Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Moderator: Keshia

ehem User

Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Beitrag von ehem User »

Ich weiß es jetzt schon: dies wird lang. ;)

Zuerst einmal: ich liebe sie. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal so au ganzer Seele sagen würde, aber es ist wahr - ich liebe diesen gemeingefährlichen hochsensiblen bekloppten Zossen. Das war nicht immer so und ich werde an dieser Stelle einfach mal alles auf den Tisch legen, das Gute, das Schlechte und das Hässliche, wie man so schön sagt.

Kachina, indianisch "spirit dancer", ist eine 13jährige Tinkerstute im Arbeitspferdetyp. Sie stammt ursprünglich aus Dänemark und wurde dann nach Schweden und schließlich nach Finnland weiterkauft, wo ein Freund von mir sie ein paar Jahre lang als Kutschpferd für Touristen eingesetzt hat, bis er durch seine Scheidung gezwungen war sie und Shire-Tinkermix Rosie abzugeben - an mich. Ich: Pferdefreund, als Teenie geritten, aber grundsätzlich völlig planfrei, dafür aber mit viel Platz und einem leeren Pferdestall.

Als ich Kachina zum ersten Mal traf, raste sie wie eine Besengte buckelnd mit tiefem Kopf über eine Weide, legte sich dabei um ein Haar auf die Schn..., um dann mit einer Wendung ihre 500kg doch noch hochzuwirbeln und ihr Hinterteil samt bepuschelten Riesenhufen volle Kanone gegen den Zaun zu brettern, vor dem ich grad stand. Dann raste sie mit angelegten Ohren davon und biss laut klackend in die Luft. Grund für ihre Wut? Man hatte Rosie weggeführt und sie allein zurückgelassen.

Seitdem hatte ich eine Heidenangst vor diesem Pferd und es war mir ein absolutes Rätsel, wie unser Bekannter sie vor eine Kutsche spannen und Kinder daraufsetzen konnte. In seinen Händen war sie Wachs und lammfromm.

Als sie bei uns ankam, dauerte es mehrere Tage, bis ich mich das erste Mal zu ihr auf die Weide traute. Immer wieder schien sie urplötzliche Wutausbrüche zu haben und auf einem Hektar saftiger Weide Rosie von einem Grasbüschel wegzujagen. Beißen, treten, angelegte Ohren... ein Dauerzustand. Rosie nahm es gelassen - ich nicht so sehr.

Doch mit der Zeit lernte ich, dass ich nicht das Ziel ihrer Aggressionen war und es auch kein Zufall war, dass ich bisher noch nicht von ihr niedergetrampelt worden war. Langsam lernte ich ihr zu vertrauen und konnte bald angstfrei normale Arbeiten in ihrer Nähe verrichten, sie anhalftern, führen, Hufe pflegen, putzen und auf der Weide sogar ein bisschen reiten.
Weiter als das sind wir nie gekommen, doch hat sich unsere Beziehung im Laufe der zwei Jahre, die ich sie jetzt habe, weiter vertieft und ich habe im direkten Umgang mit ihr keine Probleme. Die Angst habe ich inzwischen verloren und ich gehe auch dann zu ihr rein, wenn sie gerade einen Affenaufstand macht - ich weiß einfach, dass sie mich respektiert und ich sie notfalls auch zurechtweisen kann. Mehr als einen Strick oder einen Handschuh brauche ich nicht, denn ich weigere mich immer noch "aufzurüsten". Strick und Knotenhalfter sind die einzigen beiden Ausrüstungsgegenstände, die ich im Umgang mit ihr verwende.

Unsere heutigen Probleme, die uns weitere Abenteuer etwas verleiden, ranken sich vor allem um diese beiden Punkte:

Kachina ist extrem angespannt in allen Situationen, in denen es ums Fressen geht.
Und dabei spielt es überhaupt gar keine Rolle, ob sie gerade knietief in einer Sommerweide steht oder nicht. Okay, klar, wenn sie richtigen Hunger hat, dann ist sie wirklich gefährlich und extrem schwer zu kontrollieren. Aber auch dann, wenn es Futter im Überfluss geht und sie nur VERMUTET, ich könnte was zu fressen in der Tasche haben, ändert sich ihr Verhalten schlagartig.
Und ja, wir haben schon lange Höflichkeitstraining gemacht - stehe ich mit einem Leckerli vor ihr, geht sie mit gesenktem Kopf zwei Schritte rückwärts und wartet. Sie kennt eine Übungssituation, wenn sie sie sieht. Sie lässt aber auch sofort jegliches braves Zirkuspferdverhalten wie eine heiße Kartoffel fallen, sobald sie schnallt: achso, war nur ein Höflichkeitsbesuch. Wohlgemerkt, MIR tut sie dabei nichts. Aber sie geht mit aller heftigster Härte gegen meinen Wallach (und früher auch die Stute, die jetzt verstorben ist) vor. Er darf sich nichtmal auf 50 Meter in ihrer Nähe aufhalten, wenn ich da bin und es eventuell Leckerli geben könnte. Selbst wenn er weit hinten steht, legt sie die Ohren an und klackt mit den Zähnen in seine Richtung, hebt die Hinterhufe und droht als ginge es um ihr Leben.

Meine Sorgen damit sind nun folgende:
a) Ist sie sich dabei nicht immer absolut 100% meiner Anwesenheit bewusst und ich muss sie in dieser Gemütslage STÄNDIG, also etwa alle 9 Sekunden an meine Anwesenheit erinnern oder sie würde einfach herumwirbeln, losstürmen und aufs andere Pferd los. Jemand anderes als ich oder mein Mann wäre eindeutig in Gefahr einfach plattgewalzt zu werden.
Setzt sie zum Stürmen an, kann ich sie mit Worten oder leichtes Klapsen davon abhalten. Aber Mann, brodelt es dann in ihr...

b) Ist es ein erhöhter Aufwand an meinen Wallach ranzukommen. Sobald ich mich nähere, kloppt sie ihn sofort weg und bewacht alle Zugänge. Gehe ich an ihr vorbei zu ihm hin, will sie direkt an mir vorbei auf ihn losstürmen. Ich kann sie zwar davon abhalten, aber mein Wallach ist auch eher vorsichtig und verlässt sich auf meine Hilfe auch nur in 70% aller Fälle. Manchmal versteckt er sich regelrecht hinter mir oder kommt gleich zu mir gerannt, aber Kachina nutzt jede kleinste Unaufmerksamkeit meinerseits, um von hinten dann doch noch auf ihn loszugehen. Oder sobald ich einen Appel vom Boden hebe oder meine Hunde rufe - KA-ZOOM, nutzt sie sofort die halbe Sekunde um ihn wegzujagen.

c) Bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob das ein gutes Zeichen ist bzw ob ich solches Verhalten rund ums Futter dulden sollte und wenn nein, wie ich damit umgehe. Die beiden haben immer, zu jeder Jahreszeit 24/7 Raufutter zur Verfügung. Die meisten die mir sagen ich solle es "nicht dulden", sagen mir allerdings auch nicht wie.
Außer so tolle Ratschläge wie Kachina mit einem Eletroschockgerät/Schaufel/Peitsche durch den Paddock müde zu jagen und jedesmal zu vermöbeln, wenn sie aufmuckt u.ä. bescheuerte Vorschläge.

Ich bin mir übrigens schon darüber im Klaren, dass das relativ normales Herdenverhalten ist und mir tut jetzt auch nicht mein armer gemobbter Wallach leid oder so. Sowohl die alte Stute als auch mein Wallach sehen das relativ gelassen und nehmen auch nicht mehr Abstand als nötig.
Bin ich nicht dabei (ich kann sie durchs Fenster sehen), fressen sie oft auch friedlich nebeneinander oder es wird gezickt, ein Schritt zur Seite und gut is. Habe ich kein Problem mit.

Was ich aber doch gern möchte: dass sie es in meiner Anwesenheit unterlässt. Dass sie es akzeptiert, wenn ich mit meinem Wallach was machen will - und dass sie meine Anwesenheit nicht jedesmal zum Anlass nimmt so auf 180 raufzudrehen.

Ich weiß schon, dass es irgendwo an MIR liegen muss. Also klar, sie hatte diese Futterneidmacke schon immer und war schon immer sehr ruppig mit anderen Pferden, aber es wird ja deutlich schlimmer wenn ich dazukomme, also mache oder unterlasse ich irgendwas, was die Situation verstärt statt entschärft. Nur was?

