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Re: Pro und Contra Kunststoffbeschlag

Verfasst: Di 30. Apr 2013, 13:49
von ehem User
HP-Manu hat geschrieben:patty: in dem fall ist es mit von unten kürzen nicht nur getan, die wand hebelt schon recht weit oben weg und müsste von aussen bearbeitet werden...was bei einem beschlag baer nicht so einfach ist wie bei barhuf, da der bearbeiter ja noch genügend wandstärke für die nägel braucht....sonst würde alles ausbrechen.
Pferde mit solchen Hufen haben meist eine schöne dicke Wand. Selbst wenn man die hälfte davon wegnehmen müsste wäre noch genug Halt für die Nägel.
Man muß schon von unten Kürzen. (innen konnte ich keine Pfeile einzeichnen... ;) ) Dazu macht man einen sog. Probeschnitt und schaut, wo die tatsächliche funktionale Sohle beginnt. Ab da wird gekürzt. Dem Bild nach dürften das locker 2-3 cm sein. Den Rest von außen abstrecken und schon steht der Huf gleich ganz anders da. nicht perfekt, aber so, dass er den Beschlag aushält und sich nicht mehr verbiegt.
Hab schon einige solche Hufe übernommen... ;)

Re: Pro und Contra Kunststoffbeschlag

Verfasst: Di 30. Apr 2013, 18:17
von ehem User
tonnenpferd hat geschrieben: Mit unserem Boden haben fast alle Pferde Probleme - der ist wie Schleifpapier.
Ausreiten, Asphalt, Schotter sind eher nicht das Problem.
Wir haben extra Schotter, Sand, grobe Pflastersteine usw. im Paddock eingebaut, damit die Hufe sich noch mehr abreiben... :shock:

Ich kenne es gar nicht, dass Hufe wirklich zu kurz werden. Nur bei einer Barhufumstellung nach jahrzehnten Eisenbeschlag und maroden, von Bakterien befallenen Lamellenschichten und inneren Wandanteilen, wenn die Sohle total platt ist und die Wände weggeschnippt werden können... Meist haben Hufe eher Probleme, wenn sie zu lang werden.

Ich habe es bei Dir jetzt aber so verstanden, dass Dein Pferd falsch auffußt und dann gerade in tieferem Boden eher stolpert, und das mit Hufschutz nicht so häufig tut?

Mach doch bitte mal Huffotos. Meist haben solche Pferde eine lange Zehe und einen unterentwickelten hinteren hufbereich. Strahl evtl etwas marode, Trachtenzwang usw.
Manche haben schon Veränderungen im Hufrollebereich, ob nun Strahlbeinbefunde im Oxspring oder Bindegewebsschäden im MRT.
man kann die Hufrollenregion mit der Zange abdrücken und auf Schmerzhaftigkeit kontrollieren, wenn man mal grob einschätzen möchte, ob es vielleicht stärker weh tut, als man meint.

Die Pferde verändern ihr Auffußen massiv, wenn irgendwelche Bereiche unangenehm sind. Sie schonen damit dann den nicht beim Auffußen benutzten Bereich. Wenn er also zehenfußend läuft, scheint er im hinteren Hufbereich "autsch" zu haben. Manchmal sind das relativ kleine und zum Glück gut zu bekämpfende Probleme. Wäre doch schade, wenn es vielleicht gar kein großes Problem ist, und es nur nicht bemerkt wird.
Was meinst Du, was der mir am häufigsten gesagte Satz ist? - "Warum hat mir das die ganzen Jahre denn Keiner gesagt? Hätte ich das gewusst, hätte er ja schon viel früher wieder gut laufen gekonnt"
Das ist manchmal echt traurig. Stell Dir vor, Du hast immer einen kleinen, doofen Stein im Schuh, den keiner bisher bemerkt hat. ;) Du würdest sofort besser laufen, wenn der endlich rausgenommen würde.
Und das Schlimme ist, dass das falsche Auffußen extreme Schäden an den Gelenken, Sehnen, Bändern, Schleimbeuteln, usw. verursacht auf Dauer. Lieber einmal zu viel gucken, als zu wenig - und sich später ärgern.

