Pirat hat geschrieben:
ich habe mal gelernt, daß die muskulatur im übergang rücken - kruppe so "schwingt".
sieht man den gesamten muskel, ab widerrist ... "arbeiten".
was heisst arbeiten... also, was genau sieht man da.
und - beim reiten sieht man da ja gar nichts... die muskeln am übergang zur kruppe kann man ja auch beim reiten sehen...
tja, der bauch...
das fällt mir nich schwer zu sehen.
meiner hat irgendwie einen dicken, hängebauch. selbst, als er zu dünn war...
der sieht immer irgendwie kugelig aus. selbst, wenn er locker ist und gut übertritt...
Also wenn meiner den Rücken los läßt, dann sieht man den breiten Muskelstrang direkt neben der Wirbelsäule heftig arbeiten und der Rücken hebt sich im Takt um mehrere Zentimeter. Wenn ich drauf sitze und ihn so weich bekomme, kann ich ihn nicht mehr sitzen, weil er so schwingt

. Früher mit Betonrücken hatte ich oft genug das Gefühl von einer Tischkante aus Leichttraben zu üben, hat keinen Spaß gemacht

.
Verwechseln mal nicht Figur mit einem aktiv mitgetragenen Bauch. Wenn sie den Bauch nicht anspannen, kommt der Rücken auch nicht hoch und man hat dieses Hängebrückenfeeling wenn man sie anguckt.
Pirat hat geschrieben:ich finde das alles ziemlich schwer zu beurteilen - gerade weil pferde so unterschiedlich gebaut sind...
Ich fand es auch unheimlich schwer, das richtig zu beurteilen, aber man kann das Auge tatsächlich schulen, wenn man immer wieder vergleicht. Guck Dir mal bei Babette ein paar Videos an und dann vielleicht mal, was in Deiner näheren Umgebung so longiert wird. Wenn man weiß, wie es aussehen muss, dass ist es gar nicht mehr so schwer.
Die Rasse ist sicherlich entscheidend, wie locker der Rücken schwingen kann. Kurze kompakte Pferde haben da deutlich größere Schwierigkeiten wie große lange Pferde. Ist einfach die Statik, die da ein großes Mitspracherecht hat. Aber auch bei einem kurzen kompakten Pferd arbeiten diese beiden Muskel neben der Wirbelsäule wenn der Rücken schwingt. Er schwingt eben nur nicht so lang und deutlich wie bei einem großen langen Pferd.
Pirat hat geschrieben:ich frag jetzt einfach mal kritisch nach.
nicht weil ich es nicht glaube, sondern, weil gerne argumente hören möchte:
klar, daß die pferde anders laufen, wenn die ausbilder weg sind, denn:
wenn ich mit losen zügeln reite, dann läuft mein pferd auch anders, als wenn ich mit anlehung reite ...
(ich führe gerade im geiste eine diskussion... und weiß nicht genau, was ich darauf antworten soll)
1. antwort: ein pferd, welches auf gutem wege gelernt hat in dehnungshaltung und gebogen zu laufen, wird diese haltung auch ohne hilfszügel von alleine annehmen, weil es einfacher für ihn ist, so zu laufen. (?!?)
2. das pferd läuft auch ohne einwirkung von außen lockerer, als ein pferd, welches sich nur der form (ausbinder) anpasst.
(kann man das so pauschal sagen????)
Hm, vielleicht kann ich mit einem Beispiel deutlicher machen, was ich meine. Stell Dir vor Du joggst und Dein Trainer sagt Dir, dass Du auf keinen Fall dabei mit den Armen mitgehen darfst. Die Arme müssen gestreckt nach oben zeigen. So würdest Du im Normalfall nie schnell laufen, das ist einfach eine doofe Position und sobald die Trainingsstunde vorbei ist und Du nur zum Spaß läufst, wirst Du die Arme locker anwinkeln und im Takt des Laufens mitschwingen.
Jetzt ändern wir die Situation: Du bist jahrelang mit hochgestreckten Armen gelaufen, weil Dir das mal irgendwann einer gesagt hat und Du nicht wußtest, dass man auch anders laufen kann. Dein Trainer sagt Dir nur: winkel die Arme leicht an und laß sie mitschwingen im Takt Deines Laufens. Vielleicht verfällst Du am Anfang aus Gewohnheit noch in die alte Methode aber Du wirst schnell merken, dass die neue Art des Laufens einfach bequemer ist und sie immer anwenden auch wenn der Trainer nicht da ist und Dich daran erinnert.
Jetzt übertragen wir das auf das Pferd, gerne auch auf mein Pferd (Traber von der Bahn). Ihm wurde in einem harten Training von Klein auf (er ging 2 jährig sein erstes Rennen) eingetrimmt, dass er den Kopf nicht runter nimmt und den Rücken fest macht, damit er den vorgeschriebenen Trab nicht verläßt. Dazu werden die Pferde mit gewissen Mitteln auch gerne genötigt, man fixiert Köpfe und was weiß ich nicht noch alles. In den ersten Jahren konnte mein Pferd nicht mal auf der Wiese anders traben als man ihm das auf der Bahn beigebracht hat. Immer mit hoch gerissenem Kopf, festem Rücken und einer Knieaktion, die war sehenswert. Das ganze Pferd war Verspannung pur, egal ob ich drauf gesessen habe oder er frei lief. Gewicht auf die Hinterhand aufnehmen war ihm gänzlich unbekannt, unsere Osteo meinte damals sogar, der weiß gar nicht, dass er eine hat, die schleift er einfach so mit.
Durch den LK haben wir sehr mühsam dieses in sein Hirn eingefrästes Laufmuster ändern können und zwar zu seinen Gunsten. Er hat gelernt die Hinterhand in sein Leben mit einzubeziehen und dass ein schwingender Rücken tatsächlich angenehm sein kann. Das waren viele kleine Schritte bis es sich in seinem Hirn zu einem neuen angenehmen Bewegungsmuster gefestigt hat. Man sieht ihm immer noch den Traber an, warum auch nicht, aber er läuft auch auf der Wiese nur noch sehr selten angespannt mit hoch gerissenem Kopf (nur wenn er sich erschreckt hat). Jetzt macht er freiwillig das Genick frei und läßt den Rücken locker, man kann deutlich sehen, dass die Hinterhand sehr aktiv ist und der Schweif pendelt fröhlich im Takt mit. Offensichtlich ist dieses "neue" Laufen für ihn also so angenehm, dass er es auch ohne einen Menschen, der ihm sagt, dass er das machen muss, tut.
Pirat hat geschrieben:3. die muskeln...
könnt ihr mir dazu mehr erzählen?
welche muskeln sind das?
ich erkenne mittlerweile pferde, die keine muskulatur am rücken haben. die keinen trapezmuskel haben. einen unterhals erkenn ich auch.
aber viele der schlaufi-pferde haben dennoch eine gute oberlinie?
oder sie die unterschiede so fein?
Das kann man so pauschal nicht beantworten. Es gibt Schlaufipferde, die haben an bestimmten Stellen gar keine Muskeln mehr. Das kann man sehr schön sehen, wenn sie vor der Schulter ein Loch haben. Oder es gibt Pferde, die im Bereich der Lendenwirbel hübsche Knubbeln haben, ansonsten aber gut aussehen. Auch muss nicht jedes Schlaufipferd solche falschen Muskeln haben, es kommt immer darauf an in welcher Intensität das Pferd so gearbeitet wird und wie viel Möglichkeit es hat, im Freilauf einen Ausgleich zu schaffen. Arbeite ich ein Pferd einmal die Woche mit Schlaufis und ansonsten wird es ohne geritten und kann sie täglich ausreichend auf der Weide bewegen, denke, dass man da keine großen Veränderungen sieht. Das Pferd lernt aber, wenn die Schlaufis kommen, muss die Nase runter. Es gibt auch Pferde, die eine übermäßige Vorhandbemuskelung aufbauen, weil sie es geschafft haben, eben nicht die Hinterhand zu belasten, wenn die Schlaufis drin sind. Der Trainer war halt schon zufrieden, wenn die Nase unten war und das Pferd irgendwie übergetreten ist... Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass man - wenn man eine gründliche Palpation durchführt - Veränderungen zumindest erspüren, wenn auch nicht sehen kann. Ich habe letztens ein ehemaliges Schlaufipferd an der Hand gehabt, das hatte am gesamten Hals kleine Muskelverhärtungen, die auch nicht mehr weggehen. Das hat aber dem Gesamteindruck des Pferdes nicht geschadet, die Dinger sind nur zu fühlen, nicht zu sehen.
Pirat hat geschrieben:er spingt wahnsinnig gerne! dabei "wacht" er auf (aber nur, wenn die dinger auch hoch genug sind. ein cavaletti nimmt er nicht ernst

