Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Moderator: Stjern

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Nelchen
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Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Beitrag von Nelchen »

Das mit den Stützrädern am Kinderfahrrad ist ein guter Vergleich!
Ich habe mit Ausbindern auch nur solange was erreicht, wie sie eingeschnallt waren. Eigentlich sollten die ja die Hand ersetzen, wenn die grad die Longe halten muss. Sitzt man dann auf dem Pferd, sollten die Hände die Ausbinder "ersetzen". Das Pferd hat dann aber schon mal eine Idee davon, was die Hand will. Bei der richtigen Wahl der Ausbinder kann das durchaus einen Prozess verkürzen. Muss aber nicht.
@Lottehüh,
vertraue da ruhig deinem Bauch! ;) Meistens ist es dann auch so, dass es nichts bringt.
Stattdessen könntest du an einem Hang longieren. Bergauf traben lassen, bergab Schritt. So entwickelt das Pferd mehr Körperbewusstsein und merkt welche Körperhaltung am optimalsten ist. Auch rückwärts einen Hang hoch gehen bringt mehr die Hinterhand zum Einsatz und schaukelt nebenbei das ISG frei. ;)
LG Katrin

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Elin89
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Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Beitrag von Elin89 »

Was ich bei dieser ganzen Sache mit "Ausbinder ersetzen die Zügel" nicht verstehe - wenn ich meine Hände komplett feststelle wie Ausbinder - dann "springen" doch die Zügel. Und das will ich ja gerade nicht. Ich muss doch sanft mit der Bewegung des Pferde mitgehen. Das geht bei Ausbindern aber ja nicht. Es mag vielleicht besser sein, so eine starre Haltung zu haben, als jemand, der einem (als Anfänger zB) ständig im Maul rumreißt. Aber so ganz das Wahre ist das doch auch nicht, oder? Wenn meine ehemalige RL immer meinte, die Hände müssen wie Ausbinder sein fand ich das schon immer blöd.
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Nelchen
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Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Beitrag von Nelchen »

Da wäre ja wieder gut, wenn sie aus Gummi sind! ;)
Normalerweise sollten die Hände"besser" und vor allem weicher sein im Nachgeben (im richtigem Moment), als ein Ausbinder.
Für Anfänger sind sie manchmal besser, als deren Hände, wie du schon sagst. Aber nur mit meinen Händen kann ich im Maul des Pferdes eine Melodie spielen. Ein Ausbinder dagegen ist ein Dauerton. Ein erträglicher, wenn ich den Ausbinder so einsetze, dass er mir hilft und ein entsätzlicher, wenn ich das Pferd damit quäle. Und quälen tue ich es, wenn ich das Pferd in eine unnormale Haltung zwinge.
Wenn es aber mit einem Ausbinder eine Wahl hat zu einer Haltung, die ihm nicht schadet und in dem Moment der Ausbinder keine Wirkung mehr hat, dann ist er eine Hilfe.
Er kann aber nur solange eine Hilfe sein, wie er eingeschnallt ist. (die Stützräder ;) ) Danach muss dann schon das Pferd bei der Idee, die es dadurch bekam, abgeholt werden. Wer denkt, das Pferd läuft automatisch dann so weiter, der geht generell falsch an die Sache"Ausbinder" heran. Ohne Stützräder wackelts auch erst mal wieder. ;)
LG Katrin

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Scheckenfan
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Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Beitrag von Scheckenfan »

Hm - aber der Reiter hat ja auch bei ausgebundenem Pferd Zügel in der Hand.
Ein solide ausgebildetes Pferd sollte in der Lage sein, auch ohne Zügelverbindung mit einer entspannten Kopfhaltung zu laufen.

Den Kopf hochreißen tut es wenn
a) der Reiter ihm unangenehm in den Rücken fällt.
Das wäre dann entweder ne einmalige Geschichte, da wäre kurzes Kopfheben für den Reitschüler ein gutes Feedback. Oder es wäre ein genereller Sitzfehler, der m.E. dann schnellstens behoben werden sollte. Dafür würde ich dem Schüler dann aber auf JEDEN Fall die Zügel aus der Hand nehmen (weils für ihn einfacher und fürs Pferd schonender ist) und somit muss ich eh das Pferd leiten, da braucht's dann wieder keine Ausbinder...
b) der Reiter am Zügel zieht.
Das wird er ja aber auch dann tun, wenn das Pferd ausgebunden ist? Da finde ich es schon sehr unfair, das Pferd auszubinden und ihm die Möglichkeit zu nehmen, dem Schmerz zu entfliehen.

