Jungpferde Erfahrungsaustausch

Moderator: Sheitana

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Sheitana
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Sheitana »

Klein Abby hat gestern den Karneval kennen gelernt. Sie geht inzwischen ab und an als Handpferd mit (ich glaube gestern war es das dritte Mal) und gelegentlich machen wir auf dem Platz ein wenig Haltertraining. Sie hatte schon mal eine Trense an und beim Putzen auch mal einen Sattel drauf. Alles in Allem aber nicht mehr als 1-2x die Woche, das Wetter lässt auch gar nicht mehr zu.
Gestern waren wir jedenfalls vor dem Zug im Dorf unterwegs, haben uns fliegende Luftballons, bunte Menschen (man sah richtig, wie sie sich fragte, warum das Menschlein neben ihr plötzlich Fell hat :lol: ) und laute, donnernde Musik aus Lautsprechern angeschaut. Da Mama dabei war hat sie nicht mal mit dem Ohr gezuckt.
Den eigentlichen Zug haben wir uns dann nur mit Georgia und Charmer, die das auch zum ersten Mal gesehen hat angeschaut. Charmer wird dieses Jahr 5, hat diesen Winter einen unheimlichen Schub in Richtung erwachsen gemacht, ist aber auch noch deutlich Jungpferd.
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SueAnna
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von SueAnna »

Das klingt ja gut, Sheitana :) Ich finde es immer super, wenn die Pferde so viele Dinge wie möglich kennenlernen. Meine Pferde schauen z.B. gerade ganz fasziniert meinem Vater beim Holzspälten zu :lol:
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feendrache
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von feendrache »

Charmer fand besonders die Blume (große künstliche Sonnenblume) auf dem Hut einer Miteinstellerin toll, aber ich hab sie nicht probieren lassen
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Hina_DK
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Hina_DK »

Eigentlich ein interessantes Thema, über das ich schon lange nachdenke. Auf der einen Seite finde ich es auch toll, wenn die Pferde viel kennen und damit einfach etwas "abgebrühter" sind und nicht auf alles gleich so heftig reagieren. Auf der anderen Seite habe ich ja so ein Pferd, mit dem man ohne Probleme auf der Autobahn reiten könnte. Der hat mich dann aber zum Nachdenken gebracht, weil ich mich manchmal bei ihm frage, was da überhaupt noch "pferdisch" ist. Die sind früher mit dem überall gewesen. Der kennt Jahrmärkte, Städte, Dörfer, Meer, viele und wenig Menschen, Chaos und Ruhe. Ihm ist aber auf diese Weise im Prinzip jegliche Neugier und Interesse, das Jungpferde ja noch haben, verloren gegangen. Er ist mit 13 Jahren ein absolutes Verlasspferd und ein super Kumpel aber eben auf Umweltreize schon ziemlich abgestumpft. Das hat zwar den Vorteil, dass er als Herdenchef unsere Jungpferde bei aufregenden Dingen immer ganz schnell beruhigt und die auch seit er da ist, einfach lockerer und gelassener sind aber in unseren Jungtieren sehe ich irgendwie immer "mehr Pferd". Da stellt sich mir immer wieder die Frage, ob die wirklich so extrem "tret- und schussfest", wie es Reddi ist, werden sollten. Natürlich geht der Sicherheitsaspekt immer vor, deshalb sollten die Pferde durchaus an Verkehr und Menschen gewöhnt werden. Meine Überlegung ist nur, ist es wirklich vorteilhaft, sie auch an alle möglichen Extreme heranzuführen, sie mit unseren menschlichen Umweltreizen soweit zu überfluten, dass sie im Endeffekt auch irgendwo so wie wir abstumpfen, denn das, was wir an einem Tag heute an Reizen aufnehmen, haben vor 2-300 Jahren die Leute in einem ganzen Jahr nicht erlebt. Oder sehe ich das zu krass? Ich grübel da schon länger drüber. Bevor ich Reddi kennenlernte, habe ich das nämlich auch sehr positiv gesehen. Nun sehe ich das aber nicht mehr ganz so einseitig.
Viele Grüße
Hina

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Sheitana
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Sheitana »

Hmm, ich finde nicht, dass ein Jungpferd abstumpft, wenn es solche Dinge lernt. Ich denke, es kommt auf das "wie" an.

Meine Stute, die ich gestern als erfahrenes Altpferd mithatte ist was das angeht wirklich abgebrüht. Aber deswegen nicht uninteressiert. Im Gegenteil, sie findet bunte Menschen total spannend, würde die gerne abschnuffeln, den Plastiktüten, die die Menschen in der Hand haben rennt sie hinterher, denn schließlich könnte da was interessantes drin sein.
Wenn ich mit ihr zu so einem "Event" gehe - und das ist wirklich nicht oft - dann ist sie keinesfalls ängstlich, aber noch weniger stumpf. Sie nimmt ihre Umwelt interessiert und neugierig wahr, ohne aber dabei Panik oder gar negativ angespannt zu sein.

