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Re: 'Selbsthilfegruppe' Weiterbildung Biomechanik/Muskulatur

Verfasst: So 28. Jun 2015, 22:56
von Antigone
Schöneich- Rachen, Schöneich S. 59
- wir sind bei einem Rechtshänder-
"...läßt sich eindeutig ein Ausbrechen über die rechte Schulter erkennen, was im rechten Vorderhuf aufgefangen wird. Hier wirkt eindeutig eine zentrifugale Kraft. Die Größe des Kreises ist hierbei zunächst nicht relevant. Sie hat Ihren Urprung- wir sind beim Rechtshänder- im Ausbrechen über die rechte Schulter, dabei macht sich das Pferd links hohl. Dem Ausbrechen über die rechte Schulter muss zwangsläufig durch die ständig schiebende Hinterhand der gesamte Körper folgen. Ein vergleichbares Verhalten zeigt ein Eisschnellläufer, wenn er sich auf der Eisbahn in einer Kurve befindet. Um nicht aus der Bahn getragen zu werden, muss er die entstehende Zentrifugalkraft durch Überkreuzen der Beine ausgleichen. Das Pferd verhält sich recht ähnlich."

S. 66
"Durch diese Scherkraftbewegung- das Seitwärts-Auswärtstreten- bekommt die Hinterhandmuskulatur eine andere Aufgabe, sie tritt nicht vorwärts, sondern muss seitwärts ausgleichen, was sie schwächt!"

S.67
"Ein weiteres Beispiel in dieser Kategorie ist das Kürzertreten eines Hinterbeines, das Kurz-lang-kurz-Treten. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit muss man davon ausgehen, dass es das Hinterbein der "händigen Seite" betrifft, also beim Rechtshänder das rechte. Der Grund liegt in der Verkürzung des Bewegungsbogens der rechten Schulter."

S. 64
"Das heißt: wie bei einer Schere fixiert sich ein Teil der Scherachse, die andere schert aus der diagonalen Linie heraus. [..] Scherkräfte führen zu Verspannungen schwerster Art durch Überlastung der Muskulatur, Sehnen und Bänder. Dazu kommt noch, dass die Überlastung der Muskulatur zu ihrer Abschwächung führt. Folge: Die Sehnen lockern sich und die Bänder müssen jetzt teilweise Aufgaben der Sehnen übernhemen. Hierfür sind sie einfach nicht geschaffen, sie leiern aus. Das alles hat ebenfalls eine starke Auswirkung auf den Stoffwechsel und damit auch auf das Immunsystem. Hier können wir erahnen, dass wir den Bereich des Ganzheitlichen berühren. "

Re: 'Selbsthilfegruppe' Weiterbildung Biomechanik/Muskulatur

Verfasst: So 28. Jun 2015, 23:02
von ehem User
Was ist auf der Geraden?
Wo fußt die beiden Hinterbeine im Verhältnis zum Rumpf/Schwerpunkt auf gerader Linie, also ohne durch den Kreis hinzugefügte Scher-,Flieh-,Zentrifugalkräfte?

Re: 'Selbsthilfegruppe' Weiterbildung Biomechanik/Muskulatur

Verfasst: So 28. Jun 2015, 23:36
von Antigone
Rachen- Schöneich, Rachen

S. 55
"..ein weiteres Problem- nicht unerheblich - ergibt sich auch im folgenden Zusammenhang: Pferde, die sich vermehrt in dem rechten Vordergliedmaßen abstützen, verkürzen automatisch und logischerweise den Schritt des rechten Vorderbeines und zwar zunächst fast unmerklich. Dadurch - und hier das Bedeutende dabei- kann auch das dahinter liegende rechte Hinterbein weniger weit nach vorn treten. Das Pferd zieht das rechte Hinterbein zunächst kaum merklich, aber allmählich immer stärker nach. "

Das Hinterbein tritt zwar unter, jedoch am Schwerpunkt vorbei

S.22
" ein vorderlastiges Pferd ist schief, ein auf der Hinterhand mit nach oben gewölbten Rücken gehendes Pferd ist gerade"
S. 28
"Also kann die Grundbedingung bei der Ausbildung eines Pferdes nur das Geraderichten sein, noch bevor man in den Sattel steigt !"

Hast Du den Döringshoff Artikel wirklich gelesen ? Weißt Du überhaupt worauf er eigentlich hinaus wollte ?

