milli hat geschrieben:macht es dann sinn, ihn nach einem flotten trab direkt grasen zu lassen? wird er dann nicht recht schnell lernen, dass flotter trab belohnt und er versuchen wird, möglichst frühzeitig abzubrechen, um an seine belohnung zu kommen?
Das wird er sicherlich - wenn er nicht weiß, dass du schneller bist. Der Trick dabei ist, es nie-niemals erst soweit kommen zu lassen, dass dein Pferd abbrechen möchte (das ist für mich übrigens eines der wichtigsten Dinge im Umgang mit Pferden überhaupt). Für den Anfang heißt das, ganz winzig kurze Trabsequenzen abzufragen, also ihn eigentlich direkt nach dem Antraben wieder zum Anhalten zu bringen und ihn bitten zu fressen. Je klarer dabei wird, dass du das vorschlägst anstatt einfach nur zulässt, umso besser. Stell dir einfach vor du bist auf der Suche nach Gras und dein einziges Ziel ist es, die besten Büschel für dein Pferd zu finden und ihm als Überraschung zu präsentieren. Wenn man als Mensch wirklich (1) schnell und (2) aktiv im Anbieten der vom Pferd favorisierten Option ist, lernen Pferde meiner Erfahrung nach innerhalb kürzester Zeit, dass sie sich nicht mehr selbst kümmern müssen. Das Ziehen zum Gras verschwindet, ihre Reaktionen auf mich werden immer feiner und ihre Geduld immer größer - wahrscheinlich weil sie sich keine Gedanken darum machen müssen "zu ihrem Recht zu kommen", dafür sorge ich ja schließlich.
Hier mal zwei Videos von einem Pferd, das überhaupt nicht laufen wollte.
So sah es am Anfang aus - es war wirklich körpersprachliche Präzisionsarbeit nötig, um auch nur einzelne Schritte aus dem Pferd rauszukitzeln. Dann haben wir das mit dem Hinrennen zum Gras eingeführt (also Gras gibt es immer sofort fürs Traben, aber eben auch nur genau dann). Schon am ersten Tag, also nach etwa 10 Minuten, war es schwer, das Pferd vom Traben abzuhalten, er hat richtig gegen die Leine gezogen. Lustigerweise wurde, obwohl die Laufmotivation ja aus dem Wunsch zu grasen entstanden war, das Gras für ihn immer weniger relevant und manchmal habe ich ihn gebeten zu grasen und er hat einfach abgelehnt, weil er weiter rennen wollte. Das war zwar einerseits toll und wir haben das ganze Spiel dann aufs Galoppieren übertragen und sind so viel gerannt wie noch nie. Aber die Herausforderung war dann, wieder Ruhe reinzubringen und mehr aufs Anhalten und Grasen als aufs Rennen zu fokussieren. Hier sieht man ihn
schon wieder sehr entspannt, aber Traben stand immer noch hoch im Kurs.
Viel Spaß euch beiden!
