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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Verfasst: Di 12. Feb 2013, 15:08
von Hina_DK
Sanojlea hat geschrieben:(Seidenn vielleicht durch Willen brechen? :?: :roll: aber das will ich jetzt mal aussen vor lassen!.)
Da kann allerdings der Schlüssel bei meinem Großen liegen. Er ist ein äußerst willenstarkes Pferd. Die ganze Zuchtlinie gilt als sehr unkooperativ. Möglicherweise ist da wirklich sehr hart zu Werke gegangen worden. Ich habe ja eben auch immer den Eindruck, es wurde bei ihm nicht mit positiver Verstärkung gearbeitet, sondern vermutlich viel mit Druck. Anders bei seinen Zirkusvorstellungen, die ihm jemand anderes beigebracht haben muss, er war ja ein richtiger Wanderpokal. Da ist er auf einmal ein komplett anderes Pferd, ein richtiger Clown, dem der Schalk durch und durch anzusehen ist. Man merkt ihm den Spaß dabei sehr deutlich an. Es ist so oft, als hätte ich zwei Pferde in einem.

Was unsere Jungpferde betrifft, so sind die auch wirklich in ihrem Wesen ganz verschieden. Ich könnte überhaupt nicht mit allen gleich arbeiten, um ein annähernd gleiches Ergebnis zu erzielen. Alle drei, die beiden zweijährigen und der ältere Jungspund fordern letztendlich komplett verschiedene Herangehensweisen. Sowas finde ich sowieso immer ganz spannend und interessant. Den einen Kleinen könnte ich ohne auch nur die geringste Übung oder Vorbereitung alleine überall hin mitnehmen, den würde nichts aus der Fassung brigen, der würde aber mit Sicherheit jeder Plastiktüte hinterherlaufen und die Leute blustigen. Die kleine Stute würde wahrscheinlich sofort mit sehr aggressivem Verhalten reagieren. Der ältere Jungspund wäre anfangs eher ein wenig unsicher aber durchaus interessiert.

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Verfasst: Di 12. Feb 2013, 15:18
von Sheitana
Ich finde aber gerade so Dinge wie Karnevalsumzüge müssen Pferde gar nicht können.

Ich bin das erste Mal einen Zug mitgeritten da war ich 12 Jahre alt. Mit einem Leihpferd. Damals habe ich das so gemacht "wie es eben gemacht wurde". Mit Sedierung vorher und fertig.
Ich habe aber sehr schnell angefangen, dass ich gesagt habe "so geht es nicht".
Vor Allem auch deshalb, weil ich viele Pferde gesehen habe, die so etwas einfach nicht können. Die sind teilweise das 10. Mal mitgegangen und mussten mega gedröhnt werden, damit sie es überhaupt ruhig mitgehen. Sowas lehne ich grundsätzlich ab.
Ich habe jetzt das Glück Pferde zu haben, die das können. Die damit auch keine Probleme haben, ja sogar Spaß an dem Trubel und der Musik haben.
Dennoch trainiere ich Dinge vorher. Regenschirme, rasselnde Tüten, Luftballons, Musik. Nicht, weil sie da vielleicht Angst vor haben, sondern, damit sie es einfach mal gesehen haben.

Ich finde es gut, Dinge mit Jungpferden ab einem bestimmten Alter auszuprobieren. Aber eben auch nicht auf Teufel komm raus. Wenn ich merke, irgendetwas liegt dem Pferd überhaupt nicht und es ist nicht wirklich wichtig.... Dann macht man einfach andere Dinge. Es gibt ja genug.
Vielleicht kommt das Pferd später damit klar, vielleicht aber auch nie. Und gerade Dinge wie außergewöhnlich viel Trubel oder laute Musik sind ja wirklich Dinge, wo man in der Regel drauf verzichten kann.

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Verfasst: Di 12. Feb 2013, 16:10
von Chasity
@Sanojlea: Komm uns gerne mal in unserem TB besuchen - da gibts auch noch mehr Bilder *lock*

Hab mir deinen Link eben mal durchgelesen... finde das ist alles so negativ formuliert - das finde ich sehr schade :shy:

Meine Maus lässt sich da überhaupt nicht einordnen :roll: Hab ich mir ja schon fast gedacht - sie ist ja auch sonst leicht unnormal...

