Gut, ich habe mich unverständlich ausgedrückt - ich meinte das nicht explizit auf bestimmte Rassen bezogen, sondern natürlich auf die individuellen Typen und bin da wohl auf die Rassenklischeeschiene gerutscht
Integra, danke für deine ausführlichen Erklärungen!
Ich glaube nicht, dass ich NHS-Fan werden werde und mit dem Wort 'Dominanz' tu ich mich sehr schwer, weil die meisten Pferde den Menschen nicht 'dominieren wollen', sobald sie mit einem zu tun haben und es außerdem schon einige Male erlebt habe, wie körperliche Unfähigkeit des Pferdes als Dominanzproblem ausgelegt und als solches behandelt wurde, obwohl man damit weder Mensch noch Tier irgendeinen Gefallen tat.
Aber diese Diskussion finde ich für mich dennoch sehr hilfreich, weil ich ja schon verstehen möchte, was die Hintergründe sind für bestimmte Herangehensweisen.
Ich hoffe daher sehr, dass du dich hier - zumindest von mir - nicht angegriffen fühlst, weil das definitiv nicht die Intention ist!!
faraway hat geschrieben:
Ich muss nochmal was nachfragen: Integra, du schreibst, dass du dann eine quasi Vorstufe einbaust und dem Pferd rückwärts "erklärst", indem du z.B. einen Schritt auf es zu machst. Wenn das Pferd dann reagiert, kommt das Schlangen-Seil dazu. Find ich auf jeden Fall einen lobenswerten Ansatz, dem Pferd das Gewollte verständlich zu machen. Nur frage ich mich, wozu dann das Schlangen-Geschlenkere überhaupt einführen, wenn Pferd auf ein anderes Signal, das im offensichtlich direkt verständlich war, bereits reagiert hat? Nur, weil "man das eben so macht" im NHS?
Das ist doch letztlich die Frage, um die es ging. Worin genau der Sinn des Seils besteht. Und die ist mir leider immer noch nicht klarer als durch die Erklärungen der Dame damals. Für mich ist das immer noch eine menschliche Idee, einem Tier etwas beizubringen, und zwar mit (teils massivem) Druck. Aber den Anspruch, dies sei eine Pferden besonders verständliche Methode, den sehe ich immer noch nicht belegt!
Genau die beiden Punkte interessieren mich auch
Integra hat geschrieben:
Aaalso grundsätzlich ist NHS ein überbegriff, das bedeutet nicht, nur Pat Parelli ist NHS, es gibt ja da noch mehr.
NHS bedeutet für mich zumindest, die Natur des Pferdes zu berücksichtigen, das verhalten in der Herde, das Verhalten allgemein, wenn es Angst hat, wenn es sich freut, wenn es schmerzen hat, etc...
also das Gesammtbild Pferd und wiederum jedes einzelne für sich, man kann jetzt einen Holsteiner nicht mit einem Schleswiger vergleichen, dennoch sind beides Pferde, die Grundvorraussetzungen sind also gleich.
Dass NHS mehr ist als Parelli, ist mir klar.
Ansonsten meine ich mit NHS Leute, die quasi nur mit Knotenhalfter und sehr langem Seil arbeiten (und auch, wenn das Parelli ist, aber in meiner Umgebung hier haben die alle einen orangenen Stick in der Hand), meist nicht über positive Verstärkung, sondern Druck, sehr oft und schnell auch psychischer Natur. Und für mich ist das Ganze oft auch sehr Western-/Cowboy-angehaucht. Das meine ich nicht polemisierend, sondern kanns einfach nicht besser beschreiben
Deine Definition ist da anders, mir aber irgendwie zu ungenau. Wie bezeichnest du dann Leute wie dich - die jetzt nicht explizit nach Parelli arbeiten, aber schon von der Grundhaltung in diese Richtung? Im Gegensatz beispielsweise zu reinen Clickerern?
