Schwerhörig ?

[Hina_DK]

Ich wollte mal rumfragen, ob hier jemand evtl. ein schwerhöriges Pferd hat.

Nach und nach kommt mir immer mehr der Gedanke, dass mein 5-jähriger Jungspund Tigull evtl. schwerhörig ist. Mir ist das schon im Sommer auf der Weide oft aufgefallen, dass er auf Zuruf nicht reagierte, wenn er einen nicht sieht. Sowie er einen aber sieht, ist der Kopf gleich oben. Manchmal haben wir auch ein bißchen darüber gelästert, dass er eben so einer ist, der manches einfach nicht mitbekommt. Wir haben auf der Weide auch einen kleinen Hügel, der Lieblingsplatz der Großen. Von dort können sie weite Teile der Gegend überblicken. Wenn die Nachbarin, die in ca. 1 km Entfernung wohnt, mit ihren Isis losreitet, dann rennt Reddi immer auf den Hügel und schaut ganz gebannt in die Richtung. Irgendwann sind die dann auch zu sehen aber er hört es einfach als erstes. Tigull rennt dann naütrlich auch mit rauf aber nur, wenn er sieht, dass Reddi den Beobachtungsposten bezogen hat. Von alleine bekommt er das irgendwie nicht mit. So gibt es ettliche Situationen, wo sich mir immer mehr der Verdacht aufdrängt, dass er nicht richig hört.

Heute fand ich das sogar ziemlich krass. Ich hatte ihre Hütte schön gemacht, bin nochmal weg, ein paar Apfelchips holen. Die vier standen in der Hütte und knabberten Heu. Luka kam mir schon gleich entgegen, als er mich hörte, Josi gleich hinterher. Reddi schaute erstmal um die Ecke und kam dann auch, als er sah, es gibt was zu naschen. Tigull dagegen stand in der Ecke, den Hintern im meine Richtung und bekam überhaupt nichts mit. Ich war höchstens 4-5 m von ihm entfernt. Die drei anderen knabberten genüsslich und das kann man ja auch hören. Irgendwann fiel wohl Tigull auf, dass da irgendwas sein könnte, er drehte sich um und kam natürlich sofort anmarschiert. Er liebt Apfelchips über alles.

Also, irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, mit seinem Gehör stimmt etwas nicht. So verträumt, kann doch eigentlich kein Pferd sein, denn solche Situationen gibt es öfter mal mit ihm.

Hat jemand Erfahrungen, wie man bei einem Pferd einen Hörtest machen könnte. Sich einfach nur neben das Pferd zu stellen, in die Hände zu katschen und auf seine Reakion zu schauen, wird nicht klappen. Die Tiere spüren ja sogar den Herzschlag eines Menschen.

[Equester]

Hast Du mal versucht, hinter ihm stehend zu clickern? Hast Du es mal von rechts und dann von links probiert? Ist eine Seite evtl. besser?
Ist schon mal in die Ohren geguckt worden? Pferde sondern ja so eine schmierige Masse in den Ohren ab, damit der Dreck nach außen transportiert wird. Vielleicht hat sich da bei ihm etwas festgesetzt?

[Hina_DK]

Gezielt habe ich bisher noch nichts probiert. Bisher haben wir das ja eher ein bißchen unter "kleiner Troddel" abgetan. Dass das möglicherweise auch eine Schwerhörigkeit sein könnte, kam mir eigentlich erst vorhin in den Sinn und als ich mal so nachdachte, was das immer für Situationen waren, fiel mir auf, dass das tatsächlich Situationen waren, wo er es nicht mit den Augen hätte wahrnehmen können.

Das mit dem Clicker ist vielleicht eine Idee. In die Ohren werde ich auch mal schauen lassen. Könnte natürlich gerade jetzt mit dem dicken Winterfell, das er ja auch bis in die Ohren hat, möglich sein, dass da Geräusche nicht gut durchkommen können. Mein Mann sagte eben zu mir, er pfeifft manchmal, wenn er zu ihm geht, darauf reagiert er. Nur weiß ich nicht, ob er nicht eher reagiert, weil er ihn sieht.

Mir fällt da gerade noch was ein. Neuerdings schlägt er auch manchmal mit dem Kopf, was mich auch schon etwas verwunderte. Vielleicht hat er tatsächlich was in den Ohren.

[Catweazle]

Mein Andalusier ist schwerhörig, definitiv. Eine Ursache konnte nicht gefunden werden.
Bemerkt habe ich es ähnlich wie du, er reagierte nicht mehr auf mein Rufen
und kam erst angerast, wenn er mich sah.
Vor drei, vier Jahren hörte er mich quer über die Weide nicht, inzwischen auch auf fünf Meter nicht mehr. Irgendwann wird er wohl taub sein.

Tiefe Töne hört er noch, so rufe ich ihn mit Klatschen.