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Verfasst: Di 12. Feb 2013, 16:53
von SueAnna
Sheitana hat geschrieben:
SueAnna hat geschrieben:Ich finde auch nicht, dass die Pferde dabei abstumpfen :) Ich möchte beim Schrecktraining vor allem erreichen, dass meine Pferde so selbstbewusst werden, sich fremden "Gefahren" zu stellen und sie interessiert zu betrachten. :
Sie dürfen sich fürchten, aber ich möchte, dass sie nicht wegrennen, sondern stehen bleiben, schauen...
Genau das wollte ich damit auch ausdrücken :) Sie sollen sich damit auseinandersetzen und letztlich darauf vertrauen, dass ihnen nix passiert, solange ihr Frauchen dabei ist ;)

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Verfasst: Fr 15. Feb 2013, 00:24
von Biggi
Hina_DK hat geschrieben: Mein Großer macht vieles irgendwie recht mechanisch, hält immer beim Führen pingelig genau Abstand hinter mir, lässt sich präzise wie durch ein unsichtbares Band lenken u.ä. Das hat sicher Vorteile und ist stressfrei aber hat auch ein wenig was "lebloses". Ich weiß leider nicht wie er ausgebildet wurde, sehe da aber sehr viel bei ihm in Richtung Parelli und es macht nicht den Eindruck, dass da auch mit positiver Verstärkung gearbeitet wurde. Er ist nicht komplett uninteressiert, würde aber eben auch nie einer Plastiktüte hinterherlaufen wollen, er würde sie nur mit den Augen fixieren.
Meine Stute reagiert genau wie Reddie. Da ich von ihrer Lebensgeschichte auch nicht viel weiß, kann ich auch nur Vermutungen anstellen. Sie ist im normalen Umgang vollkommen streßfrei zu händeln, geht überall hin, zeigt vor nichts Scheu, wirkt aber dabei immer ein wenig apatisch, oder wie du sagst : mechanisch.

Auf Druck reagiert sie mit Panik oder Einfrieren. Ich habe wirklich Wochen gebraucht, um ihr eine Reaktion auf das Klicker-Leckerlie zu entlocken. Bis heute ist sie da sehr zurückhaltend. Der absolute Ausbot an Frechheit besteht in einm sanften Berühren mit den Nüstern.

Ihr Sohn, der jetzt 4,5 ist, hat ihre Unerschrockenheit mitbekommen. Im Gegensatz zu seiner Mutter will er aber alles Neue inspizieren und berüsseln. Je lauter es stinkt und kracht, umso lieber möchte er dahin. Er war von Anfang an vollkommen gelassen und hat mit 7 Monaten Futtertüten auf seinem Rückeng getragen und zwecks Inspektion runtergezogen und mit Maul und Hufen tracktiert. Aber im Gegensatz zu seiner Mutter ist sein Blick stehts aufgeschlossen und neugirig. Er nimmt an seiner Umwelt teil!

Ich weiß nicht und will es vielleicht auch gar nicht wissen, wie man aus solch neugierigen Lebewesen mechanische Funktionierer macht. Die Höflichkeit und die Distanz muss man sich bei einemaAufgeschlossenen Pferd natürlich erarbeiten. Aber das ist nun wirklich auch kein Hexenwerk.

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Verfasst: Fr 8. Mär 2013, 21:54
von Elli91
Ich hol das hier mal wieder hoch, weil ich keinen extra Thread aufmachen möchte :-D Hoffe das ist ok!

Wie geht ihr denn damit um, wenn es mit eurem Jungspunt mal einen Tag nicht so gut geklappt hat? Hier unsichtbare Geister, dort unaufmerksam, da rüppelig,... nichts dramatisches, aber eben auch kein Sonnenschein, das ganz normale Jungpferdedasein eben.

Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich dann innerlich total "panisch" werde, jetzt etwas total falsch zu machen, falsch zu reagieren und es beschäftigt mich dann den ganzen restlichen Tag, ob sich jetzt vll. schon ein falsches Muster eingeprägt haben könnte, wie ich hätte anders reagieren sollen, was ich zukünftig anders machen muss, wälze meine umfangreiche Bibliothek durch um andere Ansätze zu suchen.... dabei sind Fehler ja normal und passieren einfach und bieten die Chance zu lernen.
Ich gehe jedoch nicht schon mit dem Gedanken ran, dass etwas schief laufen könnte, die "Angst etwas falsches zu machen" Gedanken kommen erst, wenn es schon so weit ist und ich versuche bestmöglich zu reagieren.

Ist der große Perfektionsanspruch eher hinderlich und man sollte den Gedanken "Meinem Jungspunt darf nichts "schlimmes" erleben" eher ablegen und es einfach ignorieren, wenn etwas schief läuft?
Woran merkt ihr, dass etwas langfristig schief läuft?
Interessant ist eben auch, dass es mir vor allem bei meiner jungen Stute so geht, dass ich nichts falsch machen will und dadurch mir wahrscheinlich innerlich zu viel Druck mache.

