Das Reitwaisen Forum

Hallo zusammen,
ich habe eine Jungpferde-spezifische Frage an euch, auch wenn mein Pferd inzwischen schon 7 ist. Er ist ein Araberwallach, den ich etwas 5jährig gebisslos eingeritten bin. Er lief sehr nett mit dem LG-Zaum, aber ich möchte ihn jetzt gerne auf Gebiss umstellen. Jetzt habe ich ihn ein paar Mal longiert (am Kappzaum) mit eingeschnalltem Gebiss, war gar kein Problem, dan bin ich vierzügelig mit LG und Gebiss geritten, da fing er schon an etwas rumzumaulen, aber es hielt sich noch in Grenzen. Jetzt habe ich eine neue Trainerin, die ihn mit dem Gebiss vertraut machen soll und mir danach weiterhin Unterricht geben. Sie ist sehr erfahren in der Jungpferdeausbildung und ist ihn jetzt 2 mal nur mit Gebiss geritten. Dabei mault er echt immer wieder relativ heftig mit dem Gebiss rum, am meisten im Trab, Galopp und Schritt sind eigentlich ok. Die Bereiterin findet das normal und reitet einfach vorwärts darüber hinweg.

Soweit so gut, jetzt saß ich heute anschließend an den Beritt noch kurz auf dem Pferd und er läuft wirklich absolut bescheiden!! So verspannt und eklig ist er wirklich eigentlich noch nie gelaufen. Er läuft total unausbalanciert, will sich nicht biegen, ist verspannt . Ich habe nur dumm geguckt, als die Bereiterin meinte, der wäre ja total steif und wollte es gar nicht glauben, bis ich dann selbst drauf saß. Wenn sie reitet sieht es von unten immernoch trotzdem relativ gut aus, aber als ich dann drauf saß, wurde das Ausmaß der Verspannung erst deutlich.
Ist das normal, dass ein Pferd mit Gebiss sooo anders läuft als gebisslos??? Ich weiss nicht so richtig, was ich davon halten soll und mache mir Sorgen, dass die Bereiterin vielleicht trotz aller Erfahrung zu hart in der Hand ist . Außerdem kann ich den doch nicht so weiterlaufen lassen. Ich bin es echt gewohnt auf einem lockeren, losgelassenen Pferd zu sitzen und das quasi vom Aufsteigen an. Und jetzt reitet sie ihn erstmal 20min bevor er einigermaßen locker wird, das kann es doch irgendwie nicht sein, oder?? Und am Ende steige ich auf und saß noch nie auf so einem verspannten Pferd ... Ich bin gerade einfach etwas ratlos und weiss nicht, wie ich weitermachen soll. Vielleicht habt ihr ein paar Erfahrungen, Ratschläge oder Tipps für mich.

Habt ihr bevor ihr mit Gebiss angefangen habt kontrollieren lassen ob Wolfszähne vorhanden sind? Wenn nicht und es sind welche da können diese dem Pferd in Verbindung mit dem Gebiss erhebliche Schmerzen zufügen.

Sheitana hat geschrieben:Habt ihr bevor ihr mit Gebiss angefangen habt kontrollieren lassen ob Wolfszähne vorhanden sind? Wenn nicht und es sind welche da können diese dem Pferd in Verbindung mit dem Gebiss erhebliche Schmerzen zufügen.

Die sind 5jährig gezogen worden. Ich könnte natürlich trotzdem nochmal die Zähne kontrollieren lassen. Aber Zahnwechsel ist ja abgeschlossen und er macht auch sonst nix auffälliges beim Fressen oder so.

Ich würde da wahrscheinlich als Erstes nochmal die Zähne checken lassen

Es kann natürlich immer sein, dass ein Pferd ein Gebiss grundsätzlich nicht mag. Dass die Bereiterin zu hart in der Hand ist oder dem Pferd das Gebiss nicht genug erklärt hat.
Jedoch würde ich die Zähne erstmal ausschließen wollen.

Warum möchtest du denn auf das Gebiß umstellen?

Sheitana hat geschrieben:Ich würde da wahrscheinlich als Erstes nochmal die Zähne checken lassen

Es kann natürlich immer sein, dass ein Pferd ein Gebiss grundsätzlich nicht mag. Dass die Bereiterin zu hart in der Hand ist oder dem Pferd das Gebiss nicht genug erklärt hat.
Jedoch würde ich die Zähne erstmal ausschließen wollen.

Tierarzt kommt am Freitag um fünf .

Keshia hat geschrieben:Warum möchtest du denn auf das Gebiß umstellen?

Weil er leider nicht zu der ganz berechenbaren Sorte gehört und ich im Notfall ein wirkungsvolles Hilfsmittel brauche, um ihn wieder auf den Reiter zu konzentrieren und ihn aus seiner Panik zu holen. Leider funktioniert das mit dem LG-Zaum nicht gut genug. Ich weiss nicht, ob es mit Gebiss besser ist, aber ich möchte es wenigstens nicht unversucht lassen. Daher auch die Bereiterin.

Weil er leider nicht zu der ganz berechenbaren Sorte gehört und ich im Notfall ein wirkungsvolles Hilfsmittel brauche, um ihn wieder auf den Reiter zu konzentrieren und ihn aus seiner Panik zu holen. Leider funktioniert das mit dem LG-Zaum nicht gut genug. Ich weiss nicht, ob es mit Gebiss besser ist, aber ich möchte es wenigstens nicht unversucht lassen. Daher auch die Bereiterin.