[ehem User]

das winterfell dürfte im grunde nicht schwerhörig machen - das wäre ja evolutionär unhaltbar.
ich denke, dass die puscheln in den ohren eher wie die mikrofonpelze wirken. höchstens, wenn sich die haare mit schmodder zusammenklumpen könnte ich mir eine negative wirkung aufs hören vorstellen.

ist das bei euch immer schon so gewesen, oder erst in letzter zeit?
wenn er mit dem kopf schlägt, kann das prinzipiell hundert ursachen haben, also, wenn er sich schon seit 5 jahren so verhält, aber jetzt mit dem kopfschlagen anfängt, meine ich (sonntagmorgen-artikulations-probleme...)

reinschauen lassen ist aber sicher ne gute idee

zum testen halte ich catweazles bericht für sehr sinnvoll: versuche mal verschiedene akustische signale - pfeifen ist eher hochfrequent, klatschen hat im gurnde alle frequenzen mit deutlichem tieffrequenzanteil - oft sind die hochfrequenzrezeptoren die ersten, die kaputtgehen.

[Hina_DK]

Wir haben ihn jetzt über ein Jahr und anfangs ist uns sowas nicht aufgefallen. Die ersten Merkwürdigkeiten gab es im Frühjahr, als er anfing, sich teilweise sehr merkwürdig zu benehmen, wirkte manchmal etwas unberechenbar, wenn man z.B. mit ihm spazieren ging. Ab Sommer war es dann doch offensichtlich, dass er öfter mal was nicht schnallt. Da war er ja viel auf der Weide in größerer Entfernung und bekam vieles einfach nicht mit.

Möglicherweise ist seine öfter merkwürdige Wahrnehmung aber nicht nur aufs hören beschänkt.

Vorgestern hat z.B. meine Tochter im Dunkeln die Eimer mit dem Minfu gebracht. Die Bande machte sich drüber her und er lief meine Tochter um, so dass sie im Schnee lag, bis er dann schnallte, dass er schon am Eimer vorbei marschiert war. Er muss sie aber sowohl gesehen, als auch gehört haben.

Eigenartig ist auch, dass Tigull recht oft, wenn ich neben ihm stehe, seinen Kopf dreht und ihn voll gegen meinen kallt und der hat einen ordentlichen Bumskopf. Hab schon gewitzelt, dass das mal mit einer Gehirnerschütterung endet. Vollkommen unkontrolliert. Das kenne ich von Reddi überhaupt nicht.

Er ist auch vollkommen immun, wenn ich bei der Arbeit an der Hand eine Gerte benutze. Egal, ob ich sie verwahrend, treibend oder sonstwie einsetze, er reagiert darauf überhaupt nicht. Selbst wenn ich ihn damit pieckse zeigt er keine Reaktion.

Ich habe dann gestern mal gepfiffen, als er in ca. 15 m Entfernung mit dem Rücken zu mir gestanden hat. Immerhin drehte er seine Ohren nach hinten, hat es also wahrgenommen. Dann habe ich mich auf seine Seite gestellt und ging mit dem Finger Richtung Auge. Als ich fast im Auge war, hat er immerhin einen Liedschlag als Reaktion gemacht, auf beiden Seiten. Das habe ich auch mal mit Reddi probiert, der hat gleich den Kopf weggezogen. Der ist allerdings auch ein sehr feines sensibles Pferd. Tigull ist dagegen oft recht büffelig.

[ehem User]

naja, ist schwer zu sagen, ob das einfach charakter und erziehungsfrage ist oder krankhaft.

wenn krankhaft, dann aber doch scheinbar eher systemisch, also es scheint ja die gesamte sensorik etwas mau zu sein.
lässt mich ein bisschen an schilddrüsenunterfunktion denken, schwerhörigkeit, nachtblindheit und langsame reaktion sind da klassische symptome. weiß aber nicht, ob im vet bereich auch die freien hormone bestimmt werden.
ist jetzt auch nur son gedanke und übertragen aus dem humanbereich, einem, in dem ich mich dummerweise gezwungenermaßen auskenne
bei hunden ist es ralativ ähnlich wie beim menschen , soviel ich weiß, und auch recht gut untersucht.
ich kenne bei pferden dazu allerdings nur 2 oder 3 und auch nur bekannte von bekannten von bekannten...

[Hina_DK]

Ja, anfangs hatte ich auch das Gefühl, dass wir mal etwas an der Erziehung nacharbeiten müssten und haben diesbezüglich ein paar Einheiten eingelegt, zumal er sich eine zeitlang auch nicht am Strick ordentlich führen lassen wollte und rumdrängelte. Das Problem war aber schnell aus der Welt geschafft. Der lässt sich seit dem wunderbar am losen Strick führen. Er ist auch überhaupt nicht zappelig, den kann man getrost ganz lange freistehend einparken und betüddeln. Aber das stimmt schon, an seiner Sensorik hapert es ziemlich.

Noch so eine Situation, wo er irgendwie seine Wahrnehmung komplett ausgeschaltet hatte. Ich wollte die Truppe mal aus dem Paddock rausschmeißen. Öffnete also, hatte aber das oberste Stromseil noch nicht weggemacht und der marschiert einfach durch, obwohl er viel Respekt vor den Seilen hat.

Ich werde es wohl mal weiter beobachten, in welchen Situationen bei ihm die Reaktionen ausbleiben oder verzögert sind und dann, wenn ich mal ein richtiges Bild habe, einen TA ranziehen. Das ist hier allerdings ein ziemliches Problem. Wir sind da in unserer Gegend nicht gerade mit fähigen Leuten gesegnet. Die sind alle eher auf Kühe, als auf Pferde spezialisiert und die einzige, die sich tatsächlich auf Pferde spezialisiert hat, ist bekannt für ziemlich üble Fehldiagnosen .