Ich möchte meine Pferde nicht abstumpfen. Sie sollen ihre Umwelt interessiert und neugierig wahrnehmen und dürfen auch entdecken.
Ich freue mich aber auch immer wieder wenn ich sehe, wieviel mit Vertrauen zum Menschen geht. Und dass das Vertrauen so groß ist, dass sie solchen Dingen ohne Angst oder gar Stress begegnen.
Es gibt da sicher auch solche und solche Charaktere.
Wenn es dem Pferd wirklichen Stress bereitet, die laute Musik etc., dann gehört ein Pferd dort nicht hin. Das sind vielleicht auch die, die dann abstumpfen, vielleicht auch, um dem Trubel zu entkommen? Sich "in sich zurück ziehen", weil es anders kein Entkommen gibt?
Wenn es aber Spaß und Interesse an solchen Dingen zeigt, warum nicht?
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SueAnna
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von SueAnna »

Ich finde auch nicht, dass die Pferde dabei abstumpfen :) Ich möchte beim Schrecktraining vor allem erreichen, dass meine Pferde so selbstbewusst werden, sich fremden "Gefahren" zu stellen und sie interessiert zu betrachten. Und ich glaube, dass das ganz gut klappt. Denn meine Stute will sogar Traktoren mit Hängern nachlaufen, um diese zu untersuchen oder sucht in Autohängern nach etwas Leckerem :lol:
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Sheitana
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Sheitana »

SueAnna hat geschrieben:Ich finde auch nicht, dass die Pferde dabei abstumpfen :) Ich möchte beim Schrecktraining vor allem erreichen, dass meine Pferde so selbstbewusst werden, sich fremden "Gefahren" zu stellen und sie interessiert zu betrachten. :
Ich finde, das ist ein ganz wichtiger Punkt und so haben wir all unsere Pferde "erzogen". Sie dürfen sich fürchten, aber ich möchte, dass sie nicht wegrennen, sondern stehen bleiben, schauen...
Das erzogen deshalb in "", weil wir im Grunde die ersten 2,5 Jahre mit den Lütten ja gar nichts bewusst geübt haben, das entstand alles im Alltag und untereinander. Wir haben 2 sehr souveräne Führpferde, die den Youngsters aber genau das vermittelt haben.
Und zum 2. finde ich es sehr wichtig, dass sie lernen "hey, der Mensch ist toll, der weiß was er tut". Geht natürlich nur, wenn der Mensch entsprechend souverän auftritt und auch wirklich weiß, was er tut... ;)
So haben wir jetzt 2 Jungpferde, die ohne jegliche extra Übungseinheit genauso reagieren.
Ich denke die Abgestumpften bekommen man eher, wenn man zu früh zuviel "Training" einplant, anstatt sie einfach so mit dem normalen Alltag in der Herde aufwachsen zu lassen.
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Chasity
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Chasity »

SueAnna hat geschrieben:
Kandstjarna hat geschrieben: Das Bild mit der Plane ist ja göttlich :lol: .
Hihi danke ;) Und das nennt sich dann Schrecktraining :mrgreen:



Hehe... Schrecktraining der besonderen Art: "Wie kann man die Plane erschrecken??"

Meine Maus, war durch die Matsche-Zeit (kein Koppelgang) etwas unausgelastst und dadurch ziemlich stressig. Habe demnach die letzte Zeit nur longiert und Bodenarbeit gemacht.
Beinchen heben findet sie toll - müsste nur noch so installiert werden, dass sie es nur bei Aufforderung macht. Mausi ist da etwas übereifrig! :ichichich:
Gestern waren sie endlich mal wieder draußen - und siehe da - mein Pferdl war sichtlich entspannter! :dance1:

Heute abend werde ich endlich mal wieder reiten! Freu mich schon!!! :trab:

Und noch ein Winterbild für euch:
Bild
Unser TB Quini - mein buntes Friesenmädchen

Lieblingssmiley :foof: Ihr habt nichts gesehen!
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Hina_DK
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Hina_DK »

Sheitana hat geschrieben:Hmm, ich finde nicht, dass ein Jungpferd abstumpft, wenn es solche Dinge lernt. Ich denke, es kommt auf das "wie" an.
Möglicherweise liegt hier wirklich der Schlüssel im "wie". Mein Großer macht vieles irgendwie recht mechanisch, hält immer beim Führen pingelig genau Abstand hinter mir, lässt sich präzise wie durch ein unsichtbares Band lenken u.ä. Das hat sicher Vorteile und ist stressfrei aber hat auch ein wenig was "lebloses". Ich weiß leider nicht wie er ausgebildet wurde, sehe da aber sehr viel bei ihm in Richtung Parelli und es macht nicht den Eindruck, dass da auch mit positiver Verstärkung gearbeitet wurde. Er ist nicht komplett uninteressiert, würde aber eben auch nie einer Plastiktüte hinterherlaufen wollen, er würde sie nur mit den Augen fixieren.

