Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Moderator: Sheitana

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Gladdis
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Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Beitrag von Gladdis »

Aufgrund der Überlegungen, was fütter ich in Zukunft für Zusatzfutter, kam es zu einem regen Gespräch mit einer Freundin, wobei mir uns aber einig waren.
Es wird viel zu viel ins Pferd gestopft.
Oder es wird viel zu viel mit dem Pferd gemacht.

Ich bin der Meinung, weniger ist mehr, auch beim Training.

Gladdis bekommt etwas Gerste, dazu Alpenwiesenkräutermüsli getreidefrei, einen Liter am Tag (Gladdis wiegt 640kg)
dazu 50g Iw*** M****lythe.
Sie bekommt rationiert Heu und Heusilage, im Sommer Gras anstatt Silage.
Ihr Auslauf ist nicht der größte, aber sie kann sich bewegen.
Weide rationiert von Mai-September, je nach Wetterlage auch länger --> Rehegefahr.
Sie geht barhuf nach NHC, ich reite sie so, dass ich ich sagen kann, ich mach nicht mehr kaputt ;)

Verbesserungswürdig wäre, dass ich viel mehr im Gelände mache.
Woran ich aber arbeite.
Und sie könnte schlanker sein, wobei es dann schon für andere zu dünn wäre, aber lieber zu dünn, als zu dick.

Wie seht ihr das? Was ist euch wichtig, und wo sagt ihr, ist doch alles unnötig!
LG von den Rothaarigen
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Sheitana
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Re: Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Beitrag von Sheitana »

Ich muss ehrlich gestehen, ich bin da sehr pinibel :shy:

Ich möchte, dass meine Pferde 24h Heu (Heu, keine Heulage) haben und im OS stehen können mit netten Artgenossen. Sie sollen Platz haben auch, wenn sie sich vielleicht nicht soviel bewegen wie sie könnten, ich finde wichtig, dass sie die Möglichkeit dazu haben sollten.
Gottlob haben wir derzeit solche Möglichkeiten und ich hoffe schwer, dass das auch so bleibt *aufHolzklopf*
Ich denke damit sind zumindest die Pferde zufrieden. Ich denke auch, dass die Meisten damit klar kommen. Ohne Kraftfutter oder Mineralfutter. Sicherlich würde es den ein oder anderen Mangel geben, aber in der Regel kommen die Pferde gut damit aus, sie müssen schließlich keine Leistung bringen. Selbst dann nicht, wenn man sie 3x die Woche eine Stunde im Gelände bewegt.

Nun möchte ich aber mehr von meinen Pferden. Ich möchte nicht nur, dass sie da stehen und nett aussehen, ich möchte sie trainieren, teilweise zur Zucht einsetzen. Nicht nur für Geländeritte, nein, ich möchte reiterlich voran kommen und mit ihnen zusammen besser werden.
Da werden dann aber auch die Ansprüche an die Fütterung anders.
Ein Mangel, der mit wenig Arbeit vielleicht nicht zutage tritt kann dann schon ins Gewicht fallen.
Die Pferde brauchen mehr Nährstoffe für ihre Muskeln, ihre Sehnen und Bänder müssen sich der Arbeit anpassen können.

Allerdings ist auch hier weniger mehr. Die Pferde brauchen kein buntes Zuckerzeug oder künstliche Vitaminpräparate. Hier ist es wichtig zu wissen, welche Vorgänge sich im Körper abspielen. Man muss sein Pferd beobachten.

So habe ich eine zeitlang gar kein Mineralfutter gegeben, sondern verschiedene Minerallecksteine angeboten. Damit kamen die Pferde soweit auch gut klar. Allerdings merkte ich, dass wenn ich doch mal kurweise Mifu gegeben habe (meist das S100 oder das Stable), dass die Pferde noch bessere Leistung brachten. Aber nicht im Sinne von "höher, schneller, weiter", sondern es fiel ihnen leichter. Sie bauten leichter Muskeln auf, wurden schneller lockerer, bekamen mehr Kraft.

