Bei uns war es so, dass ich wie viele Pferdebesitzer mir keine ernsthaften Gedanken gemacht hatte. Die Pferde bekamen abgewogen Heu, im Winter, als wir mal ein Heuproblem hatten, auch mal Heulage, dann redete mir jemand ein, der Winter wäre kalt, da reicht Heu nicht aus, also kaufte ich Müsli, extra für Leichtfuttrige (fragt mich nicht, ob es haferfrei war aber ich könnte wetten

), außerdem war es mineralisiert. Möhren fressen Pferde auch gerne und im Winter haben sie ja kein Saftfutter, also wurde dann regelmäßig ein 25-kg-Möhrensack gekauft und natürlich auch verfüttert, Äpfel sind ja auch ganz nett und die eine oder andere Brotscheibe bleibt ja auch mal übrig usw. usw. Ich würde mich mit dieser Fütterung als typischen Durchschnitt bezeichnen, bis, ja bis unser braunes Stütchen Rot wurde und beim Schimmel ein riesiges Sarkoid und ein Melanom zum Vorschein kam

. Ich bekam den Tipp, doch mal meine Fütterung zu überprüfen. Bei dem Stütchen weist das mit Sicherheit einen Kupfermangel aus und bei dem Schimmel ist das Immunsystem mit Sicherheit ziemlich ramponiert, denn auch wenn ein Pferd solche Viren, die Hauttumore auslösen in sich trägt, deshalb muss sowas nicht ausgelöst werden. Dazu gehört dann immer noch ein angeknackstes Immunsystem. Da fing ich dann an, nicht nur nachdenklich zu werden, sondern mich auch mal mit dem Thema Fütterung ernsthaft zu beschäftigen.
So fragte ich mich, was brauchen Pferde denn nun wirklich außer Heu? Eigentlich doch nur Dinge, die im Heu fehlen und das ist dermaßen wenig, dass ich eben nur noch Heu füttere und das 24 Stunden und nicht mehr abgewogen und mit lauter Dingen, die ein Pferd nicht braucht, kompensiert. Ok., wenn sie ihr (fast genau auf das Heu abgestimmte) Mineralfutter bekommen, bekommen sie als kleine Garnitur jetzt immer noch ein Händchen Hafer und ein paar Krümel Luzerne dazu und zwar in einer Menge, die nur fürs Auge relevant ist, aber futtertechnisch keine Bedeutung hat, trotzdem verdauungstechnisch für ein Pferd gut zu handhaben ist. Ich empfinde mich sonst irgendwie als "Rabenmutter", wenn die niemals eine Gaumenfreude zu sehen bekommen. Aber letztendlich ist das auch wiedermal eine total menschliche Sicht der Dinge. Den Pferden ist es egal, ob das Minfu als Monokultur oder als Mischfutter da im Eimer rumtrudelt. Wie ein Wunder, färbte sich das kleine Stütchen wieder normal und die Tumorbehandlung des Schimmels funktioniert perfekt. Ich wüsste nicht einen einzigen Grund mehr, warum ich den Pferden irgendetwas anderes füttern sollte, was sie überhaupt nicht brauchen. Ach ja, einen Salzleckstein haben sie auch noch.
Nun sind unsere Pferdchen eher diejenigen, die es sich hauptsächlich gut gehen lassen dürfen, sind rund um die Uhr und rund ums Jahr draußen auf der Koppel. Wir arbeiten mit ihnen, aber in Maßen. Die beiden Großen sind keine Sportpferde, sondern wir dödeln im Gelände rum, die drei Miniaturen sind zu klein, als dass sie geritten werden könnten. Die toben aber selbst wie verrückt rum und das viel. Noch sind sie zu jung aber vielleicht fahren wir sie mal ein.
Insgesamt überschätzt man aber oft, die Arbeitsleistung eines Pferdes. Man braucht eigentlich nur mal ausrechnen, was so ein Pferd in einer Stunde, die man mit ihnen arbeitet verbraucht und was sie nicht verbrauchen, wenn sie 23 Stunden ihr Futter vorgesetzt bekommen und sich bei ca. 16 Stunden Fressen, kaum einen Schritt bewegen. Man kommt recht schnell dahinter, dass echter Mehrbedarf erst bei ganz anderen Leistungen, als sie für uns durchschnittlich erbringen sollen, entstehen und viele haben ja noch nichteinmal die Möglichkeit rund um die Uhr Heu zu füttern ausgeschöpft und greifen schon auf Zusatzfutter zurück. Heu ist eine natürliche Nahrung des Pferdes, die Zusatzfutter sind immer und in jeder Form eine komprimierte Ersatznahrung, in der Regel industrieell hergestellt und nicht selten mit vielen synhetischen Zusätzen "aufgepeppt". Wer hat wohl den größten Vorteil an solch einer Fütterung ? Nach wie vor sind es die Erfinder, Produzenten und Verkäufer dieser Zusatzfutter.
Ich lehne das nicht grundlegend ab, denn es gibt tatsächlich Pferde, die einen entsprechenden Bedarf haben aber der sollte dann auch tatsächlich vorliegen, nicht durch natürliche Nahrung kompensierbar sein und dann eben nicht wahllos nach irgendwas, was auch andere Stallkollegen füttern, gegriffen werden, sondern vielleicht doch mal etwas tiefgründiger durchdacht werden, alternativ evtl. wirklich mal eine Fütterungsberatung und zwar keine von einem Futtermittelhersteller finanzierte oder abhängige, in Anspruch genommen werden. Es ist überhaupt nicht erstaunlich, dass dann fast immer sinnvolle Alternativen zu Fertigfuttermischungen ganz normal in der Landwirtschaft zu finden sind, sei es Hafer (der nur sSticht, wenn gar kein wirklicher KF-Bedarf da ist oder man über Bedarf füttert), sei es Luzerne, Kräuter oder was auch immer. Ein paar wenige Kompensatzionen, wie z.B. Salz, braucht jedes Pferd aber gefüttert werden sollte nicht alles auf Verdacht, bei dem die Hersteller behaupten, es sei gut und es würde dringend gebraucht werden.