Kachina - oder die widerspenstige Zähmung
Verfasst: Sa 17. Nov 2012, 20:29
Ich weiß es jetzt schon: dies wird lang. 
Zuerst einmal: ich liebe sie. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal so au ganzer Seele sagen würde, aber es ist wahr - ich liebe diesen gemeingefährlichen hochsensiblen bekloppten Zossen. Das war nicht immer so und ich werde an dieser Stelle einfach mal alles auf den Tisch legen, das Gute, das Schlechte und das Hässliche, wie man so schön sagt.
Kachina, indianisch "spirit dancer", ist eine 13jährige Tinkerstute im Arbeitspferdetyp. Sie stammt ursprünglich aus Dänemark und wurde dann nach Schweden und schließlich nach Finnland weiterkauft, wo ein Freund von mir sie ein paar Jahre lang als Kutschpferd für Touristen eingesetzt hat, bis er durch seine Scheidung gezwungen war sie und Shire-Tinkermix Rosie abzugeben - an mich. Ich: Pferdefreund, als Teenie geritten, aber grundsätzlich völlig planfrei, dafür aber mit viel Platz und einem leeren Pferdestall.
Als ich Kachina zum ersten Mal traf, raste sie wie eine Besengte buckelnd mit tiefem Kopf über eine Weide, legte sich dabei um ein Haar auf die Schn..., um dann mit einer Wendung ihre 500kg doch noch hochzuwirbeln und ihr Hinterteil samt bepuschelten Riesenhufen volle Kanone gegen den Zaun zu brettern, vor dem ich grad stand. Dann raste sie mit angelegten Ohren davon und biss laut klackend in die Luft. Grund für ihre Wut? Man hatte Rosie weggeführt und sie allein zurückgelassen.
Seitdem hatte ich eine Heidenangst vor diesem Pferd und es war mir ein absolutes Rätsel, wie unser Bekannter sie vor eine Kutsche spannen und Kinder daraufsetzen konnte. In seinen Händen war sie Wachs und lammfromm.
Als sie bei uns ankam, dauerte es mehrere Tage, bis ich mich das erste Mal zu ihr auf die Weide traute. Immer wieder schien sie urplötzliche Wutausbrüche zu haben und auf einem Hektar saftiger Weide Rosie von einem Grasbüschel wegzujagen. Beißen, treten, angelegte Ohren... ein Dauerzustand. Rosie nahm es gelassen - ich nicht so sehr.
Doch mit der Zeit lernte ich, dass ich nicht das Ziel ihrer Aggressionen war und es auch kein Zufall war, dass ich bisher noch nicht von ihr niedergetrampelt worden war. Langsam lernte ich ihr zu vertrauen und konnte bald angstfrei normale Arbeiten in ihrer Nähe verrichten, sie anhalftern, führen, Hufe pflegen, putzen und auf der Weide sogar ein bisschen reiten.
Weiter als das sind wir nie gekommen, doch hat sich unsere Beziehung im Laufe der zwei Jahre, die ich sie jetzt habe, weiter vertieft und ich habe im direkten Umgang mit ihr keine Probleme. Die Angst habe ich inzwischen verloren und ich gehe auch dann zu ihr rein, wenn sie gerade einen Affenaufstand macht - ich weiß einfach, dass sie mich respektiert und ich sie notfalls auch zurechtweisen kann. Mehr als einen Strick oder einen Handschuh brauche ich nicht, denn ich weigere mich immer noch "aufzurüsten". Strick und Knotenhalfter sind die einzigen beiden Ausrüstungsgegenstände, die ich im Umgang mit ihr verwende.
Unsere heutigen Probleme, die uns weitere Abenteuer etwas verleiden, ranken sich vor allem um diese beiden Punkte:
Kachina ist extrem angespannt in allen Situationen, in denen es ums Fressen geht.
Und dabei spielt es überhaupt gar keine Rolle, ob sie gerade knietief in einer Sommerweide steht oder nicht. Okay, klar, wenn sie richtigen Hunger hat, dann ist sie wirklich gefährlich und extrem schwer zu kontrollieren. Aber auch dann, wenn es Futter im Überfluss geht und sie nur VERMUTET, ich könnte was zu fressen in der Tasche haben, ändert sich ihr Verhalten schlagartig.
