Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Moderator: Stjern

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Sanojlea
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Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Beitrag von Sanojlea »

Hallo Reitwaisen, ich brauche euren Rat. Und um das drum rum zu erklären muss ich etwas ausholen.

Ich habe mein Fohlen Ayla, Anfang Januar, in den Stall einer Züchterin (=SB) bei mir im Ort gestellt. Ich kenne die SB schon lange, ich bin vom 12 bis 16 Lebensjahr bei ihr wöchentlich im RU gewesen und habe mit 14 J. mein 2 wöchiges Schulpraktikum bei ihr absolviert.
Vor einigen Jahren schon, hat sie hat den Stall bei mir im Ort gepachtet und einen Hof wenige km weiter gekauft (mit Wohnhaus). Die Verpächter des Stalles hier, wohnen direkt am Stall und auch sie kenne ich, wenn auch noch nicht so lange.
Bei mir im Ort stehen nur Aufzuchtspferde und Zuchtstuten + eine Einstellerin die ihre Stute im Winter nicht reitet und ihrem Pferd in der Zeit den Offenstall gönnt. Ausserdem eben jetzt ich als Einsteller mit Ayla (9 Monate).

Nun hatte vor mittlerweile *rechne* etwa 3 Jahren(?), ganz sicher bin ich nicht, der Mann der SB einen schweren Schlaganfall. Er ist noch garnicht alt und war natürlich auch berufstätig und sein Gehalt und seine Arbeitskraft fehlen selbstverständlich! Ich denke das darf ich hier so sagen, denn es ist keine private Info die ich bekommen habe, sondern eine ganz offensichtliche Tatsache! Seit dem ist es wohl recht eng für die beiden und die SB völlig überfordert.

Ich habe bei der Stallbesichtigung angefragt, ob ich gegen etwas Preiserlass vielleicht helfen könnte im Stall, das wurde gleich verneint.
Fakt ist aber das sie völlig überfordert ist und man das mittlerweile merkt! Und zwar geht es auf Kosten der Sicherheit der Pferde!
Ich habe in der Zeit von Januar bis jetzt einen ganzen Haufen Zeug aus dem Fohlenauslauf geholt!
Darunter nicht nur zerbrochne Plastikzaunpfähle und abgebrochne Wandverkleidung, sondern auch Drahtschlaufen, Balken und ein Kantholz mit angeschraubten Winkeln. Als gestern mein Hufpfleger da war, hing einer der blanken Metalldrähte die sie als Zaun hat, in einem großen Bogen bis auf den Boden durch! In dieser Schlinge hätten sich die Fohlen lebensgefährlich verletzen können!
Bisher hegte ich den Verdacht das irgendwelche Deppen absichtlich Gegenstände über den Zaun werfen und wollte die SB darauf ansprechen.
Gestern traf ich dann die Verpächterin, zeigte ihr meine "gesammelten Werke" und fragte diese ob sie was gesehen hätte.
Daraufhin erfuhr ich zum einen das die SB (oder ihre Angestellte/Helfer) selbst solche Dinge in den Koppel liegen lassen.
Zum andern, das die Pferde des öfteren ausbüxen und auf der Straße von der Verpächterin eingesammelt werden müssen. Ausserdem noch schrecklichere Dinge die ich hier garnicht erwähnen möchte.

Ich werde auf alle Fälle mit der SB ein ernstes Gespräch führen müssen! Ich erwäge auch mein Fohlen dort weg zu holen, wer uns aber schon etwas kennt, weiß das ein Umzug grade ein rießen Streß wäre und wenn möglich erstmal nicht durchgeführt werden sollte.
Nur wie führt man bei diesem Hintergrund ein solches Gespräch? Dazu muss ich sagen das die SB eine sehr gebieterische Ausstrahlung hat und es für mich schwierig ist von ihr als Gegenüber ernstgenommen zu werden.
"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
Reitmeister Nuno Oliveira
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Sanojlea
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Re: Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Beitrag von Sanojlea »

Die den Zaun hat mein Hufpfleger übrigens auf der Stelle notdürftig repariert! Da hat er mich nichtmal anfassen/helfen lassen, das ging mit geübter Hand ganz flott.
"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
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Biggi
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Re: Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Beitrag von Biggi »

Ziemlich schwieriges Thema. Heftig wird es immer, wenn SBs familiär überfordert sind, das Geld knapp ist, aber irgendwo her kommen muss. Oft wird dann nach allen Seiten gebissen, obwohl eine verständnisvolle Kommunikation angebrachter wäre. Hinzu kommt arbeitszeimäßige Überforderung, in dessen Folge oft Dinge vergessen werden/liegenbleiben etc.