;)


Zum Kunststoffbeschlag noch mal. Ich kenne Schmiede, die sich darüber bewusst sind, dass Hufe für Kunststoff anders zubereitet werden als für einen Eisenbeschlag. Und gerade das Nageln ist anders, die Nägel müssen nach dem normalen Nageln noch gut versenkt werden. Da gibt es sogar extra "Versenker" für.

Und. Es gibt echt viele Kunststoffbeschläge, die unterscheiden sich schon stark. Zumal das Pferd damit anders, nämlich physiologischer, fussen muss. Oft hört man auch vom Schmied, dass Kunststoff bremst und daher auf die Gelenke geht. Stimmt nur dann, wenn das Pferd genauso fussen muss, wie unter dem Eisenbeschlag. Denn der braucht, um möglichst wenige schäden am Pferd anzurichten, die plane Fussung mit der Gleitphase beim Auffussen. Das darf bei einem Kunststoffbeschlag natürlich nicht. ;)
Eine Kundin von mir reitet hat zwei Schulpferde, gaaanz schwere Noriker, die beide keine Probleme mit dem genagelten Duplo haben, die beiden privaten Noriker lauffen mit Hufschuhen. Und das sind echt schweeeereee Pferde! :lol:

Der Duplo geht Distanzen ohne Ende. Welche Disziplin stellt höhere Anforderungen an einen Hufschutz? ;)

LG

Re: Pro und Contra Kunststoffbeschlag

Verfasst: Di 30. Apr 2013, 21:43
von HP-Manu
Pferde mit solchen Hufen haben meist eine schöne dicke Wand. Selbst wenn man die hälfte davon wegnehmen müsste wäre noch genug Halt für die Nägel.
oder eine verbreiterte weisse Linie. Nicht immer sind die Wände dick. Bei einem Barhufpferd sehe ich auch kaum Probleme es zu korrigieren, beim Beschlag...egal welcher Art....ist man doch eingeschrenkter :(

das mit dem zu hohen Abrieb ist mir auch nicht klar. Mich würden auch Fotos mal interessieren.
Ich bin nur froh, dass du wenigsten keine B.-Leute um dich hast. Die DHG sieht vieles doch anders und positiver und nihct nach Shema F.

Re: Pro und Contra Kunststoffbeschlag

Verfasst: Di 30. Apr 2013, 22:35
von Zissa
Patty hat geschrieben:Um mal auf das ursprüngliche Thema zurück zu kommen:

Wer solche Hufe hinterlässt, sollte seine Berufswahl überdenken

Wie kommst Du auf "hinterlässt" :-e ? Ich hatte doch das:
Zissa hat geschrieben:meine Hufbearbeiterin hatte noch nicht genug Zeit gehabt den Huf vor dem Umzug vollständig auszubalancieren ......... Da habe ich mich dummerweise ohne Rücksprache mit meine Hufbearbeiterin für Duplos entschieden. :wall:
geschrieben.

Ein halbes Jahr davor sah der Huf noch so aus: Bild
Nach meinem laienhaften Verständniss hat Sie eine positive Veränderung geschafft?


und wer solche Hufe beschlägt wird hoffentlich bald keine Kundschaft mehr haben... ;)

Da bin ich eher Deiner Meinung. Der Terminkalendar ist aber proppevoll.
Ich lese gespannt weiter. Bzgl. Wand/Sohle usw. hier der Huf ein paar Wochen vor Duplo, gerade nach Einzug in Aktivstall, von unten:
Bild

Aber eigentlich war ja nach tonnenpferds Fotos gefragt. Sorry für OT.