Hallo Hottie,
ist dein Pferd in solchen Situationen denn wirklich in Panik? Daher ist er im Gehirn blockiert und sein Verhalten vollkommen kopflos? In echter Panik ertrinkt zum Beispiel selbst ein guter Schwimmer und Pferde rennen, wenn sie einmal rennen auch durch Zäune, über Straßen... einfach durch und grade aus!
In Panik ist ein Pferd daher unkontrolierbar, bis es sich wieder beruhigt hat.

Jetzt möchte ich dir eine Frage stellen, die du dir selbst, oder auch gerne uns beantworten kannst, wenn du möchtest. Ich werde dir diese Frage auch aus meine Sicht beantworten:
Was genau kann man mit einem Gebiss in einer gefährlichen Situation tun, was man mit LG vielleicht nicht kann?

Das erste was mir bei dieser Frage durch den Kopf schießt ist, ehrlich gesagt immer "Schmerzen zufügen im Maul...".
Natürlich ist mir klar das man wohl mit jeder Zäumung Schmerzen zufügen kann. Dennoch... Wenn ich an Metall im Mund denke, oder Druck auf dem Nasenbein (beides ohne Hebelwirkung!), dann ist für mich einfach klar, das ein Ruck auf die Nase mir zumindest, lieber wäre...
Bei Angst, oder in einer Gefahrensituation, kann man bestimmt einiges tun und versuchen, z.B. den Kopf und damit das Pferd abwenden oder was auch immer- da könnte man jetzt weiter überlegen. Aber ich hab im Inet oder so im Kontakt mit Menschen noch von keiner Idee gehört, oder gelesen die nicht auch gebisslos ginge. Und ich hab schon von genug Pferden gehört oder gelesen, oder es selbst erlebt, die mit Gebiss null kontrolierbar waren...
Dazu kommt: Wenn mein Pferd erschrickt, dann möchte ich persönlich eines nicht haben und zwar einen Zügel in der Hand mit Gebiss dran! Wenn ich mich dann auch erschrecke, dann verkrampfe ich mich schonmal und hab unabsichtlich Zug am Zügel. Da ist es mir nicht lieb, wenn es im Maul meines Pferdes landet, denn Schmerz kann beim Pferd Panik auslösen!
Mehr Kontrolle haben wollen, ist in meinen Augen so ziemlich das schlechteste Argument für ein Gebiss.

Und dann eben die gesundheitlichen Aspekte, die sprechen in meinen Augen, ganz klar gegen etwas im Pferdemaul, wärend das Pferd sich ansträngen muss....
Ich weiß das hier viele mit Gebiss reiten und hoffe das sich Niemand angegriffen fühlt. Jeder muss das für sich und sein Pferd selbst entscheiden, nur ich persönlich fühle mich gebisslos wohler und sicherer und dein Pferd sich anscheind auch.

Ohh ich hab etwas ganz wichtiges vergessen: Wenn ein Pferd mir "nicht berechnbar" erscheint, würde ich immer einen oder mehrere Schritte zurück gehen und genau schauen wo es am Vertrauen mangelt. Denn irgendwo wird es da wohl was geben zwischen Pferd und Mensch.

Sanojlea hat geschrieben: ist dein Pferd in solchen Situationen denn wirklich in Panik? Daher ist er im Gehirn blockiert und sein Verhalten vollkommen kopflos?

Mehr Kontrolle haben wollen, ist in meinen Augen so ziemlich das schlechteste Argument für ein Gebiss.

Es fängt an, dass er sich erschreckt und losschießt. Bekomme ich ihn dann bald wieder angehalten, ist alles ok und er beruhigt sich. Kommt aber irgendwas dazwischen, was ihn dann zusätzlich aufregt und ich komme nicht schnell genug zu ihm durch, dann wird er kopflos. Das ist bisher erst zweimal vorgekommen, aber beide Male endete es mit einem Sturz, weil man bei einem kopflosen Pferd eben wirklich nichts mehr machen kann. Daher ist es mir so wichtig, vorher beim ersten Losschießen schon ausreichend eingreifen zu können.
Das Gleiche beobachte ich beim Freilaufen, da steigert er sich manchmal wahnsinnig in irgendwas rein, während er sich an der Longe ganz schnell wieder abregt, wenn ich ihn aus dem "Rennmodus" raushole, sprich anhalte.

Was den zweiten Satz angeht, gebe ich dir im Prinzip vollkommen Recht. Aber meine Gesundheit geht einfach vor. Und ich habe eben tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass er geradezu dankbar ist, wenn man ihn aus dem "Rennmodus" wieder rausholt. Er ist auch eigentlich kein durchgeknalltes Pferd, sondern zu 99% sehr brav und gibt sich total viel Mühe zu gefallen, nur manchmal gehen eben seine Nerven mit ihm durch.
Mal davon abgesehen wollte ich in diesem Thema ehrlich gesagt nicht darüber diskutieren, ob das mit dem Gebiss an sich gut oder schlecht ist. Ich möchte es ausprobieren und versuche dabei so pferdefreundlich wie möglich vorzugehen. Und ich bin überzeugt, dass man auch mit Gebiss sehr pferdefreundlich reiten kann .