Das hat mich doch zum Nachdenken gebracht, ob nicht doch Mängel vorliegen könnten, die vielleicht ohne Arbeit irrelevant für das Pferd sind, aber beim Training dann doch zutage treten.
Auch merke ich bei den Pferden winzige andere Dinge. So hat meine Stute manchmal minimal schuppige Haut. Absolut nicht stark, es beeinträchtig sie überhaupt nicht. Aber doch ist es da.

Die Frage ist jetzt natürlich, ob es zwingend notwendig ist, etwas dagegen zu tun. Denn es sind vielleicht nur Kleinigkeiten.

Ich persönlich möchte was dagegen tun. Ich möchte nicht nur, dass es den Pferden gut geht, ich möchte, dass es ihnen sehr gut geht. Auch möchte ich, dass sie nicht nur gut laufen, sondern besser.
Man kann eine Fütterung nie perfekt gestalten. Muss man auch gar nicht. Trotzdem möchte es möglichst optimal gestalten, um den Pferden möglichst optimale Möglichkeiten zu geben die Leistung, die ich erwarte auch zu erbringen.
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Schnucke
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Re: Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Beitrag von Schnucke »

Da schließe ich mich Sheitana vollkommen an. Abgesehen, daß ein Pferd was nahe am Optimum ernährt wird es leichter hat, hab ich es auch einfacher mit meiner Reiterei, wenn das Pferd eben schneller aufmuskelt, schneller Losgelassenheit erreicht und ausgeglichen ist.
Ich habe in den letzten Jahren zweimal einen Mangelkandidaten unter dem Sattel gehabt, einmal meine Trakehnerstute, die aufgrund ihrer Allergie sehr schwer zu ernähren ist (Selenmangel) und einmal Donda die mit Magnesiummangel zu mir kam. Bei beiden war "Arbeiten" im Mangelzustand nicht sehr lustig, da kann einem die Freude am Pferd auch relativ schnell vergehen. Bei Pferd Nummer eins, war es eine extrem lange Lösungsphase, die im Grunde eine richtige Arbeitsphase nicht mehr erlaubte, wenn man nicht zwei Stunden auf dem Pferd Sitzen will. Bei Pferd Nummer zwei, war es eine extreme Hibbeligkeit, die erst abgelegt wurde wenn sie müde wurde, ergo war auch keine Arbeitsphase mehr möglich. Abgesehen von diesen Auffälligkeiten sahen die Pferde sehr gut aus, man sah ihnen nicht an, daß sie irgendeinen Mangel haben. Der Mangel machte sich erst bemerkbar wenn man sie gearbeitet hat, wobei das sicher keine großen Leistungen waren die ich verlangt habe.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

Form und Farbe
ehem User

Re: Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Beitrag von ehem User »

Ausreichend Heu/ gerne 24 Std. und ein gutes Mifu.

Ich gehe nach der Devise "aufstocken" kann ich immernoch, bei Bedarf.

Musste ich aber bisher nie :nix: Weder bei meiner jetztigen Jungstute, noch bei meiner Isi-Stute, die wirklich täglich mind. eine Stunde gearbeitet wurde.

------

Ich frage mich auch manchmal, ob man seinem Pferd mit diesen ganzen Mittelchen und duftenden Müslivarianten wirklich etwas Gutes tut. Ich kenne so viele Pferdebesis, die zig Pülverchen und Müslisorten darreichen. Bei denen gemischt und gerührt wird, und das nicht etwa tierärztlich verordnet, sondern einfach als Opfer von Werbung und Co. Und gleichzeitig sind es dann genau diese Pferdchen, die allergisch reagieren, zahlreiche Zipperlein haben. Damit aber wiederum die Methoden der Besis, die dann nach weiteren Pülverchen gucken, eher noch bestärken.

Natürlich sind nicht alle so. Aber ich sehe das eben relativ oft. Daher fange ich lieber mit Heu und MiFu an. Und wenns nicht reichen sollte, kann ich mir immernoch Gedanken machen.
ehem User

Re: Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Beitrag von ehem User »

