Seite 6 von 10
Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?
Verfasst: Sa 28. Feb 2015, 11:09
von Nucades
Während des langen Wegs, meinen Tinker für die Longenarbeit zu begeistern, kamen auch Ausbinder zum Einsatz. Obwohl sie maximal lang waren, war das Pferd im wahrsten Sinne des Wortes dagegen. An dem Punkt hätte ich weiter "aufrüsten" können, habe mich aber (zum Entsetzen vieler

) für den umgekehrten Weg entschieden: abrüsten. D.h., ich habe mein Pferd am Stallhalfter ohne alles longiert, bis wir so weit waren, dass er da blieb, wo ich ihn haben wollte. Ist er ausgebrochen, konnte ich beherzter in die Longe fassen, als ich es jemals mit Gebiss getan hätte. Als geklärt war, dass ich diejenige bin, die Richtung und Tempo vorgibt, habe ich wieder die Trense mit Gebiss genommen. Jetzt können wir sinnvoll arbeiten und mein Pferd geht ins v/a.
Bei uns war weniger mehr

Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?
Verfasst: Sa 28. Feb 2015, 11:53
von kolyma
Bin auch der Ansicht, wenn ein Pferd sich gegen die Hilfszügel wehrt - dann ist Aufrüsten keine Option. Wenn das Pferd nach ein paar Mal Gewöhnung noch immer "Nein!" sagt - dann hat man darauf zu hören.
Dann wäre es mir auch egal, wenn das Pferd halt mal ein halbes Jahr schlecht läuft - gibt ja Alternativen wie Doppellonge. Dass die Dinger (Hilfszügel) so unendlich verteufelt werden liegt meiner Ansicht nach nur darin begründet, dass es a) viel Mist auf dem Markt gibt, b) die meisten nicht fachgerecht damit umgehen können und c) sie als Zwangsmittel verwendet werden. Insofert betrachte ich Hilfszügel wie Kandare oder Sporen. Mann KANN sie sinnvoll einsetzen - man kann sie aber auch als Folterinstrumente missbrauchen.
Läuft mein Pferd gegen den Hilfszügel und kann die Oberlinie nicht aktivieren gehören sie in die Tonne und eine andere Methode muss herbei, die es dem Pferd ermöglicht das zu leisten was angestrebt ist.
Läuft mein Pferd mit Hilfszügel besser - ja verdammt nochmal warum denn nicht über eine kurze Dauer Hilfszügel verwenden wenn sie doch eine Hilfe für Pferd und Mensch sind?!
Weil Hilfszügel per se des Teufels sind?! Ist mir zu wenig Argument.
Bin da auch wieder bei Nelchen.
Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?
Verfasst: Sa 28. Feb 2015, 18:15
von Never Mind
kolyma hat geschrieben:Insofert betrachte ich Hilfszügel wie Kandare oder Sporen. Mann KANN sie sinnvoll einsetzen
Okey - sogesehen bin ich eindeutig tiefdogmatisch ..

Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?
Verfasst: Sa 28. Feb 2015, 20:07
von ehem User
kolyma hat geschrieben:
Weil Hilfszügel per se des Teufels sind?! Ist mir zu wenig Argument.
Bin da auch wieder bei Nelchen.
Puuuh, ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber darauf habe ich eine Antwort - weil jeder Hilfzügel, vollkommen egal welcher, das Pferd in einer Form beschränkt. Ich habe auch die Longierabzeichen gemacht und würde sagen, dass ich darin auch nicht schlecht war, aber ich würde niemals wieder so longieren wollen.
Die meisten Pferde gehen genau einmal gegen den HZ, dieser Moment muss einem in der Mitte gar nicht auffallen. Und je nach Sensibilität fügen sie sich halt sofort oder gehen noch ein paar Mal dagegen. Aber fast alle fügen sich relativ schnell und halten den Kopf schön hin und manche fangen vielleicht iwann auch an im Rücken ansatzweise zu schwingen - weil sie einfach keine Wahl haben und sich iwann ihrem Schicksal fügen!!!
Ohne HZ hat mein Pferd immer die Freiheit, mir den ausgestreckten Mittelfinger zu zeigen wenn irgendwas nicht passt und genau das erwarte ich von meinem Pferd und meiner macht es auch. Mit HZ tut eine deutliche Meinungsäußerung halt einfach mal weh und dann fügt man sich schon mal schneller seinem Schicksal...
Ich persönlich kann nicht, überhaupt nicht nachvollziehen, warum man sein Pferd mit HZ und dann auch noch mit der Longe/Doppellonge am Gebiss arbeitet. Manchmal denke ich, die Pferdewelt hat sich verändert, man ist weiter, immer mehr Leute beginnen sich Gedanken um eine pferdegerechte Ausbildung zu machen und dann fällt mir auf, nein, es ist nur eine kleine Insel, auf der sich solche Leute tummeln. Es wird soviel Aufklärungsarbeit von verschiedensten leuten geleistet und trotzdem wird hier in einem solchen Forum pferdegerechte Ausbildung mit HZ für eine gute, gangbare, sogar sinnvolle Alternative aufgezeigt. Ich blicke es echt nicht
Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?
Verfasst: Sa 28. Feb 2015, 21:03
von Nelchen
Wie machst du es denn?
Jeder hat seine Erfahrungen gemacht, wie irgendwas funktioniert. In diesem Forum tummeln sich Einige, bei denen man merkt, sie denken nach bei der Ausbildung ihrer Pferde. Da mal die eine oder andere Erfahrung zu hören kann doch nur den eigenen Horizont erweitern. So verschieden die Pferde sind, so verschieden kann auch der Ausbildungsweg sein.
Da kann man nicht sagen Schema F ist das einzig wahre. Ich longiere noch nicht mal mit Longe bei einem Pferd. Es bleibt einfach da und achtet auf meine Körpersprache.

Hat sich so ergeben, hat er mir angeboten. Heißt aber nicht, dass das bei allen Anderen geht, die ich so longiere.
Und wenn du uns jetzt erklären kannst, wie du das machst und wir das gut finden, probieren wir es vielleicht auch mal und wer weiß, finden es dann vielleicht klasse!

Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?
Verfasst: So 1. Mär 2015, 08:09
von Nucades
Nelchen, ich für meinen Teil habe meinen Weg oben schon beschrieben und würde es mit jedem anderen Pferd genauso machen. Übrigens kann ich mein Pferd als "Folge" dieses Longieren ebenfalls an guten Tagen ohne Longe und Pitsch auf der Kreisbahn in allen Gangarten bewegen. Aber das ist dann aus meiner Sicht auch eben nur Bewegung.
Ich frage jetzt mal andersherum. Mir hat sich die Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Hilfszügel beim Longieren nie wirklich erschlossen (außer das mit Zwang eine Haltung herbeigeführt wird, die als erstrebenswert gesehen wird - aber das ist m. E. nicht sinnhaft...).
Also: Welchen positiven Effekt haben HZ für das Pferd?
Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?
Verfasst: So 1. Mär 2015, 14:01
von Fionnlagh
Ich will mich aus Diskussionen dieser Art echt raus halten, aber das muss ich jetzt schnell los werden: BarockTraki, danke!