Und dann wäre da noch Problem Nummer zwei:
Kachina geht freiwillig keine 100m vom Grundstück weg.
Ich muss dazu sagen, wir wohnen sehr sehr ablegen und ich bin die allermeiste Zeit mit den Pferden ganz allein, ohne Möglichkeit jemanden zu Hilfe zu holen. Daraus folgert, dass ich nur Dinge mache, bei denen ich mir sicher bin, dass ich die allein meistern kann. Daraus wiederum folgt: ich mache eigentlich nichts (was Spaß macht). Also klar, ich mache Hufe, Körperpflege, füttern, äppeln... aber einfach mal Kachina an den Strick nehmen und loszockeln? Mache ich so gut wie nie. Einfach, weil ich uns weitere Frustrationen ersparen will und sie mir schon mehrfach entweder einfach stehen geblieben ist - oder sie mich als Treibanker verwendet und ihre eigenen Ziele verfolgt.

Also ich kriege sie schon gehandelt... irgendwie... aber nur unter enorm viel Einwirkung, Aufmerksamkeit, ständigen Ansagen "hey!", "nein", "weiter", "na loslos", "nein nicht da lang!", "stop", "zurück"... *nerv*
Und es gab auch Situationen, in denen ich einfach aufgegeben habe und zurückgegangen bin. Ich weiß heute, dass das falsch war, aber ich war einfach in Schweiß gebadet, entnervt, frustriert, niedergeschlagen und auch einfach hilflos und doof.

Nichts, was ich mit ihr mache, geht einfach so glatt. Nichts, was ich mit ihr mache, verläuft harmonisch.
Selbst, wenn ich zu ihr komme und sie einfach nur kraule, massiere und bei ihr stehe... ist alles sofort vorbei, wenn sich mein Wallach dazustellen will.


Übrigens ist mein Wallach das krasse Gegenteil. Ihm bin ich fast schon ZU dominant. Er liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Er ist tendenziell etwas unsicher und hat sich mir im Gelände auch schon verweigert und wird nervös, wenn ich ihn alleine wegführe. Er lässt sich sehr schnell beeindrucken durch einen etwas strengen Unterton und hebe ich beim Longieren leicht das Seil an, fällt er fast sofort in Galopp, wohingegen ich bei Kachina wohl mit Handgranaten arbeiten müsste, um den selben Effekt zu erreichen.


Mein Traum: ich allein mit beiden Pferden unterwegs.
Entweder beide vor einem Wagen (denn sie kennen beide das Fahren, auch zweispännig) oder einen als Handpferd. Mein absoluter Traum. Doch wie komme ich da nur hin, wenn ich im Augenblick weder mit dem einen noch mit dem anderen ernsthaft was machen kann?

Seit die beiden zu zweit sind, kleben sie natürlich noch enger zusammen und um Verweigerungen zu vermeiden, habe ich sie seit Rosies Tod im April noch keine 100m voneinander entfernt.

Uff. Nun gehe ich meine blutenden Fingerkuppen versorgen.
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Sheitana
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Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Beitrag von Sheitana »

Als Erstes eine Frage:

Wurde Kachina schon mal von oben bis unten gesundheitlich untersucht?
ehem User

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Beitrag von ehem User »

Jein - wir hatten nur mal eine Osteopathin hier, die nichts Auffälliges feststellen konnte. Sie war aber auch primär wegen Rosie da und hat nur ca 15 Minuten mit Kachina verbracht. Geröntgt o.ä. haben wir sie nie und die Zähne muss ich selbst checken, da der einzige Pferdezahnarzt Finnlands nicht zu uns rauskommt.

EDIT: Das ist übrigens auch so ein komischer Punkt. In den Dingen, wo die meisten Leute mit ihren Pferden Schwierigkeit haben, also angebunden stehen bleiben, Hufe bearbeiten, Zähne untersuchen, Medikamente geben, Lärm, Knallgeräusche, Traktoren - ist sie sowas von kooperativ und cool, da ist sie fast einfacher als mein Wallach. Sie geht auch durch alles durch und über alles drüber, riesige Raschelfolien, durch Matsch, Wasser, Felsen, egal.
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Sheitana
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Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Beitrag von Sheitana »

Das wäre das Erste wo ich ansetzen würde. Das Pferd komplett auf den Kopf stellen, mit Haaranalyse o.ä....
ehem User

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Beitrag von ehem User »

Ja, das wird nicht möglich sein, denn wir wohnen wie gesagt sehr abgelegen und können nicht mal eben in die Klinik fahren, ohne dafür Urlaub zu nehmen. Wir haben schon Mühe überhaupt jemanden zu finden, der zu uns rauskommt, Hufe und Zähne mache ich deswegen schon selbst. Und ich glaube Haaranalyse gibt es in Finnland gar nicht - meinst du Bioresonanz? Ich glaube sowas gibt es in Finland gar nicht und wenn, dann nur in der Hauptstadt.