Und ja, wir haben schon lange Höflichkeitstraining gemacht - stehe ich mit einem Leckerli vor ihr, geht sie mit gesenktem Kopf zwei Schritte rückwärts und wartet. Sie kennt eine Übungssituation, wenn sie sie sieht. Sie lässt aber auch sofort jegliches braves Zirkuspferdverhalten wie eine heiße Kartoffel fallen, sobald sie schnallt: achso, war nur ein Höflichkeitsbesuch. Wohlgemerkt, MIR tut sie dabei nichts. Aber sie geht mit aller heftigster Härte gegen meinen Wallach (und früher auch die Stute, die jetzt verstorben ist) vor. Er darf sich nichtmal auf 50 Meter in ihrer Nähe aufhalten, wenn ich da bin und es eventuell Leckerli geben könnte. Selbst wenn er weit hinten steht, legt sie die Ohren an und klackt mit den Zähnen in seine Richtung, hebt die Hinterhufe und droht als ginge es um ihr Leben.
Meine Sorgen damit sind nun folgende:
a) Ist sie sich dabei nicht immer absolut 100% meiner Anwesenheit bewusst und ich muss sie in dieser Gemütslage STÄNDIG, also etwa alle 9 Sekunden an meine Anwesenheit erinnern oder sie würde einfach herumwirbeln, losstürmen und aufs andere Pferd los. Jemand anderes als ich oder mein Mann wäre eindeutig in Gefahr einfach plattgewalzt zu werden.
Setzt sie zum Stürmen an, kann ich sie mit Worten oder leichtes Klapsen davon abhalten. Aber Mann, brodelt es dann in ihr...
b) Ist es ein erhöhter Aufwand an meinen Wallach ranzukommen. Sobald ich mich nähere, kloppt sie ihn sofort weg und bewacht alle Zugänge. Gehe ich an ihr vorbei zu ihm hin, will sie direkt an mir vorbei auf ihn losstürmen. Ich kann sie zwar davon abhalten, aber mein Wallach ist auch eher vorsichtig und verlässt sich auf meine Hilfe auch nur in 70% aller Fälle. Manchmal versteckt er sich regelrecht hinter mir oder kommt gleich zu mir gerannt, aber Kachina nutzt jede kleinste Unaufmerksamkeit meinerseits, um von hinten dann doch noch auf ihn loszugehen. Oder sobald ich einen Appel vom Boden hebe oder meine Hunde rufe - KA-ZOOM, nutzt sie sofort die halbe Sekunde um ihn wegzujagen.
c) Bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob das ein gutes Zeichen ist bzw ob ich solches Verhalten rund ums Futter dulden sollte und wenn nein, wie ich damit umgehe. Die beiden haben immer, zu jeder Jahreszeit 24/7 Raufutter zur Verfügung. Die meisten die mir sagen ich solle es "nicht dulden", sagen mir allerdings auch nicht wie.
Außer so tolle Ratschläge wie Kachina mit einem Eletroschockgerät/Schaufel/Peitsche durch den Paddock müde zu jagen und jedesmal zu vermöbeln, wenn sie aufmuckt u.ä. bescheuerte Vorschläge.
Ich bin mir übrigens schon darüber im Klaren, dass das relativ normales Herdenverhalten ist und mir tut jetzt auch nicht mein armer gemobbter Wallach leid oder so. Sowohl die alte Stute als auch mein Wallach sehen das relativ gelassen und nehmen auch nicht mehr Abstand als nötig.
Bin ich nicht dabei (ich kann sie durchs Fenster sehen), fressen sie oft auch friedlich nebeneinander oder es wird gezickt, ein Schritt zur Seite und gut is. Habe ich kein Problem mit.
Was ich aber doch gern möchte: dass sie es in meiner Anwesenheit unterlässt. Dass sie es akzeptiert, wenn ich mit meinem Wallach was machen will - und dass sie meine Anwesenheit nicht jedesmal zum Anlass nimmt so auf 180 raufzudrehen.
Ich weiß schon, dass es irgendwo an MIR liegen muss. Also klar, sie hatte diese Futterneidmacke schon immer und war schon immer sehr ruppig mit anderen Pferden, aber es wird ja deutlich schlimmer wenn ich dazukomme, also mache oder unterlasse ich irgendwas, was die Situation verstärt statt entschärft. Nur was?
Und dann wäre da noch Problem Nummer zwei:
Kachina geht freiwillig keine 100m vom Grundstück weg.
Ich muss dazu sagen, wir wohnen sehr sehr ablegen und ich bin die allermeiste Zeit mit den Pferden ganz allein, ohne Möglichkeit jemanden zu Hilfe zu holen. Daraus folgert, dass ich nur Dinge mache, bei denen ich mir sicher bin, dass ich die allein meistern kann. Daraus wiederum folgt: ich mache eigentlich nichts (was Spaß macht). Also klar, ich mache Hufe, Körperpflege, füttern, äppeln... aber einfach mal Kachina an den Strick nehmen und loszockeln? Mache ich so gut wie nie. Einfach, weil ich uns weitere Frustrationen ersparen will und sie mir schon mehrfach entweder einfach stehen geblieben ist - oder sie mich als Treibanker verwendet und ihre eigenen Ziele verfolgt.