Meine junge Stute zum Beispiel neigt zum "Parken" bzw. wenn es ihr komplett gegen den Strich läuft, dann dreht sich einfach um, Hals fest machen, abwenden, Adieu. Sehr widersprüchlich ist sie auch schon auf gruselige Dinge einfach "Drauf los" gegangen, straff darauf zu getrabt anstatt wegzurennen. :?
Dieser "Verhaltensmix" macht es mir manchmal auch schwer mich darauf einzustellen, was jetzt gleich kommt.
Dieses "Einfach umdrehen" Verhalten konnte ich während meines 2. Besuches bei der Vorbesitzerin schon einmal beobachten und dachte mir damals schon, dass sie das derartig gekonnt macht, dass das nicht der erste Mal sein kann.

Ich sehe das jetzt nicht sehr dramatisch, da wir inzwischen schon, zum Beispiel durch das Handtarget, ein paar Möglichkeiten haben, trotzdem weiterzukommen und sie insgesamt große Fortschritte macht. Möchte mir einfach mal ein paar andere Gedanken von Jungpferdebesitzern einholen. Aber ich frage mich immer wieder, ob ich doch was ändern muss, bevor sich dieses Muster des "einfach Gehens", wenn ihr etwas nicht passt, verfestigt und habe Bedenken mir langfristig einen "Parker" heranzuziehen.
Wir Clickern auch und machen noch nicht sehr viel "ernstes", aber in solchen Momenten ist der Clicker bzw. Bestärken des richtigen Ansatzes eher egal.

Frage meines Beitrages also: Wie schnell verfestigen sich Verhaltensmuster, gerade bei jungen Pferden?

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Verfasst: Fr 8. Mär 2013, 22:29
von Hina_DK
Ich glaube, es kommt drauf an, was das für Verhaltensmuster sind. Wenn es z.B. Angstmuster sind und sie werden durch die eigene Unsicherheit noch bestätigt, dann verfestigt sich sowas sicher irgendwann. Sind es aber Verhaltensmuster, die eben zur Junfpferdhaftigkeit dazu gehören, dann kann das genauso schnell verschwinden, wie es gekommen ist. Vor einem Jahr noch war ich schier am verzweifeln. Ich hatte ein supersüßes, kuscheliges, sagenhaft geduldiges, aufmerksames, freundliches, nettes Jungpferd gekauft, das mir immer viel Freude gemacht hat.

Und eines Tages hatte ich dann einen Rammbock sondersgleichen, einen Angsthasen und Angeber gleichzeitig, der war total neben der Spur und das nicht etwa kurzzeitig, das wurde immer ausgeprägter. Hengstig ist gar kein Ausdruck dafür, es war schlimmer. Nicht nur ich, auch andere erfahrene Pferdeleute hatten ihre liebe Not, ihn z.B. irgendwie ohne Zwischenfälle von A nach B zu führen, geschweige denn, irgendwas anderes mit ihm zu machen. Ich war mir sicher, dass ich ihm nicht gewachsen bin und wir beschlossen, ihn zu verkaufen. Dann entdeckten wir sein Sarkoid und damit war das Thema vom Tisch. Ich war mir aber sicher, auf dieses Pferd werde ich mich niemals raufsetzen.

Aber irgendwas musste passieren und so beschlossen wir dann doch, ihn auszubilden, obwohl ich mich schon mit tausend Knochenbrüchen sah. Und was soll ich sagen, so wie der Rammbock gekommen ist, so verschwand er auch wieder und ich hatte meinen süßen absolut zuverlässigen Kuschelbären wieder. Ein Traumpferd eigentlich. Klar, auch er hat immer mal Tage, da klappt irgendwas nicht und ich merke, das wird dann auch nichts, wenn wir da weiter rummachen. Ich mach an solchen Tagen mit dem, was wir vor hatten, kurzerhand Schluss, weil es nichts bringt und wir uns so nur noch in eine Sackgasse manövrieren. Wir machen dann einfach Programmänderung, irgendwas, was uns beide entspannt, denn es ist ja nicht immer eindeutig bei wem denn nun die Ursache wirklich liegt.

