der Kopf wackelt und wackelt und ...

ehem User

der Kopf wackelt und wackelt und ...

Beitrag von ehem User »

Hallo zusammen

Es geht um einen Wallach, 12 jährig, mit dem ich seit kurzem arbeite. Ich versuche den bisherigen Weg einigermassen verständlich zu beschreiben.

Vorweg: er ist durchgecheckt, gesund und munter.

Er wurde nie in Dehnungshaltung longiert, geschweige denn geritten. Glücklicherweise hat er durch seinen kompakten Körperbau keine Schäden davongetragen. Wenn man ihn longierte, lief er immer im selben Tempo in der selben Haltung, egal was man an Figuren, Tempowechsel, Dualgassen, Stangen, Doppellonge etc. miteingebaut hat.

Dann habe ich mit ihm angefangen mit führen in Stellung. Da er sehr intelligent ist und sofort auf richtig getimtes Lob reagiert, war FiS nach 1x kapiert und gegessen. Das zwei Mal war dann Schritt auf kurze Distanz in Stellung dran, nach dem 4. Mal lies ich ihn mit reichlich Schwung Schritt und Trab auf Distanz gehen. Hat er alles prima gemeistert und sobald die Gerte zur Schulter geht, kommt er schön in Stellung. Im Galopp noch nicht ganz aber er probiert es immer wieder.

Nun hat der Kerl das loslassen des Halses entdeckt. Zuerst war nämlich auch Lonigeren mit Stellung an seine Halshaltung gekoppelt. Das hat sich nun radikal verändert.
Seit dieser Woche findet er das fallenlassen des Halses absolut mega super. Und ich freue mich riesig darüber :) Er läuft dabei mit aktiver Hinterhand und schwingendem Rücken - juhuuu.

Er hat sowieso im Schritt sehr grosse Pendelbewegungen im Hals. Nicht dass er als ganzes Pferd schaukeln würde, überhaupt nicht. Aber sein Kopf pendelt sehr stark.

Was er nun allerdings macht, habe ich so noch nie gesehen:

Wenn er nun den Hals fallen lässt - er darf so tief gehen wie er möchte, momentan ist das Thema dass er überhaupt mal tief geht - dann lässt er richtig im Genick los. Ein Novum!
Das sieht dann jetzt allerdings sehr interessant aus. Er läuft, und sein Kopf baumelt wie verrückt in alle 4 Himmelsrichtungen. Hab das heute selber mal gemacht, Kopf hängen lassen und schaukeln - das ist wie ein Delirium :-D

Im Schritt macht er das sehr stark, im Trab weniger, aber auch.

Die Frage ist nun, wie lange lasse ich ihn gewähren?

Wie gesagt, hammer dass er nach so kurzer Zeit erlickt hat wie toll es ist, den Hals fallen zu lassen. Und toll dass er dabei mit aktiver HH weiterläuft.

Ich bin mir nur nicht so ganz sicher, wie lange ich ihn in seiner Wohlfühloase lassen soll, ab wann ich ihn wieder akitiveren soll? Sobald ich die Longe etwas aufnehme, Gerte in Schulterlage, kommt der Kopf etwas hoch und er geht schön in Stellung. (er macht es einem mega einfach).

Das Kopf senken und pendeln kann ich mittlerweile provozieren, lange Longe lassen, richtiges Tempo finden und Gerte auf die Schulter - zack Kopf runter, wackel wackel

Ist etwas lang geworden, ich hoffe es ist einigermassen verständlich. (mal schauen ob ich das mal filmen kann)
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Kora
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Re: der Kopf wackelt und wackelt und ...

Beitrag von Kora »

Ich kann dazu fachlich nichts beitragen,aber ein Film würde mich brennend interessieren ;-)
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lisak
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Re: der Kopf wackelt und wackelt und ...

Beitrag von lisak »

Ich würde mir auch ein Video wünschen :-D

Schön, dass du dem Pferd die Möglichkeit gibst anatomisch korrekt longiert zu werden und toll, dass es so schnell zu so großen Erfolgen kommt!

Für mich kommt als erstes der Gedanke, dass es eine Kompensationsbewegung ist. Das wirst du z.B. sicherlich schon bei manchen Reitern gesehen haben. Da sie sich im Brustbereich fest halten, wackelt der Kopf hin und her. Die Bewegung, die irgendwo verhindert wird durch Festigkeiten oder Steifheiten oder aktives Festhalten, muss irgendwo "rausgelassen" werden.