Ich persönlich möchte was dagegen tun. Ich möchte nicht nur, dass es den Pferden gut geht, ich möchte, dass es ihnen sehr gut geht. Auch möchte ich, dass sie nicht nur gut laufen, sondern besser.
Man kann eine Fütterung nie perfekt gestalten. Muss man auch gar nicht. Trotzdem möchte es möglichst optimal gestalten, um den Pferden möglichst optimale Möglichkeiten zu geben die Leistung, die ich erwarte auch zu erbringen.
Das hört sich ja einerseits ganz gut an und es sicher unumstritten, dass ein Pferd, dass Hochleistungen erbringt, einen anderen Nähstoffbedarf hat als ein Freizeitpferd. Andererseits stellt sich mir die Frage, wo da genau die Grenze zwischen opimaler Nährstoffversorgung und "Doping" verläuft. Damit meine ich jetzt nicht, das Füttern von dopingrelevanten Substanzen, sondern dass eventuell durch gezieltes Füttern von MinFus und dergleichen dem Pferd eine höhere Leistung abverlangt werden kann. Hierzu würde mich mal interessieren, ob es irgendwelche Langzeitstudien darüber gibt. Sind Pferde die sozusagen immer optimal versorgt wurden langfristig gesünder und leistungsfähiger als Pferde die eher natürlich versorgt wurden? In erster Linie braucht ein Pferd das Hochleistungen erbringt auch vor allem mehr Energie als eins, dass nur auf der Weide steht und der ehöhte Mineralstoffbedarf wird ja zum Teil auch durch ein mehr an Futter/Energie abgedeckt. Frisst ein Pferd, dass mehr leisten muss auch mehr Heu, nimmt es auch mehr Nährstoffe zu sich.

Und da bin ich auch wieder bei meiner Lieblingsfrage, kann ich meine Pferd nicht auch mit allem was es braucht durch eine natürliche, abwechslungsreiche Kost versorgen?

Bei uns gibt es Heu ad lib. Im Sommer portionierte Weide bis zu 24h und im Hochsommer sogar unportioniert 24h. Dazu bekommt er ein Kräuter-Heuhäcksel mit Laub-, Früchte- und Baumrindenanteil. Mir ist es wichtig, dass er Nährstoffe aus so viel unterschiedlichem Futtern wie möglich aufnehmen kann. Im Verhältnis zum Heu ist der Anteil der Kräuter etc. natürlich gering. Weiterhin bekommt er zur Zeit eine Kräuterkur mit medizinisch wirksamen Kräutern, die alle paar Wochen wechseln, um seinen Stoffwechsel zu unterstützen, da er Allergiker ist. Er bekommt keinerlei MinFu mehr. Es geht im zur Zeit blendend - er hatte noch nie so viel Energie.

Ein weitere Aspekt, der für mich seeeeehr wichtig ist, ist ausreichend Bewegung. Selbst in einer Offenstallhaltung mit "Bewegungsanreizen" ( wie ich dieses Wort hasse), wie wir sie haben, bekommt er meiner Meinung nach bei weitem nicht genug Bewegung. Wir gehen daher viel und lange ins Gelände.
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Sheitana
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Re: Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Beitrag von Sheitana »

Ich denke mal, dass hier dann Meinungen aufeinander treffen, wo es keinen Konsens geben kann und wird.
Andererseits stellt sich mir die Frage, wo da genau die Grenze zwischen opimaler Nährstoffversorgung und "Doping" verläuft. Damit meine ich jetzt nicht, das Füttern von dopingrelevanten Substanzen, sondern dass eventuell durch gezieltes Füttern von MinFus und dergleichen dem Pferd eine höhere Leistung abverlangt werden kann.
Natürlich sorgt das optimale Füttern dafür, dass ein Pferd mehr Leistung erbringen kann, als ein Pferd ohne. Der Unterschied dazu ist aber, dass bei Doping fast immer gesundheitliche Nachteile einhergehen und man eine unnatürliche *Stärke* erreicht. Allein mit normalem Futter käme man nie dahin. Ich will damit nicht sagen, dass man gesundheitliche Probleme mit Futter nicht auch herbeiführen kann, aber mit Fachwissen eingesetzt kann es helfen ohne, dass das Pferd darunter leidet. Die ist beim Doping in der Regel nicht der Fall, deshalb ist es verboten.
Hierzu würde mich mal interessieren, ob es irgendwelche Langzeitstudien darüber gibt. Sind Pferde die sozusagen immer optimal versorgt wurden langfristig gesünder und leistungsfähiger als Pferde die eher natürlich versorgt wurden?
Solch eine Studie ist mir nicht bekannt.
Unbestritten ist sicherlich, dass Pferde die früh auf Masse getrimmt werden gesundheitliche Probleme bekommen. Auch solche, die zu früh zu hart trainiert werden. Allerdings kenne ich da auch Exemplare, bei denen das nicht so ist. Ich denke es wird schwer sein, dort aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen. Denn wo haben wir noch wildpferdeähnliche Verhältnisse um das testen zu können.

