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Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 10:02
von Sheitana
Ich denke man kann Pferde genauso gut über Stimme loben :nix:

Aber nichts desto trotz frage ich mich wirklich, ein Pferd, was sich derart schlecht dem Menschen gegenüber benimmt, WARUM füttert man dann noch in Gegenwart anderer Pferde aus der Hand?!? Das ist für mich der größte Fehler in der ganzen Kette.
Es ist doch offensichtlich, dass das so nicht funktioniert, die Stute zeigt es deutlich.

Wenn man unbedingt mit Futter oder Clicker arbeiten will ist das sicher kein falscher Ansatz.
Aber nochmal: Futter in Gegenwart des anderen Pferdes auf der Weide wäre für mich ein absolutes Tabu. Man fördert das Verhalten doch nur weiter, dann muss man sich nicht wundern, wenn es schlimmer wird :nix:

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 10:12
von ehem User
da stimme ich an sich klar zu, sheitana. nur - das kind ist quasi schon in den brunnen gefallen. das pferd wird IMMER erwarten dass der mensch futter dabei hat! von daher halte ich es für schlauer, die sache aktiv anzugehen und das futterproblem mit futter aus der welt zu schaffen ;) - halte ich für wesentlich nachhaltiger und "krisensicherer"

und ja, klar, lob über stimme kann auch funktionieren (oder manchmal z.b. auch kraulen), aber zieht halt einfach nie ganz so gut wie futter - schon gar nicht in so einem fall.

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 10:14
von Sheitana
snöflingan hat geschrieben:da stimme ich an sich klar zu, sheitana. nur - das kind ist quasi schon in den brunnen gefallen. das pferd wird IMMER erwarten dass der mensch futter dabei hat! von daher halte ich es für schlauer, die sache aktiv anzugehen und das futterproblem mit futter aus der welt zu schaffen ;) - halte ich für wesentlich nachhaltiger und "krisensicherer"

und ja, klar, lob über stimme kann auch funktionieren (oder manchmal z.b. auch kraulen), aber zieht halt einfach nie ganz so gut wie futter - schon gar nicht in so einem fall.
Aber dann wirklich unter der Vorraussetzung: Kein Futter mehr in Gegenwart des anderen Pferdes. Und das konsequent.

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 10:20
von ehem User
würde ich auch nicht uneingeschränkt befürworten. einerseits lassen sie sich ja schlecht trennen, andererseits habe ich krähe so verstanden, dass die stute sich ja auch idiotisch benimmt in gegenwart des menschen unabhängig davon ob effektiv futter da ist oder nicht. wieso sollte sich das jemals ändern? sie wird immer hoffen dass futter da ist und präventiv den wallach in die flucht schlagen.
für den anfang clickertraining üben und festigen würde ich aber auch so getrennt wie möglich zumal mensch in diesem fall damit noch nicht soo versiert ist.

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 10:30
von Sheitana
snöflingan hat geschrieben:würde ich auch nicht uneingeschränkt befürworten. einerseits lassen sie sich ja schlecht trennen, andererseits habe ich krähe so verstanden, dass die stute sich ja auch idiotisch benimmt in gegenwart des menschen unabhängig davon ob effektiv futter da ist oder nicht. wieso sollte sich das jemals ändern?

Gegenfrage: Warum sollte sich das jemals nicht ändern?
Anscheinend ist der Stute nicht klar, dass es a) vom Menschen nicht gewünscht ist oder b) sie hält es nicht für nötig es zu ändern, weil es funktioniert... Und sowas kann man ändern :nix:

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 11:14
von Ramona
snöflingan hat geschrieben:
Krähe hat geschrieben:Sie dreht um, weil sie weiß sie kriegt das zweite Leckerli sonst nicht. ;)
Mir ist eigentlich nur dieser Satz ins Auge gesprungen. Damit verstärkst/festigst du das Übel höchstwahrscheinlich!
:hutab: vor deiner genauen Beobachtung, snöf! Ich glaube, du hast den Knackpunkt erkannt. :-n
Denn auf diese Weise wird nicht nur das Zurückkommen belohnt, sondern auch das "Vortäuschen" des Angriffs.

Deine Idee, erst mal pausenlos zu Clickern, solange Kachina mit ihrer Aufmerksamkeit beim Menschen bleibt, finde ich gut. :-d Dann kann man langsam, d. h. in diesem Fall vermutlich sekundenweise die Pausen zwischen den Clicks verlängern. Sobald auch nur ein Ohr/Blick zum anderen Pferd geht, deutlich Aufmerksamkeit entziehen durch Umdrehen, Weggehen. Sehr guter Ansatz! :-d

Ich denke übrigens auch nicht, dass man das Problem löst, indem man gar nicht mehr füttert. So vermeidet man es höchstens. Aber das Pferd bekommt so nicht die Möglichkeit umzulernen.

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 14:15
von ehem User
Nochmal kurz Zusammenfassung der Punkte:

a) Kachina wird jedes Jahr 3-6 Monate gar nicht aus der Hand gefüttert und hat 24/7 Weide bzw Raufutter zur Verfügung. Sie zeigt das Verhalten trotzdem und war auch schon so, als ich sie bekam. Sie hat die letzten 8 Jahre auf einem Touristenhof gestanden und wurde dort von allen möglichen Leuten aus der Hand gefüttert.

b) In einer konkreten Übungssituation, also wenn ich Clicker dabei habe, tritt das Problem nicht mehr auf, da sie sich 100% auf die Situation und mich konzentriert. Sie ist dann wie ein Zirkuspferd. Das Problem tritt ausschließlich in Alltagssituation auf, also wenn ich komme um sie zu holen, Zaun checke, usw - und sie eben nichts kriegt.