Also ich kriege sie schon gehandelt... irgendwie... aber nur unter enorm viel Einwirkung, Aufmerksamkeit, ständigen Ansagen "hey!", "nein", "weiter", "na loslos", "nein nicht da lang!", "stop", "zurück"... *nerv*
Und es gab auch Situationen, in denen ich einfach aufgegeben habe und zurückgegangen bin. Ich weiß heute, dass das falsch war, aber ich war einfach in Schweiß gebadet, entnervt, frustriert, niedergeschlagen und auch einfach hilflos und doof.
Nichts, was ich mit ihr mache, geht einfach so glatt. Nichts, was ich mit ihr mache, verläuft harmonisch.
Selbst, wenn ich zu ihr komme und sie einfach nur kraule, massiere und bei ihr stehe... ist alles sofort vorbei, wenn sich mein Wallach dazustellen will.
Übrigens ist mein Wallach das krasse Gegenteil. Ihm bin ich fast schon ZU dominant. Er liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Er ist tendenziell etwas unsicher und hat sich mir im Gelände auch schon verweigert und wird nervös, wenn ich ihn alleine wegführe. Er lässt sich sehr schnell beeindrucken durch einen etwas strengen Unterton und hebe ich beim Longieren leicht das Seil an, fällt er fast sofort in Galopp, wohingegen ich bei Kachina wohl mit Handgranaten arbeiten müsste, um den selben Effekt zu erreichen.
Mein Traum: ich allein mit beiden Pferden unterwegs.
Entweder beide vor einem Wagen (denn sie kennen beide das Fahren, auch zweispännig) oder einen als Handpferd. Mein absoluter Traum. Doch wie komme ich da nur hin, wenn ich im Augenblick weder mit dem einen noch mit dem anderen ernsthaft was machen kann?
Seit die beiden zu zweit sind, kleben sie natürlich noch enger zusammen und um Verweigerungen zu vermeiden, habe ich sie seit Rosies Tod im April noch keine 100m voneinander entfernt.
Uff. Nun gehe ich meine blutenden Fingerkuppen versorgen.

Zuerst einmal: ich liebe sie. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal so au ganzer Seele sagen würde, aber es ist wahr - ich liebe diesen gemeingefährlichen hochsensiblen bekloppten Zossen. Das war nicht immer so und ich werde an dieser Stelle einfach mal alles auf den Tisch legen, das Gute, das Schlechte und das Hässliche, wie man so schön sagt.
Kachina, indianisch "spirit dancer", ist eine 13jährige Tinkerstute im Arbeitspferdetyp. Sie stammt ursprünglich aus Dänemark und wurde dann nach Schweden und schließlich nach Finnland weiterkauft, wo ein Freund von mir sie ein paar Jahre lang als Kutschpferd für Touristen eingesetzt hat, bis er durch seine Scheidung gezwungen war sie und Shire-Tinkermix Rosie abzugeben - an mich. Ich: Pferdefreund, als Teenie geritten, aber grundsätzlich völlig planfrei, dafür aber mit viel Platz und einem leeren Pferdestall.
Als ich Kachina zum ersten Mal traf, raste sie wie eine Besengte buckelnd mit tiefem Kopf über eine Weide, legte sich dabei um ein Haar auf die Schn..., um dann mit einer Wendung ihre 500kg doch noch hochzuwirbeln und ihr Hinterteil samt bepuschelten Riesenhufen volle Kanone gegen den Zaun zu brettern, vor dem ich grad stand. Dann raste sie mit angelegten Ohren davon und biss laut klackend in die Luft. Grund für ihre Wut? Man hatte Rosie weggeführt und sie allein zurückgelassen.
Seitdem hatte ich eine Heidenangst vor diesem Pferd und es war mir ein absolutes Rätsel, wie unser Bekannter sie vor eine Kutsche spannen und Kinder daraufsetzen konnte. In seinen Händen war sie Wachs und lammfromm.
Als sie bei uns ankam, dauerte es mehrere Tage, bis ich mich das erste Mal zu ihr auf die Weide traute. Immer wieder schien sie urplötzliche Wutausbrüche zu haben und auf einem Hektar saftiger Weide Rosie von einem Grasbüschel wegzujagen. Beißen, treten, angelegte Ohren... ein Dauerzustand. Rosie nahm es gelassen - ich nicht so sehr.