Re: Pro und Contra Kunststoffbeschlag

Verfasst: Mi 1. Mai 2013, 00:55
von ehem User
Wobei Deine Bilder auch spannend sind. :-D

Man sieht deutlich den hergestellten Wandüberstand, der allein als Tragrand dienen soll... :( Da waren ja sogar die Schmiede in den letzten Jahrhunderten schon eindeutig, dass tragen immer der äußerste Sohlenrand in Kombi mit dem Wandhorn zusammen soll. Nur die Huforthopäden und Hufschmiede ohne Anatomiekenntnisse wollen Pferde rein auf der Wand laufen lassen...

Wenn man das dann noch beschlägt, verstärkt man die eh schon angebrachten Hebel ja noch. Kein Wunder also, dass der Huf so in die Breite ging...

Die Lamellenschicht war ja auf dem Bild schon etwas gezerrt, bevor da der Beschlag drauf kam. :( Da kannst Du schon an einigen Stellen mal ein Steinchen drin haben, nicht wahr?

Guck mal, an einem ganz gesunden Huf gibt es keine Steinchen in der Lamellenschicht:
Bild

Das erreicht man aber nur durch Wand auf Sohlenniveau und Hufbalance. Ohne Hebel, eben.

Dann rockt das Pferdchen über jeden Boden! :-D Und zum Bearbeiten braucht man irgendwann einen Winkelschleifer. Denn je höher der Abrieb, je fester der Boden, desto mehr passt sich ja auch der Huf an die Gegebenheiten an und bildet hartes, abriebwiderstandsfähiges dickes Horn. :lol:

Aber ich drifte mal wieder ab. Sorry.

An einen komplett gesunden Huf kann man zur Not auch mal ein "Frühstücksbrettchen" drannageln, wenn man es nicht ewig drauf lässt, denn unter Beschlag hat das Horn ja gar keinen Abrieb und wächst super schnell lang, will sich dann kürzen, wird dadurch immer weicher und brüchiger in seiner Konsistenz, damit das einfacher und schneller geht... und die Hebel lassen die Wände dann schnell nach außen-vorne flügeln, was ja auch der natürliche Kürzungsmechanismus beim Weichbodenhuf ist. ;) Und mechanisch noch durch den Beschlag verstärkt wird.

Ich würde an meinem Pferd allein schon deswegen nicht nageln, weil ich einen Beschlag spätestens nach 1-2 Wochen runter machen und den Huf kürzen müsste. Ohne Abrieb wächst der nämlich pro Monat fast nen Zentimeter, rechnet das mal auf die Woche runter. 2 mm Hebel pro Woche, ca. Manche lassen Beschläge 12 - 14 Wochen drauf und wundern sich, dass der Huf ausbricht.
Und dass er dann nicht mehr viel wächst, ist ja auch klar, der merkt ja an den Rezeptoren, dass er viel zu lang ist. Warum sollte er dann noch weiter wachsen? Ist widernatürlich. Der Huf strebt ja in seinem Wachstum ein natürliches Gleichgewicht zwischen Wachstum und Kürzung/Abrieb an.

LG

Re: Pro und Contra Kunststoffbeschlag

Verfasst: Mi 1. Mai 2013, 08:48
von ehem User
zissa, du hast natürlich Recht, deine HP hat schon viel erreicht. Doch nicht die Balance ist das Problem des Hufes, sondern die Länge, vor allem der Seitenwände. Dort würde ich eine deutliche Senke (Schwebe) einbauen (4 point trimm), damit die Seitenwände entlastet werden und die WeißeLinie eine Chance hat intakt runter zu wachsen.

Re: Pro und Contra Kunststoffbeschlag

Verfasst: Mi 1. Mai 2013, 11:05
von Zissa
Nächste doofe Frage :shy:: wäre eine mögliche Begründung, dass sie Wandüberstand stehen gelassen hat, unser Umzug von Spänebox / Sandpaddock in Aktivstall? Sprich auf sehr viel gepflasterte Fläche (Raufen, Wasser usw. war anfänglich alles auf der Pflasterfläche) und Sand. Ich bin mich nicht mehr ganz sicher, aber so in etwa 2 bis 3 Wochen nach dem Foto hatte er die Huflederhautentzündung. Und wenn ich nicht irre war der Überstand weggerieben. Wie würdet Ihr bei so einer Umstellung bearbeiten?