Ich habe auch persönlich nicht den Eindruck, dass sie körperliche Schmerzen hat. Die Situationen wo sie so reagiert sind eher an äußere Ereignisse geknüpft und sie lässt sich von mir überall anfassen und in alle möglichen Positionen locken, muss ja auf unserem Gelände auch klettern und trabt/galoppiert von sich aus viel, kann aber auch ruhig stehen... ich denke eher nicht, dass das der Hauptknackpunkt ist.

Was ich schon glaube ist, dass sie grundsätzlich nicht sehr körperbewusst ist und dahingehend sicherlich mehr Training gebrauchen könnte. Da sie das Verhalten aber schon ihr Leben lang zeigt (und ja teilweise auch physisch belastet wurde), denke ich jetzt nicht primär an ein körperliches Problem. Als sie an der Kutsche war, hat sie das mit viel Begeisterung und Eifer mitgemacht und war sehr konzentriert. Dann auf der Weide aber wieder volles Stressprogramm.
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Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Beitrag von Romy »

Na das klingt ja fast so als ob Kachina die heimliche Schwester meines Summys wäre, der war früher auch so. Also ich ihn beim Vorbesitzer kennen lernte, bekam ich auch erstmal einen Tritt, wei ich brot hatte und er eifersüchtig auf die anderen pferde war... Zum Thema Wegjagen anderer Pferde habe ich erst kürzlich einen längeren Beitrag geschrieben, allerdings in englisch und ich habe gerade keine Zeit zum Übersetzen. Daher bekommst du ihn per PN.

Ganz kurz zusammengefasst die wesentlichsten Punkte: Erstens finde ich es wichtig, eine ganz klare Entscheidung darüber zu treffen, ob ich Wegjagen okay finde oder nicht. Für mich ist das ein eindeutiges Nein und das gilt dann eben auch jedes mal, nicht nur nach Tagesform. Das heißt, wenn ein Pferd die anderen verjagt, höre ich sofort auf mit ihm zu spielen und gehe anstatt dessen zu den anderen. Der wichtigere teil ist für mich aber nicht das Verbieten des Jagen, sondern das belohnen des positiven Verhaltens: (1) ruhig stehen und nicht jagen und (2) sich freundlich nähern und mitspielen. Wenn das anfangs nicht geht, dann mache ich das Schritt für Schritt, indem ich erst zwischen beiden Pferden wechsle und dann den Abstand verkleinere.

Zum Thema alleine weggehen: Für meine Pferde löst sich das Problem dadurch, dass sie selbst bestimmen können, ob und wohin wir gehen. Das heißt, wenn wir von der Koppel weggehen und das Pferd nach 100 m Angst bekommt, dann drehen wir einfach um. Die Folge ist nicht, wie man jetzt vielleicht annehmen könnte, dass wir überhaupt nicht mehr spazieren gehen. Im Gegenteil, dadurch haben sie gelernt, dass es sozusagen keine Gefahr ist, sich für einen Spaziergang zu entscheiden, ganz einfach weil sie sich dadurch nicht in eine Situation hineinmanövrieren, aus der sie später nicht mehr rauskommen.
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Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Beitrag von Maxima »

Ich würde auch versuchen bei ihr so viel wie irgend möglich gesundheitlich abzuklären und auch versuchen das erzieherisch zumindest in einen ungefährlichen Bereich bringen, da Du ja die beiden Pferde sicherlich weiterhin zusammen lassen willst. Eventuell wäre ihr Verhalten in einer größeren Gruppe auch gemäßigter?

Versuch doch mal an einen guten homöopathischen Behandler zu kommen, der muß das Pferd nicht unbedingt persönlich sehen, aber gerade so krasse psychische Probleme lassen sich oft mit Homöopathie oder Bachblüten recht gut in den Griff bekommen.