).
er lockert sich gut, über flotten langen galopp.
3 tage halle hintereinander scheinen ihn zu tode zu langweilen.
jeden tag etwas anderes findet er gut.
er liebt die führanlage (was ich schon sehr unbegreiflich finde...)
und er steht seit einem jahr im aktivstall.
...
Auch Pferde haben Vorlieben, warum auch nicht? Mein Pferd macht in der Bahn genau so viel wie er muss. Das kann an meinen Reitkünsten liegen, das kann aber auch daran liegen, dass er in der Bahn einfach keine Lust hat. Leg ihm eine Stange in den Weg oder verlange vielleicht sogar noch, dass er da rüber springen soll

. Es gibt Bilder wo er auf jedem Bild beweist, dass er Sachen am Boden, wo er drüber steigen muss, nicht leiden kann

. Im Gelände dagegen blüht er auf. Kleine verwinkelte Pfade, gerne steil berauf oder bergab um Bäume rum sind ihm das Liebste (wir können dann auch ohne anklocken über Baumstämme klettern

). Da kann man ihn nur über gedachte Hilfen steuern, er ist dann voll bei der Sache und erwartet meine Signale. Etwas, was ich auf der Bahn nie von ihm bekomme. Im Gelände kann ich ihn auch über längere Strecken im Trab und Galopp reiten, etwas, was wir auf dem Platz einfach nicht hinbekommen. Jedenfalls nicht, wenn wir uns beide dabei noch wohlfühlen wollen. (wobei ja Platz jetzt für ihn Geschichte ist, ich glaube, er ist über seine Erkrankung in dem Fall nicht wirklich traurig

)
Unser Pony z.B. ist da ganz anders. Jede noch so dämliche Idee auf dem Platz ist für ihn ein Fest. Irgendwo drauf oder drüber klettern? Gerne und sofort. Springen? Jawoll Sir, jetzt gleich

.