Wann genau macht dann also ein Ausbinder Sinn?

Was halt immer die Krux bleiben wird: Nur weil der Kopf unten ist, muss das Pferd längst nicht locker sein, weder im Rücken noch im Hals. :nix:
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
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Hottie
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Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Beitrag von Hottie »

Ich habe nicht ganz alles gelesen, mag aber auch noch etwas dazu schreiben ;) .

Also wieso Halsverlängerer das Letzte sind, was man an Hilfszügel nehmen sollte, wurde ja schon ausgiebig beschrieben, das muss ich ja nicht nochmal wiederholen ;) .

Aber ich habe mein Pferd auch zwischendrin mit Ausbindern longiert und ich behaupte tatsächlich, dass er davon profitiert hat. Angefangen haben wir über den LK, er lief auch wunderbar in Dehnungshaltung damit, gebogen, gestellt und spurig auf dem Kreis in allen Gangarten :-d . Beim Anreiten war er dann echt das mit Abstand ausbalancierteste Jungpferd, auf dem ich je gesessen habe! (Alle anderen waren nur mit Ausbindern longiert worden). So aber das war dann auch der Punkt, an dem ich nicht weiter kam mit dem LK. Ich (!) habe es nicht geschafft, ihn etwas mehr aufzurichten und in eine Arbeitshaltung zu bekommen nur auf Kappzaum ohne Hilfszügel. Deshalb habe ich dann irgendwann doch Ausbinder verwendet. Allerdings viel höher eingeschnallt als Buggelenk, wie es die meisten machen. Pferd hätte sich also problemlos nach oben rausheben können, allerdings war einfach der Weg nach unten begrenzt. Natürlich kam er da auch mal hinter den Zügel, das will ich gar nicht leugnen. Aber die meiste Zeit lief er mit den Ausbindern wunderbar locker und einfach deutlich weniger auf der Vorhand als ohne. Ich habe die Dinger allerdings auch immer nur in der Arbeitsphase kurz eingeschnallt und sehr oft Pausen gemacht, in denen er sich strecken konnte, das finde ich enorm wichtig und wird ganz ganz oft vergessen. Außerdem hatte ich dann den Eindruck, dass er auch ohne Ausbinder leichter in eine Aufrichtung zu holen war, nachdem er mal das Bewegungsgefühl dafür bekommen hat. Achja ich habe sie auch nur in den Kappzaum geschnallt, nicht ins Gebiss. Vermutlich hätte das jemand, der geschickter ist als ich, auch an der Doppellonge erarbeiten können ohne Hilfszügel, aber das kann ich eben nicht :nix: .
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Nelchen
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Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Beitrag von Nelchen »

Reiten Menschen, die schon länger auf einem Pferd sitzen, mit Ausbindern, ist es ein Armutszeugnis für sie. Reiten Anfänger mit Ausbindern, kann man ihnen schon mal ein Gefühl dafür rüberbringen, wie sich das ungefähr anfühlen müsste, wenn man ohne "Hilfszügel" reitet. ;)
Ich war, als ich angefangen habe mit reiten völlig überfordert zu ergründen, warum mein Pferd jetzt den Kopf hochreißt. Ich wollte a. nicht runter fallen, b. relativ locker sitzen und hatte c. damit genug zu tun. ;) In diesem Stadium, nehme ich mir bei Anfängern gern die Ausbinder zu Hilfe und tue uns dreien damit einen Gefallen. (bzw. begrenze ein wenig den Schaden. ;) )
LG Katrin

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Neddie
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Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Beitrag von Neddie »

Die meisten Reitanfänger (ich glaube, inklusive cih selbst) halten sich am Anfang doch an den Zügeln fest, meine ich. Also ziehen stark an den Zügeln. Was helfen denn da die Ausbinder dem Pferd? :kratz:
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

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sacramoso
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Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Beitrag von sacramoso »

Ich finde die Diskussion hier ganz interessant. Grundsätzlich würde ich mal unterscheiden ob ein Hilfszügel eingesetzt wird um dem Reiter zu helfen (z.B. Reitanfänger, etc) oder ob beim Pferd etwas erreicht werden soll.
Und dann ist es glaube ich tatsächlich eine sehr individuelle Geschichte ob ein Hilfszügel jeweils Sinn macht oder nicht. Pauschal verteufeln würde ich sie nicht.
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
jella
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Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Beitrag von jella »

