Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle???

Moderator: Sheitana

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lunimaus
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Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle???

Beitrag von lunimaus »

Ich hab da mal eine komisch wirkende Frage.

Wir haben vor ein paar Wochen eine Lahmheitsuntersuchung machen lassen. Da die reine Untersuchung keine Ergebnisse brachte, wurde das betroffene Bein abgespritzt. Von unten begonnen zeigte sich dann beim Abspritzen der unteren beiden Gelenkspalten des Karpalgelenks, dass wohl dieser Bereich betroffen ist. Pferd lahmte nicht mehr.
Um die Ursache herauszufinden wurde am nächsten Tag das Karpalgelenk in zwei Ebenen geröntgt. Die Bilder waren unauffällig, lediglich auf einer Seite des Karpalgelenks wenn überhaupt eine minimale Schwellung. Aufgrund der Bilder wurden Schäden an Knochen, Sehnen und Bändern ausgeschlossen. Diagnose: Knorpelschaden. Das Pferd darf sich auf der Koppel bewegen, ansonsten Schritt führen und es sollte in 6 bis 8 Wochen nach Unfall wieder gut sein.

Problem: unser Tierarzt rief gestern an und fragte nach (er hatte eine Notiz auf dem Schreibtisch, dass es ihr noch nicht besser ginge - wir hatten nicht angerufen :kratz: ). Es hätte jetzt wenigstens schon eine Besserung erkennbar sein müssen. Ist aber gar nicht der Fall.

Er selbst meinte, wenn es was anderes wär, wärs komisch, weil sie ja eben nur dort beim Abspritzen reagiert hätte.
Es gibt durch eine THP noch eine andere Vermutung (Hufgeschwür) - dann hätte sie aber doch beim Abspritzen dort reagieren müssen?

Ich bin grad echt ratlos. Hattet ihr schon einmal eine Diagnose, bei der der lokalisierte Bereich durch Abspritzen nicht stimmte?
"Lebenskunst ist nicht zuletzt, auf etwas notwendiges zu verzichten, um sich etwas überflüssiges zu leisten." (Vittorio de Sica)
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Sheitana
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Re: Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle??

Beitrag von Sheitana »

Erste Idee: vielleicht ist das am Knorpel schon besser, aber jetzt kommt das Hufgeschwür zum Tragen?
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lunimaus
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Re: Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle??

Beitrag von lunimaus »

Der Tierarzt hatte abgedrückt, da war gar nix (Strahl schau ich mir heute aber nochmal an). Außerdem hat sich am Lahmheitsbild so überhaupt nix verändert :|
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Mia77

Re: Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle??

Beitrag von Mia77 »

Wieviele Röbis hat der TA denn gemacht?
Und wie lang ist die Trittverletzung her? Sind doch jetzt bestimmt schon 4 Wochen her, wenn nicht länger... Verändert sich die Lahmheit garnicht?

Mit Abspritzen habe ich leider keine Erfahrungen. Ist sich der TA sicher, dass das Abspritzen weiter unten auch tatsächlich saß, also z.B. Huf betäubt war?
Wozu rät denn der TA?
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Lalilu
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Re: Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle??

Beitrag von Lalilu »

Es wurden zwei Röntgenbilder vom Karpalgelenk gemacht.
Der Unfall ist jetzt 4,5 Wochen her und wir haben bisher keine Verbesserung bemerken können :(
Der TA rät zur Anwendung von Hyalouronsäure (ins Gelenk spritzen, in den Muskel oder übers Futter).
Am Telefon konnte ich ihm, während er im Auto saß, gestern aber auch schlecht erklären, was die THP gesagt hat.
Das Dinotagebuch :sigh:
:herzi: Lunis Tagebuch
Lebe jeden Tag als ob es dein letzter wäre! :voila:
Mia77

Re: Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle??

Beitrag von Mia77 »

Hmmmm, immernoch mit der Diagnose Knorpelschaden?
Kann man den Knorpel denn irgendwie darstellen, um die Diagnose zu sichern? Ich glaube zwar nicht so recht an ein HG, aber die Diagnose Knorpelschaden, weil erstmal nix anderes feststellbar ist, ist mir vorher noch nie zu Ohren gekommen.
Ich finde 4,5 Wochen schon ziemlich lang her... Wäre es eins meiner Ponys (außer Cira), würde ich es einpacken und in der Klinik auf den Kopf stellen lassen (Cira mag ja garnicht auf den Hänger gehen). Bei Luni ist das nur auch ziemlich ätzend, weil sie durch Klinikfahrt wahrscheinlich ziemlich gestresst würde, oder? Hach, ist das blöde. Dazu dann noch die Darm-Geschichte...
:gb: :gb:
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lunimaus
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Re: Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle??

Beitrag von lunimaus »

Dankeschön!
Ja, es geht immernoch um den Knorpelschaden. Auf dem Röntgenbild kann man den nicht darstellen. Sonst war auch nicht davon die Rede, dass das anders diagnostiziert werden könnte :seufz:

Und Klinikfahrt ist eben schon dadurch schwierig, dass wir keinen Hänger haben, keine Hängerkupplung und auch selbst nicht fahren dürfen... Und ja, es wäre großer Stress für sie...
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GilianCo
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Re: Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle??