Doch mit der Zeit lernte ich, dass ich nicht das Ziel ihrer Aggressionen war und es auch kein Zufall war, dass ich bisher noch nicht von ihr niedergetrampelt worden war. Langsam lernte ich ihr zu vertrauen und konnte bald angstfrei normale Arbeiten in ihrer Nähe verrichten, sie anhalftern, führen, Hufe pflegen, putzen und auf der Weide sogar ein bisschen reiten.
Weiter als das sind wir nie gekommen, doch hat sich unsere Beziehung im Laufe der zwei Jahre, die ich sie jetzt habe, weiter vertieft und ich habe im direkten Umgang mit ihr keine Probleme. Die Angst habe ich inzwischen verloren und ich gehe auch dann zu ihr rein, wenn sie gerade einen Affenaufstand macht - ich weiß einfach, dass sie mich respektiert und ich sie notfalls auch zurechtweisen kann. Mehr als einen Strick oder einen Handschuh brauche ich nicht, denn ich weigere mich immer noch "aufzurüsten". Strick und Knotenhalfter sind die einzigen beiden Ausrüstungsgegenstände, die ich im Umgang mit ihr verwende.
Unsere heutigen Probleme, die uns weitere Abenteuer etwas verleiden, ranken sich vor allem um diese beiden Punkte:
Kachina ist extrem angespannt in allen Situationen, in denen es ums Fressen geht.
Und dabei spielt es überhaupt gar keine Rolle, ob sie gerade knietief in einer Sommerweide steht oder nicht. Okay, klar, wenn sie richtigen Hunger hat, dann ist sie wirklich gefährlich und extrem schwer zu kontrollieren. Aber auch dann, wenn es Futter im Überfluss geht und sie nur VERMUTET, ich könnte was zu fressen in der Tasche haben, ändert sich ihr Verhalten schlagartig.
Und ja, wir haben schon lange Höflichkeitstraining gemacht - stehe ich mit einem Leckerli vor ihr, geht sie mit gesenktem Kopf zwei Schritte rückwärts und wartet. Sie kennt eine Übungssituation, wenn sie sie sieht. Sie lässt aber auch sofort jegliches braves Zirkuspferdverhalten wie eine heiße Kartoffel fallen, sobald sie schnallt: achso, war nur ein Höflichkeitsbesuch. Wohlgemerkt, MIR tut sie dabei nichts. Aber sie geht mit aller heftigster Härte gegen meinen Wallach (und früher auch die Stute, die jetzt verstorben ist) vor. Er darf sich nichtmal auf 50 Meter in ihrer Nähe aufhalten, wenn ich da bin und es eventuell Leckerli geben könnte. Selbst wenn er weit hinten steht, legt sie die Ohren an und klackt mit den Zähnen in seine Richtung, hebt die Hinterhufe und droht als ginge es um ihr Leben.
Meine Sorgen damit sind nun folgende:
a) Ist sie sich dabei nicht immer absolut 100% meiner Anwesenheit bewusst und ich muss sie in dieser Gemütslage STÄNDIG, also etwa alle 9 Sekunden an meine Anwesenheit erinnern oder sie würde einfach herumwirbeln, losstürmen und aufs andere Pferd los. Jemand anderes als ich oder mein Mann wäre eindeutig in Gefahr einfach plattgewalzt zu werden.
Setzt sie zum Stürmen an, kann ich sie mit Worten oder leichtes Klapsen davon abhalten. Aber Mann, brodelt es dann in ihr...
b) Ist es ein erhöhter Aufwand an meinen Wallach ranzukommen. Sobald ich mich nähere, kloppt sie ihn sofort weg und bewacht alle Zugänge. Gehe ich an ihr vorbei zu ihm hin, will sie direkt an mir vorbei auf ihn losstürmen. Ich kann sie zwar davon abhalten, aber mein Wallach ist auch eher vorsichtig und verlässt sich auf meine Hilfe auch nur in 70% aller Fälle. Manchmal versteckt er sich regelrecht hinter mir oder kommt gleich zu mir gerannt, aber Kachina nutzt jede kleinste Unaufmerksamkeit meinerseits, um von hinten dann doch noch auf ihn loszugehen. Oder sobald ich einen Appel vom Boden hebe oder meine Hunde rufe - KA-ZOOM, nutzt sie sofort die halbe Sekunde um ihn wegzujagen.
c) Bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob das ein gutes Zeichen ist bzw ob ich solches Verhalten rund ums Futter dulden sollte und wenn nein, wie ich damit umgehe. Die beiden haben immer, zu jeder Jahreszeit 24/7 Raufutter zur Verfügung. Die meisten die mir sagen ich solle es "nicht dulden", sagen mir allerdings auch nicht wie.