Ich stimme auch mit Ramona überein, dass ich eigentlich, also auf lange Sicht, in den Taschen und in der Hand haben kann was ich will, ohne dass sie austickt. Ich möchte das Problem nicht vermeiden/umgehen, sondern aktiv lösen.
Ich möchte langfristig bei ihr eine gewisse innere Ruhe, Akzeptanz oder im weitesten Sinne "Verständnis" bei ihr erreichen, dass das Wegjagen/Kämpfen nichts bringt bzw es lohnenswert ist sich gesittet zu verhalten.

Durch das Clickern habe ich bis hierhin schonmal erreicht, dass sie mir wenigstens während des Clickerns zuhört.

Das Dumme ist eben, sobald sie auch nur AHNT, dass die Lektion jetzt vorbei ist, tickt sie sofort aus. Und ich kann ja nicht ununterbrochen clickern, ich muss ja auch ausmisten, füttern, mich um den Wallach kümmern etc. DAS ist das eigentliche Problem, dass sie sofort alles gute Benehmen vergisst, sobald ich NICHT gezielt mit ihr übe.

Danke für eure Eingebungen übrigens, ich weiß das zu schätzen und denke auch drüber nach.

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 14:25
von Sheitana
Dann hat das Clickern für mich bei dem Pferd in dem Stadium auch leider keinen Erfolg :nix:

Für mich hört sich das so an: Ich passe auf, weil ich dafür dann schließlich wieder viiiiiele Kekse bekomme, ist das vorbei mache ich wieder was ich möchte und benehme mich wie die Axt im Walde.

Da stimmt in meinen Augen die Basis schon nicht.

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 14:32
von Ramona
Hm, vielleicht darfst du eben keine "Lektion beenden", solange du da bist, sondern musst clickern sobald du in Sichtweite kommst und bis du wieder gehst. Natürlich musst du auch deine Arbeiten erledigen können. Ich denke, hier könnte ein Target helfen, an dem Kachina "andockt" solange du anderweitig beschäftigt bist. Kennst du dich mit Targettraining schon aus?

Re: Kachina - oder die widerspenstige Zähmung

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 15:41
von ehem User
Ich denke ähnlich wie Ramona.
Das was du beschreibst ist genau das, was ich versucht habe, dir zu erklären :hm: - offensichtlich habe ich mich nicht gut ausgedrückt :tuete:
Der Knackpunkt liegt in dieser Aussage von dir: "In einer konkreten Übungssituation, also wenn ich Clicker dabei habe, tritt das Problem nicht mehr auf, da sie sich 100% auf die Situation und mich konzentriert. "
JA! Aber: Du musst sie eben genau dann "holen" wenn sie wieder begreift, dass es da auch andere Pferde sind. Du musst die Situation triggern, um ihr Verhaltensmuster zu durchbrechen. Du musst die Clickerrate nicht dann hochhalten wenn sie 100% bei dir ist, sondern sie genau in diesem kurzen Augenblick einfangen wo sie z.B. bei 80% ist. Wo sie z.B. (wie erwähnt) schon droht, aber noch nicht losrennt. Anfangs wird sie es nicht begreifen, aber das kommt! Da lege ich meine Hand ins Feuer. Man muss nur den Mut haben, "halb-schlecht" (oder sogar dreiviertel-schlecht) zu "halb-gut" (bzw viertel-gut) umzudeuten. Wenn du sie bei 80% "erwischst" und sie dann den Keks holt, hast du sie wieder 100%. Dann wartest du bis sie wieder auf 80 ist und clickerst wieder. Das meinte ich auch mit hoher Clickerrate, das kann anfangs sehr nah beieinander liegen. Aber du musst eben ne Lernsituation schaffen, die genau in die Richtung des Problems zielt.
Du kannst dann mit der Zeit z.B. ein Signal installieren, womit du sie im Idealfall stoppen kannst, aber das würde ich eher als Zukunftsmusik beiseite schieben - Wichtig (sofern du es mit Clickern würdest versuchen wollen), wäre vorrangig eben, dieses Muster zu unterbrechen.
Etwas anderes gilt es noch zu Bedenken: Je weniger Rückfälle passieren, desto schneller wird das Verhalten gefestigt. Von daher ist es vielleicht eine Überlegung wert, als erste Amtshandlung zu separieren wenn du bei den Pferden am Misten etc. bist und erst wenn du eigentlich schon fast fertig bist, das Problem zu trainieren und dann allmählich auszudehnen.

... Noch etwas wichtiges fällt mir ein, was mitwirkend sein könnte - Nämlich dass du sie wegen Misten etc. weniger beachtest und sie dann um deine Aufmerksamkeit zu kriegen sich so dumm benimmt. Das ist aber auch relativ gut trainierbar (würde ich dann aber auf jeden Fall soweit möglich zunächst abgetrennt angehen)


edit, noch was anderes... kikopup auf youtube arbeitet mit Hunden stark in die Richtung, da habe ich viele Inspirationen her und es hat unheimlich viel gebracht.