Ich bin mittlerweile vollkommen davon abgekommen, bei irgendwelchen Problemen daran zu denken, was sein könnte, wenn sich da etwas verfestigt. Das macht den Kopf nicht frei aber einen freien Kopf braucht man, um mit einem Pferd zu arbeiten, sonst wird das nichts. Und ja, ich würde auch Dinge akzeptieren, die ich mir persönlich vielleicht etwas anders vorgestellt habe. Irgendwo hat ja auch jedes Pferd seine Persönlichkeit und je mehr ich versuche, die irgendwie zu verändern, desto problematischer könnte das werden. Das merken wir ja an uns selbst auch, wenn wir jemanden um uns rum haben, der versucht, uns zu "perfektionieren". Den empfinden wir irgendwann nur noch als Nervensäge, auf den man sich einfach nicht mehr freuen kann und wir verfallen in einen automatischen Widerstand, auch wenn gerade mal kein Grund dazu da ist.

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Verfasst: Sa 9. Mär 2013, 07:54
von ehem User
Wie alt ist denn deine Stute?
Und wie lange hast du sie schon?

Ich habe als Jungpferdeunerfahrene auch nach jedem schlechten Tag (als Jährling hat sie diese Dreher auch gemacht :? ) den "Teufel an die Wand" gemalt und gedacht, ich bekomme das nie alleine hin. Aber irgendwann kam dann die Gelassenheit und Zuversicht, dass sich gewisse Dinge mit der Zeit legen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es einfach so ist. Das hat ja nichts mit "dem Problem aus dem Weg gehen" zu tun, aber gerade bei Jungpferden finde ich, muss man nicht alles ausdiskutieren, weil sie Phasen haben, wo sie mit dem, was der Mensch da von ihnen will, nix anfangen können. Auch wenn man schnell in Aktionsmus verfällt, weil man sich sowas nicht anerziehen will, ;) aber manchmal machen Konfrontationssituationen es noch schlimmer. Ich habe dann gewisse Situationen (oder auch Übungen) einfach eine Weile nicht provoziert und es ein paar Tage/Wochen später noch mal probiert. Und meistens - so wie Hina auch schrieb - hatte ich mein altes Pony wieder. :)

Mit der Zeit bekam ich aber auch ein Gefühl dafür, was gerade einfach nur Überforderung ist und was so langsam Routine wird und ich nicht haben möchte. Und was einfach ein Charakterzug ist, den ich ihr lasse und/oder ihn während meinem Beisein "menschenkompatibler" zu trainieren (was durch den Clicker prima geht, ohne dass man das Pferd "verbiegt", finde ich :) ).

Zu deinem Umdreh-Problem.
Wenn du clickerst, hast du schon mal etwas von der Stricktechnik von A. Kurland gehört? Damit kann man Pferde ganz toll aus solchen Situationen "rausholen" und ansprechbar machen.
Kann sie Kopfsenken auf Kommando? Oder mit Stricksignal? Wir haben da in so mancher gruseliger Situation viel gewonnen, weil Malika sie als hochbestärkte Übung oft selbst einsetzt, um sich zu beruhigen. ;)

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Verfasst: Sa 9. Mär 2013, 21:26
von Elli91
Vielen lieben Dank euch beiden!

Ich muss da noch ein wenig gelassener werden und nicht, wie du so schön sagst Malika, den Teufel an die Wand malen. Trotzdem schön für mich zu lesen, wie es bei anderen so verlaufen ist und was ihr dazu denkt; das tut ganz gut sich da auszutauschen!
Zumal die Kleine (wird bald erst 3 und ist seit September da ) ja wirklich eine ganz Liebe ist, heute war zum Beispiel alles super und es gab nichts zu meckern :-D Ich habe uns heute mal beim Ballspielen gefilmt, das war sehr interessant. Mein Clickertiming muss ich noch verbessern. Auf dem Video erkennt man ganz gut, dass ich oftmals noch zu langsam bin, merkt man alleine gar nicht so schnell.

Zur Stricktechnik nach Kurland: Wo kann ich denn da nähere Infos herbekommen? Habt ihr da eine gute Quelle?
Ich habe das Clickertraining Buch von Kurland schon eine ganze Weile, ist also schon bisschen her, dass ich es gelesen habe. Muss ich wohl das Clickerforum nochmal dazu durchsuchen.
Am Kopfsenken auf Strickkommando sind wir gerade dran, dauert aber noch ein bisschen, bis das sitzen wird. Im freien Formen, wenn sie entspannt neben mir läuft, klappt es allerdings schon realtiv gut, da bietet sie mir das immer wieder an.

Noch ein schönes Wochenende :-D

Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Verfasst: Sa 9. Mär 2013, 22:20
von TakeItEasy
Hi Elli, schau dich mal im Clickerforum um. Dort gibts einen extra Thread von Muriel dazu. :)

LG - und schön, mal wieder was von euch zu lesen! ;)