Außer so tolle Ratschläge wie Kachina mit einem Eletroschockgerät/Schaufel/Peitsche durch den Paddock müde zu jagen und jedesmal zu vermöbeln, wenn sie aufmuckt u.ä. bescheuerte Vorschläge.
Ich bin mir übrigens schon darüber im Klaren, dass das relativ normales Herdenverhalten ist und mir tut jetzt auch nicht mein armer gemobbter Wallach leid oder so. Sowohl die alte Stute als auch mein Wallach sehen das relativ gelassen und nehmen auch nicht mehr Abstand als nötig.
Bin ich nicht dabei (ich kann sie durchs Fenster sehen), fressen sie oft auch friedlich nebeneinander oder es wird gezickt, ein Schritt zur Seite und gut is. Habe ich kein Problem mit.
Was ich aber doch gern möchte: dass sie es in meiner Anwesenheit unterlässt. Dass sie es akzeptiert, wenn ich mit meinem Wallach was machen will - und dass sie meine Anwesenheit nicht jedesmal zum Anlass nimmt so auf 180 raufzudrehen.
Ich weiß schon, dass es irgendwo an MIR liegen muss. Also klar, sie hatte diese Futterneidmacke schon immer und war schon immer sehr ruppig mit anderen Pferden, aber es wird ja deutlich schlimmer wenn ich dazukomme, also mache oder unterlasse ich irgendwas, was die Situation verstärt statt entschärft. Nur was?
Und dann wäre da noch Problem Nummer zwei:
Kachina geht freiwillig keine 100m vom Grundstück weg.
Ich muss dazu sagen, wir wohnen sehr sehr ablegen und ich bin die allermeiste Zeit mit den Pferden ganz allein, ohne Möglichkeit jemanden zu Hilfe zu holen. Daraus folgert, dass ich nur Dinge mache, bei denen ich mir sicher bin, dass ich die allein meistern kann. Daraus wiederum folgt: ich mache eigentlich nichts (was Spaß macht). Also klar, ich mache Hufe, Körperpflege, füttern, äppeln... aber einfach mal Kachina an den Strick nehmen und loszockeln? Mache ich so gut wie nie. Einfach, weil ich uns weitere Frustrationen ersparen will und sie mir schon mehrfach entweder einfach stehen geblieben ist - oder sie mich als Treibanker verwendet und ihre eigenen Ziele verfolgt.
Also ich kriege sie schon gehandelt... irgendwie... aber nur unter enorm viel Einwirkung, Aufmerksamkeit, ständigen Ansagen "hey!", "nein", "weiter", "na loslos", "nein nicht da lang!", "stop", "zurück"... *nerv*
Und es gab auch Situationen, in denen ich einfach aufgegeben habe und zurückgegangen bin. Ich weiß heute, dass das falsch war, aber ich war einfach in Schweiß gebadet, entnervt, frustriert, niedergeschlagen und auch einfach hilflos und doof.
Nichts, was ich mit ihr mache, geht einfach so glatt. Nichts, was ich mit ihr mache, verläuft harmonisch.
Selbst, wenn ich zu ihr komme und sie einfach nur kraule, massiere und bei ihr stehe... ist alles sofort vorbei, wenn sich mein Wallach dazustellen will.
Übrigens ist mein Wallach das krasse Gegenteil. Ihm bin ich fast schon ZU dominant. Er liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Er ist tendenziell etwas unsicher und hat sich mir im Gelände auch schon verweigert und wird nervös, wenn ich ihn alleine wegführe. Er lässt sich sehr schnell beeindrucken durch einen etwas strengen Unterton und hebe ich beim Longieren leicht das Seil an, fällt er fast sofort in Galopp, wohingegen ich bei Kachina wohl mit Handgranaten arbeiten müsste, um den selben Effekt zu erreichen.
Mein Traum: ich allein mit beiden Pferden unterwegs.
Entweder beide vor einem Wagen (denn sie kennen beide das Fahren, auch zweispännig) oder einen als Handpferd. Mein absoluter Traum. Doch wie komme ich da nur hin, wenn ich im Augenblick weder mit dem einen noch mit dem anderen ernsthaft was machen kann?
Seit die beiden zu zweit sind, kleben sie natürlich noch enger zusammen und um Verweigerungen zu vermeiden, habe ich sie seit Rosies Tod im April noch keine 100m voneinander entfernt.
Uff. Nun gehe ich meine blutenden Fingerkuppen versorgen.