Mit solchen Menschen ist oft sehr schwer umzugehen und sie wehren sich sogar meist gegen Hilfe. Vielleicht machst du dir eine Liste mit den Dingen, die du verbessern möchtest und fragst die SB, ob sie damit einverstanden wäre, wenn du dies oder das oder jenes soundso machst. Auf Forderungen wird sie wahrscheinlich abwehrend reagieren. Mit dem Motto "du bist hier der Chef, aber wenn du´s mir erlaubst" kommt man bei solchen Leuten oft weiter.

Manchmal ist es günstig, zu Gesprächen eine gute Freundin, den Lebenspartner, einen Elternteil mitzunehmen. Einfach, um jemanden dabei zu haben, der einem selbst zu mer Selbstsicherheit verhilft, einen runterholt, wenn man emotional wird, ausgleichend einwirkt, wenn das Gespräch in die falsche Richtung geht.

Zum Wohle des eigenen Pferdes muss man selber oft in die Tasche greifen und etwas investieren, z.B. gute Litze, und kann keine Gegenleistung erwarten.
Viele Grüße

Birgit

Reiten ist ganz einfach: Du sitzt drauf und brauchst fast nichts zu machen! :-D Das Probelm: Du darfst auch fast nichts machen! :mrgreen:

Das Tagebuch der schrecklichen Schecken!

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Jule
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Re: Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Beitrag von Jule »

Ich hab eine ähnliche Situation über Jahre hinweg durch, ich hab immer versucht, einfach stillschweigend die Dinge wegzuräumen, die Zäune zu flicken, Gefahrenquellen zu entschärfen. Es hat nichts gebracht, den SB auf etwas hinzuweisen, einfach weil er überfordert war. Er konnte nichts ändern, hat es einfach nicht auf die Reihe gekriegt. Mittlerweile steht mein Dicker bei mir und ich hab mir einen zweiten zur Gesellschaft geholt.

Vermutlich weiß die SB, dass es an vielen Ecken hapert, schafft es aber einfach nicht, die Dinge zu korrigieren. Wenn dann noch jemand kommt, der den Finger in die Wunde legt und sagt, so geht das aber nicht, ist ein Explodieren oftmals vorprogrammiert. An so ein Gespräch sollte man nicht mit Forderungen rangehen, sondern eventuell konkrete Vorschläge machen :"Was hälst du davon, wenn ich dies so mache?"
Über kurz oder lang wirst du mit deinem Fohlen ausziehen, denn wenn die SB überfordert ist, wird sich die Situation nicht grundlegend ändern. Wenn ein Umzug aus diversen Gründen momentan nicht möglich ist, wirst du vermutlich selbst viel Zeit und Nerven und auch einiges zusätzlich an Geld investieren müssen, um den Stall für dein Fohlen sicherer zu machen.
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Neddie
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Re: Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Beitrag von Neddie »

Ich kann verstehen, dass du es vorsichtig angehen möchtest, um Ayla den Stress des Umzugs zu ersparen. Aber weil mein Pferd selbst vor drei Wochen den Stall gewechselt hat, weil es im alten nicht mehr ging, würde ich dir raten, beim (freundlichen) Gespräch mit der SB folgendes immer präsent im Hinterkopf zu haben: Sie ist Dienstleisterin, deren Dienstleistung du bezahlst!
Soll heißen: gerade wenn man als SB auf das Geld der Einsteller angewiesen ist, ist es saudämlich, schlechte Arbeit zu leisten! Denn was du beschrieben hast, resultiert nicht aus fehlendem Geld, sondern schlampiger Arbeit.
Es ist also dein gutes Recht, sie darauf anzusprechen und Verbesserungen zu verlangen :hand:
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
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WaldSuse
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Re: Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Beitrag von WaldSuse »