Frisst ein Pferd, dass mehr leisten muss auch mehr Heu, nimmt es auch mehr Nährstoffe zu sich.
Das geht aber auch nur, wenn die Obergrenze noch nicht erreicht ist. Wenn 24h Heu schon gegeben ist, kann man daran nicht mehr viel aufstocken. Höchstens noch durch z.B. Heu anderer Schnittzeitpunkte.
Und da bin ich auch wieder bei meiner Lieblingsfrage, kann ich meine Pferd nicht auch mit allem was es braucht durch eine natürliche, abwechslungsreiche Kost versorgen?
Sicherlich kann man das, wenn es sie denn gäbe.
Und ich muss ehrlich sagen, da gleiche ich lieber mit Mifu aus, als wahllos natürliche Dinge ins Pferd zu geben, von dem ich nicht genau weiß, was es enthält.
Stichwort Kräuter etc.. Ja, wenn ich die Heilwirkung brauche, aber nicht, wenn ich das Futter natürlicher machen möchte.
Um Pferden eine natürliche Kost zukommen zu lassen müssten man sie auf riesigen Arealen halten wo sie die Möglichkeit haben, sich nach Bedarf Kräuter, Rinden, Blätter, Mose etc. zu suchen.
Natürlich heißt für mich nicht, dass ich Kräuter etc. zufütter. Denn das ist doch wieder vom Menschen eingegriffen. Vielleicht halten wir die Rinde gerade für natürlich, aber das Pferd braucht sie gar nicht?
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Hina_DK
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Re: Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Beitrag von Hina_DK »

Bei uns war es so, dass ich wie viele Pferdebesitzer mir keine ernsthaften Gedanken gemacht hatte. Die Pferde bekamen abgewogen Heu, im Winter, als wir mal ein Heuproblem hatten, auch mal Heulage, dann redete mir jemand ein, der Winter wäre kalt, da reicht Heu nicht aus, also kaufte ich Müsli, extra für Leichtfuttrige (fragt mich nicht, ob es haferfrei war aber ich könnte wetten ;) ), außerdem war es mineralisiert. Möhren fressen Pferde auch gerne und im Winter haben sie ja kein Saftfutter, also wurde dann regelmäßig ein 25-kg-Möhrensack gekauft und natürlich auch verfüttert, Äpfel sind ja auch ganz nett und die eine oder andere Brotscheibe bleibt ja auch mal übrig usw. usw. Ich würde mich mit dieser Fütterung als typischen Durchschnitt bezeichnen, bis, ja bis unser braunes Stütchen Rot wurde und beim Schimmel ein riesiges Sarkoid und ein Melanom zum Vorschein kam :-o. Ich bekam den Tipp, doch mal meine Fütterung zu überprüfen. Bei dem Stütchen weist das mit Sicherheit einen Kupfermangel aus und bei dem Schimmel ist das Immunsystem mit Sicherheit ziemlich ramponiert, denn auch wenn ein Pferd solche Viren, die Hauttumore auslösen in sich trägt, deshalb muss sowas nicht ausgelöst werden. Dazu gehört dann immer noch ein angeknackstes Immunsystem. Da fing ich dann an, nicht nur nachdenklich zu werden, sondern mich auch mal mit dem Thema Fütterung ernsthaft zu beschäftigen.