NHS ist viel mehr eine Lebenseinstellung, als eine Technik, mir Persönlich hat diese Technik aber geholfen zu verstehen und nach zu prüfen, um letztendlich auf die unterschiedlichsten Pferde entsprechen eingehen zu können.
Welche Technik jetzt? Ist NHS doch auch eine Technik (im Gegensatz zu deiner Definition oben)? Was für eine?
Dazu gehört, das Pferd zu analysieren, welche Probleme hat es?, was braucht es?, was kann ich tun um die möglichen Probleme zu lösen und wie stelle ich das an, hat das Pferd überhaupt Probleme oder ist es nur nicht erzogen oder steckt da noch was anderes hinter? Das ist nicht bei jedem Pferd gleich und man kann auch nicht gleich von Dominanzproblemen sprechen, manchmal sind es so winzige Kleinigkeiten, die ein Pferd unsicher machen, kann man dies jetzt lösen, indem man beim Führen z.B. einfach aufrecht geht und die Führungsposition klar übernimmt, hat man dieses sogenannte "Dominanzproblem" beseitig, weil das Pferd nicht Dominant, sondern unsicher war.
Das gilt es zu erkennen, das bedeutet für mich NHS, ein Pferd als Individuum zu verstehen und es entsprechend behandeln zu können.
Gut, dass ist für mich eben nicht explizit NHS, sondern das sollte jeder Trainer/RL/... können und auch der Ottonormal-hobby-Pferdemensch sollte sich dessen bewusst sein und es anstreben.
Die 7 Spiele sind eine schöne Sache, wenn man versteht, sie zu benutzen und wenn man auf das Pferd als Individuum eingeht, dann funktioniert das mit jedem Pferd. Dann kann ich jedem Pferd alles beibringen, was ich möchte.
Von den Spielen habe ich keine Ahnung.
Jedes Pferd ist auf der Weide in der Herde ein Pferd in der Natur und wenn ein anderes Pferd kommt, dann wird es ganz natürlich mit dem anderen Pferd umgehen.
Nun bin ich aber kein Pferd und meine Körpersprache sieht anders aus, also wenn ich mit meinem Pferd arbeiten möchte, brauche ich entweder einen Dolmetscher oder eine Sprache die wir beide verstehen, logisch oder?
Natürlich, da bin ich ganz bei dir. Nur glaube ich nicht, dass es von sich aus eine eindeutige Sprache gibt, die beide verstehen. Das mit der Schlange muss man manchen Pferden erklären. Clickertraining ist auch eine Sprache, die man lernen muss.
Und ok, bei Körpersprache ist eben der Mensch der begrenzende Faktor und muss dort unheimlich an seiner Wahrnehmung und seinem Bewusstsein arbeiten, um die gezielt einsetzen zu können.
Integra hat geschrieben:
Nun, warum muss ein Pferd überhaupt weichen? warum muss ein Pferd überhaupt mit uns arbeiten? fragen wir doch mal so...
Das finde ich zu weit hergeholt
Und warum Stößt es dir auf, wenn ein Pferd, wenn ich es zurück schicke, weichen soll?
Das will mir nicht so ganz klar werden...
Ich denke, Equester ging es nicht drum, warum ein Pferd überhaupt weichen soll, sondern um das Wie (wie erreiche ich das langfristig und in dem jeweiligen Moment).
Für mich hat das wenig mit der alleinigen Unterwerfung zu tun als viel mehr das Pferd in jede belibige Richtung schicken zu können und dieses Schicken zu konditionieren... Allein schon aus dem Grund weil ich gerade mal 90 Kg Wiege und mein Pferd 720Kg. Habe ich ein Pferd welches einfach stehen bleibt und überhaupt nicht reagiert, werde ich auch in möglichen Gefahrensituationen ein Pferd haben das nicht reagiert oder mich gar umrennt...(alles schon gehabt)
Mit einem Pferd welches nicht auf meine Körpersprache reagiert, brauche ich mit arbeit am Kappzaum gar nicht anfangen, denn ich muss ja damit rechnen, dass es mich jederzeit umrennt, wenn irgentwas ist.
