Muskelatrophie

Moderator: Sheitana

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faraway
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Re: Muskelatrophie

Beitrag von faraway »

Ich will einfach mal zwei Erfahrungsberichte beisteuern, einen aus persönlicher Erfahrung und einem vom Zugucken:
Die alte Stute meines Vaters hatte mal schlimm "Rücken" und hatte nach Krankheit und Stehen deshalb sehr abgebaut. Sie sah schlimm aus. Physio empfahl Massage und Aufbau durch Longieren. Ich habe mir damals den Longenkurs gekauft und im Selbstversuch begonnen, sie ganz vorsichtig danach zu arbeiten, ca. jeden zweiten Tag. Dazu kam sie wieder tagsüber raus und ging auch kleine Runden spazieren (an der Hand). Vor und nach dem Lk-Training bekam sie ihre Massage (und ich davon Sehnenscheidenentzündung nach ner Weile :roll:) und auch warme Packungen auf den Rückenmuskel, was sie sehr genoss. Nach drei Monaten ca. platzte dann irgendein Knoten und plötzlich stand das Pferd wieder ganz anders da. Die Entwicklung war so deutlich, dass ich von der Physio gefragt wurde, was ich denn mit dem Pferd angestellt habe? Sie hatte sie zwei Wochen vorher noch als "Wrack" gesehen, und plötzlich arbeitete da wieder ein Muskel. Nachdem ging es dann stetig aufwärts und nach nem halben Jahr konnte man guten Gewissens wieder nen Sattel anpassen.
Vom Zugucken: Am Stall meiner Jungen gibt es zwei ältere Pferde, die sahen bei Einzug in etwa so aus wie deiner auf den Fotos. Die Besis reiten täglich, sowohl Platzarbeit als auch - sagen wir mal "fordernde" Geländerunden. Ich beobachte seit ca. 2 Monaten, und es verändert sich nichts an den Pferden, eher noch zum Schlechten...
Wenn nur die Liebe, die Liebe existiert - so ist Zeit ein absurdes Konzept.
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tara
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Re: Muskelatrophie

Beitrag von tara »

dann will ich auch mal einen Erfahrungsbericht beisteuern:
so schlimm, wie bei deinem Pferd sah der Rücken von meinem Senior nie aus. aber ähnlich (wenig bemuskelt, aber kein Senkrücken). er bekam mit 16 einen neuen, angepassten Sattel. Und nach 3 Monaten reiten mußte der Sattler kommen und das Polster verringern, weil die frisch gewachsenen Muskeln Platz brauchten.
also genau das Gegenteil von dem, was faraway beobachtet hat.
Liebe Grüße
tara
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Neddie
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Re: Muskelatrophie

Beitrag von Neddie »

Und da haben wir es wieder: Man weiß es nicht.
Hm, also weder Osteo noch Chiro haben gesagt, dass man ihn nicht reiten könne (die haben aber sonst kein Blatt vor den Mund genommen).
Da ich wenigstens halbwegs deckungsgleiche Aussagen von den Beiden zu meinem Sattel bekommen habe, werde ich den jetzt ändern lassen und parallel reiten und LK üben.
Außerdem hat der Kleine von der Chiro Situps verschrieben bekommen. Zeigt Babette glaub ich auch, wo man mit den Fingern die Bauchnaht entlang geht und den Rücken hebt (sind aber eigentlich die Bauchmuskeln).
Wir machen 5 Wiederholungen und drei Sätze, vor dem putzen, nach der einen Seite putzen und nach der zweiten Seite putzen.
Außerdem muss Pony vor und nach dem arbeiten Schenkelweichen vom Boden aus machen.