Andererseits gibt es auch einfach solche Pferde - mein Hannoveraner war sein Leben lang so ein Fall. Für seine Menschen war er das liebste, tollste Pferde und hat wirklich alles für mich gegeben. Alles was vier Beine hatte, hat er aber gehaßt und ganz besonders wenn es um SEIN Futter, SEINEN Platz und SEIN Frauchen ging... Er hat seine Boxen kurz und klein geschlagen wenn das Pferd nebenan nur mit dem Ohr gewackelt hat, er hat ganze Schuppen vom Fundament geschoben durch seine Toberei, er hat sich die Hufe kaputtgeschlagen, Mauern durchlöchert, Wasserleitungen abgerissen, Türen rausgerissen... es war die Hölle. Er hatte anfangs noch eine Pferdefreundin die ihm das Futter aus dem Maul klauen und mit in seine Box laufen durfte. Die ging dann leider weg und seither ging gar nichts mehr. Ich habe immer wieder Vergesellschaftungsversuche gemacht die immer alle nach einer Weile schiefgingen, er war nur glücklich und zufrieden wenn er alleine war, allenfalls ein paar Artgenossen in Sichtweite hatte. Er hat einfach nur für seine Menschen gelebt und wollte von anderen Pferden nix wissen. Das mußte ich schließlich so akzeptieren.

Mit dem heutigen Wissen hätte ich bei ihm auch noch eine Tierkommunikation versucht, einfach um vielleicht mal zu ergründen woher diese Agressionen kommen.
Liebe Grüße
Ulla

Wir werden in Ewigkeiten nicht mehr gut machen können, was wir den Tieren angetan haben. (Mark Twain)

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Sheitana
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Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Beitrag von Sheitana »

Haaranalysen/Bioresonanz kannst du gut auch mit einem Behandler in der Ferne machen. Meist reichen Haare aus.

So oder so würde ich die Gesundheit abklären lassen. Auch, wenn das Pferd noch fit wirkt. Wer weiß, es braucht nur Magenschmerzen zu haben o.ä., man weiß es nicht.
ehem User

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Beitrag von ehem User »

*ächz* Endloses Posting im Nirwana verschwunden... nagut, ich versuch es nochmal.

Bezüglich Homöopathie und Tierkommunikation habe ich folgendes Problem. Hier in Finnland steckt das alles noch in den absoluten Kinderschuhen und es gibt hier niemanden, der kompetent ausgebildet ist. Die meisten haben einen Wochenendkurs hinter sich. Da ich selbst beim BTB, also bei einem anerkannten Institut meine Ausbildung zur THP (für Hunde) gemacht habe, erkenne ich Scharlatane ziemlich sofort. Ich habe hier gelernt mich in allen Dingen auf mich selbst zu verlassen. Die Energie, die man aufwenden muss um die Spreu vom Weizen zu trennen, stecke ich heute lieber direkt in meine Pferde und meine eigene Fortbildung.

In Deutschland wäre das vermutlich anders, weil auch die sehr guten Leute leicht zu finden sind. Hier in Finnland kommt vielleicht ein kompetenter Homöopath auf 300 Wochenendkursler - und der wohnt dann höchstwahrscheinlich am anderen Ende des Landes. Insofern scheidet die Möglichkeit für mich aus.

Haare irgendwo hinschicken kann ich natürlich machen.

Bezüglich der Tierkommunikation denke ich zudem, dass ich selbst zu meinen eigenen Tieren eine recht gute Verbindung habe, die es mir überhaupt erst möglich gemacht hat trotz ihres gemeingefährlich scheinenden Verhaltens ihre wahre Seele darunter zu erkennen und ihr vertrauen zu lernen.
Wann immer Kachina wirklich körperliche Probleme hat, spüre ich das im allgemeinen sofort und handle auch entsprechend. Sie wird dann eher in sich gekehrt und sehr verdächtig friedlich. Ich habe schon zu meinem Mann gesagt, ob wir ihr nicht ab und zu eins über die Rübe geben oder was ins Heu mischen können, damit sie so schön ruhig bleibt. :-P

(Disclaimer: nein, das tun wir natürlich NICHT! ;))

Romy,
mit deinem Text konnte ich SEHR viel anfangen. Im Ansatz ist es auch das, was ich derzeit versuche. So ganz komme ich ums Strafen nicht herum, aber ich glaube auch, dass das Wegschicken/Strafen nur die halbe Miete ist und eigentlich nur eine Krücke, die wir brauchen bis sie wirklich versteht, dass sich das friedliche Warten auch für sie lohnt.