Das vermute ich auch bei dem von dir gearbeiteten Pferd.

Es ist auf jeden Fall toll, dass er den Hals fallen lässt, das ist der erste Weg zum Verstehen einer guten Selbsthaltung. Ich kenne aber ebenso das Hals fallen lassen und überstrecken des Halses zum Festmachen, weil er dort noch nicht loslassen kann und die Bewegung korrekt durchlassen kann. Und weil der Hals (und damit dann weiter folgend bis zur HH) trotzdem er nach unten gefallen ist, fest gestellt wird vom Pferd, ist es auch hier wieder der Kopf, der die Kompensationsbewegung macht.

Vom Bauchgefühl würde ich auch sagen, dass es zu schnelle Erfolge sind und du schon zu schnell mit reichlich Schwung unterwegs bist. Vll. ist es aber wirklich so schnell möglich, das möchte ich dir nicht unterstellen. Aber da wäre eben ein Video gut.

Wie wurde er denn vorher longiert? Ausgebunden, wie? Geritten?
ehem User

Re: der Kopf wackelt und wackelt und ...

Beitrag von ehem User »

ich schau mal ob ich heute filmen kann.

Eine Kompensationsbewegung - interessanter Ansatz. Das werde ich mal genauer beobachten. Es kann tatsächlich sein, dass er im Brust/Widerristbereich noch nicht los lässt. Es würde einiges darauf hindeuten in seinem Bewegungsablauf. Wobei: sein Rücken und HH sehr aktiv sind. hmm, ich überseh was...

Dass er mit zu viel Schwung gearbeitet wird hab ich vielleicht etwas missverständlich geschrieben. Er ist einer, der gerne "latscht" und die Füsse nur grad so viel hebt wie nötig. Er hat von Natur aus sehr flache Gänge. Untertouriges Arbeiten löst bei ihm nichts, er braucht etwas Schwung um sich zu lösen, um auch Bewegungen zu verändern. Sehr gemütliches "anschraten" etc. brachte bei ihm nichts, erst der Schwung half ihm weiter.
Ich arbeite aber mit einem Welsh, bei dem es genau gegenteilig ist.
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lisak
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Re: der Kopf wackelt und wackelt und ...

Beitrag von lisak »

Ja, so verstehe ich das tatsächlich besser und kenne es auch :-D Guck vll. zusätzlich, dass du zwischen den Schwungphasen immer wieder Phasen der vermehrten Biegung einbaust. Entweder an der Hand mal übertreten lassen oder auf Distanz dann wieder kleine Volten mit wenig Tempo, aber viel Biegung zu longieren und dann wieder mit etwas mehr "Go" auf den großen Kreis.
Das löst oft sehr gut.

Und ja, leider sind Pferde (wie Menschen auch ;) ) absolute Bewegungskünstler und zeigen noch eine aktive HH und einen sich bewegenden Rücken, obwohl im BWS-Bereich noch etwas fest ist. Letztlich ist das dann auch nicht reell, aber das zu sehen ist schon nicht einfach, weil sie das oft so gut kompensieren :roll:
ehem User

Re: der Kopf wackelt und wackelt und ...

Beitrag von ehem User »

so, hier der qualitativ abgestürzte Versuch, in der dunklen Halle ein Video zu drehen...

1. Video:

seine Haltung momentan wenn er gehen kann wie er will im Schritt, mit der Gerte an der Schulter. Man sieht es wegen der Qualität leider nicht so gut, der Kopf wackelt aus dem Atlanto-Occipitalgelenk in alle Richtungen.

http://www.youtube.com/watch?v=_1CFfnD_ ... e=youtu.be


2. Video:

wenn er im Trab gehen kann wie er will an nicht so langer Longe, mit der Gerte an der Schulter. Da wackelt der Kopf weniger, aber im Trab ist ja die gesamte Körperspannung auch höher.

http://www.youtube.com/watch?v=SX363yoC ... e=youtu.be


Nachdem ich ihn mir heute vor-longieren liess, und ihn mit Argusaugen beobachtet habe, denke ich schon dass er im gesamten Schulter/Brustbereich noch nicht loslässt. Passt auch, da sein Sattel in der Schulterregion zu eng war.



nächstes Mal filme ich draussen, das ist ja schrecklich zum gucken...
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lisak
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Re: der Kopf wackelt und wackelt und ...

Beitrag von lisak »

Ooch, so schlecht finde ich die Quali gar nicht. Da habe ich schon deutlich schlechtere gesehen ;)

Hmm, gar nicht so einfach.