Du sprichst mir aus tiefster Seele!
Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?
Verfasst: So 1. Mär 2015, 14:20
von ehem User
Nelchen hat geschrieben:Wie machst du es denn?
Ich arbeite vom Boden, an der Longe und beim reiten
ohne Hilfzügel.
Auf dieser Grundlage suche ich mir den besten weg für Pony und mich, der aber, um es nochmal deutlich zu sagen, nur ohne HZ.
Und ja, hier gibt es nur schwarz und weiß für mich, tut mir leid.
Um nochmal kolyma zu zitieren...
kolyma hat geschrieben:
Läuft mein Pferd mit Hilfszügel besser - ja verdammt nochmal warum denn nicht über eine kurze Dauer Hilfszügel verwenden wenn sie doch eine Hilfe für Pferd und Mensch sind?!
Weil Hilfszügel per se des Teufels sind?! Ist mir zu wenig Argument.
....weil ich die Ausbildung hier abkürze, weil ich selbst nicht in der Lage bin das Pferd ohne HZ korrekt zu arbeit, begrenze ich das Pferd. Da muss einem die Antwort auf die Frage doch schon selbst entgegen springen???
Wenn man dazu zunächst nicht in der Lage ist, ist es ja ok, verurteile ich in keinster Weise, dann dauert halt alles ein bischen länger, gibt schlimmeres.
Aber wegen der eigenen Hilflosigkeit dem Pferd HZ anzuziehen, halte ich für den vollkommen falschen Weg.
Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?
Verfasst: So 1. Mär 2015, 14:43
von ehem User
Es geht doch darum, dass das Pferd lernt, sich gut und gesunderhaltend zu bewegen.
Nicht darum, den Kopf in einer bestimmten Haltung zu tragen (und ALLE Hilfszügel begrenzen irgendwo - zeigen damit dem Pferd, wo es den Kopf bitteschön hinnehmen soll, damit es nicht unangenehm oder gar schmerzhaft ist). Das ist reines Vermeidungsverhalten.
Mit Hilfszügeln lernt ein Pferd, wo es den Kopf hinhalten soll und nicht, mit aktiver Hinterhand über den Rücken zu gehen und Kopf und Hals frei aus dem Widerrist heraus zu tragen.
Außerdem nehme ich mir als Mensch auch den 'Anzeiger' Kopf, der mir, wenn ich es nicht gut genug sehe oder fühle, meistens deutlich zeigt, wenn das Gesamtpaket in diesem Moment noch nicht stimmt.
Ich verstehe einfach nicht, warum so viele Reiter immer noch nur darauf erpicht sind, den Kopf so schnell wie möglich unten zu haben - anstatt das ganze Pferd korrekt zu arbeiten und dann eine korrekte, aus der Gesamthaltung des Pferdes sich ergebene Kopf-Hals-Haltung zu haben.
(Wobei, wenn ich das so schreibe.... - es ist anstrengend! Es dauert so lange, wie das Pferd braucht, und hängt entscheidend davon ab, wie ich das Training gestalte; ich muss wissen, was ich warum tue, wie ich es für dieses Pferd nachvollziehbar und zum momentanen Zeitpunkt erfüllbar arbeite; und ich muss permanent an mir selber arbeiten)
Wir können gern hier auch mal nach Videos schauen und gucken, wie die Pferde mit Hilfzügeln laufen.
Das ist nicht nur gute Blickschulung, sondern ich habe einfach noch nie ein Pferd gesehen, welches wegen der Benutzung eines Hilfszügels gut lief.
Ich suche selber nachher auch noch etwas raus.
Inzwischen ist das sehr weit ab von deiner Fragestellung, Belle - sorry!
Und ich möchte betonen, dass ich mich hier nicht explizit auf bestimmte Personen (ich vermute, Kolyma, dass du dich angegriffen fühlen wirst) beziehe, sondern einfach aus meiner Perspektive und dem, was ich in meinem Umfeld und an Videos zur Genüge sehe, schreibe.
Re: Halsverlängerer - wer von euch arbeitet damit?
Verfasst: So 1. Mär 2015, 14:45
von ehem User
Nachtrag:
Und wenn als Maßstab 'Kopf an der Senkrechte' genommen wird, wird mir oft genug vernachlässigt, dass manche Pferde das aus anatomischen Gründen gar nicht so leisten können (starkes Genick, wenig Ganaschenfreiheit).