So fragte ich mich, was brauchen Pferde denn nun wirklich außer Heu? Eigentlich doch nur Dinge, die im Heu fehlen und das ist dermaßen wenig, dass ich eben nur noch Heu füttere und das 24 Stunden und nicht mehr abgewogen und mit lauter Dingen, die ein Pferd nicht braucht, kompensiert. Ok., wenn sie ihr (fast genau auf das Heu abgestimmte) Mineralfutter bekommen, bekommen sie als kleine Garnitur jetzt immer noch ein Händchen Hafer und ein paar Krümel Luzerne dazu und zwar in einer Menge, die nur fürs Auge relevant ist, aber futtertechnisch keine Bedeutung hat, trotzdem verdauungstechnisch für ein Pferd gut zu handhaben ist. Ich empfinde mich sonst irgendwie als "Rabenmutter", wenn die niemals eine Gaumenfreude zu sehen bekommen. Aber letztendlich ist das auch wiedermal eine total menschliche Sicht der Dinge. Den Pferden ist es egal, ob das Minfu als Monokultur oder als Mischfutter da im Eimer rumtrudelt. Wie ein Wunder, färbte sich das kleine Stütchen wieder normal und die Tumorbehandlung des Schimmels funktioniert perfekt. Ich wüsste nicht einen einzigen Grund mehr, warum ich den Pferden irgendetwas anderes füttern sollte, was sie überhaupt nicht brauchen. Ach ja, einen Salzleckstein haben sie auch noch.

Nun sind unsere Pferdchen eher diejenigen, die es sich hauptsächlich gut gehen lassen dürfen, sind rund um die Uhr und rund ums Jahr draußen auf der Koppel. Wir arbeiten mit ihnen, aber in Maßen. Die beiden Großen sind keine Sportpferde, sondern wir dödeln im Gelände rum, die drei Miniaturen sind zu klein, als dass sie geritten werden könnten. Die toben aber selbst wie verrückt rum und das viel. Noch sind sie zu jung aber vielleicht fahren wir sie mal ein.

Insgesamt überschätzt man aber oft, die Arbeitsleistung eines Pferdes. Man braucht eigentlich nur mal ausrechnen, was so ein Pferd in einer Stunde, die man mit ihnen arbeitet verbraucht und was sie nicht verbrauchen, wenn sie 23 Stunden ihr Futter vorgesetzt bekommen und sich bei ca. 16 Stunden Fressen, kaum einen Schritt bewegen. Man kommt recht schnell dahinter, dass echter Mehrbedarf erst bei ganz anderen Leistungen, als sie für uns durchschnittlich erbringen sollen, entstehen und viele haben ja noch nichteinmal die Möglichkeit rund um die Uhr Heu zu füttern ausgeschöpft und greifen schon auf Zusatzfutter zurück. Heu ist eine natürliche Nahrung des Pferdes, die Zusatzfutter sind immer und in jeder Form eine komprimierte Ersatznahrung, in der Regel industrieell hergestellt und nicht selten mit vielen synhetischen Zusätzen "aufgepeppt". Wer hat wohl den größten Vorteil an solch einer Fütterung ? Nach wie vor sind es die Erfinder, Produzenten und Verkäufer dieser Zusatzfutter.

Ich lehne das nicht grundlegend ab, denn es gibt tatsächlich Pferde, die einen entsprechenden Bedarf haben aber der sollte dann auch tatsächlich vorliegen, nicht durch natürliche Nahrung kompensierbar sein und dann eben nicht wahllos nach irgendwas, was auch andere Stallkollegen füttern, gegriffen werden, sondern vielleicht doch mal etwas tiefgründiger durchdacht werden, alternativ evtl. wirklich mal eine Fütterungsberatung und zwar keine von einem Futtermittelhersteller finanzierte oder abhängige, in Anspruch genommen werden. Es ist überhaupt nicht erstaunlich, dass dann fast immer sinnvolle Alternativen zu Fertigfuttermischungen ganz normal in der Landwirtschaft zu finden sind, sei es Hafer (der nur sSticht, wenn gar kein wirklicher KF-Bedarf da ist oder man über Bedarf füttert), sei es Luzerne, Kräuter oder was auch immer. Ein paar wenige Kompensatzionen, wie z.B. Salz, braucht jedes Pferd aber gefüttert werden sollte nicht alles auf Verdacht, bei dem die Hersteller behaupten, es sei gut und es würde dringend gebraucht werden.
Zuletzt geändert von Hina_DK am Do 21. Feb 2013, 21:00, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
ehem User

Re: Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Beitrag von ehem User »