Re: 'Selbsthilfegruppe' Weiterbildung Biomechanik/Muskulatur

Verfasst: So 28. Jun 2015, 23:49
von ehem User
Mir wäre es lieber, wenn du vielleicht in eigenen Worten antworten könntest. :shy:
Bei einigen Zitaten sehe ich entweder den Zusammenhang der Zitate untereinander oder im Bezug auf meine Frage nicht.
Antigone hat geschrieben: S. 55
"..ein weiteres Problem- nicht unerheblich - ergibt sich auch im folgenden Zusammenhang: Pferde, die sich vermehrt in dem rechten Vordergliedmaßen abstützen, verkürzen automatisch und logischerweise den Schritt des rechten Vorderbeines und zwar zunächst fast unmerklich. Dadurch - und hier das Bedeutende dabei- kann auch das dahinter liegende rechte Hinterbein weniger weit nach vorn treten. Das Pferd zieht das rechte Hinterbein zunächst kaum merklich, aber allmählich immer stärker nach. "

Das Hinterbein tritt zwar unter, jedoch am Schwerpunkt vorbei
Du meinst jetzt das rechte, weil es nicht weiter nach vorn kommt?
Das würde ja zu meiner Beobachtung passen und dafür noch eine weitere Erklärung liefern...
Hast Du den Döringshoff Artikel wirklich gelesen ? Weißt Du überhaupt worauf er eigentlich hinaus wollte ?
Wenn du so fragst, wohl scheinbar nicht. Gelesen habe ich ihn - warum sollte ich ihn sonst verlinken?
Worauf will er denn hinaus?

Re: 'Selbsthilfegruppe' Weiterbildung Biomechanik/Muskulatur

Verfasst: Mo 29. Jun 2015, 09:31
von Cate
Inhaltlich kann ich jetzt so auf die Schnelle nix beitragen, muß das erst in Ruhe lesen und durchdenken, und vorher arbeiten :roll: , aber @ Plüschi, Muriel ist grad auf Forttbildung, weiß nicht, ob sie diese Woche überhaupt hier reinguckt. :nix:

Re: 'Selbsthilfegruppe' Weiterbildung Biomechanik/Muskulatur

Verfasst: Mo 29. Jun 2015, 10:33
von Wallinka
Hallo Antigone, toll, das du dich mit diesem Thema so gut auszukennen scheinst. Ich glaube nicht, dass Plüschi diesen Artikel als bare Münze angesehen hat, eher als Möglichkeit, dieses Thema noch mal in den Fokus der Diskussion zu stellen. Daher wäre eine etwas sachlichere, nicht so sarkastische Ausdrucksweise deinerseits nett. Es geht schließlich in diesem Thread um Meinungsaustausch. Danke Wallinka

Re: 'Selbsthilfegruppe' Weiterbildung Biomechanik/Muskulatur

Verfasst: So 12. Jul 2015, 12:36
von Antigone
Pferde benötigen zur Flucht nur eine stabile Vorhand mit einer ausdauernd schiebenden Hinterhand.
In Panik/ Witterung oder Flucht wird der Kopf nach oben gerissen, der Rücken durch gedrückt und damit mehr Geschwindigkeit erlangt, da dementsprechend mehr schnell anspannenden Muskelfasern rekrutiert werden.
Möchten wir das Pferd vorbereitend zum Reiten u.a. Geradenrichten ist die Erarbeitung der Lastaufnahme (Tragkraft) der Hinterhand sinnvoll.
Spontan zeigt das Pferd aber nur Schubkraft, wenn es Tragkraft entwickeln soll und nicht kann/ bleibt es beim schieben und wird immer schneller an Stelle sich „zu setzen“ (häufig ist das dann im Übergang zum Galopp erkennbar, wo das Pferd „so gar nicht will- weiß gar nicht warum…….)

Da die Hinterhand stoisch der Vorhand folgt, geht der Weg über die Vorhand/ Schulter Region um das Pferd zu lösen (s. Stresspunkt 1 M. rectus capitis lateralis um das Genick zu lösen und Stresspunkt 2 M. brachiocephalicus und Mm. Mulitfidii cervicis).
Plan über eine Seitneigung den M. longissimus dorsi in Aktivität zu bekommen, da er ein Muskel ist der von „vorn“ nach „hinten“ zieht und die Hinterhand mit der Vorhand quasi „verbindet“.

Zu Deiner Frage: Meiner Ansicht nach kann man an einem Pferd was noch nie garbeitet wurde nur mit extrem viel Erfahrung ein Händigkeit ausmachen (aufgrund der Vorlastigkeit ist das Pferd schon schief, da beides ineinander geht.)
Wurde ein Pferd bereits gearbeitet so zeigt es auf der Händigen Seite (als Folge der bereits gewirkten Zentrifugalkraft ein in Außenrotation stehendes Vorderbein und Hinterbein, fügt man an das Bild Vektoren (Pfeile) an treffen sich diese jedoch nicht, sondern verlaufen parallel zueinander.
Entgegen der händigen Seite, der Seite auf welcher die Scherkraft erfolgt,( da eine Drehung nur um das händige Vorderbein erfolgt). Das Hinterbein der nicht händigen Seite steht MEINER ANSICHT nach maximal in der Flucht des nicht händigen Vorderbeines, eher mit der Tendenz auch nach außen gedreht zu werden. Es fußt also nicht besser unter. Wie auch, das händige Hinterbein befindet sich meilenweit vom Schwerpunkt entfernt, nicht fähig Tragkraft zu übernehmen ohne umzufallen, wie soll dann die Gegenseite unter den Schwerpunkt kommen ?
Oder ist es nicht so auf der händigen Seite klappt das Schulterein besser, Travers/ Kruppe herein nicht von Galopp ganz zu schweigen. Auf der nicht händigen Seite Schulterein nja, Travers dafür (eigenartig) und der Galapp mmmh. Sicher ist es noch anderen Faktoren geschuldet, dass es mehr oder weniger klappt… aber nunja Erfahrungen halt.