Auf jeden Fall ist etwas fest, was diese seltsame "Überbewegung" verursacht.
Mir sieht es aber eher so aus, als wenn er das Genick völlig fest macht. Die Bewegung, die da ankommt, ist eher eine, die sich aus seiner Bewegung und vor allem aus der seines Halses ergibt. An sich sieht das Genick vor allem auch im Trab sehr gerade nach vorne gestreckt festgehalten aus. Wenn du mal guckst ist es auch eher nur die Nase/untere Kopf, der sich so sehr bewegt. Das Genick "in sich" bleibt steif.

Das passt auch dazu, dass er im Trab recht oft einfach an der Halsbasis nach innen abklappt, und somit die Biegung und Stellung nicht reell ist, weil das Genick nicht frei und locker nachgibt.

Der Hals an sich ist auch sehr flexibel.
Mir scheint es so, als könne er diesen Part überhaupt nicht "tragen". Da scheinen ihm wegen der vorigen Ausbildung wirklich Muskeln zu fehlen, die den Hals normal stabilisieren und den Kopf tragen helfen. Ähnlich wie die Schlaufipferde, die dann einen hyperflexiblen Hals haben und ihn nicht mehr selbst tragen können. In der Haltung der vorigen Arbeit wird er das durch Festigkeiten hinbekommen haben. Nun, in dem neuen Laufverhalten, muss er sich erst finden.

Ist mein Eindruck.

Ich würde erst mal ans Genick gucken, lockern, sodass er sich auch reell biegt und stellt, nicht nur den Hals nach innen nimmt. Dann mehr dazu animieren, den Hals-/Kopf zu tragen im v/a beim Buggelenk. Da aber nur sehr kurze Sequenzen machen und ihn dann ruhig nach unten lassen oder sogar anhalten, dass er sich wieder entspannen kann, weil es ihm sicherlich schwer fallen wird.

Das wäre meine Einschätzung. VLl. fällt jemand anderem noch etwas auf.
ehem User

Re: der Kopf wackelt und wackelt und ...

Beitrag von ehem User »

Mir ist das mit dem Genick auch aufgefallen. Er verwirft sich recht deutlich. Im Schritt sieht man zB, wie die Pendelbewegung des Kopfes kaum nach innen, dafür aber mehr nach außen geht. Im Trab zeigt die Nase permanent leicht nach außen.

Außerdem finde ich die Hinterhand noch nicht wirklich aktiv, er tritt erstens noch sehr kurz (ich bilde mir ein, rechts kürzer als links) und zweitens fehlt dadurch auch Schwung (und Spannung), der bis nach vorn geht.
Aber das hat meiner Meinung nach mit der Pendelbewegung nicht unbedingt was zu tun.
ehem User

Re: der Kopf wackelt und wackelt und ...

Beitrag von ehem User »

Wie ist eigentlich die Hufstellung? Soweit man das erkennen kann, finde ich, dass er nicht vernünftig über die Zehe abrollen kann. Da kann sowas ja auch zustande kommen, meiner hatte das im Ansatz mal geseziegt, als er noch keinen NBS/Spezialbeschlag hatte (bis dato unbekannte Veränderungen an der Hufrolle)
ehem User

Re: der Kopf wackelt und wackelt und ...

Beitrag von ehem User »

Das feste Genick war auch mein erster Eindruck. Er biegt sich im Hals, die Pendelbewegungen kommen aus dem Hals, aber das Genick ist fest.

Back to the Roots würde ich sagen: Führen in Stellung in sämtlichen Varianten; zu Beginn würde ich wechseln zwischen FiS auf der Geraden und mit "fliegenden" Wechseln über das Führen von Schlangenlinien über drei bis vier Bögen. Ganz wichtig: Immer wieder vorne loslassen, denn FiS ist anstrengend! Weiter würde ich mit Führen in Konterstellung arbeiten - immer schön sachte :)
Wenn ich ein Pferd arbeite, das im Genick nicht ganz locker ist, dann steige ich ein mit vorsichtigem Stellen im Stehen: ich stelle mich frontal vor das Pferd und Stelle rechts-links, dabei nehme ich den Pferdekopf mit beiden Händen und nicht am Halfter/Kappzaum.

Sollte das nicht besser werden innerhalb von einer Woche, würde ich mal die Osteo drauf sehen lassen - oder habe ich das Überlesen, dass sie/er schon am Pferd war?
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