Beim Clickern braucht sie sehr viele Clicks und Belohnungen, da sie sehr wenig Geduld hat und dann auch manchmal denkt "ach, scheiss auf das Leckerli" und dann frustriert abzischt. Sie braucht unheimlich viel Zuwendung und ist nicht bereit längere Zeit auf etwas zu warten. Sie nimmt die Sache dann lieber selbst in den Huf.

Für uns ist es schon ein mächtiger Fortschritt, dass ich sie verbal einigermaßen beeinflussen kann. Wenn ich also sehe wie ihr jeden Moment der Geduldsfaden reißt, kann ich mich zu ihr hinwenden und sagen "warte, ich komm gleich, warte!" und kaufe mir damit noch weitere 5 Sekunden Geduld. Aber es ist immer ein Glücksspiel und jedes Mal, wo sie den "Scheiss drauf!"-Punkt erreicht, ist es natürlich ein Rückschritt und beim nächsten Mal zeigt sie dann NOCH weniger Geduld.

Ich brauche vor allem sowas wie einen Plan. Einen Ablauf, an den sie sich gewöhnen kann. Im Moment gehe ich noch zu chaotisch vor, also mal komm ich von hinten, mal von der Seite, mal morgens, mal nachmittags, mal wenn sie grad fressen, mal wenn sie pennen und der Ablauf ist auch immer spontan, je nachdem wo ich wen vorfinde.

Und die Versuchung ist natürlich auch groß, wenn ich Balou zuerst sehe und Kachina grad hinter der Ecke irgendwo pennt, ihn dann quasi "heimlich" zu betüdeln, zu füttern und zu streicheln und immer mit dem Gefühl im Nacken "hoffentlich merkt sie das nicht".
Ich versuche diese Gedanken zu vermeiden und ich renne auch nicht unschuldig pfeifend weg, wenn sie dann kommt. Aber das "oh Shit, sie ist aufgewacht"-Gefühl kann ich auch nicht komplett unterdrücken. Ich muss so langsam das Gefühl aufbauen, dass ich diejenige bin, die die Situation regelt und mich nicht von ihrer Laune abhängig machen.


Zum Wegschicken/Strafen: wenn sie angedonnert kommt oder direkt neben mir auf Balou losgeht... WAS genau würdet ihr dann in dem Moment tun? Also ich weiß, am besten vermeiden, aber anfangs wird es ja noch häufig vorkommen. Reicht es, sie zum Stillstehen zu bewegen? Oder muss sie wirklich "weggejagt" werden, also 30 Meter Abstand etc? Wie beeindruckt muss sie sein, damit sie wirklich versteht, dass das unerwünscht ist - und wie erreiche ich das?

Ich denke, es interessiert sie manchmal recht wenig, wenn ich da so mit Seilen rumfuchtele und ihr Fokus ist dann vor allem auf Balou. Balou weiß sofort, wenn ich die Lage nicht ganz im Griff habe und bringt sich dann lieber in Sicherheit.
ehem User

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Beitrag von ehem User »

Hast du schon mal über Clickertraining nachgedacht? Ist jetzt nur so ein Gedanke von mir, aber wenn sie nach eingier Zeit merkt, dass sie sich darauf verlassen kann, dass es nach dem Click nur für sie Futter gibt, dann gerät der Wallach immer mehr ins Hintertreffen. Momentan ist die Futtergabe aus deiner Hand ja mehr variabel... also unbewusst bestärkst du ja ihr Verhalten... Sie bekommt Futter - jagt ihn weg. Das steht im Zusammenhang... das muss aber irgendwie getrennt werden. Vielleicht das sie merkt, dass es nicht nötig ist, ihn wegzujagen. Also sie muss sich ihr Futter durch andere kleine Aufgaben, die du ihr stellst, verdienen.... Vielleicht kann man das erst mal mit einer Absperrung zwischen den Pferden üben? Hmmm, war jetzt nur so ne Idee von mir :)
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