Also egal ob vorwärtz, rückwärtz, seitwärtz brauche ich ein Pferd welches auf mich achtet und reagiert, sonst bekomme ich bei 720Kg irgendwann Probleme.
Aus eigener Erfahrung mit einem Shetty (!) neulich: Nicht erst bei 720kg
Ich weiß ja nicht wies euch geht aber bei aller Freundschaft und Liebe zum Pferd muss auch der beidseitige Respekt vorhanden sein... So sehe ich das zumindest. Dabei ist egal auf welchem Weg man das erreicht...
Aber wenn ihr hier jetzt schreibt, das arme Pferd muss doch nicht auf mich reagieren, dann verstehe ich darunter " wenn mein Pferd nicht auf mich hören will, dann muss es das auch nicht, wenn mein Pferd mich umrennt, dann ist das halt mein Pech"
Pferde in der Herde schenken sich auch nichts und wenn sie nicht das tun, was das ranghöhere Pferd will, dann knallt das ganz ordentlich...
Ich glaube, meine Herangehensweise ist da etwas anders.
Was du mit 'Respekt' bezeichnest, würde ich in vielen Kontexten mit 'Aufmerksamkeit' ersetzen.
Umrennen lasse ich mich nicht und ein Pferd, was immer frei entscheidet, wann es mitmachen möchte und wann nicht, kann außerhalb von umzäunten Bereichen schlicht auch für sich und die Umwelt gefährlich werden und das geht einfach nicht.
Meiner Meinung nach muss ich aber erstmal die Aufmerksamkeit des Pferdes haben, ehe ich eine Reaktion bekommen kann. Wenn das Pferd mit dem Kopf bei einem Hund auf der anderen Elbseite ist, kann ich von Stufe 1 bis sonstwohin gehen, ohne dass es notwendigerweise reagiert (je nach Typ), weil es einfach gar nicht zuhört. Also hole ich mir erst die Aufmerksamkeit zurück und stelle dann die Aufgabe erneut (Stufe 1) und in der Regel bekomme ich dann problemlos eine Reaktion.
Leider gibt es Leute, die schon bei Stufe 15 (auf einer Skala bis 10) angelangt sind, weil sie einfach nicht erkannt haben, dass das Pferd grad nicht auf sie achtet, weil irgendwo grad etwas passiert, was das Pferd als wesentlich wichtiger (oder, provokanter: attraktiver) einstuft.
Anders ist es, wenn beispielsweise ein Pferd im Schritt an der Hand dermaßen auf die innere Schulter fällt, dass es den Zirkel verkleinert. Nun läuft da innen oft der Mensch, der merkt, das Pferd kommt ihm näher und wenn er nicht rechtzeitig entsprechend reagiert, läuft es ihn um (wieder je nach Typ). Hier ist die Aussage auch oft: respektlos!, Wir müssen erstmal wieder klären, wer hier das SAgen hat!
Seh ich wieder anders

- das ist nicht respektlos, sondern das Pferd kann körperlich einfach nicht anders und der Mensch hats zu spät gemerkt. Helfen kann ich, indem ich dem Pferd zeige, dass es die innere Schulter auch entlasten kann. Dazu muss ich aber erstmal erkennen, dass das Pferd nicht respektlos ist, sondern einen Grund für sein jeweiliges Verhalten hat.
Ich will damit nicht sagen, dass es nicht auch Pferde gibt, oder Momente, in denen Pferde sagen 'ich hab jetzt absolut keine Lust auf Mitmachen und zeige das deutlich'.
Aber das Meiste, was ich in meinem direkten Umfeld als 'respektlos' betitelt sehe, hat seine Schuld beim Menschen, der entweder dem Pferd nicht die Möglichkeit gegeben hat, zu verstehen, was er möchte oder der nicht sieht, dass das Pferd körperlich oder psychisch momentan schlicht nicht in der Lage ist, auf die Anfrage zu reagieren.