Genau das habe ich mir heute auch gedacht......Ich hatte doch echt ein schlechtes Gewissen,weil ich so schnell mit Dustin umgezogen bin.... :patsch: Weil die schimmliges und schlechtes Heu an die Pferde verfüttern,ist mein Pferd krank geworden.Weil in diesem Stall die überholte Matratzenhaltung praktiziert wird,ist mein Pferd krank geworden.Weil rings um die Pferde staubiges Stroh gestapelt wird,ist mein Pferd krank geworden.Und noch ein paar Dinge,die nicht in Ordnung waren.Es war mein gutes RECHT, den Stall zu verlassen.So.Punkt.
Nicht müde werden,
sondern,
dem Wunder leise,
wie einem Vogel,
die Hand hin halten.
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Equester
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Re: Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Beitrag von Equester »

Neddie hat geschrieben: Es ist also dein gutes Recht, sie darauf anzusprechen und Verbesserungen zu verlangen :hand:
Das Problem ist, das so etwas selten bis gar nicht gerne gesehen wird ;) . Da kann man sich schnell eine Kündigung mit einfangen. Man sollte also vorher schon geklärt haben, wo man hin geht, falls (was zu erwarten ist) die Verbesserungswünsche nicht erfüllt werden und vielleicht sogar die sensible SB-Seele überkocht und man eine Fristlose kassiert.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
calista
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Re: Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Beitrag von calista »

gerade wenn man als SB auf das Geld der Einsteller angewiesen ist, ist es saudämlich, schlechte Arbeit zu leisten!

Der finanzielle Ertrag dürfte sich bei einem Großpferd und einem neun Monate alten Fohlen als Einsteller in Grenzen halten.. Von daher würde ich vor einem Gespräch auch sorgfältig abwägen, wie belastbar die SB ist. In ihrer Situation ist eine Kündigung schnell ausgesprochen, da der Ertrag möglicherweise in keinem Aufwand zu den Kosten steht...
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Neddie
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Re: Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Beitrag von Neddie »

Wenn sie ihre eigenen Pferde dort stehen hat, bezahlt sie von dem Einstellergeld doch einiges. Und den Aufwand hätte sie ja so oder so. Hach, schwierig. Und Sanojlea, hast du dich schon für was entschieden? Bzw. mit ihr gesprochen?
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
ehem User

Re: Diplomatie bei Stallproblemen Hilfe!

Beitrag von ehem User »

ein ganz schwieriges Thema, aber um es mal klar auszudrücken:

Die SB ist Dienstleister. Leider ist es immer noch so, dass viele SBs das nicht so sehen. Sie sehen es teilweise als "Gnade", dass Du dein PFerd bei ihr/ihm einstellen darfst

Sollte sich dein Pferd an dem Gerümpel verletzen haftet sie, notfalls mit ihrem eigenen Vermögen (so überhaupt etwas da ist)

Wenn ein vernünftiges Gespräch, bei dem Du ihr ja durchaus Hilfe anbieten kannst, nichts fruchtet, schau DIch um und suche einen neuen, hoffentlich besseren Stall.

Fristlos kündigen darf sie Dir rechtlich gar nicht. Wenn sie dir nahelegt zu gehen, solltest Du deine Suche nach einem neuen Stall verstärken.

Wenn Du, warum auch immer, momentan? nicht umziehen möchtest, dann musst du dort dafür sorgen, dass die schlimmsten Gefahrenquellen abgestellt werden - notfalls selber helfen.

Ich war ca. 20 Jahre Einsteller und habe viele Facetten kennen gelernt. Meine Erfahrung ist, dass die Ställe, die das Spielzeug eines reichen Manns oder einer reichen Frau sind, die einzigen sind, die wirklich taugen - wenn der SB nicht gierig ist. In dem Moment wo jemend davon leben muss oder finanziell darauf angewiesen ist, weil er/sie sich sonst seine Pferde nicht leisten kann, wird es schwierig.

Viel Erfolg
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