Sheitana hat geschrieben:Ich denke mal, dass hier dann Meinungen aufeinander treffen, wo es keinen Konsens geben kann und wird.
Ich finde auch nicht, dass es immer einen Konsens geben muss. Für mich geht es vielmehr darum verschiedene Meinungen zu einem Thema zu lesen und erklärt zu bekommen und Denkanstöße zu geben. Es gibt ja auch nicht immer nur eine richtige Lösung, sondern eben mehrere Wege zum Pferd :mrgreen:

Das schöne an diesem Forum ist ja, dass diese unterschiedlichen Ansätze und Wege hier eben parallel existiern dürfen. :clap: :clap:

Letztendlich ist es immer auch ein wenig "Glaubenssache". Es beruht ja auch immer auf den eigenen Erfahrungen und Gegebenheiten, was man insbesondere bei der Fütterung für richtig hält. Ich finde es aber sehr spannend zu lesen, wie andere damit umgehen und wie sie bei Problemen reagieren.
ehem User

Re: Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Beitrag von ehem User »

Da kommen wir bestimmt nicht auf einen Nenner. :) Dafür sind wir und unsere Vierbeiner wohl einfach zu unterschiedlich, mit unterschiedlichen Bedürfnissen.

Ich persönlich fütter eher so "wie früher". Sehr viel gutes Heu, Hafer, ein anständiges MinFu und die Menge angepasst an die "Arbeit".
Dann noch ein Schuß Leinöl in den Hafer.

Da der Äppi ja PSSM hat bekommt der nichts mit Kohlenhydraten. Na gut, ab und an mal ne kleine Möhre. :oops: Er bekommt eine Handvoll Leinpellets und ein MinFu.

Derzeit bekommen sie alle eine größere Menge an KraFu, da ich merke es tut ihnen jetzt einfach gut, obwohl sie von mir nicht gearbeitet werden. Sie sind nicht spinning und sehen jetzt wieder viel besser aus, wie vor ein paar Wochen. Da haben sie nur eine Handvoll bekommen. Das Fell wird glänzender und ist nicht mehr so puschig. Sie sind zufriedener!
Das Öl gebe ich z.B. auch dazu, damit der Hafer nicht so staubt. Es werden nämlich alle drei aus einem Futtereimer gefüttert den ich ihnen umhänge.

Für mich käme z.B. nichts in Frage wie die vielen, in meinen Augen, sinnlos zusammgestellten Müslis. Für jedes Problem gibt es angeblich das Müsli, oder Pülverchen. :roll:

Gut der Äppi stellt da schon irgendwie spezielle Anforderungen ans Futter, aber da versuche ich mich doch zurück zu halten und wirklich nur das nötigste zu füttern.

Es kann auch passieren, dass ich in Sachen MinFu mal paar Wochen ne Pause einlege. Meist in den Sommermonaten. Augenscheinlich geschadet hat es nicht.

Für mich ist der Beste Futtermeister immer noch das Auge des Herren. Und wirklich abzuwägen, ob man diverse Dinge wirklich benötigt.
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Gladdis
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Re: Was braucht ein (Reit)pferd wirklich?

Beitrag von Gladdis »

Ich möchte noch einmal auf Training und andere Dinge eingehen, was ist euch da besonders wichtig?
Mir ist wichtig, dass ich soweit alle Blockaden und Muskelverspannungen aus dem Pferd bekomme.
Auch die Hufbearbeitung spielt bei mir eine große Rolle, Eisen kommen mir nicht mehr ans Pferd.
Ich reite nicht einfach drauf los, sondern wärme ausgiebig im Schritt auf. 5 min vom Boden wenn ich reite, dann gehts weiter vom Pferd aus. 15-20min Schritt sind das im Normalfall.
Mein Hauptaugenmerk liegt an der Aktivierung der Hinterhand, weil es das größte Defizit bei Gladdis ist.
Seitengänge, Seitengänge, Seitengänge (damit meine ich jetzt alles, was irgendwie seitlich passiert, vom Schulterherein zu Kruppe herein bis zu Travers)
Und auch ausgiebig Übergänge und Tempowechsel.
Wie am Anfang schon erwähnt, wäre mir viel Gelände wichtig, da happerts aber am Mut, das ist noch viel Arbeit bis wir wirklich ausreiten.
LG von den Rothaarigen
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