panik" gemacht hat :-z .
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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kolyma
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Re: Druse

Beitrag von kolyma »

Das Problem ist, dass mein Pferd Kontakt zu Pferden hat, die es "vielleicht" hatten - aber momentan - seit Wochen - völlig gesund sind.

Ich habe gestern ein wenig nachgedacht. Ist es möglich, dass sich so ein Abszess auch an einer völlig anderen Stelle des Körpers bilden kann?

Vor ca. 2 Monaten kam eine Bekannte von mir mit ihrem Hafi in den Stall. Das Pferd war bereits beim Kauf schwer erkältet und hatte einen umheimlichen Rotz (bitte fragt mich nicht warum man ein krankes Pferd kauft, aber naja...)
Einige Tage nach dem Kauf - lassen wir es eine Woche sein - hatte das Pferd einen eitrigen Abszess am hinteren Sprunggelenk, welcher sich selbst geöffnet hatte.
Niemand hat sich dabei was gedacht. Die Erkältung wurde nicht mit Antibiotika behandelt sondern mit Immunsystem-aufbauenden Präperaten. Die Erkältung heilte danach problemlos ab. Allerdings hatte der Hafi auch Fieber.

Kurz darauf erkrankte die Stute, mit der der Hafi im Offenstall steht (und die auch während der Erkältung nicht wirklich getrennt wurden...) angeblich eben an Druse. Aber auch da wurde niemand von uns informiert. Das ist ca. 1 Monat her. Ich selbst wusste nur, dass die Stute "erkältet" sei...

Mein Pferd hat sehr starken Kontakt zum Hafi, da wir ca. 1x die Woche zusammen ausreiten gehen und die zwei auch die Nasen zusammen stecken. Das heißt, dass mein Pferd eigentlich zu 100% mit den Erregern in Berührung gekommen ist.

Jetzt ist bei uns am Stall natürlich alles in die Wege geleitet worden um die weitere Ausbreitung zu verhindern. In meiner Sicht hilft das jetzt aber alles nicht mehr, weil vermutlich 99% der Pferde mit irgendeinem anderen Pferd, welches die Erreger trägt, Kontakt hatte.

Ich werde jetzt täglich Fieber messen und die Lymphknoten abtasten. Ich glaube mehr kann ich momentan nicht machen.

Mit den Einstellern der erkrankten Pferde werde ich reden, ob sie noch Tupferproben machen lassen um dann festzustellen, ob noch Ansteckungsgefahr besteht.

Wenn ein Pferd die Erreger in sich trägt - wie lange kann man damit rechnen, ob die Krankheit ausbricht? Wie wie lange besteht Ansteckungsgefahr?
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Re: Druse

Beitrag von Equester »

wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Re: Druse

Beitrag von kolyma »

Danke für den Artikel... Hört sich ja alles sehr erfreulich an *zyn*

Vor allem dieser Satz gefällt mir besonders: Die Verbreitung der Bakterien kann auch über Fliegen im Bestand erfolgen.
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