Re: Pro und Contra Kunststoffbeschlag

Verfasst: Mi 1. Mai 2013, 11:39
von ehem User
Ich betreue 15 Pferde in so einem Aktivlaufstall und die laufen alle ohne Wandüberstand. Ich bearbeite sie auch so, dass sie keinen Wandüberstand haben.
Möglicherweise :!: ist der Gedanke, dass Pferde zum Laufen einen Wandüberstand brauchen ein Trugschluß.
Möglicherweise :!: kommen da zuwenig Reize an den Huf, stärkeres und funktionaleres Horn auszubilden.
Das ist alles noch nicht so richtig erforscht. Man muß es ausprobieren. Meine Beobachtungen gehen dahin, dass der Huf innerhalb von wenigen Tagen :!: schon auf entsprechende Reize reagiert.

Kleines Beispiel:
ich bin mit meinem Pferd in Urlaub nach MV gefahren. Ok, denke ich, Huf super kurz wie immer, pack ich mal Hufschuhe mit ein. Um das Wachsum zu beobachten hab ich oben kurz unterhalb des Kronsaumes eine Kerbe angebracht. Ich bin jeden Tag zwischen 15 und 30km geritten, alles ohne Hufschuhe. Allerdings keinen fiesen Schotter, sondern in erster Linie Sand.
Nach einer Woche sahen die Hufe von unten völlig unverändert aus. An der Kerbe jedoch konnte ich erkennen, dass der Huf in 1 Woche um 0,5 cm gewachsen ist. :-o Also in doppelter Geschwindigkeit wie sonst.

Mein persönliches Fazit: der Huf reagiert sofort auf den Reiz und schiebt Horn hinterher.
Man sollte mehr solcher Experimente machen um verlässliche Ergebnisse zu bekommen.

Re: Pro und Contra Kunststoffbeschlag

Verfasst: Mi 1. Mai 2013, 14:06
von HP-Manu
Zissa hat geschrieben:Nächste doofe Frage :shy:: wäre eine mögliche Begründung, dass sie Wandüberstand stehen gelassen hat, unser Umzug von Spänebox / Sandpaddock in Aktivstall? Sprich auf sehr viel gepflasterte Fläche (Raufen, Wasser usw. war anfänglich alles auf der Pflasterfläche) und Sand. Ich bin mich nicht mehr ganz sicher, aber so in etwa 2 bis 3 Wochen nach dem Foto hatte er die Huflederhautentzündung. Und wenn ich nicht irre war der Überstand weggerieben. Wie würdet Ihr bei so einer Umstellung bearbeiten?
das war evtl. der Gedanke von dem Bearbeiter. Ich würde es so niemals machen. Um einen sogennanten Tragrand auszuarbeiten muss man an der Sohle rumschnitzen...sprich ich nehme dem Pferd gutes und wichtiges Sohlenmaterial. So, dann hat das Pferd zwar wunderbar dieses Tragrand, aber der wetzt sich ja viel mehr und schneller ab, wie wenn die Sohle mitträgt. Diese Sohle nun wurde eh schon ausgedünnt und der Tragrand war schnell weg...was passiert? Lederhautreizung. Das erlebe ich leider ganz arg oft bei Leuten nach B. :cry:

Re: Pro und Contra Kunststoffbeschlag

Verfasst: Do 2. Mai 2013, 14:57
von Scheckenfan
:teehee: Meine Rede, was Zissa?

:kicher:

Kenne die Hufe "live", die reagieren auf minimal Wandüberstand sofort mit flügelnden Wänden. Was bei anderen Pferden noch gehen würde, macht hier schon richtig krasse Verbiegungen.
@ SilentDee: Passend dazu hat das Pferd einen unruhigen Magen mit Kotwasser etc. Deine Theorie kommt echt hin :-D