Ich arbeite ja im Verkauf für Reitsportzubehör und gestern kam eine junge Frau zu mir, die Ausbinder haben wollte, weil ihr Pferd immer den Kopf hoch reißt. Bisher sei sie immer mit Schlaufzügeln geritten. :(
Ihr wurde der Tipp gegeben, einen Halverlängerer zu kaufen. Ich persönlich halte von diesen Dingern gar nix. Ich habe es selber mal probiert und war von dieser Wirkung absolut nicht begeistert.
Ich habe ihr zu Dreieckszügeln geraten, da mir diese in der Flexibilität am humansten vorkommen. Allerdings habe ich sie auch gefragt, ob sie RU nimmt, weil das wäre sicher die beste Variante für sie UND das Pferd.

Ich selber habe früher so ziemlich alles probiert. Am schlimmsten finde ich die Longierhilfe.
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Riff
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Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?

Beitrag von Riff »

Halsverlängerer gehen für mich auch gar nicht. Finde die furchtbar. Verstehe auch wirklich nicht den Sinn der Dinger. Longierhilfe und Co sind auch nicht meins.

Aber, ich bin kein Gegner der Hilfszügel. Ich finde Dreiecker können durchaus ihren Sinn und Zweck haben. Selbst Ausbinder können (!!) von manchen Leuten gut eingesetzt werden- ich zähle mich allerdings nicht dazu, lach. Habe aber durchaus schon eine gute Arbeit an der Longe damit gesehen. Allerdings war der Einsatz zeitlich begrenzt und auf keinen Fall auf längere Sicht geplant.

Mein Araber habe ich durchaus mit Dreiern longiert (nicht immer, aber phasenweise) und das war auch gut so. Zudem habe ich ihn auch noch mit Longierbrille longiert (buhu)- er haßte Longe am Gebiß, für manches mußte ich aber eben auch maaaal mit Trense arbeiten. Mit der Longierbrille lief er mit den Dreiern sehr zufrieden, aber, sie sollte IMMER locker hängen und keinen Zug drauf haben. Das ist klar. Für ihn war es wohl angenehmer, wenn die Longe ruhiger hing. Weiß nicht, wie ich es erklären soll.

Er wurde aber genauso am Kappzaum ohne HZ gearbeitet oder an der DL und Langzügel.

Der Herr Lusitano wird am Caveson longiert und auch mit Lauffern. Je nachdem, was ich bezwecke. Dreier gingen bei ihm nicht, weil ich in dem Falle Angst hatte, dass er sich beim Kaspern vorne reintritt. So kam ich dann zu den Lauffern und bin da sehr zufrieden.

Ich lasse ihn immer erst nur am Caveson warmlaufen, in allen drei Gangarten und schnalle dann die Lauffer erst länger ein (ans Gebiß), kürze sie dann immer mal, bis ich da bin, wo ich hinwill.

Was mir bei ihm aufgefallen ist: er ist viel mehr bei der Sache, wenn die Dinger drin sind. Für ihn ist dann Arbeit angesagt. Ob das von früher so drin ist? Ich kann dann ganz einfach Tempowechsel und Übergänge mit ihm machen, er ist viel aufmerksamer und motivierter, schwingt gut und auch die Hankenbeugung ist da.

Nach 10min löse ich dann die Lauffer in 2 Schritten wieder auf und mache sie die letzten 10min wieder ganz ab.

Wahrscheinlich kommt es eben auch darauf an, was man erarbeiten will.

Ich finde es toll, wenn Leute ihre Pferde ohne irgendwas an der Longe gut arbeiten- sehe es aber ehrlich geasgt so gut wie nie. Eine kannte ich, die konnte bis zur Piaffe/Passage alles nur am Kappzaum locker erarbeiten. Toll!! Aber, dazu habe ich gar nicht den Ehrgeiz und den Willen, mich da so reinzuknien.

Wenn meiner vielleicht 10x im Jahr für max. 30min mit Lauffern (in verschiedenen Längen) geht, bricht ihm kein Zacken aus der Krone, er arbeitet gut, wir erreichen unser (mein, haha) Ziel und gut ist. Ich habe eben auch das Gefühl, dass er sich dann mehr anstrengt und es "ernster" nimmt. Liegt natürlich auch an mir. Klar. Ich nehme es dann ja auch ernster und will etwas bestimmtes erarbeiten.

Nur mit Caveson longiere ich einfach locker. Das ist für mich dann nur "Pferd locker bewegen".
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