Wir haben ja hier leider kaum die Gelegenheit, mit den Kleinen irgendwo hinzugehen, wo auch richtig was los ist. Aber es sind immer Kinder auf dem Hof, die auch ausreichend rumtoben, Lärm machen, irgendwas auf der Koppel rumstehen lassen, Ponies verunstalten (die haben denen die Schöpfe abgeschnitten, damit die besser sehen können :( ) und so sind sie letztendlich auch nicht gar so "behütet". Sie sind herrlich neugierig, vor allem, wenn der Nachbar mit dem Traktor rumdüst oder eine Herde Kühe nebenan auf die Weide stellt, wenn Reiter vorbeikommen, jedenfalls irgendwas passiert. Ich hoffe, es bleibt ihnen weitgehend auch so erhalten, nicht ängstlich zu reagieren aber eben auch nicht alles so furchtbar selbstverständlich zu sehen :).
Viele Grüße
Hina

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Sanojlea
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Re: Jungpferde Erfahrungsaustausch

Beitrag von Sanojlea »

:staun: boah ein bunter Friese, die ist ja echt der Knaller! :bounce:

Ich finde deine Überlegungen gut Hina. (Nicht das ihr andern glaubt, ich hätte euch falsch verstanden: Natürlich hat Niemand vorher das Gegenteil behauptet ;) ) Ich habe das so auch noch nie gesehen und mache mir jetzt durch dich angeregt meine eigenen Gedanken dazu, danke!
Wenn ein Pferd tatsächlich eine "Mir alles egal, kenne ich eh schon!" Haltung annimmt, dann finde ich das wirklich traurig. Das ist doch nicht der Wunsch, den ich verspüre, wenn ich von (Ayla als) einem "Verlasspferd" träume :-ü ...
Ich habe auch vor kurzem mal die Äusserung gelesen, oder gehört :?: das solches Verhalten die Folge von Imprinting sein kann- vorsicht, das gebe ich jetzt wieder ohne mich näher damit befasst zu haben.
Ich denke aber, das es garnicht bei jedem Pferd möglich wäre, es soweit gegen Reize "immun" zu machen. (Seidenn vielleicht durch Willen brechen? :?: :roll: aber das will ich jetzt mal aussen vor lassen!.) Vermutlich war dein Pferd von seinem Grundcharakter her ein Typ bei dem das dann so "ausarten" konnte...

Wir sind hier ja im Bereich "Jungpferde" und daher ist das jetzt hoffentlich nicht off Topic:

Ich hab ja, bevor ich hier gelandet bin und bevor ich mein Resümee aus dem gezogen habe, was die Ponys mich die letzten Jahre gelehrt haben, ins "Natural Horsemanship" (Parelli u. ä.) reingeschnuppert.
Dort wird zur eigenen Hilfe, jedes Pferd nach seinem Charakter zu einer von 4 Kategorien "gezählt", manche Pferde sind auch "Mischungen". Gut finde ich dabei das immer wieder betont wird, das es nur eine Hilfe ist um z.B. zu wissen welches Pferd sich eher schnell langweilt, oder welches viele Pausen braucht zum lernen. Es geht NICHT darum sein Pferd in eine Schublade zu stecken oder zu "brandmarken" und die Pferde sollen sich verändern und man soll immer davon ausgehen das jeder Charakter auch die positiven Eigenschaften entwickel kann, die ihm eher nicht zugeschrieben werden (an den negativen arbeitet wohl eher Niemand :lol: ). Natürlich hat eine solche Einteilung auch ihre Macken, aber ich fand sie in manchen Fällen schon hilfreich.
Ich möchte euch das Prinzip mal vorstellen (manche kennen es vielleicht).
Es gibt, wie gesagt vier Gruppen und zwar wird einmal unterschieden, in Pferde die eher mit der rechten Gehirnhälfte (Instinktverhalten, Flucht...) denken und Pferde die eher mit der linken Gehirnhälfte denken (überlegtes Verhalten, erlerntes Verhalten...).
Dann wird nochmal unterschieden in Pferde die eher introvertiert sind, also in sich gezogen und Pferde die eher extrovertiert, nach aussen orientiert sind- besser kann ich es grad nicht beschreiben.
Daraus ergeben sich dann:
1. RBE= Right Brain / Extrovert
2. RBI= Right Brain / Introvert
3. LBI= Left Brain / Introvert
4. LBE= Left Brain / Extrovert
Es gibt ein Profil das man ausfüllen kann um sein Pferd zu bestimmen, aber mich persönlich verwirrt das eher.
Ich komme mit einem Erklärungstext wie diesem:
http://pferdesprache.npage.de/wie-tickt-mein-pferd.html besser klar.

Ich finde das schon ganz intressant, hier ging es jetzt viel darum was man einem Jungpferd zumuten kann und ich finde das ist je nach Charakter sehr unterschiedlich!
"Ich will alles daran setzen und mein Bestes geben, damit diese Pferde in ihrem freundlichen Wesen gut über mich urteilen und damit Harmonie walte, getragen vom Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen."
Reitmeister Nuno Oliveira
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