Beitrag von GilianCo »

Wenn das Bein von unten nach oben abgespritzt wird, dann werden ja zunächst Leitungsanästhesien gesetzt (je nach Vorgehensweise drei oder vier, davon eine oder zwei im Fesselbeugenbereich, eine etwas über dem Fesselkopf, und eine noch etwas unterhalb des Karpalgelenks) Wurde das so gemacht? Wurde das Gelenk "einzeln" anästhesiert, oder waren die anderen Bereiche ebenfalls noch anästhesiert?

Was mich irritiert, das anhand der Röntgenbilder auch Probleme an Sehnen und Bändern ausgeschlossen wurden. Wurde ein Ultraschall gemacht? Karpaltunnel, Karpalgelenk? Mit Ultraschall könnte man ja auch eher den Knorpel darstellen und beurteilen, als mit einem (oder mehreren) Röntgenbildern. Das würde ich vor einer solchen Behandlung noch einmal gucken, ob hier tatsächlich Bandschäden (Collateralbänder, und eben Karpaltunnel) ausgeschlossen sind. Man kann auch wenn man "nur" das Gelenk punktiert und anästhesiert, durchaus auch den Bereich des Karpaltunnels mit anästhesieren, es jedenfalls nicht ganz ausschließen, das das Anästhetikum dorthin gelangt, es kann ja durchaus je nach Zeitspanne auch durch die Gelenkkapsel, in die es gegeben wurde, hindurchtreten, und auch umliegende Stukturen mit betäuben.

Das das Pferd zusätzlich noch ein Problem im Huf hat, läßt sich natürlich nur in dem Moment ausschließen, in dem das Pferd anästhesiert ist. Wenn das Pferd später auf die Zangenprobe reagiert, ist es natürlich durchaus möglich, das hier auch zwei Probleme parallel vorliegen.

Zweifelsfälle gibt es an sich schon, allerdings meist eher nicht so "extrem", das das Problem im Karpalgelenk vermutet wird, und am Ende im Huf liegt, wenn anästhesiert wurde. Eher, weil die Anästhesien das Pferd eben nicht zwingend komplett lahmfrei machen.
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lunimaus
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Re: Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle??

Beitrag von lunimaus »

Also wir haben an Tag 1 von unten begonnen, mal sehen, ob ich es noch zusammenbekomme...
1. Spritze - äußere Seite von Hufstrukturen (Fesselbeuge gespritzt)
2. Spritze - innere Seite von Hufstrukturen (Fesselbeuge gespritzt)
3. + 4. (+5.?) Spritze für Fesselkopf (?)
keine Reaktion auf Abdrücken des Hufs vor der Leitungsanästhesie

Dann Tag 2:
1. Spritze (und 2.?)- Fesselträgerursprung abgespritzt
dann Spritze für die unteren beiden Gelenkspalten des Karpalgelenks.

Tag 3: Röntgen des Karpalgelenks mit zwei Ebenen

Er meinte, wenn was an den Sehnen wäre, würde man das dort faserig auf dem Röntgenbild sehen. Bänder sind ausgeschlossen, weil das immer stark anschwillt und bei uns im Prinzip keine Schwellung vorhanden war/ ist.
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GilianCo
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Re: Diagnose durch Abspritzen - Problem- und Zweifelsfälle??

Beitrag von GilianCo »

Auch wenn ich die Anästhesien total einleuchtend finde, wie sie vorgenommen wurden, würde ich mich trotzdem nochmals absichern bezüglich eventueller Sehnen- und Bänderprobleme (oder das fehlen solcher), mit Ultraschall. Man kann einige Bandprobleme auf Röntgenbildern erkennen, solche allerdings auszuschließen anhand des Röntgenbildes würde mir nicht ausreichen. Ich bin da mittlerweile vorsichtig, und denke, das hier tatsächlich ein Ultraschall für mich dann das bildgebende Verfahren der Wahl wäre, weil hier eben tatsächlich auch Knorpel darstellbar ist.

Wenn das Karpalgelenk allerdings separat (vom unteren Anteil, also den unteren Anästhesien) betäubt war, dann kann man zumindest ausschließen, das zu DEM Zeitpunkt ein Hufabszeß der Grund für die Lahmheit gewesen ist. Aus dem ganz banalen Grund, das dieser ja gar nicht anästhesiert war. (der Fesselträger wird am Ursprung von einem Seitenast des N. ulnaris versorgt, von dem weitere kleine Anteile an den Fesselträgerursprung ziehen. Diese Seitenäste sind es, die dann hier betäubt werden. Damit ist aber der Huf selber nicht betäubt, und wäre er die primäre Lahmheitsursache in der Lahmheitsuntersuchung, wäre das Pferd weiterhin lahm.)
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