Die Chiro sagte auch, dass er vorne zwei und hinten drei sehr eng stehende Wirbel hat :cry:
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
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Hina_DK
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Re: Muskelatrophie

Beitrag von Hina_DK »

Neddie hat geschrieben:Außerdem muss Pony vor und nach dem arbeiten Schenkelweichen vom Boden aus machen
Seitengänge könnte ich ja verstehen aber was soll denn da mit dem Schenkelweichen bewirkt werden? Das Pferd hat doch sicher keine Probleme mit dem Schenkelgehorsam :? .
Viele Grüße
Hina

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Stjern
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Re: Muskelatrophie

Beitrag von Stjern »

Die Erklärung zum Schenkelweichen würde mich auch interessieren.
ehem User

Re: Muskelatrophie

Beitrag von ehem User »

Ich habe auch noch einen Erfahrungsbericht:
Pferd wurde 4 Monate nur vom Boden gearbeitet, LK, Doppellonge, Spazieren, Handarbeit, fahren vom Boden. Der Rücken sah katastrophal aus...
Gegen alles Geschrei habe ich mir einen neuen Sattel zugelegt und bin geritten. Moderat und langsam aufbauend, aber regelmäßig 3x die Woche. Nach drei Monaten sieht Herr Pferd heute um Längen besser aus und kann jetzt auch wieder besser an der Longe laufen. Es bedingt sich halt alles miteinander, es ist auch die Frage, was man selbst besser kann (ich kann besser reiten als longieren, daher war das reiten der Genesung wahrscheinlich förderlicher als die Arbeit nach dem LK)
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november
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Re: Muskelatrophie

Beitrag von november »

Hm, da gehe ich nicht so ganz mit. Ich denke, das ist ein Thema, über das man endlos diskutieren kann, aber bestimmt geht es auch ums Wollen. Als ich aufgehört habe, meinen Oldie zu reiten, habe ich angefangen mit gymnastizierender Arbeit an der Hand (longiert habe ich ihn nicht, weil er Arthrose hat und ich ihm das Kreise laufen ersparen wollte). Das konnte ich vorher gar nicht, er kannte es seeeeeeehr rudimentär. Wir haben uns beide da rein gewurschtelt und erreicht, dass seine Bemuskelung nicht nur nicht schlechter wurde, sondern sich sogar verbessert hat im Vergleich zu seiner Zeit als Reitpferd. Er wurde zwar fast ausschließlich im Gelände geritten, aber überrascht hat mich das schon. Und das, obwohl wir nur im Schritt arbeiten können!

Es ist aber auch sicher von Pferd zu Pferd verschieden. Neddie, ob du reitest oder nicht, musst du letztendlich selber entscheiden. In Hugos Fall kann man ja schon eine Meinung bilden, indem man sich den Rücken ansieht. Findest du wirklich, dass der so aussieht, als würde ihm Reitergewicht gut tun?
Und wenn du dieser Meinung bist, kannst du gut genug reiten, um diesen Rücken effektiv zu stärken? Ich würde es mir nicht zutrauen, aber ich kann dich natürlich keinesfalls beurteilen, das musst du selber tut. ;)
Little by little, one travels far.
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Heidemi
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Re: Muskelatrophie

Beitrag von Heidemi »