Im Humanen Bereich kann man sich einen Fußballspieler vorstellen, stehend auf einem Bein, mit dem anderen Bein die Körpermitte kreuzend um den Ball zu treffen. Dabei kann natürlich der Rumpf sich in Bewegungsrichtung zur Seite neigen (keine Tragkraft) oder im Lot (Schulter Hüfte Sprunggelenk = Tragkraft).
Entscheidend ist meiner Meinung nach nicht wie das Bein am Schwerpunkt vorbei tritt, sondern wie es zu kurieren ist, dass Schulterein auf die Problematik wie Aspirin wirkt, aber man endlos damit auch keine Aktivität der Hinterhand aufbauen kann denn dafür benötigt man das zufügen des äußeren Hinterbeines, für das Pferd die Aktivität/ Idee von Kruppe herein bzw. Travers- dann ist die Kontrolle beider Hinterbeine möglich und ein Weg/ Möglichkeit des Geraderichten erreicht.

Meiner Ansicht nach kann man am Stand eine Hypothese anstellen, welches die Händige Seite ist auf der Geraden bestätigt oder wiederlegt es sich, auf dem Zirkel wird es dann sichtbar.
Was mir an Döringshoff`s Artikel fehlt ist die Halswirbelsäule, die sich ebenso gut wie die Lende drehen kann und in dem Modell nicht zu tragen kommt, es fehlt die 2 fach Funktion des M. trapezius (in Stress und als „guter“ Aufrichter). Dieser Artikel enthält Fehler bzgl. der Neuroanatomie und ist nur halbherzig strukturiert (keinerlei Eingehen auf Schulter/ Rumpfmuskulatur- lediglich die Reduktion auf den transversus abdominis)
Einziges Fazit- man sollte doch mehr die auf der händigen Seite arbeiten, da dort „nur“ die Zetrifugalkraft wirkt, welches sich weniger dramatisch als die Scherkraft auf den Pferdekörper auswirkt. Diese Begründung bleibt bei Döringshoff aber offen- schade für einen bei Welter- Böller gelisteten Assistenten hätte ich mir persönlich mehr erwartet.

Re: 'Selbsthilfegruppe' Weiterbildung Biomechanik/Muskulatur

Verfasst: So 12. Jul 2015, 13:22
von ehem User
@antigone :huh: ich finde deinen ton extrem unangemessen.
ich meine, ich bin die erste, die dabei ist, pseudowissenschaftlichen blabla leidenschaftlich auseinanderzupflücken, aber hei:
don't kill the messenger.

der artikel ist doch offenbar super geeignet, um eine kontroverse diskussion und tiefere auseinandersetzung anzustoßen.
also nimm den artikel auseinander, nicht den, der ihn (ohne jede bewertung, sondern eben als diskutierbar) verlinkt hat.

so, und nu geh ich mal nachlesen, was es mit der händigkeit als schutz der mutterstute vor dem umfallen auf sich hat ;-)

Re: 'Selbsthilfegruppe' Weiterbildung Biomechanik/Muskulatur

Verfasst: So 12. Jul 2015, 13:26
von Muriel
huhu,
genau, ich war jetzt recht lange weg und hab das hier nicht weiter verfolgen können.

Hab den "Blinddarm"-Artikel gelesen.
Wir hatten bei uns in der Ausbildung das insofern auch angesprochen, dass ein Blinddarm, dessen Funktion verzögert ist/nicht richtig arbeitet, tatsächlich rechtsseitig Probleme machen kann. Das Pferd würde sich dann auf der rechten Seite eher zusammenziehen, der Vortritt des rechten Hinterbeins sei dann eingeschränkt.
In der Praxis sehe ich da allerdings selten Probleme, und da ich ja viel mit der Aktivierung der Bauchmuskulatur arbeite, insbesondere mit dem äusseren schrägen Bauchmuskel, kann ich nur sagen dass es auf beiden Seiten gleich gut geht.

Was ich nicht nachvollziehen kann ist die starke Rotiationsfähigkeit, die dort der Lendenwirbelsäule zugesprochen wird. Die Querfortsätze sind ja teilweise gelenkig verbunden, was die Rotation deutlich erschwert. Die wesentliche Aufgabe der LW ist die Flexion und die Querfortsätze dienen zur Stabilisierung. Würde eine wie im Modell gezeigte Rotation stattfinden können, wäre der Bereich eher als instabil anzusehen. :nix:

Re: 'Selbsthilfegruppe' Weiterbildung Biomechanik/Muskulatur

Verfasst: So 12. Jul 2015, 13:34
von Muriel
Hier übrigens mal ein schönes Bild von einer Wildpferdegruppe, die erstaunlicherweise doch geradeaus laufen kann ;)

Auch die Belastung der Vorderbeine ist m.E. ziemlich gleichmäßig.