Er ist drei Monate nicht geritten worden und die vermutlichen Faktoren für den schlimmen Rücken sind (soweit es geht) auch abgestellt: Er bekommt super Futter (momentan Gras) ad lib, es ist ein neuer Sattel gekauft worden,
Was du hast ist ein Therapeipferd. Nicht eines, dass man therapeutisch einsetzt, sondern eins, das therapiert werden muss. Darüber musst du dir im klaren sein. So was macht man nicht in 3 Monaten udn erst recht nicht nur darüber, dass das Futter verbessert wird. Abgesehen davon habe ich irgendwo gelesen, dass dein Pferd vom Gras Durchfall hat? In dem Fall wäre die Ernährung nicht optimal. Ich hoffe, das hat sich wieder gelegt. Wurde er zu schnell aufs Gras gelassen? So was belastet auch enorm. Dann an sich der Stallwechsel, so was kann sehr an Pferden zehren.
Ich habe auch ein Pferd, dass körperlich, wie psychisch total runter gewirtschaftet wurde- und ich arbeite heute noch gegen die Folgen an. - seit 5 Jahren! Also nur, um da mal ein Zeitfenster aufzumachen.
So schlimm muss es nciht jeden treffen, aber so etwas KANN sein. Ich mache das mit viel Geduld und Spucke und bilde mich stetig fort. Anders glaube ich, wäre ich nie so weit gekommen, wie ich jetzt bin mit dem Pferd zusammen.
Aber das kostet viel Zeit, tränen, Optimismus, es gibt Rückschläge, aber auch Erfolge udn jede Menge Leute,die es besser wissen (aber nie etwas vergleichbares als Aufgabe hatten). Da muss man sich sehr gut abgrenzen können. Dennoch muss man immer mit sich kritisch bleiben und muss immer abwägen, ob man genug fordert, oder schon zu viel, usw.
Dann ist die Frage meiner Meinung nach nciht, ob man ihn reiten kann oder nciht, sondern eher: Welche Übungen (Art, dauer, Intensität) sind in ihrer gesamtheit geeignet, um dieses Pferd wieder aufzubauen und kann ihc das? Habe ihc die Fähigkeiten udn Fertigkeiten? UNd wenn nciht: Wie kann ich das lernen und wo und von wem?
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Neddie
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Re: Muskelatrophie

Beitrag von Neddie »

@November: Tja, das ist die Preisfrage. Meine RL kann das ganz sicher und sie sagt, ich kann und soll das auf Hugo weiter lernen.

Beim Schenkelweichen soll die jeweilige Hand übertreten, das "aktiviert" die Hinterhand (den genauen Wortlaut habe ich vergessen, soll aber super für die HH-Aktivität sein).

Verdauungsmäßig ging es ihm nach dem Stallwechsel gut, und dann ist er mit allen anderen zusammen angeweidet worden (innerhalb von zwei Wochen, erst 2 x 15 Minuten, dann 2 x 30 Minuten usw.). Das regelt die SB.

@ Heidemi: sei mir bitte nicht böse, aber deinen Beitrag fand ich ziemlich... unnötig. Glaubst du nicht, hier ist allen Beteiligten eh klar, dass Durchfall nicht optimal ist und das man den Rücken nicht nur über Futter aufbauen kann?
Und as es dauert, bis er körperlich wieder fit ist, ist AUCH klar. Und das man sich Gedanken machen muss, wie man das erreichen kann, ist AUCH klar.
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
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Hina_DK
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Re: Muskelatrophie

Beitrag von Hina_DK »

Neddie hat geschrieben:Beim Schenkelweichen soll die jeweilige Hand übertreten, das "aktiviert" die Hinterhand (den genauen Wortlaut habe ich vergessen, soll aber super für die HH-Aktivität sein).
Öhhhmmmm, soll ich jetzt wirklich super RL sagen ;) ? Also, Schenkelweichen ist zur Überprüfung des Schenkelgehorsams und zum Lösen (wobei das anders viel besser geht) da, sonst nichts. Schenkelweichen hat noch nie die Hinterhand aktiviert. Bewegen kann sie ja Dein Pferd ganz sicher. Die Hinterhand wird aber dadurch aktiviert, indem das Pferd lernt, unter den Schwerpunkt zu treten. Im Endeffekt nimmt dann das Pferd verstärkt Gewicht mit der HH auf, es wölbt den Rücken auf und aktiviert die Rückenmuskulatur. Das alles funktioniert aber nicht mit Schenkelweichen, weil das Pferd beim Schenkelweichen ganz einfach am Schwerpunkt vorbeitritt. Sollte die Frau doch aber eigentlich auch wissen :shock: ? Das sieht man doch mit bloßen Auge, auch wenn man nicht rundum mit biomechanischen Zusammenängen gebildet ist. Dafür sind die Seitengänge wie z.B. Schulterherein das beste Mittel der Wahl, weil das Pferd eben unter den Schwerpunkt tritt. Schulterherein erarbeitet man aber auch nicht aus dem Schenkelweichen.
Viele Grüße
Hina

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